Mnemotechnik

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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Ulrich Voigt
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Mnemotechnik

Beitrag von Ulrich Voigt »

Meines Erachtens gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen einer Mnemotechnik, die dazu verhilft, daß ich schnell etwas weiß (und entsprechend schnell wieder vergesse) und einer Mnemotechnik, die auf definitives Wissen abzielt.

Wenn ich mir so anschaue, was als Mnemotechnik heutzutage lebendig ist, so kann ich mich des Eindrucks schwer erwehren, daß "short term mnemonics" in, "long term mnemonics" dagegen out ist.

Historisch verhält es sich etwas anders, da gilt der Versuch, dauerhaft zu verankern, eher als Kern der Sache.

Die weit verbreitete Ansicht zeitgenössischer Historiker, Mnemotechnik sei insgesamt eigentlich tot und ausgestorben und auf keinen Fall mehr ernstzunehmen, bezieht sich vielleicht gerade auf den Eindruck, daß die Mnemotechnik des Dauerhaften verschwunden sei.

Ich für meine Person wiederum beschäftige mich ausschließlich mit letzterem und versuche also, das allgemeine Vorurteil der Akademiker in Frage zu stellen . Auf dem wwbc Forum habe ich dazu in letzter Zeit so einiges geschrieben ( Ulrich Voigt = mnempi).

Jetzt kommt meine Frage:

Ob es (außer mir) noch andere Mnemotechniker gibt, die sich ernsthaft mit der Konstruktin von Gedächtnissystemen zum dauerhaften Erlernen irgendwelcher Sachkomplexe beschäftigen?

Oder bin ich etwa der einzige Überlebende längst vergangener Vergangenheiten?

Ulrich Voigt
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Jens_Plasger
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Frage und Kommentare

Beitrag von Jens_Plasger »

Hallo Herr Voigt,
ich persönlich denke, es hängt von der persönlichen Zielsetzung ab, die jemand bei Anwendung (und auch bei Einsatz des Umfangs an "Denkarbeit" zu Konstruktion von mnemotechnischen Systemen) zur Entfaltung kommen lässt.

Will ich mir Dinge nur kurzfristig (Einkaufslisten) merken, so macht grosser Aufwand eher weniger Sinn.

Will ich mir Dinge mittelfristig (Redepunktlisten) merken, so sollte auch ein mittelfristiger Aufwand dahinterstecken.

Will ich mir Dinge langfristig (das Sonnensystem, medizinische Krankheiten, die Zahl Pi) merken, so ist der Aufwand sicherlich von vornherein als grösser anzusetzen.

Die Frage, die mir nun vor Augen schwebt, wäre die, ob es nicht allgemeingültig als langfristig zu verankerndes Wissen gibt, für den
a - der Aufwand sich lohnt, über kompliziertere Systeme nachzudenken
b- das Interesse der Allgemeinheit vielleicht ein grösseres ist

Könnte man nicht einmal am Rande vielleicht auch darüber nachdenken, "Allgemeinwissen" auch einmal auf mnemotechnischen Wegen (und zwar unterschiedlichen) darzubieten.

Allgemeinwissen deshalb, weil jeder hier aufgrund von Vorerfahrungen persönliche Anknüpfungspunkte hat, eine Motivation hat das zu lernen und wenn er auf dem Wege Allgemeinwissen + Mnemotechnik = langfristiges Lernen + persönlichen Nutzen nicht zu einer Ungleichung gelangt auch das Interesse nicht verliert?

Man kann das Allgemeinwissen ja auch leicht zu Spezialwissen ausweiten, nur irgendwo muss man anfangen, vielleicht auch so anfangen, dass die Allgemeinheit etwas davon hat, mit Begriffen hantiert, die ihr vertraut sind und so stufenweise zu höherem gelangt.

Wenn Schüler in der 5. Klasse alle Bundesländer samt Hauptstädten wüssten (um nur einmal ein simples Gebiet auf einer simplen Lernstufe zu nennen), beim Lernen noch Spass hätten...

