Die Gewohnheitsmatrix

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Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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DocTiger
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Die Gewohnheitsmatrix

Beitrag von DocTiger »

Eine Lernstrategie für Gewohnheiten, die ich seit einiger Zeit mit einigem Erfolg einsetze ist die Gewohnheitsmatrix.

Ist es euch auch schon mal passiert, dass ihr euch eine neue "Gewohnheit" vorgenommen habt, und sie für ein paar Tage durchgehalten habt, dann Aussetzer hattet und es dann ganz sein gelassen habt?

Also ich hatte sowas öfters. Und das nervt. Hier also eine Technik, die am Besten für kleinere Gewohnheitseinheiten geeignet ist. Ich bin darauf gekommen, weil mir ein Tagebuch zu umständlich ist, man aber wirklich seinen eigenen Erfolg kontrollieren muss.

Man hat herausgefunden, dass im Gehirn ein Belohnungsreiz ausgelöst wird, sobald man auf einer Aufgabenliste etwas abhakt. Ähnlich wie für Schokolade oder Drogen. Also habe ich mir eine Gnumeric-Tabelle gemacht. Ihr dürft natürlich auch Excel verwenden.

Im Arbeitsblatt ist jede Tabelle eine neue Woche. Horizontal sind die Tage der Woche aufgelistet, vertikal einzelne Fragen, die sich auf eine Angewohnheit beziehen.
  • Beispiele für die Fragen:
    * Gewohnheitsmatrix geführt?
    * Medikament X morgens genommen?
    * Morgens Dehnübungen gemacht?
    * Abends Speedcards trainiert?
    * In der Bahn Mastercodes wiederholt?
    * Mindestens einen Vortrag/Vorlesung oder einen Teil davon in real-time auf einer Route gespeichert?
Und so weiter. Die Fragen hier sind sehr ausführlich. Man kann sich kürzer halten, solange man eine konkrete Vorstellung hat, was erfüllt sein muss.

Dann beantworte ich für jeden Tag die entsprechenden Fragen. Das mag alles übermäßig kompliziert klingen. Aber wir alle haben doch so kleine Angewohnheiten die wir uns an- oder abgewöhnen sollten. Wenn nicht, fehlt uns das geistige Wachstum, eines der Grundbedürfnisse der menschlichen Seele. Und ohne einen Weg, den eigenen Erfolg zu dokumentieren und Ehrlichkeit mit sich selbst zu erzwingen, so weh es auch tun mag, ist der Erfolg mehr Zufall als wahrscheinlich.

Wann macht man diese Liste?
Ich fülle sie meistens Abends aus, und Sonntags nehme ich mir ein paar Minuten um für die neue Woche mir neue Angewohnheiten auszudenken und zu entscheiden welche Zeilen ich behalte.

Man sollte auf alle Fälle langsam beginnen, nur ganz wenige und kleinere Änderungen sich vornehmen. Und bei jeder Änderung frag dich: Warum? Was bringt es mir Positives? Was vermeidet es Negatives?

Das Wie ist 20% wert, das Warum macht 80% an jeder Änderung aus. - frei übersetzt nach Anthony Robbins
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Helmuth Alexander
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Beitrag von Helmuth Alexander »

Hallo Doc Tiger,

Benjamin Franklin hatte ein ähnliches System und seinen eigenen Ausführungen nach Erfolg damit. Ich habe mir immer wieder mal vorgenommen, an bestimmten Dingen zu arbeiten (Ordnung, rhethorische Gewandheit etc.). Teilweise ist dann auch etwas hängen geblieben, größtenteils war mir aber nach ein paar Wochen etwas anderes wieder viel wichtiger.

Inzwischen habe ich meine eigene Ansicht dazu. Mein Lieblingsbeispiel ist ein Zeitmanagementseminar, an dem ich vor Jahren in unserem Unternehmen teilgenommen habe. Zuerst waren alle von dem Eisenhower-Prinzip begeistert und hatten sich vorgenommen, sich streng an dieses Prinzip zu halten. Nach ca. vier Wochen waren wieder alle in ihrem alten Trott. Andererseits hatten wir uns andererorts im Unternehmen zu einer Stundenschreibung verpflichtet, die wir wöchentlich unserer Sekretärin geben wollten. Das haben wir dann auch gemacht. Nach ca. vier Wochen ging uns diese Stundenschreibung auf den Nerv. Etwas anderes war uns plötzlich wieder viel wichtiger. Aber diese Stundenschreibung machen wir bis heute. Woche für Woche. So zäh es auch ist!

Fazit: Wenn man sich eine neue Gewohnheit aneignen möchte, sollte man seine Sekretärin/ seinen Sekretär mit der Kontrolle beauftragen. :D

Ich werde mich aber davor hüten, meine Frau mit der Kontrolle zu beauftragen. Womöglich würde sie z.B. meinem Vorsatz zur Ordnungshaltung noch zu ernst nehmen 8)

Gruß

Helmuth
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Wenn eine Änderung oder ein "Angewöhnen" nicht klappt, kann dass natürlich viele Gründe haben. Einer der schwerwiegensten ist Rückprogrammierung, im NLP auch gerne als Schwerkraft bezeichnet. Raucherentwöhnung ist desshalb so schwierig, weil sich die meisten Raucher mit der Zeit zurückprogrammieren, oder zurückprogrammiert werden, von rauchenden Freunden zum Beispiel. Das Vorbild, die Erinnerungen sind eben da, und üben einen Einfluß auf das Verhalten aus.

Um dem zu entgegnen hilft es, die Motivation, das Warum, zu betonen. Und nicht nur einmal, sondern täglich. Eine gesunde "Besessenheit" eben, ohne die man auch in keinem Feld wirklich etwas erreicht. Wenn deine Gedanken unbewußt ab und zu den ganzen Tag über zu den richtigen Aussagen zurückkehren, dann findet eine Rückprogrammierung nicht mehr statt.

Wir alle sind nicht 100%ig ehrlich mit uns selbst. Und wenn wir wissen, dass wir uns selbst gegebene Versprechen nicht einhalten, verlieren wir auch das 100%ige Vertrauen in unsere eigenen Versprechen. Also muss man das Vertrauen aufbauen. Vielleicht sollte man nicht gleich anfangen von einer 4000 KCal Diät auf 1000 herunterzugehen, sondern sich versprechen mal die Light Variante vom Süßgetränk zu trinken, das goldene M oder ähnliche Etablissements zu meiden, und Schritt für Schritt weiter. Vertrauensbildung in sich selbst.
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