Kalender im Kopf

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Ich möchte kurz zusammen fassen.
O.k., ich schau mir das mal durch.
Four offset Methode TT.MM.HHEE
Warum nicht einfach T M E H?
19.12.2006
1. 19 mod 7 = 5
2. Dem Dezember ist 6 zugeordnet
3. -1
4. (E + (E div 4)) mod 7 = 0
Ergebnis: 5 + 6 -1 + 0 = 10, dann 10 -7 = 3 also: Dienstag
Nachdem Du Dir für das laufende Jahr schon K (J = 2006 ) = -1 gemerkt hast, ist die Rechnung für K ( E = 06) = 0 überflüssig.
Man rechnet nur noch W ( 19.12.2006) = 5 - 1 - 1 = 3 Di.
Die erste -1 ist die Kalenderzahl des Dezember, die zweite -1 ist die Kalenderzahl des Jahres 2006.
6 div 4 = 1,5
Nein, es ist 6 div 4 = 1, denn div bezeichnet den ganzzahligen Anteil der Division. Entsprechend bei den anderen Rechnungen!
5 + 6 -1 + 0 = 10, dann 10 -7 = 3 also: Dienstag
besser: 5 - 1 - 1 = 3
Für das Jahr 2006 merke ich mir anstelle des 4. Schritts die Zahl 0.
Nein, ich merke mir nur die 6 für dieses Jahr 2006.

Die übrigen Beispiele kommen alle zum richtigen Ergebnis. Die Berechnung von K (E) = (E + (E div 4)) mod 7 vereinfacht sich bei richtigem Gebrauch von div.
Die beiden Methoden ergänzen sich.
Nein, die four offset Methode benötigt keine Ergänzung. Ich versuche das einmal durch Beispiele zu demonstrieren:
heute ist der XX.03.2006, ein Freitag. Welches Datum haben wir heute?
K (T) = W - ( K (M) + K (J) ) mod 7 = (6 - ( 4 - 1)) mod 7 = 6 - 3 = 3
=>
T = 3, 10, 17, 24, 31

Noch ein Beispiel:
Donnerstag im August 1795. Welcher Tag?
K (T) = W - ( K (M) + K (H) + K (E) ) mod 7 = (5 - ( 3 + 4 - 1)) mod 7 = 5 + 1 = 6
=>
T = 6, 13, 20, 27

Ich kann nicht erkennen, daß die doomsday Methode hier schneller oder sicherer wäre.

Und wie steht es mit dieser Frage?
Freitag, 17. Mai xx 18. Welches Jahrhundert?
Lösung:
K (H) = W - ( K (T) + K (M) + K (E) ) mod 7 = (6 - ( 3 + 2 + 1)) mod 7 = 6 - 6 = 0
=>
H = 16, 20.

Die four offset Methode ist für alle denkbaren Fragen geeignet. Die doomsday Methode ist in keiner Weise eine sinnvolle Ergänzung.

Noch eine Frage:
Montag 4. Oktober 18xx. Welches Jahr?
Lösung:
K (E) = W - ( K (T) + K (M) + K (H) ) mod 7
= (2 - ( 4 + 1 + 2)) mod 7 = 2 - 0 = 2
=>
E = 2, 13, 19, 24, 30, 41, 47, 52, 58, 69, 75, 80, 86, 97

Na ja, diese Lösung erfordert schon etwas mehr an Kenntnis.

Ergänzung
Ich habe allerdings eine Ergänzung vorzuschlagen, wenn es darum geht, den Kalender eines bestimmten Monats zu wissen, was ja für den Historiker oft genug von Nutzen sein wird. Die four offset Methode wird damit aber nicht ergänzt, sondern nur speziell verwendet: Das Jahr im Kopf S. 43 ff. gibt eine Formel für den ersten Samstag (wegen K (Sa) = 0) in einem beliebigen Monat, eine Formel, die dann auch den Schlüssel liefert für das Osterdatum.

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Ulrich Voigt
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So = 1

Beitrag von Ulrich Voigt »

Leider ist die Handhabung der four offset Methode nicht einheitlich.
Die einen (ich nenne sie die Modernisten) benutzen Mo = 1, die anderen (ich nenne sie die Traditionalisten) haben So = 1.

Die Modernisten findet man besonders im angelsächsischen Bereich und in Rußland (ab 1917). Sie sagen sich: "Die Woche ist die Arbeitswoche. Sie muß also wohl mit dem Montag beginnen."
Die Traditionalisten (zu denen ich gehöre) dominieren die gesamte europäische Literatur der Antike, des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Heute findet man sie vor allem in den romanischen Ländern und in Deutschland. Sie sagen sich: "Die Woche ist die biblische Woche, sie muß also mit dem Sonntag beginnen."

Für uns Deutsche ergibt sich der Standpunkt So = 1 zwingend aus dem Wort Mittwoch, für Portugiesen ebenso zwingend aus der Bezeichnung secunda feira = Montag.

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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Bravissimo!

Tatsächlich, da braucht man die Doomsday-Methode nicht.

Ich denke die Wochentage immer im Chinesischen (eigentlich: parallel):

libai yi = Woche-1 = Mo
libai er = Woche-2 = Di
libai san = Woche-3 = Mi
...

Das hat sich bei mir im Kopf so eingeschliffen.
Da lässt sich auch ganz gut hin und her springen zwischen den Wochentagen: Statt "Montag" wie im Deutschen habe ich ja schon eine Zahl, mit der ich rechnen kann.

Also keine Chance mehr bei mir, ein Traditionalist zu werden. Ich müsste mit einem Trick immer in den Formeln eins mehr drauf geben/abrechnen.

Du erwähnst immer wieder die 214 Radikale. Mein Eindruck ist, dass die so ein Schlüsselerlebnis in Dir erzeugt haben, wo Du die ganze Sache richtig begriffen hast - kann das sein? Leider brechen Deine Ausführungen, wenn die Radikale darin vorkommen, immer wieder ab, weil Du annimst, dass das niemand mitvollziehen kann.

