Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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Annett
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Registriert: So 16. Feb 2014, 13:30

Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Beitrag von Annett »

Hallo zusammen, kurze Vorstellung: Ich bin 42 Jahre und beschäftige mich seit ca 1,5 Jahren relativ intensiv mit Mnemotechniken - versuche täglich zu üben, seis aus Spaß oder weil es erforderlich ist.
Auf Gedächtnistechniken bin ich durch Zufall gestossen: Immer schon recht wissbegierig :mrgreen: war ich auf der Suche um meine vielfältigen Interessen dauerhaft abzuspeichern, dazu habe ich damals überwiegend mit MindMaps gearbeitet. Im Netz habe ich dann ein Video entdeckt wie man mit Hilfe der Körper-Rute sich die amerikanischen Präsidenten merkt. Ich hab da mitgemacht und war überrascht wie schnell und sicher ich das gehörte merken konnte. Noch überraschter war ich aber, dass ich die Präsidenten auch noch Wochen danach einwandfrei wiedergeben konnte. Durch dieses Erlebnis habe ich angefangen mich mehr in diese Materie einzuarbeiten und habe inzwischen glaub ich fast alle deutsch- und auch englischsprachigen Bücher über Mnemotechnik gelesen :lol: . Ich bin absolut infiziert davon und begeistert.
Vor allem verwende ich diverse Techniken (Loci, Geschichten, ect.) bei meinen Führungen als Kräuterpädagogin. Jetzt zu meiner Frage: So gut ich mich an alle Locis (und dessen Inhalt ) erinnere kommt es doch immer wieder vor, dass ich während meiner Führung nicht mehr an das Abrufen erinnere!! Bei den ersten Pflanzen der Führung maschiere ich brav durch meine "Räume" aber irgendwann denke ich nicht mehr daran dass ich mir ja Merk-Route zurechtgelegt habe und erzähle dann "frei schnauze". Hinterher ärgere ich mich, da ich dann doch viele wichtige Punkte nicht erwähnt habe (die ich aber ja eigentlich auf meiner Route abgelegt habe.)
Ich brauche also eine Merktechnik damit ich mich an die Anwendung der Merktechniken erinnere - schön doof gell ? Aber evtl. kann mir hier jemand Tipps geben.
Ich freue mich hier in diesem Forum mit dabei zu sein und hoffe auf viele weitere interessante Erfahrungsberichte und Fragen
lg Annett
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Zarathustra
Stammgast
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Re: Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Beitrag von Zarathustra »

Hallo Annett und willkommen an Board!

Läuft die Kräutertour denn nicht jedes mal gleich ab? also sprich du gehst mit den Leuten immer die gleiche Tour? Falls ja, dann kannst du deine Route doch genau so bestücken mit den Informationen die am jeweiligen Ort der Kräutertour zu erzählen sind. Eine andere Möglichkeit ist es natürlich für die jeweiligen Abschnitte eigene Routen zu benutzen. Das heißt, wenn du am Ort A bist kannst du für Ort A dir eine Route bestücken. Andererseits hat es mir persönlich in einer mündlichen Prüfung geholfen für die ich ebenfalls mit der Loci-Methode gelernt habe die Route öfters zu wiederholen so dass ich während der Prüfung direkt zu den Stoff springen kann den ich gerade benötige und nicht erst die komplett die Route ablaufen muss.

Beste Grüße! :)
Horkas
Superbrain
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Re: Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Beitrag von Horkas »