Wenn Gymnasiasten dann alle Länder der Erde samt Hauptstädten wüssten (schon ein komplizierteres Gebiet), beim Lernen noch Spass hätten.....

Wenn Studenten/Erwachsene, die als Gymnasiasten/Schüler einmal Bundesländer oder Länder der Erde wussten, dann habe Sie vielleicht auch den Schritt leichter, sich stufenweise und systematisch höheres Wissen anzueignen, dass dann je nach Trainingsgrad und Motivation auf Meisterschaften oder aber im privaten Kreise genossen werden könnte.

Ich denke langfristige Systeme brauchen:
- einen konkreten Nutzen und Anwendbarkeit (seien es persönliche Ambitionen oder Sportcharakter oder Interesse)
- viel Arbeit (sich ein systematisches "Mnemonetz" zu erarbeiten, dass den persönlichen Vorerfahrungen entspricht und gleichsam lang konserviert werden kann

Beides - lang- und kurzfristig systematisch erarbeitetes Wissen, hat - so denke ich - seine Berechtigung.

Ich finde langfristig abrufbare System, die man kunstvoll ausfeilt, sehr erstrebenswert (dort wo der Aufwand den Nutzen rechtfertigt), ich finde kurzfristig memoriert und dann auch vergessene System ebenso nützlich (wenn es sich gar nicht lohnt, zu hohen Aufwand zu betreiben).

Mich würde einmal interessieren, welche Wissensgebiete man als langfristig zu verankern und auch nützlich sehen könnte. Und ob man beim Erarbeiten eines langfristig abruf- und einprägbaren Systems für unterschiedliche Gebiete vielleicht einen gemeinsamen Nenner finden könnte.

Schöne Grüsse
Jens Plasger
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Hallo Herr Plasger!

Sie haben natürlich vollkommen recht, denn in der Tat hat alles seine Berechtigung, das Kurzfristige, das Mittelfristige und das Dauerhafte, das Einfache und das Komplexe. Ich bin weit davon entfernt, irgendein Interesse geringzuschätzen.

Mein persönliches Interesse allerdings zielt auf das Schwierige. Ich denke, es gibt insgesamt gar nicht so sehr viele Gebiete, die überhaupt mnemotechnisch erschlossen sind. Und ich denke, daß eben in der Eroberung neuer Gebiete erst neue Methoden entstehen und sich erweisen, d.h. Fortschritt entsteht.

Wenn man mich fragt, wo eigentlich die Zukunft der Mnemotechnik für eine größere Allgemeinheit liegen könnte, dann meine ich, daß es die Sprachen sind, die man vor allem ins Auge fassen sollte.
Nicht etwa, daß ich so naiv wäre zu glauben, man könne eine Sprache mnemotechnisch erlernen, nein das wäre eine gar zu kindliche Hoffnung. Aber ich denke, daß das Vokabular und die Grammatik Themen sind, bei denen unsere Kunst viel ausmachen kann.
Ich denke vor allem an Johannes Buno mit seinem vorzüglichen Ansatz, lateinische Vokabeln mit grammatischen Informationen versehen "vergnüglich" zu machen. Ich habe mich aber hier ganz und gar auf das Chinesische geworfen, das, wie ich finde, Mnemotechnik geradezu herausfordert.

Ulrich Voigt
daywalker
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Beitrag von daywalker »

Hallo,
ich melde mich jetzt mal als Praktiker zu Wort. Ich bin 16 und Schüler eines Gymnasiums derzeit in der 10. Klasse. Für mich ist es sehr wichtig Lernstoff langfristig zu speichern. Da gibt es unendlich viele Beispiele: Vokabeln, Bundesländer (wie schon gesagt), Englische und französische Grammatik, Formeln usw.

