Wie viel habt ihr anfangs "gelernt"?

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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DennisM
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Wie viel habt ihr anfangs "gelernt"?

Beitrag von DennisM »

Hallo allerseits,

wie viel habt ihr eigentlich gelernt als ihr angefangen habt mit dem erlernen der Mnemotechniken? Wie sahen generell eure "Anfänge" aus, war noch jemand so "verrückt" wie ich?
Und wie seid ihr eigentlich zu diesem Hobby gekommen?

Ich bin seit gut 3 Wochen dabei es zu lernen. Zu meinem Geburtstag habe ich ein Buch über Mnemotechniken bekommen und es regelrecht verschlungen. Ich glaube in 4 Tagen hatte ich es durchgelesen. Auch heute sitze ich teilweise immernoch mehrere Stunden am Tag daran mir längere Routen zu basteln und immer weiter zu üben.
Und siehe da, desto mehr Zeit ich investiere, desto mehr Spaß macht es mir auch.
Das schlimme ist nur, dass ich dann teilweise Nachts von meinen Routen und Bildern träume (Mehr Qual als Freude, glaubts mir). Meine Eltern haben es glaube ich schon aufgegeben zu verstehen was ich da mache. :D

Beste Grüße
Dennis
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Glückwunsch, dass du Fortschritte machst. Ich glaube die Hürde, die die meisten davon abhält, Mnemotechnik zu beherrschen und anzuwenden, ist die mangelnd Motivation zuerst mal diese Zeit zu investieren.
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Sharky
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Beitrag von Sharky »

Da kann ich Tiger nur zustimmen, ich selbst habe im Mai mir ein Buch über Gedächtnistraining gekauft und habe es innerhalb weniger Tage durch gelesen. Ich war auch sehr motiviert doch es ließ schnell nach, weil ich falsch an die Sache herran getreten bin. Nach einem zweiten Anlauf und einem zweiten Buch, klappt es viel besser und die Motivation ist immer vorhanden.
DennisM
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Beitrag von DennisM »

Sharky was meinst du genau damit, dass du falsch an die Sache heran gegangen bist? Erklär es mir mal bitte, damit ich vllt. nicht den gleichen Fehler mache.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ich habe zum Beispiel ungefähr 2 Jahre gebraucht, bis ich wirklich was davon hatte. Das lag nicht dran, dass die Technik so schwer war. Eher daran dass ich nicht dran geglaubt habe, und mir der "Weg" nicht klar vor Augen war. Ich habe damals einzelne Stichwortlisten auswendig gelernt, aber nie ein komplettes Fach für eine komplette Prüfung.

Ein paar Tips für Anfänger/Fortgeschrittene, die ich immer wieder anbringe, um immer wieder selbst auf neue Ideen zu kommen:
  • - Viele Routen bauen: So schnell wie möglich (Tage) auf 10 Listen kommen. Dann auf 40 ausbauen.
    - Nur "flache" Listen: vergiss die Geschichtentechnik. Sobald man mehr als drei Bilder anneinanderreiht, wird's anstrengend, unsicher und langsam, lieber alle Stichpunkte in einer Reihenfolge in die Lociliste ablegen.
    - Sowas wie Langzeitgedächtnis/Kurzzeitgedächtnis gibt es bei Prüfungsstoff nicht. Beim Großteil des Stoffes ist nicht die Frage ob man ihn vergisst, sondern wann.
    - Der Abstand von Wiederholungen ist etwas entscheidender, als deren Anzahl. Am besten steigern zum Beispiel nach einem Tag, nach einer Woche, einem Monat.....
    - Nicht zu oft wiederholen -> anstrengend, kostet viel mehr Zeit und bringt nicht unbedingt mehr in Hinsicht auf das Bestehen der Prüfung.
    - Man darf Stoff "fallenlassen" -> lieber einmal direkt nach dem "speichern" kodieren, und ein oder zwei Wochen, kurz vor der Prüfung einmal, anstatt in den zwei Wochen mehrmlas.
    - Bei der Schlüsselworttechnik kommt es nicht darauf an, wie ähnlich Bild und Begriff sind, nur dass man drauf kommt.
    - Bei zusammengesetzten Begriffen auf ein Bild kürzen: Linea musculi tricipitis -> Limette
    - Unterschiede direkt "kodieren", Gemeinsamkeiten von Begriffen eher vernachlässigen.
    - Gedächtnissport regelmäßig trainieren: Memory XL Trainer benutzen!
Ich habe meiner Freundin neulich ungefähr 30 Muskeln mit Ansatz, Ursprung und Innervation beigebracht mit der Locitechnik, die sie vorher noch nie benutzt hatte. Das hat recht gut funktioniert.
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Creed
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Beitrag von Creed »

Danke DocTiger für deine nützlichen Tipps, aber ich hätte noch ein paar Fragen. Wäre toll wenn du die beantworten könntest.

Wie sieht denn bei dir dein Wiederholungsryhtmus aus?
Sind deine Routen speziell angeordnet?
Wann belegst du deine Routen neu (Zeitraum)?
Wie lernst du Enzymstrukturen/chemische Formeln auswendig?

