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Lernstrategien für manuelle Tätigkeiten / Konzert im Kopf

Verfasst: Di 26. Jan 2010, 22:19
von List0r
Thema #1

Hallo,

ich bin gerade kräftig dabei, mich mit Lern- und Mnemotechniken zu beschäftigen.
Da wollte ich mal fragen, ob jemand von euch Lernstrategien kennt, um manuelle Fähigkeiten zu erlernen bzw. zu verbessern.
In meinem Fall, als Musikstudent, bezieht sich das vor allem auf das effektivere Erlernen eines Instruments.
An die Musiker unter euch: wie macht ihr am besten Fortschritte auf eurem Instrument?

Im Moment versuche ich meine Fähigkeiten auf meinem Zweitinstrument, dem Klavier, zu verbessern, gebe aber meist recht schnell frustriert auf.

Da ich auch Unterricht gebe, würde ich mich über alle Tipps zum Thema Musik freuen, wenn ihr irgendwas wisst.

...............
Thema # 2

Noch eine weitere Frage zum Thema Musik:

Manchmal erreiche ich (meist im Halbschlaf) einen Zustand, in dem mein Gehirn einfach Musik "abspielt". Man kann sich das Vorstellen, wie einen Ohrwurm, nur dass die Musik, die ich im inneren Ohr höre quasi von meinem Gehirn komponiert wird. Ich kann mich gar nicht dagegen wehren. Ich habe ein bisschen damit rumexperimentiert und habe gemerkt, dass ich die Musik nach belieben verändern kann.
Wenn ich mich darauf Konzentriere, kann ich vom Fastnachtsschlager über Baroke Kammermusik bis hin zum Gospelstück alles abspielen, was ich will.
Dabei höre ich jede Stimme der einzelnen Instrumente isoliert. Es bildet sich also eine virtuelle Patitur.
"Covern" kann ich jedoch nicht in diesem Zustand. Das detailgetreue nachbilden von existierenden Stücken funktioniert nicht.

Leider ist es so, dass wenn ich dann versuche das ganze auf ein Instrument zu übertragen sofort alles verloren geht und ich wieder im Normalzustand bin, wo ich eher mäßige komposietorische Fähigkeiten besitze ;)

Kann mir das ganze jemand neuroligisch erklären?
Vielleicht weiß auch jemand, wie man gezielt in solche Zustände gelangt. Bei mir kommt es nämlich nur zufällig dazu.
Das ganze erinnert mich detailreiche Bilder, die Menschen vor ihrem inneren Auge sehen können und sich das ja auch gezielt trainieren lässt.

Grüße
List0r

Verfasst: Mi 27. Jan 2010, 8:09
von DocTiger
Neurologisch kann ich dir das nicht erklären. Wenn du nach Möglichkeiten suchst, im Halbschlaf/Schlaf die Erinnerung zu verbesser ist "Lucid Dreaming" die richtige Wahl.

Für manuelle Fähigkeiten....ist immer so eine Sache. Ich denke bei sowas braucht man sowohl eine mentale Komponente als auch ein Trainingssystem. Ich hab mir zum Beispiel ein kostengünstiges und fleischloses (also nicht leichtverderbliches) Trainingssystem für chirurgisches Nähen gebaut.

Mental hilft Meditation. Dabei schärft man die Konzentration. Sowohl die Tiefe und die spezifischen Eigenschaften der Konzentrationszustände die du brauchst, als auch die Dauer.

Kennst du diesen Aufgabentyp wo man Zahlen vorbeifliegen sieht, wo man dann immer bei einer bestimmten Zahl eine 0 vorkommt? Normale Menschen werden nach kurzer Zeit Fehleranfällig. Buddhistische Mönche nicht......

Verfasst: Mi 27. Jan 2010, 11:35
von Chris_Emc2
Hi Doc !
Du schreibst sehr oft über Medition und das sogenannte "mindfulness based stress reduction" und scheinst davon sehr überzeugt zu sein.
Da ich dem nicht ganz abgeneigt bin und alle meine Skepsis über
Bord geworfen habe, bestellte ich mir eine deutsche Ausgabe
vom MBSR-Guru Dr. Jon Kabat- Zinn:

"Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit" mit AudioCD von Dr. Jon Kabat- Zinn.