Das heißt mir bringt es nichts Lernstoff kurzfristig zu speichern. Am besten wäre es, wenn ich es mein ganzes Leben lang speichern könnte. Das ist nämlich auch mein Problem, wenn ich eins habe, in der Schule: DAS VERGESSEN. Natürlich muss man auch verstehen können usw. aber ich finde das Vergessen ist schon ein großes Problem. Wenn ich mir mal überlege wie ich früher Vokabeln gelernt habe. Damals kannte ich nur eine Methode, nämlich durchlesen behalten und gegebenenfalls einen Vokabeltest schreiben. Nach einigen Wochen hatte ich 90% der Vokabeln vergessen. Das mit dem lernen und durchlesen hat übrigens nur deshalb so gut geklappt, weil ich glaube ich eine sehr gutes Kurzzeitgedächtnis habe. Gerade heute habe ich wieder festgestellt: Ich kann mir ohne spezielle Techniken 12 Wörter merken. Normalerweise sagt man doch 7 +-2 fürs Kurzeitgedächtnis oder? Nun gut, das Problem heute muss ich alle Vokabeln nochmal lernen wie ich das am besten anstelle weiß ich bis heute nicht. Ich hoffe das ich hier Hilfe erhalte.
Wenn ich mir jetzt noch einmal überlege was ich eigentlich für die Schule machen müsste. Dann besteht 99% darin vergessenes wieder ins Gedächtnis zu hämmern auf das ich es dann in 2 Jahren wieder vergesse :-( Das kanns einfach nicht sein! Wiederholen ist das erste an was man denkt. Gut kann man machen. Aber gibt es nicht auch eine Möglichkeit etwas gleich besser von Anfang an zu behalten? Kann mir in diesem Zusammenhang die Mnemotechnik helfen oder bin ich da auf dem falschen Tripp? Für andere Methoden bin ich natürlich auch offen...ich bin für alles offen solange es nicht meinen Verstand ankratzt.
Achja, wenn Mnemotechnik für die Allgemeinheit Sinn haben soll dann liegt er im langfristigen Behalten von sinnvollen Dingen und sollte schon zur Schulzeit erlernt werden. Mir bringt es nichts Karten oder Zahlen zu merken...

P.S.: Wenn ich von Anfang an die richtige Technik gehabt hätte um Daten, Vokabeln usw. zu lernen hätte ich heute mehr Zeit mich mit anderen Dingen zu beschäftigen ODER neue Dinge zu lernen! Dazu habe ich eigentlich nie Zeit weil ich mit dem wiederholen nicht hinterherkomme! Ich finde daran sollte man etwas ändern
daywalker
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Beitrag von daywalker »

Ein hatte ich noch vergessen. Was ist wwpc? Könnten Sie mir vielleicht die URL nennen? Danke

@Dr. Ulrich Voigt: Ihr Buch ist mir zu teuer ;-)
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Boris
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Beitrag von Boris »

Hi Marco,

ich fange mal hinten an:

Das WWBC ist eine englischsprachige Yahoo-Mailinglist.
http://groups.yahoo.com/group/wwbc

Langzeit-Merken:
Wenn du dir Daten oder Vokabeln mit Mnemotechniken merkst, gibt es folgenden Rhytmus fürs Wiederholen. Ich weiß nicht mehr woher, aber in einem älteren Buch stand das glaub ich:

1. Wiederholung: nach 2 Stunden
2. Wiederholung: am nächsten Tag
3. Wiederholung: nach einer Woche
4. Wiederholung: nach einem Monat

Wenn man das Wissen nicht benutzt, sollte man es danach alle paar Wochen wiederholen.
Wiederholen ist hierbei auch nicht mit neulernen gleichgesetzt, da man das meiste ja noch wissen sollte. Daher ist der Zeitaufwand auch deutlich geringer.


Wenn ich an meine alten Englisch- und Lateinvokabeltests zurückdenke - man was hätte ich mich doch eher mit dem Thema beschäftigt :lol:
daywalker
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Beitrag von daywalker »

erstmal danke Boris für deine Antwort. Du hast aber leider nur beschrieben wie man richtig wiederholt. Was ich nicht ganz verstehe ist: Wie kann ich mit Mnemotechniken Vokabeln und Formeln lernen???
Die meisten Mnemotechniken sind doch nur für Zahlen oder Historische Daten usw. gedacht. Ich finde wirklich das die anwendbarkeit von Mnemotechniken für sinnvolle Dinge manchmal wirklich zu wünschen übrig läßt. Vielleicht ist das auch der Grund dafür das sie so unbekannt sind bzw. ich weiß nicht von was ich spreche und hab keine Ahnung?!


