Majorsystem - Twin-System

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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thhi
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Majorsystem - Twin-System

Beitrag von thhi »

Hallo!
Ich habe eine Frage, von der ich nicht wusste, ob ich sie unter Rezensionen, Methoden der Mnemotechnik oder Mnemotechnik für Kinder unterbringen soll.

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit etwas mit den verschiedenen Mnemotechniken. Demnächst fange ich an, eine AG in der Schule meines Sohnes zu leiten, um sie für diese Techniken zu begeistern.
Als ich gesehen habe, dass es ein neues Buch über Mnemotechnik für Kinder gibt ("Denk dich schlau!" von Steffen Bütow), habe ich es mir gleich gekauft. Bei einer seiner Methoden bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll und möchte euch daher um Rat fragen.

Statt des klassischen Majorsystems erläutert er eine überarbeitete Version, die er Twin-System nennt. Er nutzt erstens eine andere, eindeutige Zuordnung von Buchstaben zu Zahlen, die sich nur an der Form der Zahl orientiert (0 - D, 1 - T, 2 - N, 3 - M, 4 - K, 5 - S, 6 - G, 7 - L, 8 - B, 9 - P). Zweitens hat er zu den Wörtern für die zweistelligen Zahlen Bilder gezeichnet, in die die Zahlen eingearbeitet sind, um auch vom Bild leichter zur Zahl zurückzukommen. Daher der Name "Twin-System".

Jetzt meine Fragen:
- Überwiegen eure Meinung die Vorteile des leichteren Einprägens oder ist es eher nachteilig ein anderes System zu verwenden als alle anderen (Computerprogramme zur Umwandlung von Zahlen nach Buchstaben benutzen das Majorsystem, bei Diskussionen wie 1000er-System ist man nicht dabei, da man anders kodiert usw.).
- Das System legt sich auf zweistellige Zahlen fest und benutzt daher auch Begriffe wie "Bademantel" für 80, da dreistellige Zahlen nicht vorkommen. Hierdurch sind die Begriffe sehr bildhaft.
Ist das eher eine Einschränkung, da es nicht auf dreistellige Zahlen erweiterbar ist, oder macht das keinen Unterschied, da zwei Stellen völlig ausreichen, wenn man nicht Weltmeister werden möchte.
- In dem System gibt es keine einstelligen Zahlen (wobei es kein Problem wäre, diese selbst zu erstellen). Kann man auch ohne diese auskommen? Was macht man bei 7-stelligen Telefonnummern?

Für mich wäre es natürlich schade, da ich mir erst das Majorsystem erarbeitet habe. Ich weiss nicht, ob ich beim Unterrichten die beiden Systeme durcheinander bekommen würde.

So, das war es erstmal. Ich bin gespannt auf eure Antworten.

Thomas
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Julian
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Beitrag von Julian »

Willst du kein Weltmeister werden oder einfach nur die Techniken lernen,
um dir im Alltag mit einem 100er besser Informationen einzurpägen, dann
kannst du durchaus das "Twin-System" lernen.

Wie du ja schon selber erkannt hast, hat ein anderes System den großen
Nachteil, dass damit alle Mastersysteme im Brainboard unbrauchbar
werden, sprich, du wirst sehr lange brauchen, um dir selber ein 1000er
zu erstellen.
Ist es das wert? Diese 10 Konsonanten, die man lernen muss?

PS: 0-10 zu lernen, wäre recht hilfreich. ;)
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Hannes
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Beitrag von Hannes »

Hallo,

eine große Schwierigkeit Menschen die Verbilderung von den Zahlen 00-99 nahe zu bringen, ist aus meiner Erfahrung die viel zu kompliziert erscheinende Kodierung.

"Erst muss man irgendwelche Buchstaben kodieren, dann soll man sich Wörter überlegen und die 100 muss man ja dann auch noch auswendig lernen...wie soll man das denn schaffen? Da merkt man sich die Zahlen doch lieber gleich so... "

So oder so ähnlich reagieren die meisten Menschen auf solch ein System. Dennoch wäre es für jeden Menschen sinnvoll ein 100er Mastersystem im Kopf zu haben und Steffen Bütow versucht mit seinem System einfach eine andere intuitivere Methode. Diese soll dem Leser es so einfach wie möglich machen, damit er sehr schnell die Effektivität des Systems erkennt bevor er die Lust verliert.

Ich denke beim Lehren des Systems sollte man das System wählen was am wenigsten Vorarbeit benötigt, damit schnelle Erfolge erzielt werden können. Nur so kann man heute (leider) die meisten Menschen begeistern. Doch zum Glück ist ein 100er System für jeden Normalverbaucher und Schüler vollkommen ausreichend. Daher spielt es keine Rolle wie es letztlich zustande kam, wenn man es im Kopf hat.

Wer sich tatsächlich ernsthaft mit der Materie beschäftigt wird dann trotzdem in der Lage sein das Mastersystem für die Zahlen von 100-999 zu verwenden. Du könntest also auch beides mixen und eben die Zahlen von 00-99 mit dem Twinsystem erlernen.

Auch bei Meisterschaften kann man mit einem zweistelligen System weit kommen. Clemens Mayer (WM 2005, 2006) hatte ein 100er System sogar Wang Feng (WM2010) scheint eines zu verwenden. Für Kinder ist das daher allemal ausreichend.