Kannst du das Buch empfehlen oder kennst sogar bessere Bücher/CDs ?
Aber bitte auf deutsch ;-)

Danke,
chris_emc²

Verfasst: Mi 27. Jan 2010, 12:36
von DocTiger
Ich muss dazu sagen, dass ich mein Meditationswissen nur aus dem Internet habe. Mein Hauptziel war nicht Stressreduktion, sondern allgemein Kontrolle über meine Konzentration, und speziell eben für manuelle Dinge, weil ich gelinde gesagt oft ein Volltrottel bin ;-)

Mir ist aufgefallen seit ich bei bestimmten Tätigkeiten ein paar Atemzüge "meditiere" um meinen Geist stärker in meinen Körper und die Umgebung zu versetzen fällt mir einfach weniger um! Und ich nähe noch präziser. Sowas eben.

Zusätzlich kann man dann noch die Vorstellungskraft einbauen. Für jede physikalische Tätigkeit die man verrichtet gibt es gute und bessere Visualisierungen. Findet man eine bessere Visualisierung/kinästhetische Vorstellung, dann wird man automatisch mindestens einen Tick besser.

Wir sind einfach manchmal nicht voll in unserem Körper und unserer Umgebung (zumindest die meisten, die sich mit Gedächtnissport etc beschäftigen), und dann geht halt schonmal was schief.

Verfasst: Mi 27. Jan 2010, 16:54
von Chris_Emc2
..weil ich gelinde gesagt oft ein Volltrottel bin
Hey, das finde ich großartig, wenn jemand offen zu seinen *peinlichen*
Fehlern steht und sich nicht als Mr. Perfect oder Klugscheisser darstellt.

Ich bin leider um Gottes Willen auch oft ein Volltrottel. Nicht dass mir
ständig ein Glas oder ähnliches herunterfällt, aber das ich auf der Arbeit
während der Kommunikation nicht überlege, was ich sage oder nicht
richtig zuhöre kommt leider zu oft vor!
Oder ich schweife mit meinen Gedanken oft ab und kann mich daher schlecht oder nicht lange genug konzentrieren.
Das oben erwähnte Buch habe ich mir mal bestellt und hoffe dass es
eine gewisse Besserung bringt.

Gruß,
chris_emc²

Verfasst: So 07. Feb 2010, 1:17
von Mindman
Im Moment versuche ich meine Fähigkeiten auf meinem Zweitinstrument, dem Klavier, zu verbessern, gebe aber meist recht schnell frustriert auf.
Was du machen kannst, wenn du dich verbessern willst, ist, dass du dir das perfekte Spielen eines deiner Stücke immer wieder in allen tollen Tönen vorstellst und im Geiste Klavier spielst. Der Vorteil dabei du kannst es überall machen, Bus, Warteschlange, Spaziergang. Stelle dir einfach immer wieder vor wie alles klappt, du jeden Ton triffst, alles perfekt ist.

Dazu gab es mal eine Untersuchung mit zwei Gruppen von Basketballspielern ungefähr gleicher Qualifikation. Die eine Gruppe hat vier Wochen täglich auf dem Feld trainiert, die andere immer nur geistig durch intensive Vorstellung davon im Kopf.

Vorteil davon ist auch, dass du dich automatisch auf Erfolg trimmst. Du hast ja das perfekte Klavierspiel von dir schon tausend mal im Geist gesehen. Das beugt dem "ich kann's ja wahrscheinlich doch gleich wieder nicht"-Denken vor.

Ansonsten gibt's nur eins: üben üben üben! Hartnäckig bleiben und an deine Ziele denken.

Grüße,
Mindman

Verfasst: So 07. Feb 2010, 10:01
von Willwissen09
Nur in einer Leistungsgesellschaft achtet man darauf nicht negativ aufzufallen.

Die, die weiter denken, können damit umgehen und es auch zugeben.
Sowas finde ich, verdient RESPEKT !!!

Mir persönlich nimmt so ein Vorbild den Druck.

Nicht umsonst lernen wir auch aus Fehlern.

Da fällt mir doch glatt auf: Wie lernen denn die "Perfekten", wenn sie keine Fehler machen? Hmm.....

@List0r
Frau Birkenbihl empfiehlt beim Instrumente Lernen langsam zu spielen.

Keine Ahnung ob das was bringt, aber läuchtet mir schon ein.
Im Kampfsport wird das auch gemacht. Erst Langsam, bis die Bewegung sitzt und dann .....

Gruß
Will