P.S.: Marco...hmm ich hätte nichts dagegen wenn ich wirklich so heißen würde...aber ich heiße anders. MaCRoX ist eine Art Cybername wenn man es mal so deuten will. Ist aber nicht so schlimm wenn man mich Marco nennt, bin das gewohnt :-D
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Boris
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Beitrag von Boris »

Mit deineM Namen; Sorry :oops:


Zu Vokabeln:
Du guckst nach Worten, die dir bekannt sind un ähnlich klingen.

z.B.
habitacion - haben und Taxi

Bild dazu:
Ich habe ein Taxi und damit fahre ich zu meinem ZIMMER (die Übersetzung des spanischen Wortes habitacion) zurück.

Im Buch "Erfolgsgedächtnis" von Gunther Karsten, welches ich dir empfehlen kann, gibt es ein Kapitel "Vokabeln lernen mit Tempo und Spaß" in dem das ausführlich und gut beschrieben ist.

Das Buch kostet zwar auch Geld, ich finde es aber nicht zu teuer sondern sehr gut ;) Und mit Geduld und ebay sowie amazon kriegst es evtl. sogar günstiger.

Noch ein Beispiel:
bataro - bar bezahle ich die Raten, denn dann gibt es Rabatt und es ist BILLIGER.

Das klappt echt! ;)
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Öffentlicher Vortrag (mit anschließender Diskussion) von am 17.9.03 in Hamburg zum Thema "Was ist Mnemotechnik? Gedächtniskunst heute"

"http://www.desy.de/fortbildung/vortraege/voigt.htm

Eintritt frei!

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isegrim
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Beitrag von isegrim »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Öffentlicher Vortrag (mit anschließender Diskussion) von am 17.9.03 in Hamburg zum Thema "Was ist Mnemotechnik? Gedächtniskunst heute"

"http://www.desy.de/fortbildung/vortraege/voigt.htm

Eintritt frei!

Ulrich Voigt
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Schade, dass Hamburg für mich so weit weg vom Schuss ist :cry: Ich wäre sonst bestimmt gekommen. Wird das Manuskript nach dem Vortrag verfügbar sein?
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Hallo Isegrim,

das mit dem Manuskript wird schwierig, da es keins gibt.

Ulrich Voigt
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Ulrich Voigt
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Re: Mnemotechnik

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Meines Erachtens gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen einer Mnemotechnik, die dazu verhilft, daß ich schnell etwas weiß (und entsprechend schnell wieder vergesse) und einer Mnemotechnik, die auf definitives Wissen abzielt.

Ulrich Voigt
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Dann gibt es einen gravierenden Unterschied zwischen elementarer Technik und elaborierter Technik. Die elementare Technik zielt darauf, einfache und isolierte Tatsachen zu verankern, Telephonnummern, Gesichter, Namen Preise, die Einwohnerzahl von Städten usw. Die elaborierte Technik zielt darauf, einen Komplex von Informationen zu verankern, das Bürgerliche Gesetzbuch, die Bibel, das italienische Vokabular, die französische Grammatik, die Osterkalender, Differentialgleichungen usw.
Der Unterschied liegt nicht nur darin, daß hier jeweils kompetentes Sachverständnis gefordert ist, sondern auch darin, daß es in keinem Fall möglich ist, mit fertiger Technik durchzukommen. Vielmehr erfordert das Objekt die Entwicklung neuer Methoden.
Im 19. Jahrhundert fiel irgendwann so etwas wie die Entscheidung, elaborierte Technik hintanzustellen. Man hatte den Glauben an ein anspruchsvolles Publikum, das bereit und fähig wäre, sich auf schwierigere Dinge einzulassen, weitgehend verloren. Im 20. Jahrhundert findet man dann fast nur noch elementare Dinge. Großenteils verschwand sogar die Erinnerung daran, daß es jemals etwas anderes gegen hatte als Elementartechnik.
Also: Wenn man "heute" Mnemotechnik lernt, dann lernt man bestimmte Methoden und schaut dann, wie und wo man mit ihnen Erfolg haben kann. Die Methoden bestimmen die Anwendungen. Und obwohl das soweit sinnvoll ist, bin ich damit doch nicht zufrieden.

