Etwas langfristig merken - welche Methode ist am besten?
Etwas langfristig merken - welche Methode ist am besten?
Hallo!
Ich möchte wissen, welche Lerntechniken ihr verwendet, wenn ihr euch etwas langfristig merken wollt.
Ich habe im Moment bspw. eine Vorlesung über russische Geschichte. Da ich mir die wichtigsten Daten gleich langfristig merken möchte, wollte ich fragen, was die beste Methode ist.
Ich kann natürlich eine Route erstellen und alles auf dieser ablegen. Ich habe hier im Forum aber auch irgendwann einmal gelesen, dass es am besten ist, wenn man die Daten in einen elektronischen Vokabeltrainer (Pauker, Parley, ...) eingibt und dann in den richtigen Abständen wiederholt.
Was ich dann noch gerne wissen möchte: Mit Mnemotechnik hat das Wiederholen in irgendwelchen Computerprogrammen ja nicht wirklich viel zu tun. Sicher, es geht um die richtigen Wiederholungsintervalle und, wenn mir etwas fast nie einfällt, kann ich es mir mit Hilfe eines mnemotechnisch erstellten Bildes leichter merken, aber ansonsten gibt es nicht wirklich viele Überschneidungen, oder täusche ich mich?
Welche Methoden verwendet ihr, um euch etwas langfristig zu merken/Dinge im Langzeitgedächtnis zu verankern?
Sind "normale" Mnemotechniken (Locimethode, ...) dafür überhaupt geeignet (Stichwort Wiederholungsintervall)?
Danke.
Ich möchte wissen, welche Lerntechniken ihr verwendet, wenn ihr euch etwas langfristig merken wollt.
Ich habe im Moment bspw. eine Vorlesung über russische Geschichte. Da ich mir die wichtigsten Daten gleich langfristig merken möchte, wollte ich fragen, was die beste Methode ist.
Ich kann natürlich eine Route erstellen und alles auf dieser ablegen. Ich habe hier im Forum aber auch irgendwann einmal gelesen, dass es am besten ist, wenn man die Daten in einen elektronischen Vokabeltrainer (Pauker, Parley, ...) eingibt und dann in den richtigen Abständen wiederholt.
Was ich dann noch gerne wissen möchte: Mit Mnemotechnik hat das Wiederholen in irgendwelchen Computerprogrammen ja nicht wirklich viel zu tun. Sicher, es geht um die richtigen Wiederholungsintervalle und, wenn mir etwas fast nie einfällt, kann ich es mir mit Hilfe eines mnemotechnisch erstellten Bildes leichter merken, aber ansonsten gibt es nicht wirklich viele Überschneidungen, oder täusche ich mich?
Welche Methoden verwendet ihr, um euch etwas langfristig zu merken/Dinge im Langzeitgedächtnis zu verankern?
Sind "normale" Mnemotechniken (Locimethode, ...) dafür überhaupt geeignet (Stichwort Wiederholungsintervall)?
Danke.
MUNDUS VULT DECIPI
Gedächtnispalast
Ich würde der russischen Geschichte einen eigenen Gedächtnispalast widmen. Was das ist, ist an anderer Stelle im Forum oder auch in allgemeiner Internetrecherche zu finden.
Der Vorteil eines eigenen Gedächtnispalastes besteht darin, dass man einmalig in seinem Gedächtnis eine Grundstruktur schafft, die so viel Flexibilität bietet, dass jederzeit neue Fakten gespeichert, also „ausgestellt“ werden können. Ich würde jedem Jahrhundert ein Stockwerk widmen und die Flure für einen entsprechenden Zeitstrahl. Die Säle könnten dann bestimmten herausragenden Ereignissen gewidmet werden. Man kann so einen Gedächtnispalast jederzeit ohne weitere technische Vorkehrungen besuchen und so seinen Stoff gut portioniert wiederholen. Auch beim Herumspringen zwischen den verschiedenen Ereignissen bzw. Jahrhunderten entsteht keine Verwirrung oder Verwechslung. So können neue Fakten sogar während einer Vorlesung am richtigen Ort erstgespeichert werden.
Grundsätzlich empfehle ich die Locitechnik, also die Arbeit mit Routen und Listen. Dazu aktives Assoziieren (Bilder, Sprachassoziationen), um z.B. neue Namen sicher zu speichern. Zur Wiederholung: Neue Fakten müssen innerhalb von längstens einer halben Stunde, besser 20 Minuten memoriert werden, bei Loci also „ins Bild gesetzt“ werden, sonst verschwinden sie aus der Erinnerung. Danach ist die erste Wiederholung am gleichen Tag anzuraten. Kontrolle am nächsten Tag. Danach innerhalb einer Woche. Aber das kann individuell auch anders sein. Muss man herausfinden. Die meisten Fakten lassen sich so in kurzer Zeit dauerhaft verankern. Mit Loci-Technik geht das hervorragend.
Mfg
Horkas
Der Vorteil eines eigenen Gedächtnispalastes besteht darin, dass man einmalig in seinem Gedächtnis eine Grundstruktur schafft, die so viel Flexibilität bietet, dass jederzeit neue Fakten gespeichert, also „ausgestellt“ werden können. Ich würde jedem Jahrhundert ein Stockwerk widmen und die Flure für einen entsprechenden Zeitstrahl. Die Säle könnten dann bestimmten herausragenden Ereignissen gewidmet werden. Man kann so einen Gedächtnispalast jederzeit ohne weitere technische Vorkehrungen besuchen und so seinen Stoff gut portioniert wiederholen. Auch beim Herumspringen zwischen den verschiedenen Ereignissen bzw. Jahrhunderten entsteht keine Verwirrung oder Verwechslung. So können neue Fakten sogar während einer Vorlesung am richtigen Ort erstgespeichert werden.
Grundsätzlich empfehle ich die Locitechnik, also die Arbeit mit Routen und Listen. Dazu aktives Assoziieren (Bilder, Sprachassoziationen), um z.B. neue Namen sicher zu speichern. Zur Wiederholung: Neue Fakten müssen innerhalb von längstens einer halben Stunde, besser 20 Minuten memoriert werden, bei Loci also „ins Bild gesetzt“ werden, sonst verschwinden sie aus der Erinnerung. Danach ist die erste Wiederholung am gleichen Tag anzuraten. Kontrolle am nächsten Tag. Danach innerhalb einer Woche. Aber das kann individuell auch anders sein. Muss man herausfinden. Die meisten Fakten lassen sich so in kurzer Zeit dauerhaft verankern. Mit Loci-Technik geht das hervorragend.
