Mit Mnemotechnik muss man nicht weniger, sondern mehr lernen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Klaus Horsten
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Mit Mnemotechnik muss man nicht weniger, sondern mehr lernen

Beitrag von Klaus Horsten »

Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass man mit Hilfe der Mnemotechnik weniger lernen muss. Man muss vielmehr mehr lernen.

Mnemotechnik ist das subjektive Umformen des Wissensoffs. Durch die Transormation muss man sich immer auch Regeln der Rücktransformation merken.

Beispiel:

Aufgabe: Merke dir die sinnlose Silbe NTW.

Als Mnemoniker merke ich mir:
aNTWort

Dieser Trick ist gut, denn alle drei Buchstaben kommen in der richtigen Reihenfolge vor. Ich habe aus etwas Sinnlosem etwas Sinnvolles gemacht.

Nun muss ich mir aber, wenn ich "ANTWORT" habe, davon merken, welchen Teil ich daraus schneiden muss und dass ich den Teil nicht weiter ändern muss. - Diese beiden Dinge muss ich mir dazu merken. Ich muss mir außerdem die Verbindung von "Antwort" zu NTW merken.

Mnemotechnik hilft: sich mehr, länger zu merken, Unmerkbares merkbar zu machen, aber nicht weniger zu lernen.

Die Erwartung etwa von Schülern und Studenten, vor eine Fülle von Wissenstoff gestellt, sie müssten - mithilfe der Mnemotechnik - weniger lernen, muss enttäuscht werden.

Das Quantum des Lernstoffs erweitert sich.
Check
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Beitrag von Check »

Man kann damit aber leichter viel lernen
Pat
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Beitrag von Pat »

Daß man sich nicht weniger merken muß, impliziert ja schon das Wort "Lerntechnik".
Es ist eine Anwendung auf das Gelernte. Wie wollte man auch den Kernbestand des zu Lernenden reduzieren, wie sollte man sich dann an dies erinnern?

Man muß sich im gesamtzeitlichen Zusammenhang aber doch weniger merken, weil der unmerkliche und teilautomatisch verankerte Codierungsrückweg die Vorteile der Ersparnis vieler Wiederholungen und des Erlebnisses des Behaltens in Sachen Effizienz nicht negativ kompensieren kann.
Sicaine
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Beitrag von Sicaine »

Da ich vorhandene Nervenzellen eher verbinde muss ich mit Mnemotechnik weniger lernen weil wenn ich ohne lerne, erzeuge ich neue Nervenzellen. Oeh bzw. nich ganz nervenzellen also die Erinnerungen. Assoziation is weniger Aufwand fuers Gehirn. Man nehme Loci und die 100Tabellen: Ich merk mir eigentlich nur 10 regeln fuer 10 buchstaben um 100 Woerter zu merken die ich mit zig neuen Bildern verbinde. Fuers Rekonstruieren reichen mir diese 10 kleinen Regeln voellig aus. Ich lerne nicht mehr sondern ich verbinde mehr wuerd ich als besseren Schluss sehen.
Der Max
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Beitrag von Der Max »

Im Endeffekt ist es eine reine Begriffsangelegenheit. Es kommt nur darauf an, was man unter dem Wort "Lernen" versteht. Genauso wie man pure Information als Lernen bezeichnen kann, kann man auch neuronale Zellen- und Dentritenbildung als Lernen bezeichnen; oder auch die aufgewendete Zeit.
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Check hat geschrieben:Man kann damit aber leichter viel lernen
Ja.
Pat hat geschrieben:Vorteile der Ersparnis vieler Wiederholungen
Ja.
Sicaine hat geschrieben:Nervenzellentheorie
Ich persönlich halte mich in neurologischen Diskussionen über linke und rechte Gehirnhälfte und Nervenzellenbildungen und Ähnliches eher zurück, weil ich mir sicher bin: Wenn da jemand kommt, der sich in diesen Sachen wirklich auskennt, dann wischt er/sie - zurecht - einfach alles weg, was ich gesagt habe.
Alles ist relativ.
Nein.

Die Quantität des Lernstoffs erhöht sich. Das gilt auch im Organisatorischen/Praktischen.

Wenn beispielsweise, wie es öfters gemacht wird und immer wieder geschehen wird, jemand in dieses Forum kommt und sagt: Leute, ich habe 7 Bücher für das Examen/Diplom zu lernen, wie kann ich das mnemotechnisch sinnvoll anpacken?

Dann muss man Antworten: Nimm zu den 7 Büchern noch 3 dazu: Ricci, Aretin und ein Modernes, deine Arbeit wird sich also nicht reduzieren, sondern vermehren. Du gerätst also unter noch größeren Zeitdruck und musst mehr in der gleichen Zeit verarbeiten.

