Ziffern memorieren

Hierein gehört alles was die Geschichte und Methoden der Mnemotechnik betrifft. Z.B. Was ist die Geschichtenmethode? Was sind Routen? Des Weiteren geht es auch um die historische Betrachtung und Analyse der Mnemotechnik.


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Boris
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Ziffern memorieren

Beitrag von Boris »

Hallo,

mich würde mal interessieren, wer welche Techniken beim Zahlen memorieren verwendet. Ich meine dabei jetzt nicht Loci-Methode etc., das dürfte eh jeder benutzten, der Gedächtnissport betreibt, sondern die Anzahl der Bilder.

So weit ich weiß, werden folgende Techniken benutzt (ohne Gewähr):

Für jede Doppelziffer von 00-99 ein Bild: In D verbreitetes System
Für jede Dreierziffer von 000-999 ein Bild: Benutzt Dr. Karsten
Für jede Doppelziffer von 00-99 eine Person: Dominic O´Brien
Für jede Doppelziffer von 00-99 je eine Person, ein Verb und ein Objekt: Andi Bell und Jan Formann (6 Ziffern pro Routenpunkt)


Für 90 Ziffern bräuchte man mit Technik

1: 45 Routenpunkte
2: 30 Routenpunkte
3: 45 Routenpunkte
4: 15 Routenpunkte

Gibt es noch andere Systeme? Wer benutzt was und lohnt sich vom auf den ersten Blick ineffektivsten System 1 ein Wechsel auf z.B. Andi´s System, der immerhin Weltmeister ist?

Diskutiert und belebt das Board doch mal ;)
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Beteigeuze
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Beitrag von Beteigeuze »

Hallo Boris.

Ich benutze für das Memorieren von 2 bis 5 verschiedenen Objekten (Zum Beispiel Binärzahlen) ein reines Alienwords-System. Also weder Routen-Methode, noch Bildergeschichten. Ich verschlüssele bei den Binärzahlen 18 Ziffern zu einem zweisilbigen Wort, welches 6 Buchstaben hat. Habe da 3 Tabellen:

Tabelle 1

0000 = B
0001 = D
0010 = F
0011 = G
0100 = H
0101 = J
0110 = K
0111 = L
1000 = M
1001 = N
1010 = P
1011 = R
1100 = S
1101 = T
1110 = W
1111 = Z
-----------
Tabelle 2

00 = A
01 = E
10 = I
11 = O
-----------
Tabelle 3

000 = F
001 = K
010 = L
011 = N
100 = P
101 = S
110 = T
111 = X

Wenn jetzt die Binärzahlkolonne 011000101011111001 lautet zerlege ich sie in 0110 (Tabelle 1 = K), 00 (Tabelle 2 = A), 101 (Tabelle 3 = S) und die zweite Silbe nach dem gleichen Prinzip: 0111 (Tabelle 1 = L), 11 (Tabelle 2 = O) und 001 (Tabelle 3 = K).
Das Wort KASLOK stelle ich mir dann kurz geschrieben vor. Später wird dann entschlüsselt. Bin mir nicht sicher ob 12 Ziffern pro Silbe (5+3+4) mit FL, FR, KL, KR usw. in Tabelle 1 besser sind. Die Wörter werden dann ja komplizierter. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich mehr mit Kopfrechnen als mit Gedächtnissport befasse. Das Alienwords-System habe ich den Bildermethoden vorgezogen, da ich Angst vor Alpträumen habe, welche durch die lebhaften Routengänge ausgelöst werden könnten. Was vielleicht aber auch unbegründet ist.

Beteigeuze :)
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JanvK
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Beitrag von JanvK »

Beteigeuze hat geschrieben:Hallo Boris.

>. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich mehr mit Kopfrechnen als mit Gedächtnissport befasse. Beteigeuze :)
Also gibt es doch noch einen Kopfrechner...

Wenn du magst, kannst du ja mal unter 'Kopfrechnen und Co.' erzählen, womit speziell du dich beschäftigst. Würde mich sehr interessieren.

Gruß

Jan
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GrafZahl
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Re: Ziffern memorieren

Beitrag von GrafZahl »

Boris hat geschrieben: So weit ich weiß, werden folgende Techniken benutzt (ohne Gewähr):
...
Für jede Doppelziffer von 00-99 je eine Person, ein Verb und ein Objekt: Andi Bell und Jan Formann (6 Ziffern pro Routenpunkt)
...
Hi,

also da ich noch nicht sooo lange dabei bin, benutze ich die Methode, die ich als erstes kennengelenrt habe, nämlich je eine 2-stellige Zahl 00-99 pro Routenpunkt.