Meine Botschaft: Zu neuen Ufern aufzubrechen; sich großen Aufgaben zu stellen, Aufgaben, deren Bewältigung mit den elementaren Techniken nicht so leicht möglich ist.

Und warum soll man das tun? Weil Stagnation ungesund ist. Und weil es Themen gibt, die uns Mnemotechniker laut herausfordern.
daywalker
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Beitrag von daywalker »

Und obwohl das soweit sinnvoll ist, bin ich damit doch nicht zufrieden.
Mich auch. Aber wer soll denn bitteschön neue Methoden und den Horizont der Mnemotechnik allgemein vergrößern. Meines Erachtens fällt das in das Arbeitsgebiet von Psychologen und Pädagogen, insbesondere derer die Grundlagenforschung betreiben.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Aber wer soll denn [...] den Horizont der Mnemotechnik allgemein vergrößern?
Klare Frage - klare Antwort: Wir Mnemnotechniker selbst natürlich - oder eben niemand!
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Flauwy
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Beitrag von Flauwy »

Aber wer soll denn [...] den Horizont der Mnemotechnik allgemein vergrößern?
Ich habe mir mit meiner Gedächtnis-Gruppe, mit der ich mich einmal die Woche für zwei Stunden treffe, schon mehrere neue Techniken überlegt zum speichern von komplexen Themengebieten, wie Die Länder der Erde, inklusive Provinzen, Bundesstaaten und Bundesländern und Hauptstädten. Ich gebe zu das wir nicht mal Ansatzweise fertiggeworden sind. Dennoch konnten wir nützlich Erkenntnisse daraus ziehen, wie man umfangreiche Thematiken mit Hilfe von veränderten, gemischten und neuen Techniken in Team-Work erarbeitet. Ich bin sicher das wir in Zukunft die eine oder Andere Technik entwickeln werden und kann in diesem Sinne Herrn Voigt nur zustimmen. Wer sonst, außer wir Mnemoniker sollte neue (oder alte vergessene) Möglichkeiten der Gedächtniskunst heraus arbeiten? Psychologen und Pädagogen beschäftigen sich doch zum größten Teil gerade mal Oberflächlich mit Mnemotechnik, oder nur unter bestimmten Blickwinkeln. Die Herausarbeitung effizienter neuer Möglichkeiten liegt in den Händen derer, die sich täglich damit beschäftigen. In Unseren :!:
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Julius Jellinek
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Beitrag von Julius Jellinek »

Auch ich bin in dieser Gruppe und möchte gerne ein paar Tips geben. Zum einen ist die SEM³ eine Technik (Power Brain von Tony Buzan), die zum längerfristigen Speichern großer Listen oder Informationen geeignet ist. Ich möchte nicht behaupten, dass es mit dieser Technik ein Kinderspiel ist, jedoch ist sie hilfreich!

SEM³: Self Enhanced Master Memory Matrix

Das Prinzip funktioniert eigentlich wie die Routenmethode, nur dass man sich das erstellen der Route ersparrt! Nehmen wir an, ich möchte alle Amerikanischen Präsidenten in Reihenfolge auswendig lernen!
Man nehme sein Major-System (00-99) und überlege sich ein passendes "Schlag- bzw Ankerwort" für Präsidenten (z.B. Onkel Sam). Nun verbinde ich Onkel Sam mit meinem ersten begriff fürs Major System (bei mir ist es Tee). Den Tee trinkenden Onkel Sam verknüpfe ich nun assoziativ (mit Mnemotechnik halt :lol: ) mit dem ersten Präsidenten (keine Ahnung wer es war und woll es auch net wissen :twisted: ).