Hallo Annett,
ich vermute einmal, dass du schon vor deiner Beschäftigung mit Mnemotechnik Führungen als Kräuterpädagogin gemacht hast. Du hast dein Wissen dazu schon vorher drauf gehabt, dich hinterher oft geärgert, einiges ausgelassen zu haben und gehst nun zu Recht davon aus, dass dir die Mnemotechnik helfen kann, deine Führung zu perfektionieren. Dass du deshalb während deines Vortrages in das alte, gut verankerte Muster zurückfällst, ist normal; denn das ist ohne Nachdenken abrufbar.
Ich denke, da hilft nur Training. Deine Inhalte müssen so sicher an deine Lociroute gebunden sein, dass dieser Vorgang auch während deiner Führung funktioniert. Gehe also immer wieder in stressfreien Situationen deine Führung mental durch, bis das auch in der konkreten Anwendung fehlerfrei funktioniert. Gelegenheiten gibt es sicher: In einer Ruhepause, abends vor dem Einschlafen, morgens nach dem Aufwachen usw.
Nutze am besten diese Route nur für diesen speziellen Zweck der Führungen und lege dir für andere mnemotechnische Anwendungen andere Routen zu. Die Exklusivität dieser einen Route hilft (wahrscheinlich/hoffentlich) bei der Anwendung im Kurs zu bleiben, so dass du künftig nicht mehr im Eifer des Gefechts unbemerkt aussteigst. Das wird dir auch helfen, die Lebendigkeit :roll: deines Vortrages zu erhalten; denn es wäre schade, wenn so viel Energie :idea: in den sicheren Ablauf fließen muss, dass die Lebendigkeit darunter leidet.
Gruß Horkas
Zu allen wirklichen Abenteuern gehört, dass man einen Schatz sucht.
David Loye
Annett
Foren-Neuling
Beiträge: 4
Registriert: So 16. Feb 2014, 13:30

Re: Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Beitrag von Annett »

Hallo zusammen und vielen Dank für Euer Willkommen und Eure Antworten.
Meine Führungen sind immer anders und auch an verschiedenen Orten, je nach Jahreszeit, Kursthema ect. also Fixpunkte wären nicht so geeignet. Ich bin mir meiner Routen absolut sicher - Beispiel: Ich habe vor 2 Wochen eine Waldführung abgehalten. Gestern hat mich nun ein Teilnehmer gebeten ihm eine Zusammenfassung der Tour zu mailen - ich konnte nach wie vor alles aus dem Kopf, ohne grosse Überlegungen, auf Papier bannen. Und das waren über 12 Bäume/Pflanzen mit jeweils 10 oder mehr Routenpunkten.... :D
Ich habe mir überlegt, ob ich mir nicht einen optischen Auslöser ausdenke... z. B. male ich mir einen kleinen roten Punkt auf den Handrücken, der mir dann bei jedem Blick drauf zuruft: "Haloo - ich bins -- Deine Route!! Vergiss mich nicht..." :mrgreen:
Wär einen Versuch wert...
Das mit dem Einüben mach ich eigentlich wie Horkas mir rät, bei langen Führungen spreche ich mir sogar die Routenpunkte mit Stichwort/Wörtern aufs Handy und hör sie so zusagen als Hörbuch vorm schlafen an... das funktioniert gut. Da ich fast täglich mit dem Rad 10 km zur Arbeit fahre, ist dies auch meine "Wiederholungs-Zeit" für alle möglichen Wissens-Gebiete.
Da ich manchmal das Gefühl habe meine Locis haben eine schlechte Verbindung zum Themengebiet (z. B. habe ich die Haselnuss aufs WC verlegt :oops: warum auch immer ;-) ) ist mir eine neue Idee gekommen:
Ich überlege mir eine Route welche unmissverständlich mit der jeweiligen Pflanze zu tun hat.
Beispiel Spitzwegerich
Meine Route ist nun die "Herstellung einer Spitzwegerich-Tinktur" (ganz was typisches ):
1.Loci Pflanze kleinschneiden
2. Loci Alkohol auffüllen
3. Loci Schütteln
4. Loci auf Fensterbank stehen lassen
5. Loci Abseien
6. Loci in Braunglasflaschen umfüllen

Da ich soweit geübt bin auf einen Routen-Punkt 2 - 3 Stichworte abzulegen hätte ich dann im Bestfall 18! Stichpunkte um über die Pflanze zu erzählen - mehr als genug also... und komme nicht in Verlegenheit im Oberstübchen zu kramen auf welche Loci ich denn den Spitzwegerich abgelegt habe :idea: Wg. Leichtigkeit mache ich mir weniger Sorgen, ich kann ganz gut rumspringen in meiner Route - wenn ich halt nicht manchmal vergesse dass ich eine habe........
Was hält Ihr davon?