Sehr interessant erscheint mir aber die Variante Subjekt-Prädikat-Objekt pro Routenpunkt, von der ich soeben zum ersten mal gehört habe! Gibt's da was Schriftliches drüber, so mit Tipps und Erfahrungswerten? Vielleicht sogar von den 2 genannten Idolen? :wink:

Gruß,
GrafZahl
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GrafZahl
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Re: Ziffern memorieren

Beitrag von GrafZahl »

Boris hat geschrieben:...
mich würde mal interessieren, wer welche Techniken beim Zahlen memorieren verwendet.
...
Boris,

welches System benutzt Du selbst?
daywalker
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Beitrag von daywalker »

Ich benutze das Master-System von 00-99
Tamal
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Beitrag von Tamal »

Ich verwende auch das 00-99er System, da ich es als erstes kennen gelernt habe. Das 4. System finde ich aber trotzdem sehr interessant, vor allem weil ich damit dann sparsamer mit meinen Routen umgehen könnte. Auf Bells Seite gibts einen kleinen Text darüber, aber umgesetzt habe ich es noch nicht.

Tamal
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Hannes
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Beitrag von Hannes »

Hi Leute

Ich verwende schon seit ner Weile noch ein etwas verändertes System und wollte fragen was ihr dazu meint: Ich verknüpfe im Prinzip die Routenmethode mit der Loci-Methode in dem ich an jeden Routenpunkt 3 Bilder packe und mir dazu ne kleine Geschichte einfallen lasse. Das Problem dabei ist oft die Reihenfolge nicht zu verdrehen und brauch natürlich etwas mehr Zeit für jeden Punkt. Mit der Zeit wurde das aber besser. Ich sparr damit auf jeden Fall Routenpunkte was den Zeitverlust ja wieder ausgleicht. Wenn man jedoch einen Punkt vergessen hat verliert man auch gleich 3 Bilder. Ich glaube die SPO Methode is aber noch n Stück besser wegen der Reihenfolge! Deshalb denke ich darüber nach auf diese umzusteigen. Bisher bin ich aber ganz gut gefahren mit meiner Methode. Kann man ja bei MemoryXL nachgucken :wink:

Also freu mich auf Resonanz

Gruss Hannes
gandalfthewhite
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Beitrag von gandalfthewhite »

Hi Hannes,

mir fällt zu dem Vertauschproblem nur ein, dass du die drei Bilder immer in der gleichen Reihenfolge farblich abspeicherst. Das heißt das erste Bild rot, das zweite blau und das dritte grün. Alternativ könntest du dir die Bilder immer so abspeichern: das erste Bild in Eis eingefroren, das zweite in Flammen und das dritte Bild in Ketten.

Sinnvoller ist die SPO Methode, weil die Vertauschungsgefahr dann sowieso wegfällt.

Ciao,
Gandalf
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Julius Jellinek
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Beitrag von Julius Jellinek »

Alternativ könntest du dir die Bilder immer so abspeichern: das erste Bild in Eis eingefroren, das zweite in Flammen und das dritte Bild in Ketten.
kling für mich wie die Erweiterung von 00-99 auf 000-999. Stellst dir deinen Majorsystem-Begriff vor und packst je nach erster Stelle ne Eigenschaft dran.

z.B:

0XX = in Eis
1XX = in Feuer
2XX = in Ketten
3XX = in einer Wolke

usw.!
kannst dir ja alles ausdenken, wobei es schon etwas dauert beim Geschichten machen die Eigenschaft mit reinzubringen.

Zur Frage: Ich benutze zur Zeit noch das Major-System 00-99 und packe immer 4 Zahlen auf einen Routenpunkt (also 2 Bilder). Nach ein bischen Übung findet man schon ne Möglichkeit die Reihenfolge mit reinzubringen. Mein Tip dazu: erst an den Routenpunkt denke. Beide Bilder übersetzen. Erstes Bild mit dem Routenpunkt verknüpfen und das 2. dann mit vorherigen Bild. Es kommt jedoch oft, vor dass es einfach passt und die Reihenfolge sofort klar ist.
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Boris
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Beitrag von Boris »

Dieses System das ganze zu erweitern finde ich sehr schwierig. Ich finde es zu verwechslungsanfällig.