Mfg
Horkas
Danke für die Antwort.
Die Idee, je ein Jahrhundert in einem Stockwerk unterzubringen, ist wirklich gut. In dem Fall werde ich mich einmal an einem Gedächtnispalast versuchen.
Was ich noch fragen wollte: Verwendest du für größere Themengebiete immer einen Gedächtnispalast oder nimmst du auch einmal eine normale Route mit dementsprechend vielen Punkten?
Die Idee, je ein Jahrhundert in einem Stockwerk unterzubringen, ist wirklich gut. In dem Fall werde ich mich einmal an einem Gedächtnispalast versuchen.
Was ich noch fragen wollte: Verwendest du für größere Themengebiete immer einen Gedächtnispalast oder nimmst du auch einmal eine normale Route mit dementsprechend vielen Punkten?
MUNDUS VULT DECIPI
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
Was hier im Forum auch schon einmal geäußert wurde, war ein Museum mit 100 Räumen in denen 10 Gegenstände aus 10 Jahrunderten versammelt sind. Damit kommt man auf 1000 Jahre Geschichte.
Stark vereinfacht könnte man aber auch nur 10 Räume nehmen mit 10 Gegenständen. Etwa aus dem jeweiligen Jahr oder einfach nur eine Mayor-Liste. Dabei ist das Jahrhundert des Gegenstands egal und nur Jahrzehnt und Jahr entscheidend und fortlaufen.
Beispielsweise sind im ersten Raum Gegenstände aus den Jahren: 1101, 1802, 1903, 1904, 705, 406, 1107, 1508, 1509, 1910.
Da du dich ohnehin intensiver mit russischer Geschichte auseinandersetzt, dürfte die Zuordnung des Jahrhunderts zu einem bestimmten Ereignis ja eigentlich keine große Schwierigkeit darstellen.
Dieses Museum ist vielleicht nicht so sehr für das direkte, abklappernde Wiederholen optimiert, dafür ist Wiederholen fest eingebaut, da dir bei einer Jahreszahl immer gleich mehrere Ereignisse einfallen sollten, in denen der Gegenstand eine Rolle spielt.
Stark vereinfacht könnte man aber auch nur 10 Räume nehmen mit 10 Gegenständen. Etwa aus dem jeweiligen Jahr oder einfach nur eine Mayor-Liste. Dabei ist das Jahrhundert des Gegenstands egal und nur Jahrzehnt und Jahr entscheidend und fortlaufen.
Beispielsweise sind im ersten Raum Gegenstände aus den Jahren: 1101, 1802, 1903, 1904, 705, 406, 1107, 1508, 1509, 1910.
Da du dich ohnehin intensiver mit russischer Geschichte auseinandersetzt, dürfte die Zuordnung des Jahrhunderts zu einem bestimmten Ereignis ja eigentlich keine große Schwierigkeit darstellen.
Dieses Museum ist vielleicht nicht so sehr für das direkte, abklappernde Wiederholen optimiert, dafür ist Wiederholen fest eingebaut, da dir bei einer Jahreszahl immer gleich mehrere Ereignisse einfallen sollten, in denen der Gegenstand eine Rolle spielt.
Ich würde es mehrfach lernen. Also den Stoff einfach in einer Reihenfolge auf verschiedene Routen ablegen. Es ist nicht unbedingt notwendig, dass die Reihenfolge Sinn macht, aber natürlich schadet es nicht.
Verschiedene Jahrhundert -> verschiedene Routen.
Stoff regelmäßig wiederholen, auch die Routen. Dabei wird eines Tages eine von folgenden zwei Möglichkeiten eintreten:
1. Du wiederholst die Routen für ein paar Wochen/Monate nicht und musst von vorne anfangen. Das passiert praktisch jedem praktisch immer. Macht aber auch nichts, die neue Kodierung ist effizienter und sparsamer, vielleicht kodierst Du auch mehr Details.
2. (wesentlich unwahrscheinlicher) Durch viel Wiederholung ist der Stoff an sich bereits im Gedächtnis und Du hast keine Lust mehr auf die Route oder brauchst sie nicht mehr. Dann wird sie automatisch vergessen oder verblaßt. Also entweder neu kodieren oder einfach mit dem Wissen im Langzeitgedächtnis zufrieden sein.
Die meisten geben auf. Man hat irgendein Thema was man auswendig lernen will, und spätestens nach ein paar Monaten hat man keine Lust mehr, meistens weil man die Faszination überschätzt hat.
Verschiedene Jahrhundert -> verschiedene Routen.
Stoff regelmäßig wiederholen, auch die Routen. Dabei wird eines Tages eine von folgenden zwei Möglichkeiten eintreten:
1. Du wiederholst die Routen für ein paar Wochen/Monate nicht und musst von vorne anfangen. Das passiert praktisch jedem praktisch immer. Macht aber auch nichts, die neue Kodierung ist effizienter und sparsamer, vielleicht kodierst Du auch mehr Details.
2. (wesentlich unwahrscheinlicher) Durch viel Wiederholung ist der Stoff an sich bereits im Gedächtnis und Du hast keine Lust mehr auf die Route oder brauchst sie nicht mehr. Dann wird sie automatisch vergessen oder verblaßt. Also entweder neu kodieren oder einfach mit dem Wissen im Langzeitgedächtnis zufrieden sein.
Die meisten geben auf. Man hat irgendein Thema was man auswendig lernen will, und spätestens nach ein paar Monaten hat man keine Lust mehr, meistens weil man die Faszination überschätzt hat.
Wodan schrieb:
Nein, ich nehme natürlich auch Routen. Aber für Deutsch zum Beispiel habe ich einen eigenen Gedächtnispalast, auch wenn ich ihn als "alter Hase" nicht mehr unbedingt brauche. Grundsätzlich finde ich es gut, großen Gebieten ein Gedankengebäude zu errichten.Wodan hat geschrieben: Verwendest du für größere Themengebiete immer einen Gedächtnispalast oder nimmst du auch einmal eine normale Route mit dementsprechend vielen Punkten?
