Was versteht man unter mnemotechnischem Lernen?

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

isegrim hat geschrieben:Das Grundprinzip der Mnemotechnik ist: [...] Aber vielleicht stellen wir das erstmal zurück....
Oder besser: Vielleicht besprechen wir das unter der Überschrift MNEMOTECHNIK an anderer Stelle hier auf dem Forum?

U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

MacroX hat geschrieben:Eine Mnemotechnik extra entwickeln kostet nämlich viel Zeit.
Antinomien:
(1) Um eine wirklich fundierte Mnemotechnik einer Sache aufzubauen, muß ich die Sache fundiert kennen.
(2) Wenn ich die Sache wirklich fundiert kenne, benötige ich aber keine Mnemotechnik mehr.
(3) Zehn Jahre lang arbeitete er an einem System, um eine Sache lernbar zu machen, die zu lernen ihm dann keine Zeit mehr blieb.

Tja. Was soll man dazu sagen?! Klingt irgendwie hoffnungslos, oder? - Ist aber nicht ganz so hoffnungslos, nur eben schwierig. 8)

(1) Wie aber, wenn es gelänge, einen Experten mit pädagogischem Impetus für Mnemotechnik zu begeistern? - So geschehen im 17. Jahrhundert mit dem Latein- und Bibel- und Geschichtsexperten Johannes Buno
(2) Wie aber, wenn das eine grundsätzliche Illusion wäre, die übersieht, daß mnemotechnisches Lernen zu einem Wissen höherer Qualität führt als natürliches Wissen? - Nein, natürlich rede ich jetzt nicht von der keyword-Methode, die ja nur ein Wissen minderer Art anstrebt. Ich rede von mnemotechnischem Wissen, wie ich es nun mal will: Nicht nur diese 5.000 Wörter irgendwie zu kennen, sondern sie wie ein Lexikon aufblättern zu können, incl. Register. Beim Kalenderwissen habe ich das ja immerhin vorgemacht: Man kann da nicht nur die Monddaten produzieren, sondern man hat einen registerartigen Überblick über die Jahrhunderte.
(3) Das Schicksal Friedrich Robert Gilberts, der ein mnemotechnisches 6.000-Zeichen Lexikon vollbrachte und nicht mehr dazu kam, die vollständige Beherrschung dieser 6.000 Zeichen zu demonstrieren. Wie schön für seine Kritiker! Aber da tut ein Blick auf die Titanen des 17. Jahrhunderts wieder gut: Es ist eben doch möglich, große mnemotechnische Unternehmen vollständig zu erledigen und sie auch noch selbst zu verarbeiten. Ich darf hinzufügen, daß ich die Mnemotechnik der Kalenderrechnung aus Das Jahr im Kopf sehr wohl selbst beherrsche und vorführen kann. Ich dachte, solch ein Vorgang würde die jungen Leute anspornen.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

MacroX hat geschrieben:Wir sollten endlich mal konkreter und vor allem praktischer an die Sache herangehen. [...]Wenn wir das nicht machen sitzen wir in 100 Jahren noch hier.
"Wie merke ich mir Vokabeln" ist eine Diskussionsrubrik hier im Forum. Sollten wir dies Thema nicht lieber dort besprechen?
Über "Chinesische Schriftzeichen" habe ich auf diesem Forum gelegentlich (ohne Antwort) geschrieben. Das ist das einzige Sprachthema, mit dem ich persönlich befaßt bin, eine Lebensaufgabe sozusagen.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben: ... daß mnemotechnisches Lernen zu einem Wissen höherer Qualität führt als natürliches Wissen?
Eine interessante Frage! Die Antwort kann aber nur ein Einerseits-Andererseits sein.