Ich musste 2 Jahre lange jedes Semester bei der Abschlussprüfung am Semesterende immer alle Radikale parat haben - geschrieben natürlich, abgefragt nach Strichzahl. Wenn man da zu langsam war, hatte man nicht mehr genug Zeit für die Übersetzungen.
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Ulrich Voigt
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Reihenfolge der 4 Größen

Beitrag von Ulrich Voigt »

In der (deutschen) Sprache lautet das Datum T M H E und ich habe oben stets so gerechnet.
Andererseits ist hier ein logischer Bruch nicht zu übersehen. Sprache ist eben nicht Logik: Es wäre passender, wenn H und E ihre Plätze tauschen würden.
Der hauptsächliche Vorteil, der sich aus einer solchen Vertauschung ergibt, ist der, daß er die einzige Größe, an der der Unterschied der beiden Kalendersysteme (julianisch / gregorianisch) hängt, ans Ende schiebt.
Gewöhnt man sich also an die Reihenfolge T M E H, so hat man mit
K ( T M E ) = ( K (T) + K (M) + K (E) ) mod 7
eine Grundlage, von der aus man gemütlich in den beiden Kalendersystemen hin- und herrechnen kann.

Man wird sich dann angewöhnen, die Wochentage nach dem System
W ( T M H E ) = ( K ( T M E ) + K ( H) ) mod 7 für gregorianische Daten
und
W ( T M H E ) = ( K ( T M E ) + k ( H) ) mod 7 für julianische Daten
zu berechnen.
Hier habe ich
K (H) = 2 (3 - H div 4 ) mod 7 für gregorian. Jahrhunderte, also K = 6, 4, 2, 0
und
k ( H) = ( 4 - H ) mod 7 für julian. Jahrunderte, also k = 6, 5, 4, 3, 2, 1, 0.

In Das Jahr im Kopf, wo es ja um universale Ansprüche geht, empfehle ich die Reihenfolge T M E H: Der Nachteil, den man durch den Sprachbruch in Kauf nimmt, wird kompensiert durch die Sicherheit, zwischen julian. und gregorian. Daten wechseln zu können. Wenn man sich allerdings nur für ein einziges Kalendersystem interessiert, wird man selbstverständlich einfach bei dem gewohnten T M H E bleiben.
Ich selbst rechne nach dem vertrauten T M H E und wechsle nur dann auf T M E H, wenn es die Situation erfordert. Es ist eben nicht so leicht, Sprachgewohnheiten zu durchkreuzen.

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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:libai yi = Woche-1 = Mo.
Ja, das kann ich gut verstehen. Ich wiederum komme aus Deutschland und möchte bei "Mittwoch" keine Kopfschmerzen ertragen müssen. Außerdem interessiert mich die Literatur. Gegenwärtig befasse ich mich Grundfragen der christlichen Chronologie, also mit Quellen aus der Spätantike. In Rom z.B. steht die älteste christliche Ostertafel. Sie verzeichnet zu den Iden des April des ersten Jahres des Alexander Severus (= 13. april 222 A.D. julianisch) das griechische Zahlzeichen Z ( = 7) und meint damit: Samstag. Es ist ein angenehmes Gefühl, daß meine Rechnungen dazu passen.

Ich als Traditionalist finde es spannend, daß im 4. Jahrhundert, als die Christen auf Geheiß des Kaisers Konstantin d. Gr. ihren Feiertag vom Samstag auf den Sonntag verschoben ("um nicht mit dem verhaßten Volk der Juden zusammen feiern zu müssen"), der damalige Bischof von Rom Sylvester ausdrücklich gefordert hat, dennoch bei der alten Zählweise So = 1 zu bleiben. So ist es dann auch gekommen und zwischen Juden und Christen wurde also die Woche weiterhin gleichlautend gezählt, - bis halt angelsächsiche Gleichgültigkeit (vielleicht auch calvinistische Arbeitswut?), moderne Ahnungslosigkeit und sowjetische Antireligiosität den Montag gegen den Sonntag gestellt haben. Auch hier mag ursprünglich ein antijüdischer Gedanke im Spiel gewesen sein, da ja jeder weiß, daß das Judentum den Sabbat als den Tag Nr. 7 führt: Der Samstag entspricht gedanklich dem Sabbat, welcher allerdings bereits am Abend zuvor beginnt, während der römische Tag erst um Mitternacht anfängt.

Durchgesetzt hat sich aber der modernistische Ansatz noch lange nicht. Im Gegenteil! Das einzige innovative Buch zur Mnemotechnik der Kalenderrechnung seit den Tagen des Aimé Paris beruht auf dem traditionalistischen So = 1. Man wird mit seinem Inhalt nicht viel anfangen können, wenn man an Mo = 1 festhält, denn seine gesamten über 100 Seiten hin ausgebreiteten mnemotechnischen Phantasien beruhen weitgehend auf dieser Gleichung.

Das chinesische Mo = 1 erkläre ich mir (ohne genauere Kenntnis allerdings) so: China wurde im 19. Jahrhundert vorrangig von angelsächsischen Missionaren beeinflußt und hat von daher diese europäische Arbeitswoche nostrifiziert.
214 Radikale - ein Schlüsselerlebnis
Richtig. Auf der supersicheren Kenntnis der Radikalbedeutungen beruht ja das gesamte mnemotechnische System der chines. Schriftzeichen, mit dem ich in Brasilien konfrontiert wurde.
Meine gesamte mnemotechnische Kunst und Wissenschaft entstammt der Beschäftigung mit dem Chinesischen Zeichenlexikon als Objekt der Mnemotechnik.
, weil Du annimst, dass das niemand mitvollziehen kann.
Korrekt. Und mit gutem Grund, wie ich annehme.
abgefragt nach Strichzahl.
Wenn man die Radikale nach ihrer Strichzahl kennt, so wird man beim Nachschlagen im Lexikon in der Lage sein, in der richtigen Gruppe aufzuschlagen. Dann benötigt man noch Kenntnis der relativen Reihenfolge der Radikale innerhalb der Gruppe, sonst entsteht ein mühsames Zickzack.