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
Da würde ich jetzt vielleicht einen Vorteil für eine Verbindung der Daten sehen, wie oben beschrieben, sehen. Denn bei Routen lernt man einzelne Daten für das Langzeitgedächtnis und die Geschichten auf der Route verblassen und werden eventuell neubelegt.DocTiger hat geschrieben:Durch viel Wiederholung ist der Stoff an sich bereits im Gedächtnis und Du hast keine Lust mehr auf die Route oder brauchst sie nicht mehr. Dann wird sie automatisch vergessen oder verblaßt. Also entweder neu kodieren oder einfach mit dem Wissen im Langzeitgedächtnis zufrieden sein.
Wenn weitere Daten dazukommen wird das gelernte Wissen aber nicht genutzt für die spätere Wissensaufnahme. Soll heißen, ein Ereignis im Jahre 1813, was ich schon kenne, hilft mir bei einer bloßen Routentechnik, wenn ich eines aus dem Jahre 1913 lernen möchte, nicht weiter.
Falls einem die Unterscheidung der Jahrhunderte allzu sehr zu schaffen macht, könnte man natürlich auch, statt einer 100-Liste, eine 1000-Liste verwenden und hätte dann noch die Jahrtausende, welche nicht codiert werden. Der oben beschriebene Vorteil wird dadurch aber, denke ich, geschmälert.
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
Könntest du diesen Gedächtnispalast vielleicht einmal etwas ausführlicher beschreiben? Ich habe bisher recht wenig zu Mnemotechniken für DaF (falls es sich bei deinem Palast darum handelt) gesehen. (Außer natürlich die marktschreierischen Super-Lernhilfen für Deutsch als Fremdsprache!)Horkas hat geschrieben:Aber für Deutsch zum Beispiel habe ich einen eigenen Gedächtnispalast, auch wenn ich ihn als "alter Hase" nicht mehr unbedingt brauche. Grundsätzlich finde ich es gut, großen Gebieten ein Gedankengebäude zu errichten.
Gedächtnispalast
Die Idee des Gedächtnispalastes geht m.W. zurück auf Matteo Ricci, den sein Orden (SJ) in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zum Missionieren nach China geschickt hat. Er lernte, ein wahrer Gedächtnismeister, mit seinem Gedächtnispalast, wie man sagt, in relativ kurzer Zeit 50000 chinesische Schriftzeichen. Für diese Leistung wurde er vom damaligen Kaiser sogar in den Mandarinenstand erhoben.
Da es sich um ein geistiges Produkt - ein höchst individuelles sogar - handelt, also eine Ordnung im Kopf, nimmt so ein Gedächtnispalast so viele Ausprägungen in Form und Umfang an wie es Individuen mit ihren inneren Palästen gibt. Thomas Harris vergleicht den Gedächtnispalast seines Romanhelden Hannibal Lector (auch Autor von "Das Schweigen der Lämmer") mit dem Topkapimuseum, dem berühmten ehemaligen Sultanspalast in Istanbul mit seinen hunderten von Sälen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Man kann für sich selber oder als Lehrer mit seinen Schülern einen Palast für eine Sprache anlegen. Horst Kasper (Horkas' alter ego) schlägt in seinem Buch "Mnemotechniken im Unterricht" (Buxtehude 2011) die dreiteilige Form eines Schlosses vor (Abbildung der Würzburger Residenz als Beispiel).
Im Mittelteil könnten die Dichter aus den verschiedenen Jahrhunderten ihren Platz finden:
- Klassisches Altertum: Keller
- Mittelalter, Zeit bis 1500: Souterrain
- 1500 bis 1750 (Barock):Erdgeschoss
- 1750 bis 1900: 1. Obergeschoss
- 1900 bis Gegenwart: 2. Obergeschoss
- Die deutschsprachigen Nobelpreisträger: 3. Obergeschoss
Die Seitenflügel nehmen die Grammatik (links) und die Rechtschreibung (rechts) auf. Wenn das mit der ganzen Lerngruppe so erarbeitet ist, kann man im Unterricht (im Geist) jederzeit an eine bestimmte Stelle gehen. um neue Informationen abzulegen. Übrigens kann man auch ganz real im Klassenzimmer die Kopie eines existierenden (womöglich gemeinsam besuchten) Schlosses hängen, in dem die Grundstrukturen der Lerninhalte eingetragen werden. Das ist schon deshalb sehr sinnvoll, weil es kaum möglich ist, auf Anhieb eine ganze Klasse von A bis Z zu begeisterten Lernern mit dem Gedächtnispalast zu machen. Ziel muss es aber sein, wirklich alle (anwesenden Gehirne) dafür zu aktivieren.
Der linke Flügel könnte im Erdgeschoss die (10) Wortarten aufnehmen, von denen jede ein Zimmer bekommt, in denen nach und nach die Einzelheiten (Zeiten und Konjugation des Verbs, Bildung und Steigerung des Adjektivs usw.) "eingerichtet" werden. Der Lehrer ist hier völlig frei, mit seinen Schülern zusammen die Strukturen weiter zu entwickeln. Für die Einrichtung jedes Zimmers sollte dann eine eigene Route (Loci-Techik) genommen werden. Kaspers Buch enthält auch dafür konkrete Vorschläge, etwa die Entwicklung einer gemeinsamen Hunderterliste, die sich an den konkreten Strukturen der jeweiligen Schule orientieren sollte.
Das zweite Geschoss im linken Flügel dient für die Inhalte des Satzbaus.
(Fragt bitte weiter, wenn etwas unklar ist).
Ich denke, dass auch und gerade im Unterricht von Deutsch als Fremdsprache der Gedächtnispalast ein ausgezeichnetes und Sicherheit vermittelndes methodisches Mittel sein kann. Für das Lernen der Vokabeln gibt es sicher verschiedene Wege. Ich würde da zur Benutzung der Fünffächer-Lernkartei (nach Sebastian Leitner) raten. (Bitte ggf. nachfragen).
Da es sich um ein geistiges Produkt - ein höchst individuelles sogar - handelt, also eine Ordnung im Kopf, nimmt so ein Gedächtnispalast so viele Ausprägungen in Form und Umfang an wie es Individuen mit ihren inneren Palästen gibt. Thomas Harris vergleicht den Gedächtnispalast seines Romanhelden Hannibal Lector (auch Autor von "Das Schweigen der Lämmer") mit dem Topkapimuseum, dem berühmten ehemaligen Sultanspalast in Istanbul mit seinen hunderten von Sälen.