Einerseits ist das auf natürliche Weise Erlernte dem mnemotechnisch Angelernten grundsätzlich überlegen. Wir Techniker können die Natur vielleicht ein bißchen überlisten, aber nie wirklich einholen.
Andererseits hat das natürliche Lernen Defekte, die man beim künstlichen Lernen vermeiden kann. Das natürliche Lernen ist immer etwas unausgewogen, es bevorzugt manches und vernachlässigt anderes. Sein Inhalt ist nicht gleichmäßig und nicht klar definiert. Wenn ich z.B. Vokabeln mnemotechnisch lerne, so kann ich vorgeben, welche Informatiosfülle ich mit ihnen verbinde und kann dies dann gleichmäßig durchhalten. Da ich mit dem Lernen zugleich ein Memoriersystem habe, kann ich verhindern, daß das selten Gebrauchte schlechter gespeichert wird. Wenn ich will, kann ich vielleicht auch noch so etwas wie ein Register mitlernen, so daß eine ganz andere Art von Zugriff möglich wird.

Ich lasse also beim Vokabellernen natürliches Lernen und mnemotechnisches Lernen parallel laufen. Und nicht in dem Sinne, daß ich die mnemotechnischen Hilfen etwa irgendwann wegwerfen würde, nein, ich behalte sie auch dann noch, wenn ich mit meinem natürlichen Lernen schon weit bin. Denn nur sie geben mir die Möglichkeit einer Generalwiederholung und eines übergreifenden Zugriffs.

U.V.
Mephisto
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Wesen der Mnemotechnik

Beitrag von Mephisto »

isegrim hat folgendes gefragt:
Was kennzeichnet für einen Außenstehenden, einen Nicht-Mnemotechniker, das Wesen der Mnemotechnik, wenn man es auf den Punkt bringt?
Ulrich Voigt hat folgendes geantwortet:
Diese Frage gibt meines Erachtens keinen Sinn, da sie ziemlich beliebige Antworten zuläßt.
Im Gegensatz zu U.V. glaube ich nicht, daß die Frage sinnlos ist, wenngleich ich sie für nicht geschickt formuliert halte.

Einerseits kann es mir als Mnemotechniker schnurzegal sein 8) , was ein Außenstehender, der sich meist auch keine Mühe geben will, darunter versteht. Jedenfalls solange ich viele hundert Prozent schneller lerne.

Andererseits gibt es Millionen Jugendliche, denen man das Lernen durch stumpfsinniges Büffeln vergällt und Manager, die Ihre kärgliche Freizeit mit denkbar ungeschicktem Wissenserwerb statt mit Ihren Familien verbringen.
Es wäre nicht schlecht, wenn wir "das Wesen der Mnemotechnik" einem größeren Kreis nahebrächten. :D

Laß uns darüber hirnen, Isegrimm!

Mephisto :wink:
Ralf
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Beitrag von Ralf »

Hallo zusammen!

ich möchte Euch einmal um Hilfe bitten. Ich bin, was das mnemotechnische Lernen angeht ein absoluter Anfänger, finde die verschiedenen Beiträge sehr spannend und möchte die Gedächtniskunst jetzt einsetzen, um damit mein Jura Examen (Oktober 2006) vorzubereiten.

Ich habe natürlich tausend Unterlagen von verschiedenen Tutorien, aber bisher noch keinen richtigen Plan, wie ich alles auf diesen Punkt lernen soll.

Drei wichtige Lern - Teile möchte ich Euch beschreiben um vielleicht ein paar Anregungen dafür zu bekommen.

1. Das Auswendiglernen von Tatbestandsdefinitionen (arglos ist, wer...)erledige ich mitlerweile mit einem Lernkartei-Programm. Wie kann ich die Bilder-Technik verwenden um Definitionen (meist abstrakteren Inhaltes) zu lernen.

2. Hunderte von Streitständen sind in unterschiedlichen Gebieten zu lernen.a) herrschende Lehre... b) BGH- Urteil...c) Mindermeinung..
wie kann ich ein Bilder -System so ausgestalten, das ich weis, wer welche Meinung (nicht nur Ablehnung oder Zustimmung sonder auch die Begründung dafür)zu dem Problem hat?