In den berühmten Mandarin Lessons des Rev. C.W. Matteer (Shanghai 1892) findet sich dazu eine mnemotechnische Hilfe The Radical Ode by Rev. J. A. Silsby.
Für jede Strichzahl eine Ode nebst Überschrift. Man kann also wunderbar von der Bedeutung des Radikals in die Strichzahl springen und kennt dort sofort die genaue relative Reihenfolge.

Als Beispiel:Radikale Nr. 30 - 60

Three Strokes = CONSOLATION FOR AN UNFORTUNATE WIDOW

Three smacks on the mouth! an enclosure how sweet!
Which earth`s greatest sage follows slowly to greet.
This evening great lady, your son had a fall
From a roof that was forty-one inches too small.
He is lame, not a corpse, and some sprouts from the hill,
Washed in streams by the workmen, will keep him quite still.
Wrap self in a napkin; make shields for the tender;
Give shelter to orphans; move on, their defender!
Joined hands follow Cupid`s dart, shot from his bow:
Eat pig`s head; don plumage; his footsteps you know.


Bevor sie in der Sprachschule jener Missionare in Shanghai mit irgendwelchen lessons begannen, mußten die Schüler Matteers dies auswendig wissen. Wenn sie das flüssig beherrschten, waren sie exakt auf dem Kenntnisstand des lexikonbewanderten Chinesen. Natürlich gehörte dazu die Kenntnis der entsprechenden Schriftzeichen (allerdings, und zwar mit gutem Grund: Ohne Aussprache).

Schlecht ist das natürlich nicht, vom mnemotechnischen Standpunkt aus aber irgendwie zweitklassig. In Esels Welt S. 201-202 findet man einen effektiveren Vorschlag. Auch bei noch so flüssiger Kenntnis der Radical Ode des Rev. C.W. Matteer könnte man niemals mit mir konkurrieren.

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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Bei uns im Institut für Sinologie kursierte intern, unter Studenten, ein Wettbewerb. Wer die Radikale in die schönste Geschichten bringen konnte - pro Strichzahl eine Geschichte -, bekam einen Preis (von Studenten für Studenten). Ich weiß nicht, was mit diesen Geschichten ist, wo sie geblieben sind, hier wären sie sehr interessant.
Esels Welt S. 201-202
202: Ist da nicht ein Fehler? Müsste oben in Zeile 4 nicht zuerst shan Berg kommen? Die Unterscheidung, die durch die Verklumpung notwendig wird, geschieht durch "weniger Striche" ergo 46, "mehr Striche" ergo 146?

Und es unten ... "in einem gewissen Handbuch auf Seite 46" statt 146, heißen, weil der Berg (Radikal Nr. 46) gemeint ist ("zwischen dieser Sache und dem Gipfel eines Berges")? Sorry, ich hatte mir das so umgebessert zum leichteren/stimmigeren Verständnis (sicherlich eine Pedanterie von mir).
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Ich weiß nicht, was mit diesen Geschichten ist, wo sie geblieben sind, hier wären sie sehr interessant.
Ja, die Geschichten würden mich in der Tat interessieren. Sie alle entsprachen in ihrer Logik der zitierten Radical Ode von 1892, oder nicht?
Esels Welt S. 202: Ist da nicht ein Fehler? Müsste oben in Zeile 4 nicht zuerst shan Berg kommen?
Nein, das ist kein Fehler, sondern Absicht. Das Beispiel soll zeigen, wie man mit dem Radikal Nr. 146 umgeht:
(1) man erkennt die Bedeutung (Westen),
(2) man erkennt die Zugehörigkeit zu dem Radikalbild Nr. 46 (Westberg bei Hiroshima),
(3) man weiß (wegen Hiroshima = 46), daß die Radikalnummer entweder 46 oder 146 ist,
(4) man erkennt aus der Strichzahl (die man nicht zählen muß, sondern sehen kann), daß Westen = 146 (und nicht etwa Westen = 46).
Esels Welt S. 202: Ist da nicht ein Fehler?... "in einem gewissen Handbuch auf Seite 146". Müßte dort nicht 46 stehen, weil der Berg (Radikal Nr. 46) gemeint ist?
Ja das stimmt. es müßte dort wirklich S.46 stehen, denn es ist ja ausdrücklich von einer 214-Garderobe die Rede. Vielen Dank für den Hinweis; ich werde ihn unter meine ERRATA aufnehmen.
Der tiefere Grund für diese Fehlleistung meinerseits liegt darin, daß ich selbst die 214 Radikale für Seitenzahlen tatsächlich nie als 214-Garderobe, sondern stets als 100-Garderobe benutze; ich mag einfach nicht gern über 100 hinaus zählen.
Eine Seitenzahl S merke ich mir also nur immer als S mod 100, indem ich in Kauf nehme, daß ich gelegentlich etwas blättern muß. Da ich nämlich vom Inhalt her weiß, wo der Text ungefähr im Buch steht, treffe ich damit in aller Regel gleich ins Ziel. Indem ich somit das Buch modulo 100 zusammenfalte, erscheint sein Inhalt auch gleich viel harmloser und der damit entstehende Zusammenhang zwischen Inhalten von je modulo 100 gleicher Seiten hilft unter Umständen sogar beim Merken. Kurz, ich mache mit dem Buch so in etwa dasselbe wie mit den Radikalen.
Ich habe das einmal bei einem 300seitigen Buch durchprobieren wollen, bin aber stecken geblieben. Irgendwie empfand ich die Zielsetzung als sinnlos und das Verfahren wurde mir fad.
Es geht eigentlich ja auch nur immer darum, mir die Seite zu merken, die ich gerade zuletzt gelesen habe. Ich lege also das Buch weg und stelle mir irgendeinen Zusammenhang zu einem der 2 oder 3 Radikale vor, die ich zu der Nummer vereint habe. Da ich nie im Zweifel bin, wo ich in dem Buch ungefähr war, komme ich mit 100 Bildern gut aus.