Der langen Rede kurzer Sinn: Man kann für sich selber oder als Lehrer mit seinen Schülern einen Palast für eine Sprache anlegen. Horst Kasper (Horkas' alter ego) schlägt in seinem Buch "Mnemotechniken im Unterricht" (Buxtehude 2011) die dreiteilige Form eines Schlosses vor (Abbildung der Würzburger Residenz als Beispiel).
Im Mittelteil könnten die Dichter aus den verschiedenen Jahrhunderten ihren Platz finden:
- Klassisches Altertum: Keller
- Mittelalter, Zeit bis 1500: Souterrain
- 1500 bis 1750 (Barock):Erdgeschoss
- 1750 bis 1900: 1. Obergeschoss
- 1900 bis Gegenwart: 2. Obergeschoss
- Die deutschsprachigen Nobelpreisträger: 3. Obergeschoss
Die Seitenflügel nehmen die Grammatik (links) und die Rechtschreibung (rechts) auf. Wenn das mit der ganzen Lerngruppe so erarbeitet ist, kann man im Unterricht (im Geist) jederzeit an eine bestimmte Stelle gehen. um neue Informationen abzulegen. Übrigens kann man auch ganz real im Klassenzimmer die Kopie eines existierenden (womöglich gemeinsam besuchten) Schlosses hängen, in dem die Grundstrukturen der Lerninhalte eingetragen werden. Das ist schon deshalb sehr sinnvoll, weil es kaum möglich ist, auf Anhieb eine ganze Klasse von A bis Z zu begeisterten Lernern mit dem Gedächtnispalast zu machen. Ziel muss es aber sein, wirklich alle (anwesenden Gehirne) dafür zu aktivieren.
Der linke Flügel könnte im Erdgeschoss die (10) Wortarten aufnehmen, von denen jede ein Zimmer bekommt, in denen nach und nach die Einzelheiten (Zeiten und Konjugation des Verbs, Bildung und Steigerung des Adjektivs usw.) "eingerichtet" werden. Der Lehrer ist hier völlig frei, mit seinen Schülern zusammen die Strukturen weiter zu entwickeln. Für die Einrichtung jedes Zimmers sollte dann eine eigene Route (Loci-Techik) genommen werden. Kaspers Buch enthält auch dafür konkrete Vorschläge, etwa die Entwicklung einer gemeinsamen Hunderterliste, die sich an den konkreten Strukturen der jeweiligen Schule orientieren sollte.
Das zweite Geschoss im linken Flügel dient für die Inhalte des Satzbaus.
(Fragt bitte weiter, wenn etwas unklar ist).
Ich denke, dass auch und gerade im Unterricht von Deutsch als Fremdsprache der Gedächtnispalast ein ausgezeichnetes und Sicherheit vermittelndes methodisches Mittel sein kann. Für das Lernen der Vokabeln gibt es sicher verschiedene Wege. Ich würde da zur Benutzung der Fünffächer-Lernkartei (nach Sebastian Leitner) raten. (Bitte ggf. nachfragen).
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
Re: Gedächtnispalast
Du hast, scheint mir, nun eigentlich nur noch einmal betont, dass ein buchstäblicher Gedächtnispalast wirklich toll ist. Allerdings ist damit nur die Verortung verbunden.Horkas hat geschrieben:(Fragt bitte weiter, wenn etwas unklar ist).
Wie werden jetzt Konjugationen oder Rechtschreibregeln dort mnemotechnisch verarbeitet? Oder werden sie einfach hineingesteckt?
Gedächtnispalast
An anderen Stellen hier im Forum ist schon eine Menge zum Gedächtnispalast zu lesen, auch in einem eigenen Unterforum (Niki 365). Dort ist auch ein Link zu finden: www.memory-palace.de. Auch der Betreiber dieser Side Memory Palace gehört hier zu den Besuchern.
Es handelt sich beim GP um eine besondere Anwendung der Loci-Technik. Entsprechend der dort beschriebenen Methoden arbeite ich auch beim Deutsch-Palast.
Jede der 10 Wortarten (Zimmernummern im Flur) erhält ein Zimmer. Dafür brauche ich eine (mir bekannte) 10er Route (Z.B. 1. Baum - Substantiv, 2. Schwan - Artikel, 3. Dreizack - Adjektiv, 4. Auto - Pronomen usw.) Bild und Lerninhalt werden mit Assoziationen verbunden.
Der nächste Schritt wäre dann, dass die Einzelheiten der Wortarten in den verschiedenen Zimmern nach dem gleichen Prinzip angeordnet werden. Wieder dient eine Liste der Anlage der einzelnen Inhalte (Maskulinum, Femininum, Neutrum, Deklination in den vier Fällen, bestimmt - unbestimmt).
Beim Rechtschreiben bekommen einzelne Abschnitte je einen eigenen Saal (Großschreibung, Kleinschreibung, das - dass usw.). Auch altbekannte Eselsbrücken (nämlich - dämlich usw.) erhalten einen eigenen Raum.
Es handelt sich beim GP um eine besondere Anwendung der Loci-Technik. Entsprechend der dort beschriebenen Methoden arbeite ich auch beim Deutsch-Palast.
Jede der 10 Wortarten (Zimmernummern im Flur) erhält ein Zimmer. Dafür brauche ich eine (mir bekannte) 10er Route (Z.B. 1. Baum - Substantiv, 2. Schwan - Artikel, 3. Dreizack - Adjektiv, 4. Auto - Pronomen usw.) Bild und Lerninhalt werden mit Assoziationen verbunden.
Der nächste Schritt wäre dann, dass die Einzelheiten der Wortarten in den verschiedenen Zimmern nach dem gleichen Prinzip angeordnet werden. Wieder dient eine Liste der Anlage der einzelnen Inhalte (Maskulinum, Femininum, Neutrum, Deklination in den vier Fällen, bestimmt - unbestimmt).
Beim Rechtschreiben bekommen einzelne Abschnitte je einen eigenen Saal (Großschreibung, Kleinschreibung, das - dass usw.). Auch altbekannte Eselsbrücken (nämlich - dämlich usw.) erhalten einen eigenen Raum.
Gedächtnispalast
Klärung:
Der nächste Schritt wäre dann, dass die Einzelheiten der Wortarten in den verschiedenen Zimmern nach dem gleichen Prinzip angeordnet werden. Wieder dient eine Liste der Anlage der einzelnen Inhalte (Beispiel Artikel: Maskulinum, Femininum, Neutrum, Deklination in den vier Fällen, bestimmt - unbestimmt).