Für dich selber sollte es kein großes Problem darstellen zwischen beiden Systemen zu wechseln. Ich hatte in meinen Kinderkursen auch sehr lange ein ganz anderes Kartensystem als mein eigenes verwendet und das ging ohne Schwierigkeiten.

Grüße
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Der optimale Weg, das 100er Mastersystem zu lernen ist, sich beim Anwenden der Technik jedes mal neue Zahlenwörter auszudenken. Das klingt ineffizient, weil man ja sonst erst alles auswendiglernt und dann beim Üben nicht mehr nachdenken muss.

Ich denke aber, die erste Methode ist besser. Erstens erreicht man schneller persönliche Erfolge, zweitens ist man flexibler und kann die Bilder an sich selbst anpassen mit direktem Feedback aus einer Disziplin wie Speed numbers. Mag sein, dass die Leistungskurve einen Durchhänger am Anfang hat gegenüber der Leistungskurve mit vorher gelerntem, aber ich kann mir nicht vorstellen dass dieser Unterschied nach ein paar Wochen noch sichtbar ist.

Das System von Bütow halte ich für nicht so gut, weil durch das Verwenden von eindeutigen Buchstabenkombinationen die Mehrzahl der Konsonanten nicht verwendet wird. Dadurch geht Flexibilität bei den Bildern verloren. Dieser Nachteil wird abgemildert durch die angesprochene Darstellung aller zweistelliger Zahlen.

Auch ist es beim "phonetischen" Standardsystem möglich, kompliziertere Wörter zu verwenden ohne sich auf Rechtschreibung zu konzentrieren.

Anfangen würde ich bei Kindern aber mit einem Zehnersystem und Telefonnummern auf einer Lociliste. Dabei werden die Schüler merken, dass sie ab einer gewissen Anzahl von Ziffern durcheinanderkommen, dadurch sind sie, nach anfänglichen Erfolgserlebnissen, motivierter das zweistellige System zu erlernen. Also ein "Aha" Erlebnis in Richtung Ähnlichkeitshemmung, was bei fortgeschrittenem Lernstoff eine riesige Rolle spielt.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Pat
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Beitrag von Pat »

Der optimale Weg, das 100er Mastersystem zu lernen ist, sich beim Anwenden der Technik jedes mal neue Zahlenwörter auszudenken. Das klingt ineffizient, weil man ja sonst erst alles auswendiglernt und dann beim Üben nicht mehr nachdenken muss.
Meine Rede: So habe ich schon aufs 1000er-System, aufs Zweierkartensystem und auch aufs 10000er umgestellt.
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Hannes
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Beitrag von Hannes »

Pat hat geschrieben:
Der optimale Weg, das 100er Mastersystem zu lernen ist, sich beim Anwenden der Technik jedes mal neue Zahlenwörter auszudenken. Das klingt ineffizient, weil man ja sonst erst alles auswendiglernt und dann beim Üben nicht mehr nachdenken muss.
Meine Rede: So habe ich schon aufs 1000er-System, aufs Zweierkartensystem und auch aufs 10000er umgestellt.
Mag sein, dass das für einige Leute gut funktioniert aber verallgemeinern kann man das aus meiner Sicht nicht. Ich glaube fürs 100er und auch 1000er System kann mans auch getrost erst bauen und "auswendig lernen". Ist wahrscheinlich für jeden individuell was einem eher liegt.
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Julian
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Beitrag von Julian »

Bei einem 100er funktioniert es natürlich problemlos, beim 1000er
größtenteils auch. Bei einem 10000er aber gibt es bei einigen Kombinationen
schon Probleme, diese sollte man auf jeden Fall auswendig lernen.
Pat
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Beitrag von Pat »

Kommt aufs System an.
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Hannes
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Beitrag von Hannes »

:lol: Ich würds genau andersrum machen...nen 10000er erst auswendig lernen würde mir schwer fallen von der Motivation her...dann lieber ein guter Code und "on the fly" so wie Simon.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Mit zunehmenden Stellen dauert es zunehmen länger, sie auswendig zu lernen.

Aber: Für einen Wettbewerbsgebrauch sollte man alle Bilder parat haben. Es ist also eher möglich, die ganzen Bilder auswendig zu lernen, anstatt on the fly zu arbeiten, weil man in der Übungszeit eventuell nicht alle Bilder mindestens ein oder zwei mal angewendet hat (also mindestens 20000 Bilder, eher deutlich mehr um die Abdeckung zu erreichen).

Aber wer höhere Systeme lernt, der hat andere Ziele und ist bereits ein Meister des Majorsystems.... Wenn ein Anfänger gleich das Tausendersystem lernen will, dann vergeudet er Zeit und Energie, denke ich.
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Julian
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Beitrag von Julian »

DocTiger hat geschrieben:Wenn ein Anfänger gleich das Tausendersystem lernen will,
dann vergeudet er Zeit und Energie, denke ich.
Zeit und Energie vergeudet man, wenn man zu lange
mit dem 100er trainiert. Warum nicht gleich das 1000er
lernen?
Vorrausgesetzt, dass man die Kodierung sehr gut beherrscht und bereits
Erfahrung beim Einprägen hat.
Pat
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Beitrag von Pat »

Es ist also eher möglich, die ganzen Bilder auswendig zu lernen, anstatt on the fly zu arbeiten, weil man in der Übungszeit eventuell nicht alle Bilder mindestens ein oder zwei mal angewendet hat (also mindestens 20000 Bilder, eher deutlich mehr um die Abdeckung zu erreichen).
Wo hastn das gelesen? :)
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