lg Annett
FrASo
Stammgast
Beiträge: 59
Registriert: Do 03. Jan 2013, 18:24

Re: Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Beitrag von FrASo »

Hallo Annett!
Dein Problem ist eigentlich kein mnemotechnisches. Dasselbe Problem haben viele Rhetorik-Anfänger auch wenn sie ihre Reden mit Stichpunkten notiert haben oder sogar die ganze Rede zum mit fettgedruckten Stichpunkten ausgedruckt haben. Bei Themen mit denen sich der Redner auskennt ist es natürlich besonders häufig.

Die Lösung liegt im Training. Sobald man merkt, dass man seinen roten Faden oder eben seine Route verlässt, einfach eine Formulierung wie "Aber ich schweife ab." einbinden und am Faden/auf der Route weitermachen. Das aus dem Auge verlieren wird mit den gehaltenen Reden dann kontinuierlich weniger, bis man sich an die Einhaltung der eigenen Planung gewöhnt hat.

Als Übung kann man Reden vorbereiten und vor ausgewählten Opfern vortragen, die sich mit einem Thema beschäftigen, bei dem man sich nicht auskennt, dann sollte man die Themenbereiche in Stufen seinen Wissensbereichen annähern. Sprich: Man muss sich auf das Befolgen seines Redekonzepts konditionieren. Insofern sind wir wieder bei der Mnemotechnik:

Du könntest Dir den Vortrag in Zusammenhang mit der Realität merken. Also Begrüßung, erwartungsvolle Stille, Lichtung, Baum, Waldesdunkel, oder was für typische Ereignisse und Orte bei deinen Führungen aktuell sind. Dadurch machst Du es Dir einfacher, da Du die Verknüpfungen erlebst.

Ich habe es mir mit beidem abtrainiert.

Aber auch dann braucht man Disziplin. Keine Sorge, es ist kein militärisches Exerzieren nötig, die alten Römer nannten so ursprünglich die Eigenschaft des Schülers (lat. discipulus, davon abgeleitet disciplina). Damit meinten sie die Eigenschaft auf den Lehrer zu hören und den Stoff stur einzuüben. Wenn Du häufig redest, solltest Du dass in einem halben Jahr zum größten Teil überwunden haben. Irgendwann wird das Verfolgen des Roten Fadens so einfach, dass es geradezu als Stress empfunden werden kann, davon abzuweichen. Dass ist dann wieder ein anderes Problem. Wenn es dann auftaucht kann man sich unterschiedliche Module merken, die man je nach Publikumsreaktion / Wetter austauscht. Auch sollte man an verschiedenen Punkten Raum für freie Rede lassen. Das sollte man eigentlich sowieso tun, aber wenn der Weg das Problem ist, dürfte es zunächst kontraproduktiv sein.

Viele Grüße :)

Edit: Loci kommt aus dem Lateinischen und steht bereits im Plural, benötigt also kein 's' mehr.
Annett
Foren-Neuling
Beiträge: 4
Registriert: So 16. Feb 2014, 13:30

Re: Vorstellung und bräuchte einen Tipp...

Beitrag von Annett »

Hallo FrASo. Danke für Deine Antwort. Ja, das mit dem "ich schweife ab" ist ein guter Tipp, setzt aber voraus, daß ich "bemerke" dass ich meine Route verlasse.... und das merk ich ja immer erst hinterher... Aber ich will mich da jetzt auch nicht verrückt machen - dann hab ich halt manches nicht erzählt, die meisten können sich sowieso nicht alles merken.
Der Tipp mit dem "Zusammenhang in der Realität" gefällt mir und werde ich ausprobieren.
Ich bin halt sehr begeistert von dieser Art zu lernen und vielleicht schon ein bisserl perfektionistisch geworden - und spaß macht es mir anscheinend auch das ganze zu perfektionieren :D
Und die Rechtschreibung von Loci bzw. Locus hab ich mir nun auch eingeprägt :lol:
lg Annett
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