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Zuletzt geändert von Ulrich Voigt am Fr 24. Mär 2006, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Ja, die Geschichten würden mich in der Tat interessieren. Sie alle entsprachen in ihrer Logik der zitierten Radical Ode von 1892, oder nicht?
Ja.

Die Aspekte bei der Verkumplung kommen durch die Strichzahl zustande?
Sehe ich das richtig? Dann ist es eine Scheinklumpenmethode, weil man eine aufsteigende Ordnung erstellen kann. Beziehungsweise braucht es vielleicht gar keine Ordnung für die Zwecke.
214 Radikale - ein Schlüsselerlebnis. Richtig. Auf der supersicheren Kenntnis der Radikalbedeutungen beruht ja das gesamte mnemotechnische System der chines. Schriftzeichen, mit dem ich in Brasilien konfrontiert wurde.
Meine gesamte mnemotechnische Kunst und Wissenschaft entstammt der Beschäftigung mit dem Chinesischen Zeichenlexikon als Objekt der Mnemotechnik.
Das würde mich sehr, sehr interessieren.

Angenommen, die Methodik funktioniert am besten im Urzustand, wäre es dann nicht schade, wenn Du das nie referierst, nur weil das Publikum sehr klein ist? Hast Du jemals daran gedacht, ein Jahrbuch für Mnemotechnik heraus zu geben? Schließlich gibt es sehr wertvolle Artikel, die zu klein sind für ein eigenes Buch, aber auch zu groß, um nur als beiläufiger Absatz (wo?) zu dienen. Da hätte ein solcher Aufsatz Platz.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Die Aspekte bei der Verklumpung kommen durch die Strichzahl zustande?
Ich habe die Frage nicht verstanden. Von welcher Verklumpung ist denn die Rede?
Das würde mich sehr, sehr interessieren.
Das hör ich sehr sehr gern. Es macht mir Mut, zumindest das Buch über die Radikale herauszubringen.

Ein anderes Schlüsselerlebnis meinerseits:

1993 schickte ich über einen Freund, der dort mit Professoren befreundet war, an das Sinologische Seminar der Universität Hamburg ein Exposé unseres mnemotechnischen Systems zum Erlernen chinesischer Zeichen. Lange Zeit hörte ich daraufhin nichts. Schließlich ließ ich höflich nachfragen. Man ließ mir antworten, daß man keine Zeit habe, für solche Arbeiten. "Es lohne sich nicht, auch nur den Umschlag aufzumachen!"
Ich verlor daraufhin komplett den Mut, an der praktischen Umsetzung des Systems (immerhin waren bereits ca. 4.000 Zeichen in Geschichten transformiert. Dem Institut hatte ich aber nur die Theorie geschickt, das Geflecht von Definitionen also, nach dem die Geschichten zu konstruieren sind, nebst zwei Beispielen). Ich wendete mich vom Chinesischen ab und begann statt dessen an der Arbeit an Esels Welt, ursprünglich nur, um eine neue Auffassung von Mnemotechnik zu verkünden, dann aber, nachdem ich wieder zurück war in Deutschland und damit den Zugang zu den einschlägigen Primärquellen zur Verfügung hatte, eben auch als Versuch, den roten Faden der Geschichte der Mnemotechnik aus den Quellen heraus neu zu finden. Die Historiker haben mir das nicht gedankt, sie mögen es einmal nicht, daß ich ihnen so heiter und so radikal widerspreche.
ein Jahrbuch für Mnemotechnik
Das ist ein alter Gedanke von mir. Ich verwerfe ihn aber aus mehreren Gründen. Erstens würde mich das zu sehr in Anspruch nehmen. Zweitens gäbe es zu wenige Mitarbeiter. Drittens gäbe es zu wenige Käufer.
Leider bin ich mir in jeder dieser Aussagen sehr sicher.

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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:ein Jahrbuch für Mnemotechnik
Eine andere Idee, die mich beschäftigt hat: ein Kongreß, auf dem sich die Mnemotechniker der Welt treffen, Vorträge halten, sich gegenseitig zuhören und diskutieren.
Aber, bitte, wo sind sie denn, die Mnemotechniker, die dort Vorträge halten könnten?

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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Mein Eindruck ist, dass viel Wertvolles verloren geht, weil es
keine passende Publikationsmöglichkeit gibt. Ich meine, alles,
was zu klein ist für ein Buch, aber doch eine gewissen Raum an
Ausarbeitung verlangt, wird einfach nicht geschrieben. Was wir
haben sind Extremformen: eine Art Apercus, Gedankensplitter, auf
dem einen Pol, ganze Bücher über 200 Seiten auf dem anderen.
Nichts dazwischen.
ein Jahrbuch für Mnemotechnik. Ich verwerfe ihn aber aus mehreren Gründen. Erstens würde mich das zu sehr in Anspruch nehmen.
Die Selbstökonomie ist am wichtigsten. Vielleicht ist die
Beschränkung auf ein Jahr schon falsch, und dann noch als
Periodikum, weil es ein zeitliche Grenze setzt und die
Wiederholung einen auf ewig bindet. Vielleicht denke ich da zu
konservativ. Wir müssten mehr an neuere Publikationsmöglichkeiten
denken, die mehr Freiraum lassen.