Ulrich Voigt hat bei WWBC mal ein anderes System vorgestellt:
Er hat für alle Zahlen von 00-99 nicht nur ein Objekt, sondern je ein Fahrzeug, ein Kleidungsstück etc.
Dann macht er sich aus all diesen Bildern eine Geschichte die er an den Plätzen ablegt. Durch diese Verknüpfung der Geschichten- und Routenmethode spart man natürlich sehr viele Plätze.

Und da die Reihenfolge der Zahlen festgelegt ist (z.B: die ersten beiden immer Person, dann die fürs Fahrzeug etc.), kommt es bei der Reihenfolge nicht zu Problemen.

Für Meisterschaften könnte das aber zu langsam sein, zum langfristigen lernen sicher eine weitere Alternative!
Ben
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Beitrag von Ben »

Ich weiß niemand, der dieses Erweiterungs-System benutzt, aber es interessiert mich. Vielleicht wird ich es ausprobieren. Ulrichs System mag ich auch - für Pi-memorieren usw wäre es viellecht der beste.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Boris hat geschrieben:Ulrich Voigt hat bei WWBC mal ein anderes System vorgestellt: Er hat für alle Zahlen von 00-99 nicht nur ein Objekt, sondern je ein Fahrzeug, ein Kleidungsstück etc. Dann macht er sich aus all diesen Bildern eine Geschichte die er an den Plätzen ablegt.
Das Verfahren ist damit zwar richtig beschrieben, ein paar Ergänzungen könnten aber vielleicht noch helfen.

Ich arbeite mit 25 Wörtern pro Haus, beliebige Verkleinerungen sind möglich.

25 Wörter / Haus = 25 Doppelstellen / Haus = 50 Stellen / Haus = 5.000 Stellen / 100 Häuser.

Die 25 Wörter gruppieren sich zunächst in 7 Gruppen, die in sich geklumpt werden: 25 =4 + 3 + 4 + 4 + 2 + 5 + 3.

Beispiel 1
-Schützenkönig Picasso mit Schutzbrille beginnt mit seinem Harakiri.
-Romy Schneider hat sich als Negerin verkleidet, mit einem Fidibus in der Hand kommt sie, um einen Mord zu begehen.
-Grace Kelly mit Irokesenschnitt, sie hat einen Meteorit, mit dem kann sie tätowieren.

Das sind meine Wörter Nr. 6-7-8-9. Über 100 Häuser ergibt das eine 800-stellige Zahl.

Beispiel 2
-Gregory Peck sitzt zwischen Schwertlilien, trinkt ein Spaten-Bier und schaut den wilden Schwänen zu.
-Die Siamkatze Archimedes hat es sich auf einem Pack schimmeliger Playboyhefte gemütlich gemacht.
-Anne Margret von England befreit zusammen mit einem Trupp von Kapuzinermönchen die Hyazinthen von Raupen.

Das sind meine Wörter Nr. 11-12-13-14. Über 100 Häuser ergibt das wieder eine 800-stellige Zahl.

Beispiel 3
-Der Judaist Spock liest in der Vulgata.
-Der Kettenschmied Pizarro trägt ein garstiges Messer.
-Der Whiskyhändler Rasputin spielt auf der Mundharmonika.

Das sind meine Wörter Nr. 22-23-24. Über 100 Häuser ergibt das eine 600-stellige Zahl.

Beispiel 4
-Pamela Anderson sitzt im Chaplin-Kostüm auf einem Wölkchen und übt sich im Deklinieren, von Zeit zu Zeit ißt sie etwas Götterspeise.
-Van Helsing im Lotussitz auf einem Wasserbett. Er trägt eine Schürze und ißt ein Lachsbrötchen.
-Liv Ullmann hat sich in ihrem Hanf-Kleid auf eine Wärmflasche gesetzt. Mit Hilfe von Nüssen übt sie das Multiplizieren. Wenn sie`s richtig macht, darf sie das Ergebnis essen.

Das sind meine Wörter Nr. 17-18-19-20-21. Über 100 Häuser ergibt das eine 1.000-stellige Zahl.

Wie man sieht, wächst die mnemotechnische Arbeit überproportional mit dem Umfang. Bei weniger als 1.000 Stellen ist das Verfahren für schnelle Improvisation bestens geeignet. :idea:

Wenn man andererseits darauf aus ist, die Zahl auf Dauer zu lernen, ist dieser Gesichtspunkt nebensächlich. Die 5.000 Stellen Pi, die ich damals gelernt habe, stehen mir immer noch zur Verfügung. :)

U.V.





