Ich unterscheide für mich zwischen "unbewusstem Merken" und "Mnemomerken".
Unbewusstes Merken geschieht m.E. durch
- Aufmerksamkeit und
- Assoziationen/ Ideen/ Fragen zum Thema.
Letztere sind dann die Merk- bzw. Erinnerungshilfe.
Beispiel Schule:
Wenn ich mich sehr für das Fach interessiere, aber wenig darüber weiß, erinnre ich mich sicher gut an den Inhalt, was man wann durchgenommen hat, die Methoden des Lehrers usw.
Wenn ich in dem Fach schon gut bin, und mich nicht so auf den Stoff konzentrieren muss, erinnere ich mich sicher besser an das, was meine Klassenkameraden in den Stunden gemacht haben - wenn es außergewöhnlich war, oder ich mich für bestimmte Klassenkameraden sehr interessiert habe

oder ich mir etwas merken wollte, etwa lustige Sprüche fürs Abi.
Der eine erinnert sich nach dem Kinofilm detailgetreu an die Handlung, der andere an Kleidung, Frisuren der Schauspieler, Automarken etc.
Ausschlaggebend dafür ist sicher das Interesse bzw. die Sehgewohnheit.
Ich konzentriere mich eher auf den Inhalt (eines Gespräches,eines Films), eine Freundin wohl eher auf Äußerlichkeiten, sie weiß hinterher nur noch wenig vom Gespräch oder Film, auf jeden Fall keine Zitate, aber kann sagen, wer wie aussah (Farbe, Marke, Haarschnitt usw.).
Wie man das trainiert?
Ich würde sagen, Videos sehen (Netz).
Und auf eine Sache achten.
1. Handlung,
2. Interessante oder komische (etc.) Formulierungen (Hilfe für den Anfang: Fehler:logisch, grammatikalisch, inhaltlich,falsches Fremdwort benutzt etc.),
3. Kleidung (wer ist gut angezogen, wer nicht, farbliche Abstimmung, teure/ billige,saubere/ schmutzige, alters(un)angemessene Kleidung
4. Bekanntes (mir fiel in dem Film "Bournidentität" sofort auf, dass das gesamte Pariser Appartement inklusive Stiftdose von Ikea ausgestattet worden war

) - also erkennt man Marken, Orte, Begriffe (deutsche Begriffe oder Namen in englischsprachigen Filmen oder Vorlesungen), Gegenstände etc. wieder, die man sehr gut kennt,
5. Nachahmenswertes/ Vorbilder (Gestik, Mimik, Kleidung, Ausdruck, Verhalten im Film -was hätte ich auch gern und warum?),
6. Irritierendes (was man evtl. noch mal nachschlagen möchte, was so nicht stimmen kann, was einen nervt, was einen ablenkt, was man nicht versteht (Gestik von Johnny Depp in "Fluch der Karibik" z.B.),
7. "mein Thema": Hat man ein bestimmtes Thema, mit dem man sich gerade befasst? Möchte man Vegetarier werden und einer der Figuren ist Vegetarier oder extremer Fleischliebhaber? Sucht man gerade nach einem Auto und hätte auch gern so eines/ auf keinen Fall so eines, wie es die Hauptfigur fährt? Möchte man den Sport ausüben, der in einer Szene gezeigt wird, oder hasst die Musik,die eine Figur immer hört? etc.
Dies fällt einem dann immer wieder auf und man merkt sich evtl. kleine Details,die dazu gehören, besser (Buchliebhaber merken sich oft Titel von Büchern, die in Büchereiszenen gezeigt werden

)
So schaut man schon mal mit (einem anderen) Interesse (als man hätte, wenn man "nur den Film sehen" möchte).
Für den Anfang hilft es sicher, bei Menschen (Film, Vorlesung/Unterricht Gespräch)
nach Fehlern zu suchen:
Komisch angezogen?
Falsche Wortwahl?
Allg. Fehler beim Sprechen, seien es Sprachfehler, inhaltliche, Aussprachefehler, Dialekte etc.
Fehler fallen einem meist recht schnell auf, wenn man danach sucht.
Also ist man auch aufmerksamer.
Für Gespräche/ Unterricht hilft ein innerer
Fragenkatalog (bewusst erstellt oder unbewusst generiert):
Versteht das jeder?
Warum/ nicht?
Was hätte noch genannt/ erklärt werden können?
Was hätte besser erklärt werden können/ was hätte ich besser erklärt?
Wann kann das für mich interessant werden?
Kann ich das mit etwas verbinden, das mich interessiert?
Wer von meinen Freunden/ Bekannten würde sich brennend dafür interessieren und warum?
Kenne ich (Gegen-)Beispiele?
Warum finde ich das unlogisch?
usw.
Auch
Schlüsselwörter kann man recht unbewusst generieren, etwa, wenn man gerne Gedichte liest und viele Reime kennt oder sich für Versprecher etc. interessiert,oder einfach schnell Assoziationen bildet (XY ist Skilehrer oder war im Urlaub Skifahren? Ich stelle ihn mir nackt auf Skiern vor (Skilehrer haben ja einen bestimmten Ruf

; xy hat ihre Wohnung nach Feng Shui eingerichtet (da geht es ums Chi):Ich stelle mir ihre Wohnung mit lautern aufgestellten Skiern ("Chi") vor, oder Skier, die durchs Fenster fallen ("das Chi darf nicht zum Fenster raus") etc.).
Oft hilft aber schon
lebhaftes Mitdenken/ Vorstellen des Gehörten (Visualisieren, sich also XY auf Skiern im Wintersportgebiet oder xy in ihrer Wohnung mit einem Feng-Shui-Buch vorstellen).
So etwas fördert dann gleich das Visualisieren bei den Mnemotechniken...
LG
Frederica