wie der Titel schon sagt, habe ich ein größeres Projekt vor, namentlich mein Physikum. Ich studiere Tiermedizin - auf DocTiger und seine Seite bin ich hier schon gestoßen, das war schon mal sehr hilfreich. Was ich suche sind Verbesserungsvorschläge oder Tipps, wie ich meine Idee leichter umsetzen kann. Ich entschuldige mich schon mal für die Textlänge und danke allen, die sich die Mühe machen zu antworten.
Das Problem:
1. Ich habe Prüfungsangst bei mündlichen Prüfungen. Leider nicht nur in der Form, dass ich halt mal ne Nacht schlecht schlafe, sondern ich schlafe schon ab 2 Wochen vorher schlecht (wir haben grob alle 4 Wochen Prüfung + die eigentliche Prüfungsphase nach dem Semester), dazu kommen Verspannungen, Kopfschmerzen und diverser anderer unerfreulicher Kram. Mit am unerfreulichsten ist aber, dass ich bei jeder (!) Prüfung einen Blackout habe. Resultat in Anatomie: von 5 Testaten 2 mit Hängen und Würgen bestanden, 2x durchgefallen, einmal nicht angetreten.
2. Ich bin eine absolute Auswendiglern-Niete, was in Verbindung mit dem Tiermedizinstudium die mieseste Kombination seit Röhrenjeans in Stiefeln ist. Einzig Gedichte und Songtexte kann ich mir merken, alles andere, auch nicht fachliche, wie Namen, Geburtstage oder schlicht "ich muss noch beim Zahnarzt anrufen" wird gnadenlos vergessen.
3. Jegliches "du musst jetzt lernen" führt inzwischen dazu, dass sich alles in mir zutiefst sträubt, weil: Bringt ja nichts und an Prüfungen denken macht mich irre. Im Gegensatz dazu kam es NACH Prüfungen schon vor, dass ich plötzlich dachte "eigentlich ist der Stoff total interessant, das will ich mir unbedingt noch mal angucken."
4. In knapp einem Jahr werde ich 5 große Prüfungen im Abstand von ca. einer Woche hintereinander ablegen. Am Beispiel von Anatomie bedeutet das: um die 200 Muskeln mit Ansatz, Ursprung, Innervation, Funktion + sämtliche Organe mit Aufbau und Funktion + sämtliche Knochen mit jeweils bis zu 20 Knochenpunkten + Körperhöhlen + sämtliche Arterien, Venen, Nerven, Lymphbahnen + Gelenke mit Bändern.. Also richtig viel Spaß.
Alles zusammen hat mich inzwischen so weit, dass dringend was passieren muss - sonst muss ich dieses Studium, an dem ich sehr, sehr hänge, aufgeben.
Der Lösungsansatz:
1. An der Prüfungsangst werde ich in einer Therapie arbeiten, das ist schon die die Wege geleitet und läuft.
2. Beim Auswendiglernen möchte ich, und deswegen bin ich hier, auf Gedächtnistraining setzen. Zwar bin ich blutiger Anfänger (Prinzipien der Techniken wie Loci oder Mastersystem sind mir bekannt), erste Experimente haben mir aber gezeigt, dass mir diese Arbeit sehr liegt. Einen Mini-Gedächtnispalast, den ich vor einigen Wochen mal gebaut hatte, kann ich heute noch problemlos abrufen und ein Test von vorgestern mit 1x10 und 1x12 Punkten auf der gleichen Route konnte ich heute (getrennt voneinander) wieder reproduzieren. Mir ist klar, dass das weiteren Trainings bedarf, aber ich fand es schon mal recht eindrucksvoll - und nebenbei hatte ich noch Spaß

3. Gegen mein Lern-Aversions-Problem möchte ich auch mit einem Tipp aus dem Forum angehen: Statt mir 4 Stunden vorzunehmen werde ich mit Zeiten anfangen, die noch kein Sträuben hervorrufen - und danach auch wirklich Feierabend machen, und wenn es nur 15 Minuten waren. Außerdem werde ich die Achtsamkeitsmeditation mal antesten, damit die Gedanken auch wirklich beim Thema bleiben.
4. Planung ist da wohl alles, da könnte ich noch etwas Hilfe brauchen. Ich muss im kommenden WS noch 3 Anatomie-Testate ablegen, von denen ich 2 bestehen muss, wenn ich keinen Zeitverzug haben möchte (und da der große Probleme machen kann, möchte ich das verhindern). Das Thema werden hauptsächlich Siten (=Körperhöhlen) sein, die ich mit Stichpunkten auf Routen angehen würde.
Das Physikum ist erst Ende des nächsten Sommersemesters, da habe ich also noch knapp ein Jahr zeit. Da ich aber viele Wiederholungen brauchen werde, damit das Ganze auch sitzt, muss ich wohl eher früh anfangen (zumal ich im 4. Semester noch 2 kleine Testate jede Woche haben werde). Bisheriger Plan: Für die Muskeln wollte ich auf DocTigers Datenbanktechnik setzen, Organe und Siten würde ich mit Stichpunkten auf je einer eigenen Route planen, Gelenke + Plexus + Knochen(-gruppen) bekommen ebenfalls je eigene Routen.
Meine Routen werden wohl reale sein, da ich hoffe, dass mir der Einstiegspunkt bei den Prüfungen den roten Faden gibt, den ich brauche, um den Blackout zu verhindern.
Erste Fragen:
Als erstes wäre natürlich die Frage: Haltet ihr das für machbar? Zu verlieren habe ich nichts, so wie es momentan läuft, habe ich nicht die geringste Chance da durch zu kommen. Aber es sind eben extrem viele Informationen und ich bin nicht so sicher ob mein Hirn auch schon weiß, dass es unbegrenzt Speicherplatz hat

Danach geht's schon etwas in die Details, auch wenn da sicherlich noch mehr kommt, wenn ich erst mal angefangen habe. Probleme sehe ich bisher z.B. bei Arterien, da die sich natürlich verzweigen und damit schwer auf eine Route zu bringen sind. Außerdem frage ich mich, ob man bei zu viele Routen nicht irgendwann durcheinander kommt? Ich habe etwas Bedenken, ob ich später rekonstruieren kann, dass die Leber z.B. in Omas Bad liegt - oder sollte es reichen, wenn ich mir dazu ein entsprechendes Bild mache? Nicht, dass ich mir da noch ein Blackout-trächtiges Ei ins Nest lege. Machen viele kleine Routen und damit kleinere Aufteilung des Stoffes überhaupt Sinn? Momentan stelle ich mir z.B. vor, dass meine Wohnung das Vorderbein wird. Dann gibt's im Bad die Schultermuskulatur, Ellenbogen im Wohnzimmer, Karpalgelenk im Arbeitszimmer, ...
Ich bin für jede Meinung und Anregung sehr dankbar. Wenn es von Interesse ist, kann ich auch gern ein bisschen dokumentieren, was für mich wie klappt - vielleicht hilft das anderen, die ein ähnliches Problem haben. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie weit man mit diesen Techniken im praktischen Alltag kommt.
Viele Grüße,
Carica