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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Das Verfahren ist damit zwar richtig beschrieben, ein paar Ergänzungen könnten aber vielleicht noch helfen.
Die 25 = (4 + 3 + 4 + 4 + 2 + 5 + 3) Wörter bilden letztlich einen großen Scheinklumpen. :idea:

Aber mal sachte ...

Beispiel: Haus Nr. 70

-Romy Schneider hat sich als Negerin verkleidet, mit einem Fidibus in der Hand kommt sie, um einen Mord zu begehen.
-Baghwan in Kaki-Uniform. Er hat zuviel Götterspeise gegessen und trampelt auf seinem Kopftuch herum.

Wörter Nr. 6-7-8-9 / 17-18-19-20-21 =
Doppelstellen Nr. 670-770-870-970 / 1770-1870-1970-2070-2170 =
Stellen Nr. 1341-1342-1541-1542-1741-1742-1941-1942 / 3541-3542-3741-3742-3941-3942-4141-4142-4341-4342

Über 100 Häuser sind das 800 + 1.000 = 1.800 Stellen.

Jetzt wollen wir das mal verklumpen:

-Baghwan und Romy Schneider tragen Kaki-Uniformen und haben sich auf ihre Kopftücher gesetzt, um zusammen Götterspeise zu essen. Da schleicht ein Neger heran mit einem Fidibus, wohl um sie zu morden. Aber Baghwan springt auf und trampelt auf ihm herum. Soll er ihn zu Götterspeise zertrampeln?

U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Beispiel: Haus Nr. 70
-Romy Schneider hat sich als Negerin verkleidet, mit einem Fidibus in der Hand kommt sie, um einen Mord zu begehen.
-Baghwan in Kaki-Uniform. Er hat zuviel Götterspeise gegessen und trampelt auf seinem Kopftuch herum.
-eine argentinische Opiumhöhle voller Waffen.
-eine Damentoilette im Tannenwald. Ein Elch kommt des Weges und ruft:"Oh-Gott-oh-Gott."
-Angélique verkauft Naphtalin.
-Anna Wienecke bewirbt sich als Catcher, sie trägt eine dazu passende Aktentasche.
-Der Hausbesitzer Axel kommt in seinem Toyota und schaut nach dem rechten. Der Toyota ist mit Beton-Lehm isoliert.


Wörter Nr. 6-7-8-9 / 17-18-19-20-21 / 3-4-5 / 11-12-13-14 / 15-16 / 22-23-24 / Axel 10-0-1-2

Verklumpt könnte das z.B. so aussehen:

Baghwan hat sich mit seinen Negern und seinen argentinischen Catchern in eine Opiumhöhle zurückgezogen. Alle sind sie in Kaki gekleidet. Die Opiumhöhle liegt in einem Tannenwäldchen und hat nur eine Damentoilette. Von der Wand schaut ein präparierter Elchkopf herab. Waffen hat man genug, argentinische Waffen sogar, die Götterspeise ist aber knapp. Und lecker, denn Anna Wienecke und Romy Schneider haben sie eigenhändig zubereitet, und zwar in der Damentoilette, wo es nach Tannenwald riecht, aber etwas dunkel ist. Die beiden sind dort eingesperrt. Immer wieder muß Romy einen Fidibus anzünden. Das ist auch notwendig wegen der aufdringlichen Neger und Catcher, die gelegentlich versuchen, den beiden auf den Leib zu rücken. Anna Wienecke und Romy überlegen allen Ernstes, ob sie den Baghwan nicht ermorden können. "Wenn wir nur an seine Waffen herankämen, jetzt haben wir nur den Fidibus. Das wird schwierig." Es gefällt ihnen auch gar nicht, daß Baghwan so eng neben der hübschen Angélique sitzt, die ihm gerade für seine Waffen eine pralle Aktentasche voll teurem Naphtalin gebracht hat. "Schau nur, Romy", sagt Anna Wienecke, "die beiden sitzen auf einem einzigen Kopftuch und schleckern unsere Götterspeise. Ich möchte am liebsten alle beide morden." Und Romy: "Oh-Gott-oh-Gott-oh-Gott!, wo soll das noch enden?" Da aber steht Baghwan auf und trampelt vor Wut auf dem Kopftuch und auf der Aktentasche und auf der Götterspeise und sogar auf Angélique: "Hat da jemand GOTT gesagt? Ihr wißt doch, daß ich das nicht hören kann!" - Der Hausbesitzer Axel kommt in seinem Toyota (Beton-Lehm isoliert) und parkt vor dem Gebäude. Den trampelnden Baghwan nimmt er mit, der Rest geht ihn nichts an.