Ich denke da an e-books. Wenn ich mir Deinen Stil anschaue, dann
denke ich mir: Schreib doch gleich Aufsätze und Artikel! Mein
Eindruck ist, dass Dein Stil durch Deine mnemonischen Fantasien
so luzide, anschaulich und verständlich geworden ist. (Ich
vermute zum Beispiel auch, dass der Stil Freuds auch durch seine
Beschäftigung mit Träumen und Fantasien so gut geworden ist.) Du
schreibst sehr, sehr gut! Anschaulich und humorvoll! Du machst
das, was die Phänomenologen seit Husserl "Abhebung" nennen: Du
bringst die abstrakten Gedanken anhand von vorgestellten Bildern
zur Abhebung, das heißt, Du erfüllst leere Stellen mit
Anschauungsmaterial und erkennst selbstreflexiv die dunklen
Stellen und vermeidest sie. Zumindest eine Vermutung von mir.
Aber die Fähigkeit zur Selbstreflexion, das Überprüfen des
Denkens während Du denkst, hast Du, ansonsten könnest Du die
mnemotechnischen Verfahren nicht selber überprüfen.

Also: Mein Eindruck ist, dass Du schon beim ersten Mal
Hinschreiben eine gewisse Druckreife erlangst, deshalb könnte ich
mir vorstellen, dass das Schreiben selbst nicht die Hauptlast
ausmacht.

e-books werden im PDF-Format gemacht. Man müsste sich da einmal
ein Template zurechtlegen, das immer gleich ist. Dann muss man
sich nur ein Mal die Arbeit machen, erleichtert sie sich aber für
alle zukünftigen Publikationen.

Zum Verkauf bieten sich 2 Möglichkeiten: Man bietet ein
Shopsystem auf der eigenen Seite an (Downloadmöglichkeit gegen
Gebühr - also ich würde da schon mal was kaufen!), oder bei
E-bay, so wie es andere mit e-books machen. Oder beides zusammen.

Dann müsste man wohl auf Englisch schreiben (oder beides?- Englisch und Deutsch), und nicht nur auf
Deutsch, um einen weiteren Kreis des Publikums zu erhalten.
Im deutschsprachigen Raum gibt es sicherlich zu wenig Leute. Aber
wenn dann noch der Rest der Welt dazu kommt, summiert es sich.


Die Frage entsteht:
* Lässt sich der Aufwand durch das Erstellen von e-books
minimieren? Ich meine: ja.
* Lässt sich der Aufwand des Vertriebs durch e-book-Publikation
im Internet minimieren? Ja.
* Gibt es eine Möglichkeit, mehr Leute anzusprechen? Durch das
Englische ja.

So viel Lob, ich traue mich gar nicht, das auch noch
auszusprechen: Aber Deine englische Schreibe ist wirklich spitze!
Also viel, viel besser als meine, das kann ich zumindest sagen.

Vielleicht gäbe es seitens des Likanas Verlags, der kleinere
Schriften zukünftig in e-book-Form zum Download anbietet, dann auch die
Ermunterung an Autoren, selber etwas zu schreiben und beim
Likanas zu veröffentlichen. Derzeit sehe keine solche
Aufforderung. Das müsste eine explizite und unmissverständliche
Aufforderung sein. Ich schreibe auch für eine Fachzeitschrift,
und da habe ich eine Styleguide bekommen und eine Wordvorlage mit
Makros, mit denen ich immer alles in einheitlichem Format
formatieren soll. Als Programmierer sehe ich da auch gute
Chancen, die Transformationsverfahren bis zum fertigen e-book-zu
automatisieren.

Die Frage ist: Lässt sich der Aufwand durch e-ebook- und
Internet-Verkauf so minimieren, dass die Freude an der Arbeit
erhalten bleibt? Gewinnmöglichkeiten im Bildungsbereich sind
generell sehr beschränkt. Davon muss man von vornherein ausgehen.

Ich bin froh, dass Du es trotz der Kränkung geschafft hast, beim
Thema zu bleiben. Ich kann das meinerseits aus eigenen
Erfahrungen nachvollziehen. Oftmals steckt hinter solch einem
Angriff die Angst des Angreifers, den eigenen Arbeitsplatz an
einen coming man zu verlieren. Man muss sich da einmal
hineindenken: Da steht jemand vor einem, der gescheiter ist, als
man selbst. Wie reagiert man? (Man muss sich auch selbst loben! -
Goethe soll das ständig getan haben (eine mnemonische
Fantasie :wink: ).
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:dein Stil
Vielen Dank für die Blumen.
Jahrbuch / e-book
Ich muß darüber nachdenken, bin aber skeptisch. Und was hältst Du von der Idee, einen Kongreß zur Mnemotechnik zu veranstalten?

Auf dem brainboard unter Anwendungen, Geschichte und Methoden der Mnemotechnik > Download "Best of" Ulrich Voigt hat Martin versucht, meine Gedankensplitter zusammenzufassen. Das ist doch eigentlich schon eine partielle Realisierung Deiner Idee. Die Sache müßte nur noch von "Ulrich Voigt" gelöst werden.