Der nächste Schritt wäre dann, dass die Einzelheiten der Wortarten in den verschiedenen Zimmern nach dem gleichen Prinzip angeordnet werden. Wieder dient eine Liste der Anlage der einzelnen Inhalte (Beispiel Artikel: Maskulinum, Femininum, Neutrum, Deklination in den vier Fällen, bestimmt - unbestimmt).
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
Vielleicht habe ich meine Frage unklar formuliert, du sprichst jedenfalls wieder nur von der Anordnung, der Verortung im Gedächtnispalast.
Mich interessiert aber eher, ob du neben dem Hineinstopfen noch weitere Techniken anwendest? Könntest du vielleicht anhand eines bestimmten Raumes ein paar Beispiele geben?
Mich interessiert aber eher, ob du neben dem Hineinstopfen noch weitere Techniken anwendest? Könntest du vielleicht anhand eines bestimmten Raumes ein paar Beispiele geben?
Gedächtnispalast
Was heißt hier "Verortung" und "hineinstopfen"? Die assoziative Verknüpfung der Lerninhalte mit den sicher verankerten Strukturen ist mehr als Verortung unf mehr als das Hineinstopfen.
Der Gedächtnispalast erlaubt aber die Verwendung aller möglichen Lerntechniken.
Nehmen wir als Beispiel den Saal mit dem Namen "Hauptsatz". Darin kann unter anderem eine Art Musikbox stehen. Daraus erklingt auf Knopfdruck fröhlicher Kindergesang. Auf die Melodie des bekannten französischen Kanons "Le coque est mort", also "Der Hahn ist tot". Bei genauem Hinhören lautet der Text:
Wer oder was?, ist das Subjekt.
Was ist ausgesagt?, das Prädikat.
|: Wessen, wem und wen?, sind die drei Objekte.
|: Wann, wo, wie, warum?, adverbiale Bestimmung.
So haben die Kinder bei Horst Kasper die elementare Satzanalyse gelernt. Trockene Grammatik lebendig aufbereitet. (Quelle: Handbuch kreative Lernpraxis, Lichtenau 2006. Dort mit Notenbild zu finden).
In diesem Raum können auch zusätzlich Poster mit Merksätzen hängen (wie im Klassenzimmer). Beispiel: "Im Hauptsatz steht das finite Verb an zweiter Stelle, im Nebensatz am Ende."
Der Gedächtnispalast erlaubt aber die Verwendung aller möglichen Lerntechniken.
Nehmen wir als Beispiel den Saal mit dem Namen "Hauptsatz". Darin kann unter anderem eine Art Musikbox stehen. Daraus erklingt auf Knopfdruck fröhlicher Kindergesang. Auf die Melodie des bekannten französischen Kanons "Le coque est mort", also "Der Hahn ist tot". Bei genauem Hinhören lautet der Text:
Wer oder was?, ist das Subjekt.
Was ist ausgesagt?, das Prädikat.
|: Wessen, wem und wen?, sind die drei Objekte.
|: Wann, wo, wie, warum?, adverbiale Bestimmung.
So haben die Kinder bei Horst Kasper die elementare Satzanalyse gelernt. Trockene Grammatik lebendig aufbereitet. (Quelle: Handbuch kreative Lernpraxis, Lichtenau 2006. Dort mit Notenbild zu finden).
In diesem Raum können auch zusätzlich Poster mit Merksätzen hängen (wie im Klassenzimmer). Beispiel: "Im Hauptsatz steht das finite Verb an zweiter Stelle, im Nebensatz am Ende."
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
Der Gedächtnispalast dient also als Ort für Merksätze? Anders ausgedrückt: Merksätze, zu bestimmten Themen, erhalten einen bestimmten Ort an dem sie auffindbar sein sollen, damit sie nicht irgendwo im Hirn herumschwirren. Das meinte ich mit Verortung.
Nachtrag: Vollstopfen war nicht böse gemeint. Ich frage hier auch nur so viel, weil es mich wirklich interessiert und du reale Erfahrung damit hast und es sogar Schülern näherbringen konntest.
Nachtrag: Vollstopfen war nicht böse gemeint. Ich frage hier auch nur so viel, weil es mich wirklich interessiert und du reale Erfahrung damit hast und es sogar Schülern näherbringen konntest.
Gedächtnispalast
Ein weiteres Beispiel dafür, wie sich Lerninhalte in den Deutschpalast einordnen lassen:
Mit meiner damaligen sechsten Klasse wollte ich zum Schuljahrende eine klare Übersicht über die 10 deutschen Wortarten lernen. Dazu suchte ich eine für die Kinder unmittelbar ansprechende Locistrecke, die fast alle in Teilabschnitten vom täglichen Schulweg her kannten, die Buslinie von Müllheim nach Badenweiler. Sie hat genau die benötigten 10 Stationen, die an einem ganzen Schulvormittag „erfahren“ wurde. Wir gingen der Strecke entlang von der Schule zum Bahnhof, bestiegen dort den Linienbus, fuhren gemeinsam nach Badenweiler, stiegen anschließend im Kurpark hoch auf den Turm der Burgruine, von wo aus man die ganze Strecke überblicken kann (Repetition). Dann marschierten wir auf kurzem Weg zurück zur Schule. Vor dem Unterrichtsende gingen wir gemeinsam in Gedanken noch einmal die Strecke durch. An den folgenden Tagen lernten die Kinder die Strecke auswendig. Damit war die Locistrecke vorbereitet.
Die Loci-Strecke
1. Müllheim Bahnhof das Bahnhofsgebäude, der Vorplatz, die Bäume, das Taxi, die Bushaltestelle, die wartenden Menschen
2. Löfflerbrunnen der Löfflerbrunnen, die Zweigstelle der Volksbank, das Autohaus
3. Turnhalle die Pizzeria Turnhalle, die kurvige Straße, die Margaretenkapelle, der Narrenbrunnen
4. Amtsgericht. Die evangelische Stadtkirche, das Amtsgericht, die Post,
5. Altes Rathaus. Das alte Rathaus mit der Turmuhr, der Verkehrskreisel mit vier Straßen, die auf ihn zu laufen, die katholische Stadtkirche mit der Turmuhr
6. Warteck . An dieser Haltestelle mussten damals täglich drei Kinder aus Lipburg auf den Bus warten, der sie von Badenweiler kommend zur Schule brachte. Außerdem der Lebensmittelmarkt und die Gaststätte Warteck.