3. Durch die Gesetzestexte sind Prüfungsschemata für die einzelnen Tatbestände (zusätzlich z. B. zu den Schemata für den Allgemeinen Teil /Strafrecht) festgelegt. Je genauer man sich mit dem Schema (und den einzelnen Gerichtsentscheidungen/Klausuren dazu ) befaßt, desto feiner verästelt sich das Schema. Wie kann ein für später komplexer werdenende Inhalte erstelltes Schema mnemotechnisch erstellt, und ver bzw.- bearbeitet werden.

Hat jemand vielleicht Erfahrung damit gesammelt, wie man effektiv Informationen an Texten verankert, die man in der Prüfung verwenden darf(z.B. im Gesetzestext sind Worte, die bei anderer Lesart auf einen Streitstand oder ein Problem dass man prüfen muß, hinweist?)Ich denke da an eine Art Code.

Ich wäre für ein paar Hinweise sehr dankbar, geht aber bitte davon aus, daß mir spezielle Gedächtnistechniken noch nicht vertraut sind.

viele Grüße Ralf
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Höhere Mnemotechnik = Mnemotechnik auf der Grundlage von Geschichten
Wo kann ich lernen, solche Geschichten zu bilden?

Wo gibt es Beispiele?

Wo gibt es Regeln?

Angenommen, es steht irgendwo eine Geschichte, welche die Regeln erfüllt. Dann werde ich trotzdem außerstande sein, die Regeln selber zu erkennen. Beispiele ohne Bildungsregeln nützen mir eher wenig.

Vor allem von Stufe zu Stufe ist eine Anleitung notwendig:
Geschichte - Version 1 - was ist schlecht daran?
Geschichte - Version 2 - was hat sich gebessert?
Geschichte - Version 3 - diese sitzt, weil a, b, c geändert worden ist.

Was sind "bad smells" von Mnemo-Geschichten? Das heißt, wo sind Stellen, in denen das permanente Merken aller Wahrscheinlichkeit nach nicht klappen wird?

Wie kann ich diese Stellen refaktorisieren, also zyklisch immer wieder so umarbeiten, dass sie besser werden?

Gibt es Antipatterns in den Geschichten, immer wiederkehrende Formulierungsweisen, die zum Scheitern führen?
memoPower
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Photosynthese - Ergänzung zum Beitrag von Njord 28.04.2004

Beitrag von memoPower »

Hallo,

Idee zum leichteren Einprägen der Photosynthese:
http://www.gedaechtnistraining.biz/Clever/clever6_1.htm

Gruß
Reinhold Vogt
[ "Das merk ich mir! - memoPower.de" ]
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Beitrag von Pat »

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber für eigene kommerzielle Kurse in einem Forum Werbung zu machen, wird - sagen wir einmal so - nicht gänzlich positiv gesehen.
rage4500+
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Beitrag von rage4500+ »

Ulrich Voigt hat geschrieben:
Ulrich Voigt hat geschrieben: ... daß mnemotechnisches Lernen zu einem Wissen höherer Qualität führt als natürliches Wissen?
Einerseits ist das auf natürliche Weise Erlernte dem mnemotechnisch Angelernten grundsätzlich überlegen.
Natürlich Gelehrntes unterscheidet sich vorallen dingen daran, das mann

es ERLEBT hat, mit seiner Existenz, Persönlichkeit, Sinnen...

selbst Praxis kann das nur Simulieren....


weshalb Weisheit über das normale wissen drübersteht
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Der entscheidende Unterschied zwischen Sprachen- und "Wissens"-Prüfungslernen, ist die Abrufgeschwindigkeit der Informationen.

In einer Prüfung habe ich, je nach Art, mehrere Sekunden bis Minuten Zeit um Informationen "abzurufen" und zu ordnen. In einer Situation in der ich eine Fremdsprache anwenden will, ist eine Sekunde Abrufzeit schon viel zu lange. Die Vokabeln müssen refleartig sitzen.

Reflexartig geht nur durch Wiederholung. Von daher sehe ich kaum einen Nutzen in linearer Mnemotechnik für Sprachen. Wohl aber für assoziative Lerntechnik, nämlich die Keywordmethode.
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Tron
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Beitrag von Tron »

Kann ich DocTrigger nur zustimmen.