Gruß
Alex
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Panthera
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Beitrag von Panthera »

Hallo,

ich bin ganz neu hier und dachte, dies wäre mal ein guter Beitrag zum Einstieg.

Also ich habe mir mal vor ein paar Jahren das Buch "Erfolgsgedächtnis" von Dr. Gunther Karsten geholt. (Glaube im Sonderangebot ;) ). Ich war schon immer ziemlich schlecht darin, mir Dinge zu merken.

Auch ich habe das Buch total verschlungen und eigentlich die meisten Dinge ausprobiert. Dabei hat mich am meisten das einfache Zahlensystem (Zahlen/Formen) fasziniert. Ich habe dies einige Zeit mal meiner Freundin in der Schule gezeigt, weil sie mir nicht glauben wollte, dass man so leicht, Telefonnummern auswendig lernen kann und ich kann ihre als einzigste immer noch auswendig.

Ansonsten habe ich die Loci-Methode angewandt und benutze sie auch noch heute. Es ist echt der Wahnsinn was man sich damit alles merken kann. Ich bin nun auf allen Reisen, Weltmeisterin im "Koffer packen". *gg*

Ich finde es nur schwierig am Anfang zu trainieren, denn außer meinen Einkaufslisten habe ich immer keine Ahnung wozu ich die Methode anwenden soll, vorallem weil man sich selten mehr als 20 Dinge auf einmal merken muss.
Ich dachte ich mache das mit jemanden zusammen, sodass man darauß kleine Spiele entwickeln kann, aber habe niemanden gefunden, den es genauso begeistert wie mich.

Im Moment lese ich das Buch "Stroh im Kopf" von Birkenbihl. Dadurch bin ich auch auf das Forum gestoßen. Würde nämlich gerne einige Methoden finden Lernstoff aus der Uni besser behalten zu können.

lg Panthera
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CAIROS

Re: Wie viel habt ihr anfangs "gelernt"?

Beitrag von CAIROS »

DennisM hat geschrieben:wie viel habt ihr eigentlich gelernt als ihr angefangen habt mit dem erlernen der Mnemotechniken? Wie sahen generell eure "Anfänge" aus, war noch jemand so "verrückt" wie ich?
Und wie seid ihr eigentlich zu diesem Hobby gekommen?
Ich hatte Roland Geisselhardt im TV gesehen und mir sein Buch gekauft.
Nachdem ich es durchgearbeitet hatte, begann ich, als Leseratte die Literaturnobelpreisträger von 1901 - damals 1996 zu lernen. So konnte ich die Bilder von 0 - fast 100, die Ersatzwortmethode für die Namen der Schriftsteller und die Zuordnungen üben.
Wenige Jahre später saß ich in der Quizshow und spielte bereits um einen 6-stelligen Betrag, als die Frage kam: Wer musste 1958 aus politischen Gründen den Literaturnobelpreis ablehnen?
Spätestens da hatte sich das Erlernen der Mnemotechnik gelohnt (':lol:')
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Panthera
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Beitrag von Panthera »

Jens der Denker hat geschrieben:So konnte ich die Bilder von 0 - fast 100, die Ersatzwortmethode für die Namen der Schriftsteller und die Zuordnungen üben.
Könntest du mir diese Methode nochmal genauer erklären, bzw was du dort genau mit gelernt hast?

Danke schön

Panthera
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CAIROS

Beitrag von CAIROS »

O.K.
Gehen wir von dem Beispiel der Frage aus:

Wer hat aus politischen Gründen 1958 den Literaturnobelpreis ablehnen müssen.

Bei mir ist die 58 ein Schneemann. Das Jahrhundert hatte ich weggelassen, da der erste Nobelpreis 1901 verliehen wurde.

Aus Pasternak habe ich das Ersatzwort "Paste in den Nacken" kreiert.

Wenn ich nun mit meinen Kindern einen Schneemann baue, fällt grundsätzlich der Kopf herunter. Die Lösung: Paste in den Nacken.

Voila: Boris Pasternak
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Was würdest du tun, wenn du alle Nobelpreisgewinner jedes Jahres auf diese Weise speichern willst?
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Panthera
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Beitrag von Panthera »

ICH?

Ich habe keine Ahnung. Das ist einer der Gründe warum ich so frühzeitig Geschichte in der Schule abgewählt habe. :D
Zahlen kann ich mir unheimlich schwer merken. Und schon gar nicht Daten noch dazu.

Hatte es auch mal mit dem Mastersystem versucht, aber ich kann mir die Bilder zu den Zahlen nicht merken.

Ich glaube für Anfänger ist es auch schwer diese Abstraktheit in Wörtern zu erkennen. Aus "Pasternak" "Paste im Nacken" zu machen, würde mich schon lange Zeit brauchen, aber ich hätte glaub ich nach einigen Tagen oder sogar Jahren, dass Problem, dass ich nicht mehr genau die Übersetzung wüsste.

Könnte ja auch "Pastimna" sein oder so...
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CAIROS

Beitrag von CAIROS »

DocTiger hat geschrieben:Was würdest du tun, wenn du alle Nobelpreisgewinner jedes Jahres auf diese Weise speichern willst?
Ich würde nicht, ich habe.

