Garderobenmethode

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


Moderatoren: Hannes, Boris

Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Pat hat geschrieben:es sollte doch schon im Kontext wegen der anderen Beispiele (Alphabet, Zahlen, Worte im Satz) klar gewesen sein.
o.k.
Deshalb sollte man das Prinzip entweder besser als "Reihenmethode" oder als "Prinzip der Reihung" bezeichnen (andere abstrakte Vorschläge sind gerne willkommen) oder das Prinzip selbst "Ortmethode" nennen und dabei den Begriff des Ortes abstrahieren, so dass sowohl ein Buchstabe als auch eine Zahl oder ein Wort ein "Ort" sein kann. Nennen könnte man es dann "Ortmethode im weiteren Sinn".
Das sind immer schwierige Entscheidungen. Ich habe damals tatsächlich überlegt, "Ortsmethode" zu nehmen, und zwar mit Hinblick auf das griechische topos, das ja vornehmlich nicht den konkret anschaulichen OIrt als vielmehr den gedanklichen Anknüpfungspunkt meint. Jedoch sind wir keine "Griechen" und die Sache würde damit erst recht missverständlich. Der Begriff Garderobenmethode verlangt nur, dass man ausgehend von der konkret anschaulichen Garderobe einen allgemeinen Begriff einsieht. Am Ende ist dann die Garderobe (gleich welche) eine Eselsbrücke, um sich diesen Begriff zu merken.
Zuletzt geändert von Ulrich Voigt am Sa 12. Nov 2011, 12:41, insgesamt 1-mal geändert.
Pat
Superbrain
Beiträge: 780
Registriert: Mo 04. Apr 2005, 14:36

Beitrag von Pat »

Ob man bei "Ort" den Leuten nicht trotzdem vermitteln könnte, dass ein Ort auf etwas Abstraktes sein kann ... Es gibt ja auch "Orte in Gedanken" etc... Auch bei ihrer Häusermethode zeigt sich ja ein großer Vorteil darin, dass die Personen eine "innere Reihenfolge" haben, die sie frei in ihrer externen Reihung macht.

Aber ihre Entscheidung steht, und auch wenn ich sie nicht teile, ist sie sicher nicht die Schlechteste.

Nich weiterhin viel Erfolg bei ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit (auch wenn sie sich gegenwärtig wohl eher in "sicherem Abstand" zur Mnemotechnik bewegt).

Übrigens: Haben Sie eigentlich für solche Veröffentlichungen ihr Einverständnis gegeben?

http://www.scribd.com/doc/24497693/The- ... non-Method

Naja, wahrscheinlich schon, ist ja von µBx, einem aus dem Forum.

Grüße

Simon Reinhard
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Pat hat geschrieben:Aber ihre Entscheidung steht, und auch wenn ich sie nicht teile, ist sie sicher nicht die Schlechteste.
Danke!
Pat hat geschrieben:"sicherer Abstand zur Mnemotechnik"
Noch dieses Jahr werde ich mit der angekündigten Theorie der Mnemotechnik chines. Schriftzeichen heraus ("Meine chines. Brücken"), und zwar wahrscheinlich einfach als freier download auf www.likanas.de. Es sind eigentlich nur noch ein paar technische Dinge zu klären. Z.B. weiß ich immer noch nicht, wie sich Siegelschrift und / oder Knochenschrift per PC schreiben lassen.
Pat hat geschrieben:Übrigens: Haben Sie eigentlich für solche Veröffentlichungen ihr Einverständnis gegeben?

http://www.scribd.com/doc/24497693/The- ... non-Method
Nein, mir war die Seite nicht einmal bekannt. Ich weiß auch nicht, wer das geschrieben hat. Da die MikeMechtnon Methode aber längst veröffentlicht ist, sollte ich gewiss einverstanden sein.
einauge
Stammgast
Beiträge: 71
Registriert: Mi 20. Dez 2006, 0:41

Beitrag von einauge »