Was man aber auch dazu sagen muss: Vielleicht ist es fürs weitere Leben und vor allem für deine Kinder wichtiger, die Techniken der Mnemotechnik zu lernen - die ja viel mehr bewirken, als sich nur mehr Dinge leichter zu merken -, als dieses Examen zu schaffen.
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Pierre
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Beitrag von Pierre »

Liegt die Zeitersparnis nicht darin, dass ich nich so viel Zeit damit verbringe egentlich bereits gelerntes Wissen erneut lernen zu müssen?

Mein Interesse für Mnemotechniken liegt darin, dass ich, wenn ich etwas lerne, oft in die Verlegenheit komme irgendwann den Stoff erneut aneignen zu müssen, weil das vermeintlich gelernte nur noch Bruchstückhaft vorhanden ist.
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Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Pierre hat geschrieben:Zeitersparnis
Ich habe nur von der Quantität des Merkstoffs gesprochen, nicht über die Zeit.

Das Paradox könnte sein, dass wir durch Mnemonik mehr Stoff zu lernen haben, aber weniger Zeit dafür brauchen.

Da bin ich mir aber nicht sicher. Wieviel Zeit verwendet jemand, der mehrere tausend Nachkommastellen von Pi lernt, zum Üben? Für das Üben wird wohl eine Masse Zeit gebraucht. Und jemand der Speed Numbers trainiert, wird wohl auch ständig - etwa auf der Straße - mit Autonummerschildern trainieren.

Vielleicht ist es so: Es macht mehr Freude zu lernen, deshalb kommt uns die verwendete Zeit nicht so lange vor.

Oder so: Die Mnemonik macht etwas merkbar, was sonst nicht merkbar wäre. Das ist ihre Leistung. Sie erspart aber weder Lernstoff noch Lernzeit. Viel Zeit wird etwa durch das Suchen der passenden Transformation aufgewandt. Das ist aber etwas Anderes - Angenehmeres - als Pauken.
IX
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Lernerleichterung mittels Mnemotechniken

Beitrag von IX »

Ich persönlich wende Mnemotechniken sehr oft an und muss Dir recht geben, der Lernstoff wird nicht weniger. Menschen, die glauben durch Mnemotechniken weniger lernen zu müssen, liegen daneben. Die Qualität des Lernens wird aber umso besser. Mittels Mnemotechniken(Majorsystem, Locitechnik, Assoziationsmethode[Link mnemonics] meine drei Favoriten) werden verschiedene Sinne angesprochen; der Lerner muss sich mehr mit dem Stoff beschäftigen, öfters wiederholen, dem gelernten einen Sinn geben, das macht die Mnemotechniken bei konsequenter Durchführung erfolgreicher als stupides Auswendiglernen. Mir wurde einmal vom Herrn Dr. Ulrich Voigt ein in englischer Sprache geschriebenes Buch über Lerntechniken empfohlen. Ich möchte jetzt keine Werbung machen, aber es ist wirklich ein gutes Buch. "Kenneth L. Higbee, Ph.D. : Your Memory, How it works & How to improve it". Wer mehr über Lernen wissen will empfehle ich übrigens die Bücher vom Herrn Univ.-Prof. Manfred Spitzer.
alo
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Beitrag von alo »

Ich beschäftige mich jetzt seit April/Mai mit der Mnemotechnik, als Resultat einer ziemlich desaströsen Lern/Prüfungserfahrung.
Ich hab seitdem wesentlich mehr gelernt, erst die Methode, dann die Anwendungen.
Es macht mir deutlich mehr Spass, die notwendigen Wiederholungen gelingen ohne Papier und dementsprechend auch dann,
wenn ich sonst nichts tun würde/könnte.
Durch diesen zeitlichen Vorteil wird das Lernen/Merken vereinfacht. Wie mein Schnellese-Trainer sagte:
"NET - No Extra Time needed".
Der Max
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Beitrag von Der Max »

Was ist, wenn jemand mit der Menge des Lernens nicht die Stoffmenge, sondern den Zeitaufwand verbindet? Dies mit der Begründung, dass nur die Zeit ausschlaggebend ist.
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alo
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Beitrag von alo »

Also meine Erfahrung ist, dass man am Anfang mehr Zeit braucht, sich das aber schnell aendert, so dass ich nun weniger Zeit benoetige um etwas zu lernen,
und ich mich an einige Sachen erst jetzt mit den verbesserten Methoden dranwage. Das haette ich frueher einfach nur aufgeschrieben.
Checklisten und so... Ich finde es einen grossen Vorteil, die im Kopf zu haben.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ich brauche auch eher mehr Zeit als ich früher aufgewendet habe. Dafür habe ich aber auch die Sicherheit ganz eng an 100% meines vorbereiteten Wissens zu kommen wenn ich zu einer Prüfung gehe. Vorrausgesetzt meine Planung geht auf. Manchmal geht sie nicht auf, weil ich nicht schnell genug vorwärts kam, oder eine Phase suboptimaler Motivation hatte...
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
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