Das "Ankerwort" ist wie eine Schublade, die ich einfach aufziehen kann und von der ich jeden Punkt DIREKT :!: abrufen kann, (wenn ich z.B. den 15 Präsidenten will: Onkel Sam - Tal --> passendes Bild)

Diese Technik ersparrt mir zwar nicht, das lernen, nimmt mir jedoch, die Arbeit mich mit dem Thema ausführlich zu befassen, da ich "dumm auswendig lerne". Wenn ich mich nun mit der Geschichte Amerikas befassen würde, könnte ich jedes mal kurz darüber nachdenken, wer gerade Präsident war und es würde alles viel besser hängenbleiben, da ich schon Informationen habe!
Langzeit-Merken:
Wenn du dir Daten oder Vokabeln mit Mnemotechniken merkst, gibt es folgenden Rhytmus fürs Wiederholen. Ich weiß nicht mehr woher, aber in einem älteren Buch stand das glaub ich:

1. Wiederholung: nach 2 Stunden
2. Wiederholung: am nächsten Tag
3. Wiederholung: nach einer Woche
4. Wiederholung: nach einem Monat

Wenn man das Wissen nicht benutzt, sollte man es danach alle paar Wochen wiederholen.
Wiederholen ist hierbei auch nicht mit neulernen gleichgesetzt, da man das meiste ja noch wissen sollte. Daher ist der Zeitaufwand auch deutlich geringer.
ich kenne das mit der 5. Wiederholungen (nochmal nach einem halben Jahr).
Eine hilfreiche Methode Fakten optimal zu wiederholen ergibt sich durch Lernkarten (Karteikarten), mit dem Frage - Antowort Prinzip.
Zu diesen sogenannten "MemoCards" könnt ihr Infos auf www.memopower.de oder www.memocards.de von Reinhold Vogt
anschauen.
Man hat seine Karteikarten, die man lernen möchte und einen Karteikasten mit 5 Fächereinteilungen (Prinzip der Leitner Lern-Box).
Nun geht man die Karten durch und alle die gewußt wurden kommen EIN Fach weiter. Alle die man nicht gewußt hat kommen wieder zurück ins 1 :!: , egal ob sie davor im 2., 3. oder 4. Fach waren. Die Fächereinteilung sollte von vorne nach hinten größer werden und man sollte ein Fach erst dann anfangen zu bearbeiten, und versuchen die Karten ins nächste zu bekommen, wenn das Fach auch voll ist, da so automatisch immer mehr Zeit vergeht, bis man dieselbe Karte das nächste mal abfragt.
Eine Karte ist also erst dann als gewußt deklariert und kommt aus dem Kasten hinaus, wenn sie 5 mal in Folge mit immer größer werden Zeitabständen gewußt wurde.

Ein bischen durcheinander aer hoffentlich verständlich.
[/quote]
"Jeden Tag eine halbe Stunde das Gegenteil denken!"
"Spontanität will Gut überlegt sein."
daywalker
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Registriert: Di 12. Aug 2003, 19:36

Beitrag von daywalker »

Ich würde mich wirklich freuen, wenn hier nicht nur allgemein bekannte Dinge diskutiert werden. Ich denke jeder kennt das Karteikastensystem von Leitner. Übrigens ist die beste Wiederholungseinteilung wie ich finde folgende:

1. Wiederholung nach 30 Minuten
2. Wiederholung nach 2 Stunden
3. Wiederholung nach 1 Tag
4. Wiederholung nach 1 Monat
5. Wiederholung nach 6 Monaten
6. Wiederholung nach 12 Monaten

Jeder sieht, das etwas anders und nimmt andere Einteilungen vor. Es ist letztendlich jedem selbst überlassen.
Beim Memorieren von Präsidenten prinzipiell genauso vor.
Ich projiziere die Bilder der Bundespräsidenten in den Bundestag (kontextäbhaniges Lernen).
Als erstes zerlege ich Konrad Adenauer in Bildgegenstände. Da fällt mir spontan "Rad" und "Mauer" ein. Daraus macht man ein Bild in, dass man das Bild für die 1 aus dem Mastersystem einbindet usw. Dass ist übrigens dass, was man unter mnemotechnischem Lernen versteht!
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