..ich sehe den Schatten...
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

einauge hat geschrieben:diese fonts sind bekannt?
Ja, schon. Für meine Zwecke bin ich damit (noch) nicht klargekommen. Vielen Dank aber!
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Z.B. weiß ich immer noch nicht, wie sich Siegelschrift und / oder Knochenschrift per PC schreiben lassen.
Die einfachste Methode ist die, die Sinologen früher regelmäßig angewandt haben: Die Zeichen mit der Hand schreiben, abschreiben oder abpausen. Das ist auch legal. Durchpausen, einscannen, das Bild ausschneiden, ins Dokument einfügen.

Oder vom Buch einscannen und den Verlag vorher um Erlaubnis anschreiben.
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Solche Zeichen einzuscannen ohne Erlaubnis wäre eventuell nicht legal aber fast unmöglich zu verfolgen da die Auflösung so gering ist.
http://unicode.org/roadmaps/tip/. Es wäre auch nicht schwierig die Zeichen per Maus zu malen.

Siegelschrift residiert auch in der Tertiary Ideographic Plane des Unicodestandards, man könnte sie theoretisch auf Webseiten benutzen. Der Haken an der Sache ist eher, eine entsprechende Schriftartdatei zu finden, welche diese unterstützt.

Also von meiner Seite aus würde ich empfehlen, ein Verzeichnis mit den Bildern anzulegen, sie einigermaßen geschickt benennen und entsprechend einzufügen.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Klaus Horsten hat geschrieben:den Verlag vorher um Erlaubnis anschreiben
Nochmals: Zuerst Verlag fragen, dann einscannen.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Garderobenmethode / Loci-Methode

In Esels Welt habe ich versucht, die mnemotechnischen Methoden möglichst vollständig zu erfassen und zu klassifizieren, was ein paar neue Bezeichnungen erforderte, namentlich Garderoben-, Klumpen- und Scheinklumpenmethode.
Die Methoden, die ich dort definiere, sind ausnahmslos idealtypisch gemeint. In der Wirklichkeit, d.h. in der Praxis von Mnemotechnikern und Gedächtnissportlern, mischen sich die Dinge.
Auf den Begriff "loci-Methode" habe ich in Esels Welt verzichtet, und zwar deshalb, weil dieser Begriff meines Erachtens keine Methode bezeichnet, sondern eine Mehrzahl von Methoden, die nur eben gemeinsam haben, dass sie sich irgendwie auf "loci" beziehen. Jede mnemotechnische Methode lässt sich auch als loci-Methode handhaben. Ich habe daraus in Esels Welt das Kapitel 7 ("Esels Örter") gemacht.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Garderobenmethode: eigentliche Garderobenmethode oder Routenmethode

Meines Wissens benutzte zuerst Gunther Karsten die Begriffe "Route" und "Routenpunkt", nämlich in Erfolgsgedächtnis. Wie Sie sich Zahlen, Namen, Fakten, Vokabeln einfach besser merken (2002). Er benötigte sie, um die Loci-Methode zu erklären (S. 111 ff.): "Routenpunkt" ist ein anderes Wort für "Locus" ("Gedächtnisort"), "Route" eine andere Bezeichnung für "Sequenz von Gedächtnisörtern". In der Folge hat es sich teilweise eingebürgert, "Routenmethode" statt "Loci-Methode" zu sagen.

Nach meiner Terminologie handelt es sich bei der hier beschriebenen Methode um eine Garderobenmethode, denn die einzelnen loci sind die Haken, an denen die Gedächtnisinhalte einzeln aufgehängt werden. Jedoch lohnt es sich, einen Unterschied zu machen und "Garderobenmethode" zu differenzieren in "eigentliche Garderobenmethode" und "Routenmethode".

