Brummjuwie hat geschrieben:... verknüpfen Sie auch Personen, die Bestandteil des Routenpunkts sind, wie beim pickligen Tyson und der Sekretärin. Das bringt natürlich noch mehr Flexibilität, solange keine "Sekretärin" in einer Garderobe enthalten ist, oder?
Ich mache das grundsätzlich, und zwar deshalb, weil ich die Phantasie damit fester an den Ort binde. Bei meinen Häusern gibt es dann allerdings keine "Sekretärinnen", sondern immer nur die "Hausbesitzer" (die dann zugleich die Hausnummer tragen.)
Brummjuwie hat geschrieben:
Ist es richtig, dass sich diese Methode ohne klassiche Routenpunkte nicht dazu eignet, sich möglichst schnell eine unbekannte Ziffernfolge (100-400 Ziffern) zu merken, sondern "nur" zum langfristigen Merken sehr langer Ziffernfolgen?
Die Frage ist etwas merkwürdig. Die Methode beruht ja auf Örtern und setzt Vertrautheit mit einem System von Örtern (=Route) voraus. Dann ist sie auch bestens geeignet für das schnelle Lernen. Ich würde das nur nicht empfehlen. Es widerstrebt mir, eine 1000-stellige Zahl zu lernen, nur um sie gleich wieder zu vergessen. In meinen Luxuskopf möchte ich eigentlich nur Dinge hineinlassen, die dann dort auch bleiben dürfen. Aber das sind eben Geschmacksfragen. De gustibus ...
Brummjuwie hat geschrieben:
Es ist faszinierend, wie man sich mit Ihrer Methode eine eigene Welt aufbaut und ... dass diese Welt dann langsam zu Leben beginnt ...
Richtig. Aber eben dies hindert mich daran, mich an irgendeinem "Schnell-rein-schnell-raus" zu beteiligen, denn in meiner Phantasiewelt heißt es: Sorgsam und umsichtig sein, und darauf achten, wie alles zusammenpaßt. So lege ich mir den einen oder anderen Garten an und entwerfe Landschaften. Das, wovon alle immer nur reden, könnte bei mir so allmählich Gestalt annehmen: Die Gedächtnislandschaft ...
Brummjuwie hat geschrieben: wie ein Roman, den man mehrfach gelesen hat.
Nein, viel interessanter und merkwürdiger. Ein Unterschied ist zum Beispiel der, daß der Roman immer weitgehend festgelegt ist, die mnemotechnischen Phantasien aber nicht. Es wäre gar nicht möglich, sie so festzulegen wie einen Roman. Sie erhalten dadurch etwas von der Faszination des Realen. Ein anderer Unterschied ist, daß man die mnemotechnische Phantasie nicht im entferntesten so frei steuern kann wie einen Roman. Man hat also nicht einfach das Gefühl, sich eine Phantasie aufzubauen, sondern auch, eine Phantasie zu entdecken.
All das taucht aber niemals auf, wenn man etwa im Stile Harry Loraynes nur immer kleine Bizarrerien aufbaut und dann wieder vergißt. Eine große Masse von Absurditäten brächte ja auch gar nichts, außer vielleicht Verwirrung, nein, eine große Gesamtanlage muß her, in der alles seinen lebendigen Platz hat. Das ist es jedenfalls, was ich unter Mnemnotechnik verstehe. Hätte die Sache nicht dieses Kaliber, so würde ich mich überhaupt nicht dafür interessieren.
Brummjuwie hat geschrieben:
Nur, mir ist die Abgrenzung aller unterschiedlichen Methoden (und sie unterscheiden sich m. E. zum Teil heftig), was für was geeignet ist, nicht ganz klar.
Solche Dinge muß man wohl oder übel selbst rauskriegen. Ich empfehle aber sehr, nur auf die jeweilige Logik zu achten und nicht auf die Wörter. Routentechnik z.B. ist nichts anderes als ein neues Wort für das, was man sonst immer als loci-Technik bezeichnet. Vielleicht darf ich daran erinnern, daß in
Esels Welt erstmals eine vollständige Klassifikation aller mnemotechnischen Assoziationsmethoden versucht wurde (das Kapitel heißt
Esels Assoziationen).
U.V.