Mein entscheidendes Problem beim Einsatz von Lerntechniken ist die Flexibilität.
Als It-Mensch ist man es gewohnt das Informationen so flexibel und wartbar wie möglich aufbereitet werden... kann ja immer mal was neues kommen/sich etwas ändern.

Wenn ich aber meine ganzen Uniskripte zu einem Semester oder meine anderen Weiterbildungssachen auf einer Lociroute ablege ist alles wunderbar aber ich habe nen Problem sobald sich meine Kenntnisse im Nachhinein erweitern zu irgendeinem Thema.

Eine Route umbauen ist sehr viel Aufwand.

Praktisch müsste ich also erst alles lernen was ich über ein Thema wissen mag und es dann intelligent ablegen ( auch kategorisiert und logomonisch korrekt) Das ist keine wirklich tolle Lösung.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Wenn du den alten Wissensstand noch auf auf einer Route hast (was du nicht tun solltest) könntest du doch einfach auf einer anderen Route die Ergänzungen hinzufügen?

Außerdem wer verbietet dir, das neue Thema zusammen mit dem alten nicht komplett neu zu Wiederholt man eine Route oft und lange genug, dann braucht man sie ja nicht mehr für das Thema, also wäre eine Neufassung kompakter als die alte.

Alle Klarheiten beseitigt?
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DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Um Routen durch neues Wissen zu ergänzen benutze ich mittlerweile drei Grundsätze:
-Ein Thema bekommt immer einen Puffer aus zusätzlichen Routenpunkten. Wenn ich also Inhalte zu einem Thema auf 14 Routenpunkte abgelegt habe, dann fahre ich mit dem nächsten bei Routenpunkt 21 fort.
-Reicht auch dann der Platz nicht aus hilft zweierlei:
->Der Verweis auf eine andere Route (alle Routen versehe ich mit Schlüsselbild) ggf. mit Verweis auf einen Unterabschnitt (die Routen sind in Zehnerblöcken organisiert, zu deren jeweiliger Adressierung ihr wohldifferenzierbarer erster Routenpunkt dient)
->Das Einbetten einer Miniroute (z.B. ein Fahrrad bestehend aus 10 Routenpunkten)

Das Konzept ist einfach und auch in der IT verbreitet (siehe z.B. Inodes, B*-Bäume, etc.) und der Nachteil soll nicht verheimlicht werden: die zusätzliche Indirektion schmälert die Geschwindigkeit. Bei den Minirouten fällt diese zusätzliche Latenzzeit aufgrund der direkten Einbettung jedoch relativ gering aus. Bei der Pufferung durch leere Routenpunkte kommt sie nur dann zum Tragen, wenn von die logische Reihenfolge eigentlich ein Enfügen zwischen zwei bestehenden Punkte notwendig machen würde. Die Einführung von neuen Routenpunkten zwischen bestehenden vermeide ich im Normalfall, da sie nur zu Inkonsistenz und Verwirrung gereicht.
Tron
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Beitrag von Tron »

@DocTiger
Wenn du den alten Wissensstand noch auf auf einer Route hast (was du nicht tun solltest) könntest du doch einfach auf einer anderen Route die Ergänzungen hinzufügen?
Jain, das stimmt nicht ganz.
Ich habe mittlerweile bestimmt 10-15 Bücher gelesen zum Thema Gedächtnistechniken und es gibt einige Autoren die schwören darauf Routen in Kurzzeit oder Langzeitrouten zu unterteilen.

Daraus ergibt sich dann das eine Kurzzeitroute benutzt wird um sich kurzfristig was zu merken und irgendwann keine Wiederholung mehr stattfindet. Nach (hier gibt es unterschiedliche Ansichten) 3 Tagen bis 1 Woche ist die Kurzzeitroute dann wieder für etwas anderes nutzbar.


Die Langzeitroute wird in Intervallen wiederholt um - somit ist die Route quasi für ein Thema reserviert.
Mir geht es mehr um die Langzeitrouten.

Das mit der Neufassung ist praktikabel aber zeitaufwendig.
#
@Divine
Das mit dem Puffer und dem Index werde ich mal testen.
Die Idee mit dem Index hatte ich auch schon selbst , wusste aber nicht ob das so eine tolle Idee ist.