7. Brauerei. Rund um diese Haltestelle wohnten mehrere Kinder aus der Klasse, teils oberhalb, teils unterhalb, teils hinter der Haltestelle, etwas höher am Berg, während die Haltestelle direkt neben dem Bach im Tal liegt.
8. Oberweiler, der im Tal liegende Ortsteil des Kurortes. Daneben der Ritter (oder Koger?)-Brunnen, der Klemmbach, das alte Schulhaus.
9. Sportbad. Hier hält der Bus direkt vor dem Eingang zum Sportbad.
10. Badenweiler Bahnhof. Da ist heute kein Bahnhof mehr, das ist schon Jahrzehnte so. Endstation!
Der nächste Schritt war die kurze Wiederholung der (bereits bekannten) Begriffe zu den Wortarten. Nach etwa einer Woche folgte:
Die Fantasiereise zu den zehn Wortarten
Hinführung in die Entspannung:
„Setze oder lege dich bequem hin … Mache es dir noch etwas bequemer … Schließe nun deine Augen …Du spürst nun, wie du mit jedem Ausatmen ruhiger … und ruhiger wirst. … Dein ganzer Körper ist ruhig … und entspannt … Deine beiden Arme sind ganz entspannt … Deine beiden Beine sind ganz entspannt … Dein Gesicht … ganz entspannt … Dein Hals, deine Schultern … Dein ganzer Körper ist ruhig und entspannt …
Wir beginnen jetzt noch einmal die Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof Müllheim zum Bahnhof Badenweiler. Mache es dir auf deinem Platz ganz bequem.
Lerninhalt:
1. Bahnhof. Dies ist die erste Station. Schau dir alle Sachen hier ruhig an: Da ist der Bus, in dem wir sitzen, der Fahrer, draußen steht auf seinem Parkplatz ein Taxi. Das Bahnhofsgebäude. An der Bushaltestelle ist eine Bank aufgestellt. Mehrere ältere Leute sitzen darauf. Sie warten mit Geduld auf einen anderen Bus. Jemand liest dabei die Zeitung. Jetzt schließen sich die Türen. Der Bus setzt sich in Bewegung.
Bus, Fahrer, Parkplatz, Taxi, Bahnhofsgebäude, Bushaltestelle, Bank, Leute, Geduld, Zeitung, Türen und Bewegung. Das sind alles Substantive.
Substantive sind die Wortart Nummer eins.
2. Löfflerbrunnen heißt die zweite Station. Hier siehst du die Volksbankzweigstelle, das Autohaus. Da ist der Löfflerbrunnen. Um den Brunnen ist eine Verkehrsinsel.
Der, die, das, den und eine. Das sind verschiedene Artikel, die Begleiter des Substantivs.
Artikel heißt die zweite Wortart.
3. „Pizzeria zur Turnhalle“ heißt die Gaststätte an der dritten Station. Hier gibt es feine Pizza. An der Ecke steht der lustige Narrenbrunnen. Die Straße ist hier kurvig, aber ziemlich breit.
Fein, lustig, kurvig und breit sind Adjektive. Sie geben Eigenschaften an.
Adjektiv heißt die dritte Wortart.
4. Die vierte Station ist das Amtsgericht. Ich und du, wir müssen hoffentlich nie vor Gericht. Wir sind ehrliche Leute, können zwischen mein und dein unterscheiden. Gegenüber auf dieser Straßenseite steht unsere evangelische Stadtkirche.
Verschiedene Pronomen sind das, die Wörtchen ich, du, wir, mein, dein, dieses und unsere. Die Pronomen sind die vierte Art von Wörtern.
5. Altes Rathaus ist die fünfte Station. Vier Straßen laufen auf den Verkehrskreisel zu. Elf Uhr und fünf Minuten zeigt die Turmuhr auf der katholischen Stadtkirche wie auf dem Rathaustürmchen. Viele Autos fahren hier. Einige Menschen versuchen gerade die Straße zu überqueren.
Vier, fünf, elf, viele und einige sind Numerale. Das Numerale ist die fünfte Wortart.
6. Warteck heißt die sechste Station. Hier warten tatsächlich Sonja und Tim jeden Tag auf ihren Bus. Sie müssen hier umsteigen, um zur Schule zu fahren.
Warten, müssen, umsteigen und fahren sind Verben.
Die sechste Wortart ist das Verb.
7. Die alte Brauerei ist heute ein Gasthaus, die siebte Station. Früher wurde hier tatsächlich Bier gebraut. Oberhalb und unterhalb, hinter der Station wohnen einige Klassenkameraden. Vor dem Bus fährt ein Traktor. Darum muss der Bus ziemlich schnell bremsen.
Früher, oberhalb, unterhalb, hinter, vor und darum sind Adverbien.
Das Adverb, so heißt die siebte Wortart.
8. Oberweiler ist die achte Station. Straße und Klemmbach liegen hier nahe beieinander, aber auch ein alter Dorfbrunnen seht noch hier sowie das alte Schulhaus; denn das Dörfchen war früher einmal selbstständig, da gab es hier auch eine eigene Schule, doch das ist lange her.
Und, aber, auch, sowie, denn und doch sind Konjunktionen, die verbindenden Worte.
Die Konjunktion ist die Wortart Nummer acht.
9. Sportbad heißt die neunte und vorletzte Station. Direkt vor dem Badeingang hält hier der Bus. Im Bad selbst herrscht zu dieser Zeit noch wenig Betrieb. Aus dem Bad hört man Geplätscher. Schüler einer Klasse schwimmen um die Wette.
Die Wortart Nummer neun bezeichnet als Präposition Wörter wie vor, in, aus und um.
10. Badenweiler Bahnhof heißt die zehnte und letzte Station. Aha! Wir sind da. Gott sein Dank! Seufzt eine Frau. Ach ja!
Die Interjektion, der Ausruf ist die zehnte Wortart. Aha! Gott sei Dank! Ach ja!
Rückführung aus der Entspannung:
Und nun kommen wir ganz langsam zurück …. Bewege ein wenig deine Finger … lass sie sich leicht und spielerisch bewegen …Bewege auch die Zehen und spiele ein wenig mit ihnen … Bewege deine Arme … und deine Beine … Dehne und räkle deinen ganzen Körper … Schlage seine Augen auf und schau dich um … Klatsche einmal kräftig in die Hände … Und nun bist du wieder voll da.“
Nach der Fantasiereise:
Nach einer kleinen Pause sollten Sie unbedingt den Kindern Gelegenheit geben, über ihre Erfahrungen während der Fantasiereise zu sprechen.