Ich habe einmal gedacht, ich könnte nach einer gewissen Zeit alle meine Beiträge auf all den vielen Foren nebst ihren Antworten bzw. ihren Vorgaben thematisch geordnet herausgeben. Wenn ich mir das aber so anschaue, so stört es mich, daß ich zu viel im Monolog verbleibe. Eigentliche Diskussionen kommen fast gar nicht zustande.
seitens des Likanas Verlags ...die Ermunterung an Autoren, ... beim Likanas zu veröffentlichen.
Mit Esels Welt und Das Jahr im Kopf wollte ich eigentlich eben diese Anregung gegeben haben: Ernsthafte und innovative Arbeiten zur Mnemotechnik aufzubauen. Zwar hat sich in diesem Sinne noch kein Autor bei mir gemeldet, aber: Gut Ding will Weile haben.
trotz der Kränkung
Es geht gar nicht so sehr um meine persönliche Befindlichkeit, sondern um die Unbeweglichkeit der Strukturen. Ich denke, ich habe damals richtig gehandelt, die Mnemotechnik der chinesischen Schriftzeichen beiseitezulegen. Vielleicht hätte ich das Projekt sogar vollendet: Man hätte mich dann zum Spinner erklärt. Inzwischen (dank gewisser Publikationen des Likanas Verlags in Hamburg und auch dank unermüdlicher Schreibtätigkeit von Ulrich Voigt auf allen möglichen Foren) hätte solch ein Projekt gewiß eine bessere Grundlage.
Derzeit arbeite ich wissenschaftlich auf Gebieten, die in der Wissenschaft etabliert sind. Da ich aber keinen Namen habe und keine Institution hinter mir steht: Bekomme ich dafür nicht einmal eine Rezension. Später kann ich dann meine Ergebnisse in anderen Publikationen nachlesen ... (das war z.B. bei meiner Arbeit über David Hume der Fall, die man damals (1975) mit einer Handbewegung abtat. Zehn Jahre später wurde meine Grundthese in den U.S.A. veröffentlicht und man sprach dann von der größten Leistung der Hume-Forschung des 20. Jahrhunderts. Es kommt eben darauf an, wer etwas sagt ...).
Das klingt vielleicht bitter, ich kann es mir aber leisten drauf zu pfeifen.

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four offset Methode

Beitrag von Ulrich Voigt »

Die Bezeichnung four offset Methode habe ich im wwbc Forum aufgeschnappt, wo Robert Fountain sie verwendet. Ich vermute sogar, daß er sie sich ausgedacht hat. Dort gibt es auch eine kleine Diskussion zwischen Robert und mir über "So = 1" versus "Mo = 1".
Robert will nicht wahrhaben, daß "Mo = 1" eine Entscheidung darstellt. Er glaubt, daß sich Mo = 1 aus dem Startwert K ( 0. Jan. 1900) = 0 ergab.

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four offset bei Lewis Carroll

Beitrag von Ulrich Voigt »

Lewis Carroll schrieb 1887 an seinen Bruder George: zit aus Martin Gardner, The Universe in a Handkerchief: Lewis Carroll's mathematical recreations, games, puzzles, and word plays, 1996

Take the given date in 4 portions, viz. the number of centuries, the number of years over, the month, the day of the month.
Compute the following 4 items, adding each, when found, to the total of the previous items. When an item or total exceeds 7, divide by 7, and keep the remainder only.

The Century-item For Old Style (which ended September 2, 1752) subtract from 18. For New Style (which began September 14) divide by 4, take overplus from 3, multiply remainder by 2.

The Year-item Add together the number of dozens, the overplus, and the number of 4s in the overplus.

The Month-item If it begins or ends with a vowel, subtract the number, denoting its place in the year, from 10. This, plus its number of days, gives the item for the following month. The item for January is "0"; for February or March, "3"; for December, "12".

The Day-item The total, thus reached, must be corrected, by deducting "1" (first adding 7, if the total be "0"), if the date be January or February in a leap year: remembering that every year, divisible by 4, is a Leap Year, excepting only the century-years, in New Style, when the number of centuries is not so divisible (e.g. 1800).

The final result gives the day of the week, "0" meaning Sunday, "1" Monday, and so on.


Examples

1783, September 18

17, divided by 4, leaves "1" over; 1 from 3 gives "2"; twice 2 is "4".
83 is 6 dozen and 11, giving 17; plus 2 gives 19, i.e. (dividing by 7) "5". Total 9, i.e. "2"
The item for August is "8 from 10", i.e. "2"; so, for September, it is "2 plus 31", i.e. "5" Total 7, i.e. "0", which goes out.
18 gives "4". Answer, "Thursday".


1676, February 23

16 from 18 gives "2"
76 is 6 dozen and 4, giving 10; plus 1 gives 11, i.e. "4".
Total "6"
The item for February is "3". Total 9, i.e. "2"
23 gives "2". Total "4"
Correction for Leap Year gives "3". Answer, "Wednesday"

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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Und was hältst Du von der Idee, einen Kongreß zur Mnemotechnik zu veranstalten?
Ich weiß nicht, ich habe so etwas noch nie gemacht. Im Publikationsbereich habe ich eigene Erfahrungen.

Vielleicht könnten andere Leser dieses Forums sagen, was sie davon halten. Es gibt hier glaube ich auch die Möglichkeit, eine Umfrage zu starten. Du könntest eine Umfrage dazu starten. Vielleicht haben nur Administratoren die Möglichkeit dazu, aber ich bin mir sicher, dass diese sehr hilfsbereit sind. Auch auf der Likanas-Webseite könnte man Umfragen machen.

Auch zu den e-books ließe sich eine Umfrage machen. Da weiß man dann doch genauer Bescheid. Sicherlich kommt es sehr auf die Themen an.

Für mich wichtig, wären zum Beispiel praktische Exerzizien.

Ich habe zum Beispiel gemerkt, dass Du die Geschichten in Esels Wet
196ff. in ganz eigener Weise aufbaust. Ich habe zuerst die Geschichten selber versucht zu machen, dann habe ich Deine gelesen, und dann konnte ich schon viel lernen, von dem wie Du es machst.

Ich würde ein e-book zum Beispiel: "Spanisch mnemotechnisch lernen" sofort downloaden. Folgende Fragen sollten darin gelöst sein: Wieviel Wörter muss man für einfache Konversation können? Dann etwa 1000 Sätze als Happen vorbereitet.

"Chinesische Zeichen mnemotechnisch lernen" - sicherlich gibt es einige Sinologen, die das auch interessiert.

Für mich wichtig, wären konkrete Anwendungen. Theoretische Einführung und praktisches Durchexerzieren. Da ich glaube, dass die Technik sehr stark vom Stoff her bestimmt wird, wäre eine Kombination aus Theorie und Praxis sehr hilfreich.