Ich bin halt die ganze Zeit am Überlegen ob eine andere Methode für die Langzeitspeicherung nicht besser geeignet ist.

Konkret benutzt man dazu das Major/master system und teilt das einfach in Blöcke zum Thema ein.. hier zb Datenbanken (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

1-30 Architektur Datenbanksysteme
31-50 Logische Datenorganisation
61- 80 Datenbankbenutzung
81-100 Datenintegrität

Hier kann man zum Beispiel dann zum Beispiel konkretisieren indem man
die logische Datenorganisation noch unterteilt in ...

31-35 Datenmodellierung
36-40 Relationenmodelle
40-50 Logischer Datenbankentwurf

Der Vorteil den ich sehe heisst Wahlfreiheit oder im schlechtesten fall habe ich einen kleinen Index den ich sequentiell ablaufe ...oder anders ausgedrückt...:

Wenn ich zum Beispiel über "Relationen" rede habe ich meine 100 Majorzahlen wie oben beschrieben in 4 oder mehr Blöcke eingeteilt.
Wenn ich die 4 Kategorien kenne weiß ich also sofort das ich zwischen 31-50 suchen muss anstatt wie bei der Loci methode die komplette Route durch zu gehen.
Außerdem verarbeite ich die Information damit schon bei der Suche logisch und stelle Bezug zu überkategorien her.

Was meint ihr denn dazu :-)?
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Ja, ein guter Gedanke, dass Majorsystem zu benutzen um Informationen darauf abzulegen ist verlockend. Außer mir habe das sicher viele in diesem Forum auch schon ausprobiert. Sie alle würden dir vermutlich das gleiche sagen, nämlich, dass man das Majorsystem sehr gut verwenden kann für Informationen wo nur wahlfreier Zugriff gefragt ist (Beispiele: Periodensystem, durchnummerierte Listen, etc.).

Leider versagt das Majorsystem völlig, wenn es darum geht sequentiell durch die memorierten Informationen zu laufen. In Metaphern der DB-Welt, ist die große Frage: Hashtable (wahlfreier Zugriff) oder Baumstruktur (logarithmische Zeitkomplexität im wahlfreien Zugriff aber, je nach Typ, Iterierbarkeit) als Index. Beim sequentiellen Durchlaufen einer Majorliste gibt es immer drei zyklisch durchlaufene Schritte:
1. Zahl decodieren
2. Information abrufen
3. Nächste Zahl bestimmen

Ganz anders und viel wengier aufwendig stellt sich der Loci basierte Zugriff dar:
1. Information abrufen
2. Fortschreiten zum nächsten Routenpunkt (der unmittelbar aus/auf den momentaten Routenpunkt folgt!)

Deshalb (und das habe ich schon recht ausführlich erprobt) benutze ich eben indizierte Routen. Was heißt das? Ganz einfach, jeder 10er Block einer Route hat ein eigenes Bild (die Küche z.B. ein Herdplatte), das mit einem Majorwort verknüpft ist. Feiner strukturierte Routen haben sogar für die Unterpunkte eine eigene majorcodierte Modifikation (je nach erforderlichem Detaillierungsgrad für zwei bis alle Punkte).

Der Sinn liegt auf der Hand, aber ich mögchte ihn durch ein Beispiel illustrieren: Welches Element hat die Ordnungszahl 66? Durchzuführende Schritte:
1. Finde den zugehörigen 10er Block der Route --> Der Ski=6 liegt auf dem Sofa (Sofa ist das Schlüsselbild für den 6. 10er Block der Route, beginnend bei 0.)
2. Finde den sechten Routenpunkt --> Der schimmelige=6 Routenpunkt ist das Bücherregal, da hängt eine vergilbte Dispersiontafel, die mich direkt zu der Lösung Dysprosium führt