Ich denke, dass das als Anschauung für dich genügt. Die genauere Beschreibung ist zusammen mit einem Foto der sternförmig in völliger Entspannung auf dem Boden liegenden 28 Kinder der Klasse zu finden in: Horst Kasper „Methodentraining kreative Lernpraxis“, Lichtenau 2006, S. 76 ff.)
Mit meiner damaligen sechsten Klasse wollte ich zum Schuljahrende eine klare Übersicht über die 10 deutschen Wortarten lernen. Dazu suchte ich eine für die Kinder unmittelbar ansprechende Locistrecke, die fast alle in Teilabschnitten vom täglichen Schulweg her kannten, die Buslinie von Müllheim nach Badenweiler. Sie hat genau die benötigten 10 Stationen, die an einem ganzen Schulvormittag „erfahren“ wurde. Wir gingen der Strecke entlang von der Schule zum Bahnhof, bestiegen dort den Linienbus, fuhren gemeinsam nach Badenweiler, stiegen anschließend im Kurpark hoch auf den Turm der Burgruine, von wo aus man die ganze Strecke überblicken kann (Repetition). Dann marschierten wir auf kurzem Weg zurück zur Schule. Vor dem Unterrichtsende gingen wir gemeinsam in Gedanken noch einmal die Strecke durch. An den folgenden Tagen lernten die Kinder die Strecke auswendig. Damit war die Locistrecke vorbereitet.
Die Loci-Strecke
1. Müllheim Bahnhof das Bahnhofsgebäude, der Vorplatz, die Bäume, das Taxi, die Bushaltestelle, die wartenden Menschen
2. Löfflerbrunnen der Löfflerbrunnen, die Zweigstelle der Volksbank, das Autohaus
3. Turnhalle die Pizzeria Turnhalle, die kurvige Straße, die Margaretenkapelle, der Narrenbrunnen
4. Amtsgericht. Die evangelische Stadtkirche, das Amtsgericht, die Post,
5. Altes Rathaus. Das alte Rathaus mit der Turmuhr, der Verkehrskreisel mit vier Straßen, die auf ihn zu laufen, die katholische Stadtkirche mit der Turmuhr
6. Warteck . An dieser Haltestelle mussten damals täglich drei Kinder aus Lipburg auf den Bus warten, der sie von Badenweiler kommend zur Schule brachte. Außerdem der Lebensmittelmarkt und die Gaststätte Warteck.
7. Brauerei. Rund um diese Haltestelle wohnten mehrere Kinder aus der Klasse, teils oberhalb, teils unterhalb, teils hinter der Haltestelle, etwas höher am Berg, während die Haltestelle direkt neben dem Bach im Tal liegt.
8. Oberweiler, der im Tal liegende Ortsteil des Kurortes. Daneben der Ritter (oder Koger?)-Brunnen, der Klemmbach, das alte Schulhaus.
9. Sportbad. Hier hält der Bus direkt vor dem Eingang zum Sportbad.
10. Badenweiler Bahnhof. Da ist heute kein Bahnhof mehr, das ist schon Jahrzehnte so. Endstation!
Der nächste Schritt war die kurze Wiederholung der (bereits bekannten) Begriffe zu den Wortarten. Nach etwa einer Woche folgte:
Die Fantasiereise zu den zehn Wortarten
Hinführung in die Entspannung:
„Setze oder lege dich bequem hin … Mache es dir noch etwas bequemer … Schließe nun deine Augen …Du spürst nun, wie du mit jedem Ausatmen ruhiger … und ruhiger wirst. … Dein ganzer Körper ist ruhig … und entspannt … Deine beiden Arme sind ganz entspannt … Deine beiden Beine sind ganz entspannt … Dein Gesicht … ganz entspannt … Dein Hals, deine Schultern … Dein ganzer Körper ist ruhig und entspannt …
Wir beginnen jetzt noch einmal die Fahrt mit dem Bus vom Bahnhof Müllheim zum Bahnhof Badenweiler. Mache es dir auf deinem Platz ganz bequem.
Lerninhalt:
1. Bahnhof. Dies ist die erste Station. Schau dir alle Sachen hier ruhig an: Da ist der Bus, in dem wir sitzen, der Fahrer, draußen steht auf seinem Parkplatz ein Taxi. Das Bahnhofsgebäude. An der Bushaltestelle ist eine Bank aufgestellt. Mehrere ältere Leute sitzen darauf. Sie warten mit Geduld auf einen anderen Bus. Jemand liest dabei die Zeitung. Jetzt schließen sich die Türen. Der Bus setzt sich in Bewegung.
Bus, Fahrer, Parkplatz, Taxi, Bahnhofsgebäude, Bushaltestelle, Bank, Leute, Geduld, Zeitung, Türen und Bewegung. Das sind alles Substantive.
Substantive sind die Wortart Nummer eins.
2. Löfflerbrunnen heißt die zweite Station. Hier siehst du die Volksbankzweigstelle, das Autohaus. Da ist der Löfflerbrunnen. Um den Brunnen ist eine Verkehrsinsel.
Der, die, das, den und eine. Das sind verschiedene Artikel, die Begleiter des Substantivs.
Artikel heißt die zweite Wortart.
3. „Pizzeria zur Turnhalle“ heißt die Gaststätte an der dritten Station. Hier gibt es feine Pizza. An der Ecke steht der lustige Narrenbrunnen. Die Straße ist hier kurvig, aber ziemlich breit.
Fein, lustig, kurvig und breit sind Adjektive. Sie geben Eigenschaften an.
Adjektiv heißt die dritte Wortart.
4. Die vierte Station ist das Amtsgericht. Ich und du, wir müssen hoffentlich nie vor Gericht. Wir sind ehrliche Leute, können zwischen mein und dein unterscheiden. Gegenüber auf dieser Straßenseite steht unsere evangelische Stadtkirche.
Verschiedene Pronomen sind das, die Wörtchen ich, du, wir, mein, dein, dieses und unsere. Die Pronomen sind die vierte Art von Wörtern.