Meine Allgemeinbildung erlaubt es mir, die einzelnen Fachbereiche zu unterscheiden. Da ich einen großen Schwachpunkt in Naturwissenschaften habe, lernte ich die Biologen mit den Basisbildern a und die Chemiker mit den Basisbildern b.
Ich habe die ersten 100 Bilder jeweils dreifach belegt.
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Panthera
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Beitrag von Panthera »

Noch mal zum Thema,

wie habt ihr denn am Anfang diese Abstraktion von Wörtern gelernt.

Wie ich schon schrieb, scheitere ich zum Beispiel an der Technik, mir für abstrakte Begriffe ein anderen nicht abstrakten Begriff aus zudenken.

Was würdet ihr zu "Enquete"- Kommission "denken"?

Und wie übt man soetwas?
Mit schweren Studientexten zu beginnen oder Biologie-Leistungskurs Definitionen, sollte man sicherlich nicht anfangen, oder habt ihr euch gleich an solche Texte gewagt?
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Beitrag von Lighthammer20 »

mir würde bei dem Wort schon reichen, das ein paar Enten eine Kommission bilden :-) .. ich glaube das ist verschieden. Mancher braucht nur den Anfangsbuchstaben von dem Wort und kann sich an alles erinnern. Da man sich so was "dummes" für das Wort einfallen lässten, speichert es sich aber um so besser! Der Einfall zu diesem Wort kam übrigens in weniger als einer Sekunde, also wenn man länger überlegt, findet man sicher noch etwas besseres!! :D
CAIROS

Beitrag von CAIROS »

Lighthammer20 hat Recht. Die Worte kommen oft sofort, sind m.E. dann sogar die besten. Das schließt eine Korrektur nach einem Überlegen natürlich nicht aus. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass die Korrekturen meist die schwächere Variante darstellten.

Enquete = eine Kette

Wenn man beim Anwenden der Ersatzwortmethode den eigentlichen Begriff schon im Wortschatz hat und auch deren Bedeutung kennt, ist es leichter. So mache ich bei den Bundeskanzlern aus Kiesinger Kieselsteine.

Mein Tipp an alle Neulinge dieser Methode: Eignet Euch parallel zu den mnemotechnischen Übungen noch einen gewissen Wortschatz und eine recht große Allgemeinbildung an.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Das "abstrahieren" (besser: phonetisches Kodieren) hab ich gelernt durch das Scheitern mit der rein bildlichen Vorstellung der Worte. Es klappt einfach nicht, spätestens mit sehr viel Stoff.

Eine meiner damaligen Fehleinschätzungen war, dass diese Bilder perfekt passen müssen und jede Einzelheit kodieren. Dem ist nicht so. Solange du weißt wie du vom Wort auf das Bild gekommen bist, klappt es umgekehrt auch. Sozusagen Stenographie für's Hirn.
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CAIROS

Beitrag von CAIROS »

Hallo DocTiger,

diese Aussage kann ich unterschreiben!
Chris_Emc2
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Beitrag von Chris_Emc2 »

Jens der Denker hat geschrieben:Mein Tipp an alle Neulinge dieser Methode: Eignet Euch parallel zu den mnemotechnischen Übungen noch einen gewissen Wortschatz und eine recht große Allgemeinbildung an.
Wie würdest du vorgehen, um sich einen "gewissen Wortschatz" und eine "recht große Allgemeinbildung" anzueignen.
Kannst du mir Bücher oder Programme nennen,
mit denen man so weit kommt wie du? (bezogen auf die beiden Punkte)

Denn genau dass sind meine wirklichen Schwachpunkte! :oops:
Wäre dir sehr dankbar!!!

Gruß,
Chris_Emc²
CAIROS

Beitrag von CAIROS »

Chris_Emc2 hat geschrieben:Wie würdest du vorgehen, um sich einen "gewissen Wortschatz" und eine "recht große Allgemeinbildung" anzueignen.
Kannst du mir Bücher oder Programme nennen
In erster Linie bewusst lesen und formuliert schreiben.

Wenn mir ein Wort aus der Zeitung unbekannt ist, schlage ich es nach und memoriere es. Oft schaue ich dann noch nach Wortherkunft und Synonym. So erweitert sich der Wortschatz.

Ich schaue kaum Fernsehen, wenn meist Quizshows. Bei jeder (!) Frage schlage ich im Lexikon nach, um die Bedeutung der Antwortmöglichkeiten zu erfahren.
Bsp. Bei WWM war gerade die Frage:
"Was ist grundsätzlich giftig?"
a) Lamellenpilze
b) echte Spinnen
c) Farne
d) weiß ich nicht mehr (':?')

Ich wusste sofort die Antwort - b) -, schlug aber trotzdem nach, um weitere Infos zum Thema "echte Spinnen" zu bekommen. Auch unter Lamellenpilze und Farne schlug ich anschließend nach.

Dies konsequent über Jahre durchgeführt, erhöht die Allgemeinbildung ungemein.

Hinzu kommt, dass dies ja nur das Bonbon zum eigentlichen strukturierten Lernen darstellt.
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