Für mich ist etwa das Problem des mnemotechnische Sprachenlernen noch nicht gelöst. Ich habe keine Publikation gefunden, die darauf ausführlich Antwort gibt. Wie lerne ich am besten mnemotechnisch eine Fremdsprache? Und wenn Fremdsprachen ihre Eigenheiten haben, dann wäre es schön, dies vorgeführt zu bekommen.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Umfrage
Ja, eine gute Idee. Die Likanas Seite ist aber wenig bekannt.
Mir schwebt eher vor, daß sich Leute zusammenfinden, die bereits Wesentliches zur Mnemotechnik vorliegen haben. Die müßte man direkt ansprechen und nicht anonym aufrufen.
Ich habe zuerst die Geschichten selber versucht zu machen,
ein sehr gutes Verfahren!
Kombination aus Theorie und Praxis
Natürlich! Was sonst?
Wie lerne ich am besten mnemotechnisch eine Fremdsprache? Und wenn Fremdsprachen ihre Eigenheiten haben, dann wäre es schön, dies vorgeführt zu bekommen.
Ja, das ist das große Betätigungsfeld zukünftiger Mnemotechnik!
In vielen Lehrbüchern zum Supergedächtnis findet man ja Hinweise zum leichten Erlernen von Vokabeln, meist mit der keyword Methode. Aber: "Theorie und Praxis" ...
Jonathan Hancock, Das Gedächtnis der Sieger (1996) z.B. hat natürlich auch ein Kapitel über Das Lernen von Fremdsprachen. 2001 schickte ich Hancock ein email, um ihn auf Esels Welt aufmerksam zu machen, in dem er ja ausführlich analysiert wird. Er schrieb ganz cool zurück: "Ich lese kein Deutsch". So einfach.
Dagegen erinnere ich eine Anekdote über Ampère, der plötzlich vor die Notwendigkeit gestellt wurde, lateinische Texte lesen zu müssen, die nicht übersetzt waren. Er brauchte dafür keine 3 Wochen.

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Ulrich Voigt
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four offset bei Lewis Carroll

Beitrag von Ulrich Voigt »

Lewis Carroll hat geschrieben:Compute the following 4 items, adding each, when found, to the total of the previous items. When an item or total exceeds 7, divide by 7, and keep the remainder only.
Carroll rechnet nicht W = ( K (H) + K (E) + K(M) + K(T) ) mod 7, sondern W = ( ( ( K (H) + K (E) ) mod 7 + K(M) ) mod 7 + K(T) ) mod 7, d.h. (abgesehen von der Reihenfolge) genauso wie wir.
H: For Old Style subtract from 18. For New Style divide by 4, take overplus from 3, multiply remainder by 2.
die entsprechenden Formeln:
Julianisch: k (H) = (18 - H ) mod 7.
Die Formel gilt für alle H. In Das Jahr im Kopf (S. 40) habe ich k (H) = (4 - H ) mod 7.
Gregorianisch: K (H) = 2 (3 - H mod 4 ) mod 7. Die Formel gilt ebenfalls für alle H. Bei negativem H rechnet man (-1) mod 4 = 3, (-2) mod 4 = 2, (-3) mod 4 = 1, (-4) mod 4 = 0 usw.
In Das Jahr im Kopf (S. 39) habe ich K (H) = (6 - 2 H mod 4 ) mod 7.
Carroll will, daß man hier rechnet, was aber nur Sinn macht, wenn man viele Jahrhunderte in Betracht zieht. Für die wenigen Jahrhunderte ab H = 15 wird man bald ohne weiteres die entsprechenden Zahlen ohne Rechnung wissen. In Das Jahr im Kopf will ich, daß man die julianischen und gregorianischen Zahlen für alle Jahrhunderte zwischen H = 0 und H = 20 ohne Rechnung weiß.
E: Add together the number of dozens, the overplus, and the number of 4s in the overplus.
Carroll rechnet nicht mit der Formel
K (E) = ( E + E div 4) mod 7,
obwohl er sie gewiß kennt, sondern mit
K (E) = ( E div 12 + E mod 12 + (E mod 12) div 4) mod 7
was sehr kompliziert aussieht, aber in Wirklichkeit clever ausgedacht ist, um das Kopfrechnen zu vereinfachen. Mein Freund Roman-Raffaele Chirico, der mir bei der Arbeit an Das Jahr im Kopf sehr hinsichtlich der mathematischen Formeln geholfen hat, tüftelte sich dies aus ohne Kenntnis Carrolls. Wilfrid Possin (Alles im Kopf. Mit Merktechniken zum Supergedächtnis,2001) brachte die Formel ebenfalls als eigene Erfindung. Die Formel ergibt sich also ziemlich zwangsläufig, wenn man versucht, hier schnell zu rechnen.
Überflüssig zu sagen, daß ich hier überhaupt nicht rechnen will.
M: If it begins or ends with a vowel, subtract the number, denoting its place in the year, from 10. This, plus its number of days, gives the item for the following month. The item for January is "0"; for February or March, "3"; for December, "12".
Carroll, der eigentlich alles rechnen will und zu Mnemotechnik keine Lust hat, schummelt hier dann doch so eine Prise Merktechnik hinein. Was soll er auch machen? Im Ergebnis ist er jedenfalls langsam (und für höhere Geschwindigkeiten auch fehleranfällig). Kein Wunder, daß er 2 Minuten gebraucht hat, um einen Wochentag zu berechnen. Nein, hier soll man konsequent umschalten auf das Wissen von 12 Ergebnissen.
T: The total, thus reached, must be corrected, by deducting "1" (first adding 7, if the total be "0"), if the date be January or February in a leap year: remembering that every year, divisible by 4, is a Leap Year, excepting only the century-years, in New Style, when the number of centuries is not so divisible (e.g. 1800).
Hier gibt es keinen Unterschied mehr, denn natürlich muß K (T) = T mod 7 addiert werden. Es ist aber vielleicht übertrieben, für das Ergebnis eine nicht-negative Zahl zu verlangen, denn man kann sich auch an -1 = Freitag usw. gewöhnen.
"0" meaning Sunday, "1" Monday, and so on.
Ja, so sind sie, die Engländer. Mich stimmt es melancholisch.
Examples
Hier sieht man deutlich, daß Carroll unbedingt rechnen will und an Mnemotechnik gar nicht denkt.