Über 100 Häuser sind das 5.000 Stellen.

Axel?
Der ist eigentlich überflüssig, denn er gibt nur die Hausnummer 70.

Haus Nr. 70?
Das ist ein konkretes Haus, von dem ich ein Photo habe.

Long-term-memory?
Ja, die Wiederholung umfaßt immer nur 100 Häuser (=Routenpunkte).

Schwierigkeit?
Um damit umzugehen, muß man sich in den Grundlagen (den 25x100 Wörtern) wirklich gut auskennen. Das läßt sich nicht aus dem Boden stampfen. Anders ausgedrückt: Solide Vorbereitung zahlt sich aus.

Beispiel:
"Was ist die 1270. Doppelstelle von Pi?" (= "Was sind die 2541. und 2542. Stellen von Pi?")

Lösung:
12 = Wort Nr. 12 = Tier > "Welches Tier taucht in dem Haus Nr. 70 auf?" > Elch > 56.
Das ging sekundenschnell. :)


U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Beispiel: Haus Nr. 70
Wenn man mein Haus Nr. 70 öfters anschaut, wird es immer stabiler. Immer mehr Querverbindungen tun sich auf, immer mehr Glaubwürdigkeit nistet sich ein, immer neue kleine Begebenheiten fallen mir zu. Am Ende hat der Klumpen fast die runde Form eines Bildes: Ein Singular. Um mich zu vergegenwärtigen, daß ich ihn noch "weiß". brauche ich irgendwann nur noch Sekunden. Damit wird die Wiederholungsarbeit (=der Durchgang durch 100 Häuser) immer kürzer, immer leichter und beschwingter. Es besteht keine Gefahr, daß mein Haus Nr. 70 je in Auflösung zerfallen wird. Das Gebäude befindet sich übrigens genau gegenüber von meinem Haus Nr. 60 (einem feuchten Theater, in dem mit Schießpulver vermischtes LSD gehandelt wird und wo Josephine Baker mal ihren Po gezeigt hat): Hamburg Rotherbaum, Ecke Dillstraße/Grindelhof.

Zur Methode:
Das grundlegende Muster stammt von Mike Mechtnon, weshalb ich ganz gern von der MikeMechtnon-Methode rede. Die nachträgliche Verklumpung aber ist meine eigene Erfindung. Ich habe sie Scheinklumpenmethode getauft, weil man nur einen Klumpen vor sich hat, im Hintergrund aber eine genaue Ordnung weiß (Esels Welt S. 126 f., 233 f.). Sie ist der Schlüssel, der die Tür zur Welt der mnemotechnischen Geschichten öffnet.

Wenn man das denn will, gibt es keinen Grund (außer wie bei mir: Alter und Gebrechlichkeit :( ), warum man mit dieser Methode nicht ganz gemütlich eine Zahl wie 125.000 ( = 25 x 5.000) anpeilen sollte. :x

U.V.
Inno
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Beitrag von Inno »

Da schleicht ein Neger heran mit einem Fidibus, wohl um sie zu morden. Aber Baghwan springt auf und trampelt auf ihm herum. Soll er ihn zu Götterspeise zertrampeln?
Hallo Herr Voigt,

ihre Beiträge und Phantasie in Ehren, aber mich stört es schon, wenn jemand dieses N-Wort benutzt, was v. a. in den Ohren derjenigen, die es bezeichnen soll, sehr abwertend klingt.

In der Hoffnung, dass ich mit meinem PC-Zeigefinger jetzt nicht Ihre Stimmung und die der anderen beeinträchtigt habe, ein schönes Wochenende.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Inno hat geschrieben:aber mich stört es schon, wenn jemand dieses N-Wort benutzt,
Hängt das überhaupt nicht vom Zusammenhang ab? Das N-Wort ist ja doch (ebenso wie das F-Wort und das Sch-Wort und das S-Wort und das K-Wort) ein Wort.

Gibt es denn ein Tabu für Wörter?