Gemeinsam ist beiden Methoden, dass die Informationen einzeln an Haken gehängt werden und dass die Haken eine klare Sequenz bilden. Sie unterscheiden sich aber in der Art und Weise, nach der die Haken aufgesucht werden. Die Routenmethode verlangt, dass die Sequenz abgelaufen wird. Die eigentliche Garderobenmethode verlangt, dass der jeweilige Haken direkt aufgesucht wird.

Zwar könnte das Garderobenfräulein (die Garderobiere), um den Mantel vom Haken Nr. 317 zu holen, bei Haken 1 anfangen und bis zur Nr. 317 hinlaufen, sie wird aber gut beraten sein, einen schnelleren Weg zu wissen. Sie wird z.B. - je nach Beschaffenheit der Garderobe - direkt zur 301 gehen und von dort aus zur 317 hinspähen, hinspringen.
Dass eine lange Route, sofern sie nur eben Route ist, das Suchen ungemütlich macht, ist Karsten natürlich bewusst. Unter der Überschrift "Durchnummerieren" schreibt er:
"Um eine gewisse Ordnung in seine Route zu bringen, sollten die RP durchnummeriert werden; ferner sollten Routenbereiche durch runde RP-Nummern abgeschlossen werden." (S. 118).
Er ermöglicht damit in Etwa das Verfahren des Garderobenfräuleins, nur dass am Schluss das Hinspähen und Hinspringen durch das Ablaufen einer kurzen Sequenz von RP ersetzt werden muss.
Karsten beschreibt eine reale Methode und versucht nicht wie ich idealtypisch zu definieren. Natürlich: In der Praxis wird man die Route wie beschrieben in Richtung einer eigentlichen Garderobe formen. Auch dies ist eine alte Praxis, denn aus römischer Zeit ist der Ratschlag überliefert, bei jedem fünften und an jedem zehnten Ort (dann natürlich auch an jedem fünfzigsten und jedem hundertsten Ort usw.) ein besonderes Merkmal zu installieren. Es ist aber keine Technik überliefert, wie man die durch 5 oder 10 usw. teilbaren RP auffindet. Implizit ist angedeutet, dass man sich Teilrouten merken soll, also z.B. die Routenpunkte 5, 10, 15, 20 usw., 10, 20, 30 usw., 50, 100, 150 usw., 100, 200, 300 usw. usw. , die man dann aber jeweils durchlaufen müsste.
Die eigentliche Garderobenmethode begegnet uns in den "klassischen" Quellen nur als topologische Methode. Ordnet man die Routenpunkte geometrisch, so lässt sich eine bestimmte Zahl direkt bestimmen. Dazu "Topologische Ordnung" in Esels Welt S. 218 ff. Diese Lösung lässt sich nur auf imaginäre Routen gut anwenden. Möchte man reale Örter heranziehen, um zugleich die Vorteile der eigentlichen Garderobenmethode zu genießen, so müsste man z.B. mittele major System phonetisch ordnen (Esels Welt S. 218 ff. ). Insofern ist die eigentliche Garderobenmethode im Gegensatz zur Routenmethode eine moderne Methode.
Zuletzt geändert von Ulrich Voigt am Sa 05. Mär 2011, 0:34, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Definitionen / Beschreibungen

Definitionen beziehen sich immer auf idealtypische Sachverhalte. Dadurch unterscheiden sie sich von Beschreibungen.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:"Garderobe"
In David M. Roth, Roth MemoryCourse, New York 1918, p. 44:

"When you Step into a hotel and hand your hat to the boy in the checkroom you know you will get it when you call for it. It is not tossed into a corner, but hung on a numbered hook. The boy is systematic in his work.
You can do the same thing with a thought. Put in on a hook, - a mental hook; file it into a mental pigeonhole. In other words, you associate the thought with one of your code words."

Zwar benutzt Roth keinen übergreifenden Begriff außer "a series of hooks = a series of pigeonholes", er impliziert aber "wardrobe". Ohne Zweifel entspricht die Bezeichnung "Garderobenmethode" sehr genau seinen Vorstellungen.
Antworten