Die Frage ist, woher Carroll die four offset Methode denn überhaupt her hatte? Ich vermute, daß er sie vollständig selbst gefunden hat. Zwar war sie bereits 1866 in Paris veröffentlicht, es ist aber unwahrscheinlich, daß Carroll dies bemerkt hat.

Nun ist es aber interessant zu sehen, wie unterschiedlich sich dieselbe Formel in den Händen von Kopfrechnern und Mnemotechnikern ausnimmt.

Jedenfalls ist W = ( K (H) + K (E) + K(M) + K(T) ) mod 7 eine mental-mathematische Formel, eine Formel, die von der Konstruktion her darauf hin angelegt ist, daß man sie mental beherrscht. Von den 4 Größen H, E, M und T sind immerhin drei einem direkten Zugriff per Gedächtnis zugänglich, weshalb ich die gesamte Formel der mnemonischen Mathematik zuordnen würde.
Mathematiker neigen dazu, das Wochentagsproblem ganz anders anzugehen, nämlich von einem Stichtag aus, so Gauß (1800) und auch Dershowitz / Reingold (1990)

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Ulrich Voigt
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Conway - Carroll

Beitrag von Ulrich Voigt »

Wenn man die Handhabung der four offset Methode durch Lewis Carroll (und besonders hinsichtlich der Monate) betrachtet, so kann man sich vorstellen, warum Conway mit seiner doomsday Methode geglaubt hat, einen Fortschritt erzielt zu haben.
Leider besitze ich den originalen Text von Aimé Paris (1866) nicht, sonst würde ich ihn hier zum Vergleich hersetzen. Ich habe ihn 1994 in der Bibliothèque Nationale von Paris gelesen. In Deutschland habe ich das Buch nicht auftreiben können.
Aimé Paris hatte übrigens keine geschlossene Mnemotechnik für E, sondern arbeitete hier (soweit ich mich entsinne) "modulo 28".

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Martin
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Beitrag von Martin »

Nach reiflichem Abwägen, ob ich mich in den Dialog einschalten soll, "riskiere" ich es, wenngleich die folgenden Zeilen mit dem ursprünglichen Thema des Threads nichts zu tun haben.
Einige Beiträge, die sich weiter oben finden, haben eine Thematik offenbart, welche auch mir seit längerer Zeit schon sehr am Herzen liegt: Wie kann man das mnemotechnische Know-how, die großen und kleinen mnemonischen Schätze eines Ulrich Voigts, einem breiteren Publikum wirklich "schmackhaft" und leicht zugängig machen?
Nach eigener leidvoller Erfahrung bzgl. Rezensionschancen der Likanasbücher in den Printmedien (Die "bedeutende" Frankfurter Zeitung ist immer noch am prüfen, Ulrich!), erscheint mir mittlerweile Ulrichs Skepsis hinsichtlich der Absatzchancen nontrivialer Mnemonikbücher oder überhaupt mnemonischer Inhalte nicht unberechtigt. Dass man auf dem Bildungssektor ohnehin, wie Klaus schrieb, nicht etwaige Reichtümer erwirtschaften kann, ist unbestritten; dies dürfte aber vermutlich, obschon nicht gänzlich zu vernachlässigen, auch nicht die eigentliche Intention des Likanasverlages sein.
Ein Gesichtspunkt allerdings, der angesprochen wurde, scheint mir durchaus in der Lage, einen Ausweg aus diesem vermeintlichen Dilemma aufzuzeigen, das Stichwort Fremdsprachen. Hier ist trotz des Multimediazeitalters kein annähernd zufriedenstellendes Lernkonzept vorhanden, mit dem so effektiv wie es eben mit Mnemotechnik möglich ist bzw. sein sollte eine Fremdsprache angeeignet werden kann. Völlig zu Recht lese ich Klaus' Hinweis, dass man ein mnemotechnisches Buch in jenem Bereich vergeblich suchen wird. Die Crux für Likanas sehe ich leider hierbei darin, eine der für uns Europäer größten (Sprach-)Aufgaben, nämlich das Erlernen der Chinesischen Sprache, zumindest in Grundzügen anzugehen. Gewiss, eine mehr als interessante Problemstellung, vor allem wenn deren Bewältigung schon weit gediehen ist, jedoch unabhängig der bestehenden globalen, ökonomischen Bedeutung Chinas und damit auch der Sinologie, hege ich Zweifel, ob ein merklich größerer Erfolg, d.h. eine höhere Auflage, erzielt werden kann im Vergleich zu den beiden bereits publizierten Werken. Ein mnemotechnisches Eintauchen in Spanisch, Französisch oder freilich auch Englisch halte ich dagegen für ungleich "erfolgsträchtiger". Vielleicht lohnt sich als Anfang auch eine (abgewandelte) Neuauflage der Lateinlehre von Buno/Winckelmann oder gibt es Vergleichbares vom zitierten Ampère? Hier biete ich jedenfalls gerne als "bescheidener Latinum-Inhaber" meine Mithilfe an...
Betont sei zum Schluss, nicht dass es wegen obiger Ausführungen zu Missverständnissen kommt: Die "214" muss bitte in Druck gehen! ;-)

Martin
Zuletzt geändert von Martin am So 26. Mär 2006, 10:30, insgesamt 1-mal geändert.
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Du hast in allem vollkommen recht!

Klaus
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