Ich versuche mir vorzustellen, was genau stört, wenn hier das N-Wort benutzt wird. Die vorgetragene Phantasie will, daß man sich einen N vorstelle. Was heißt das? Und was stört daran? Ich antworte: Sich einen N vorzustellen heißt, sich eine rassistische Phantasie zu machen. Denn N ist ja deshalb ein Unwort, weil es von Rassisten rassistisch gebraucht wird. Dabei meinen die meisten Rassisten, wenn sie das N-Wort benutzten das noch nicht einmal rassistisch (kein Wunder, da sie ja ihren eigenen Rassismus nicht immer als solchen wahrnehmen). Wenn die Rassisten etwas Rassistisches sagen wollen, benutzen sie ein zweites (derb und beleidigend gemeintes) N-Wort, an das uns das "zartere" N-Wort unwillkürlich erinnert. Vielleicht ist das erste N-Wort überhaupt nur deshalb in Verruf gekommen, weil das zweite N-Wort so häßlich ist. Denn im Englischen ist nur das zweite N-Wort geächtet worden, das erste aber keineswegs. Wir Deutschen aber sind radikal, und das ist recht so.
Die Frage bleibt: Ist es erlaubt, sich eine rassistische Phantasie zu machen? Sei es auch nur mit dem weniger schlimmen N-Wort? Ist es opportun, andere zu einer rassistischen Phantasie zu verleiten? Sei es auch zu einem guten Zweck?
Wie radikal wollen wir hier sein? Ganz verzichten können wir auf rassistische Vorstellungen ja nicht, denn sonst könnten wir sie nicht mehr identifizieren, ablehnen und bekämpfen.
Indem ich einmal unterstelle, daß N zwangsläufig eine rassistische Vorstellung impliziert, stehe ich vor der Frage:
Ist es in Ordnung, wenn ich eine rassistische Vorstellung benutze, um mir damit etwas zu merken? Durch meinen Beitrag mit dem ausgeschriebenen N-Wort (das als nicht-ausgeschriebenes N-Wort für meinen speziellen Zweck ja ganz unbrauchbar wäre), habe ich die Frage bereits bejaht. Liege ich da falsch?

Das Problem liegt tief: Esels Welt S.55, 70 f., 98 und pass.

Eigentlich geht es nicht um Rassismus, sondern um unbotmäßige Vorstellungen. Meiner Treu, was hab ich da gerade über Baghwan geschrieben? Müßte ich da nicht zur Rechenschaft gezogen werden?
Nachdem in Esels Welt S.71 der jähe Untergang der Mnemotechnik im 17. Jahrhundert durch den Widerstand einer Gesellschaft erklärt wurde, die mnemotechnische Phantasie als sittenwidrig brandmarkte, schrieb ich dort: "Das wäre auch heute nicht anders, reine Mnemotechnik würde von der Gesellschaft nicht geduldet." Wie wahr! Ich muß Inno dafür danken, daß er mir kurz und deutlich die Realität der Realität wieder ins Bewußtsein gebracht hat. :idea:

U.V.
Inno
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Beitrag von Inno »

Eigentlich geht es nicht um Rassismus, sondern um unbotmäßige Vorstellungen.
Darauf läuft es hinaus. Sagt es zwangsläufig etwas über mein Inneres aus, wenn ich meine Bilder spontan, weil es sich gerade so ergeben hat, mit Inhalt fülle, der von der uneinsichtigen Allgemeinheit als geschmacklos, unanständig empfunden wird? Lässt das tief blicken? Ich hatte nicht vor, mich in irgendeines 'innere Angelegenheiten' zu mischen. Ich kann nur für mich sagen, dass ich meine Bilder zensiere, dadurch manchmal länger brauche, mich dann aber wohler fühle. Mir würde es bspw. widerstreben, eine Greueltat slapstick-artig aufzubereiten, nur damit sie auf jeden Fall einprägsam(er) ist. Abschließend kann ich nur sagen: Mein Kopf gehört mir, Ihr Kopf gehört Ihnen, Sie sind für mich kein Rassist und ich - hoffentlich - für Sie kein Gedankenpolizist (für mich ja schon ;))
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Inno hat geschrieben:Sie sind für mich kein Rassist und ich - hoffentlich - für Sie kein Gedankenpolizist ...
Vielleicht wäre es sogar besser, wir lassen den Konflikt so stehen. Ich denke, wir halten das aus. :)

U.V.
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