5. Altes Rathaus ist die fünfte Station. Vier Straßen laufen auf den Verkehrskreisel zu. Elf Uhr und fünf Minuten zeigt die Turmuhr auf der katholischen Stadtkirche wie auf dem Rathaustürmchen. Viele Autos fahren hier. Einige Menschen versuchen gerade die Straße zu überqueren.
Vier, fünf, elf, viele und einige sind Numerale. Das Numerale ist die fünfte Wortart.
6. Warteck heißt die sechste Station. Hier warten tatsächlich Sonja und Tim jeden Tag auf ihren Bus. Sie müssen hier umsteigen, um zur Schule zu fahren.
Warten, müssen, umsteigen und fahren sind Verben.
Die sechste Wortart ist das Verb.
7. Die alte Brauerei ist heute ein Gasthaus, die siebte Station. Früher wurde hier tatsächlich Bier gebraut. Oberhalb und unterhalb, hinter der Station wohnen einige Klassenkameraden. Vor dem Bus fährt ein Traktor. Darum muss der Bus ziemlich schnell bremsen.
Früher, oberhalb, unterhalb, hinter, vor und darum sind Adverbien.
Das Adverb, so heißt die siebte Wortart.
8. Oberweiler ist die achte Station. Straße und Klemmbach liegen hier nahe beieinander, aber auch ein alter Dorfbrunnen seht noch hier sowie das alte Schulhaus; denn das Dörfchen war früher einmal selbstständig, da gab es hier auch eine eigene Schule, doch das ist lange her.
Und, aber, auch, sowie, denn und doch sind Konjunktionen, die verbindenden Worte.
Die Konjunktion ist die Wortart Nummer acht.
9. Sportbad heißt die neunte und vorletzte Station. Direkt vor dem Badeingang hält hier der Bus. Im Bad selbst herrscht zu dieser Zeit noch wenig Betrieb. Aus dem Bad hört man Geplätscher. Schüler einer Klasse schwimmen um die Wette.
Die Wortart Nummer neun bezeichnet als Präposition Wörter wie vor, in, aus und um.
10. Badenweiler Bahnhof heißt die zehnte und letzte Station. Aha! Wir sind da. Gott sein Dank! Seufzt eine Frau. Ach ja!
Die Interjektion, der Ausruf ist die zehnte Wortart. Aha! Gott sei Dank! Ach ja!
Rückführung aus der Entspannung:
Und nun kommen wir ganz langsam zurück …. Bewege ein wenig deine Finger … lass sie sich leicht und spielerisch bewegen …Bewege auch die Zehen und spiele ein wenig mit ihnen … Bewege deine Arme … und deine Beine … Dehne und räkle deinen ganzen Körper … Schlage seine Augen auf und schau dich um … Klatsche einmal kräftig in die Hände … Und nun bist du wieder voll da.“
Nach der Fantasiereise:
Nach einer kleinen Pause sollten Sie unbedingt den Kindern Gelegenheit geben, über ihre Erfahrungen während der Fantasiereise zu sprechen.
Ich denke, dass das als Anschauung für dich genügt. Die genauere Beschreibung ist zusammen mit einem Foto der sternförmig in völliger Entspannung auf dem Boden liegenden 28 Kinder der Klasse zu finden in: Horst Kasper „Methodentraining kreative Lernpraxis“, Lichtenau 2006, S. 76 ff.)
- Hugin und Munin
- Regelmäßiger Besucher
- Beiträge: 32
- Registriert: Di 03. Aug 2010, 1:38
- Ulrich Voigt
- Superbrain
- Beiträge: 837
- Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
- Kontaktdaten:
Re: Gedächtnispalast
Das ist ausgezeichnete Arbeit!Horkas hat geschrieben: die 10 deutschen Wortarten
- Ulrich Voigt
- Superbrain
- Beiträge: 837
- Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
- Kontaktdaten:
Re: Gedächtnispalast
Ich halte diese Idee weitgehend für eine Chimäre, und zwar schon bei Matteo Ricci. Die Idee ist verführerisch, aber nicht praktikabel. Alle möglichen Leute reden von ihren Gedächtnispalästen oder vielmehr von Gedächtnispalästen, die sie gerne hätten, aber sie haben natürlich dergleichen gar nicht.Horkas hat geschrieben:Die Idee des Gedächtnispalastes
Das Problem ist nämlich, dass das Verorten unseres Wissens, wenn es in zu großem Maßstab geschieht, all dem widerspricht, was die moderne Hirnforschung sagt. Unser Lernen geschieht nicht so sehr topologisch-statisch, als vielmehr vernetzend-dynamisch.
Andererseits finde ich begrenzte topologische Systemchen sehr wirksam. Sie gewinnen aber nichts damit, dass sie nun alle unter einen Hut gebracht werden sollen.
Re: Gedächtnispalast
[quote="Ulrich Voigt"]
Das Problem ist nämlich, dass das Verorten unseres Wissens, wenn es in zu großem Maßstab geschieht, all dem widerspricht, was die moderne Hirnforschung sagt. Unser Lernen geschieht nicht so sehr topologisch-statisch, als vielmehr vernetzend-dynamisch.[qoute]
Seh ich auch so...
Ich denke der Vorteil des Gedächtnispalastes, liegt in der Kategorisierung eines spezifischen Themas. Ich glaube aber nicht, dass das die Vernetzung tatsächlich kompliziert.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass (egal ob Route, Palast, Fadenmethode...) die Merktechnischen Methoden mit den Wiederholungen immer mehr an Bedeutung verlieren, und der einst so gelernte Stoff immer mehr ins Langzeitgedächtnis übergeht und spätestens jetzt zur "Vernetzung"
Zur Verfügung steht.
Das Problem ist nämlich, dass das Verorten unseres Wissens, wenn es in zu großem Maßstab geschieht, all dem widerspricht, was die moderne Hirnforschung sagt. Unser Lernen geschieht nicht so sehr topologisch-statisch, als vielmehr vernetzend-dynamisch.[qoute]
Seh ich auch so...
Ich denke der Vorteil des Gedächtnispalastes, liegt in der Kategorisierung eines spezifischen Themas. Ich glaube aber nicht, dass das die Vernetzung tatsächlich kompliziert.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass (egal ob Route, Palast, Fadenmethode...) die Merktechnischen Methoden mit den Wiederholungen immer mehr an Bedeutung verlieren, und der einst so gelernte Stoff immer mehr ins Langzeitgedächtnis übergeht und spätestens jetzt zur "Vernetzung"
Zur Verfügung steht.