Das Beispiel zeigt deutlich, dass selbst für einen wahlfreien Zugriff die Abfragekomplexität nicht in einem undruchführbaren Maßstab liegt. Wenn eine indizierte Route erstmal sehr gut beherrscht wird, dann funktioniert das gesamte Abrufen einer solchen Information in ca. einer Sekunde.
Müssten nun die Elemente hintereinader aufgezählt werden läge die Geschwindigkeitseinbuße bei der majorbasierten Memorierung unproportional höher. Des weiteren ist zu berücksichtigen, dass der Einprägevorgang beim majorbasierten Ansatz wesentlich unintuitiver und inkohärenter ist.
Hier kann man viel von den Indexstrukturen der RDBMS lernen, auch sie müssen einen Kompromiss in der Performanz bei der Beantwortung von Point und Range-Queries finden (bei nur einem Index). Und so wie sich bei relationalen DBs die Baumstrukturen durchgesetzt haben, halte ich den geschilderten, mnemotechnisch analogen Ansatz für besonders effektiv. Nichtsdestotrotz kann ist für einige Szenarien der Punktzugriff wichtiger und damit das Majorsystem der geeignetere Träger für die Informationen sein.
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Beitrag von DivineTraube »

Es ist vielleicht erwähnenswert, dass sich auch der Ansatz alles auf majorcodierten Routen (aka Garderoben), z.T. sogar vollständig imaginären, abzulegen, gewisser Beliebtheit erfreut, siehe beispielweise das Gedankengut Ulrich Voigts.
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Beitrag von DocTiger »

Reine Major-Routen haben sich bei mir in der Praxis nicht bewährt. Irgendwie bleibt viel mehr vom Kontext hängen wenn ich Routen benutze, außerdem ist es leichter neue Routen zu entwickeln, als über 100 Majorbilder zu bekommen. Ich hab das mal versucht. War ne Katastrophe...

Kurzzeit und Langzeitrouten trennen? Wozu drüber nachdenken?

Wer wissen will was ich meine: macht mal eine Gedächtnissportdisziplin mehrmals direkt hintereinander mit derselben Route mit denselben Punkten. Ihr werdet merken, dass ihr zumindest den jeweils letzten Durchgang durchaus trennen könnt. Überschreiben ist wichtig.

Langfristig eine Route zu behalten macht nur Sinn bei sinnlosen datenbankähnlichen Informationen, wie etwa einem Teil eines Telefonbuches. Alles andere was man regelmäßig braucht da überlebt die Route nicht, weil sie schnell überflüssig wird.

Bei diesen Diskussionen muss ich noch mal die Frage stellen: Was genau wollt ihr tun? Welche Zeitspanne, welcher Zeitaufwand, welche Abrufspanne und welche Abrufform? Und natürlich: Wieviel.
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Beitrag von DivineTraube »

@DocTiger

Hier bin ich völlig d'accord. Auch ich habe mit der Verwendung von "Garderoben", also Majorcodes aller Art (normale 1000er-, 100er Berufe-, 100er Gegenstände-Liste, etc.) experimentiert und konnte damit nicht die gleiche Leistung wie bei der herkömmlichen Loci-Technik erreichen.

Auch von der Trennung zwischen Kurzzeit- und Langzeitrouten halte ich nichts.
Eine Wiederverwendung der Route ist bei ausreichender Konzentration und kleinen Adaptionen möglich. Um das für mich auszuloten habe ich an einem Tag 207 deutsche, schwedische, italienische und lateinische Vokabeln auf der gleichen Route abgelegt (sogenannte Swadesh-Listen, http://de.wikipedia.org/wiki/Swadesh-Liste). Das verlangte mir einige Konzentration ab, aber ich habe sie ohne gegenseitige Verwechslungen behalten. Der methodische Trick dazu war ein einfacher, der auch im Forum schon diskutiert wurde: jeder Durchgang durch die Route bekam eine eigene, routenpunktweise Perspektive (1. frontal, 2. von hinten, 3. Vogelperspektive, 4. seitlich).
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Beitrag von DocTiger »

Den Trick kannte ich bislang nicht... ich benutze immer dynamische Kamerafahrten mit Zoom und Weitwinkel um wirksame geistige Bilder zu bekommen....
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