Was ist der Centering Prozess?

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Der_Molch
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Was ist der Centering Prozess?

Beitrag von Der_Molch »

Hallo,

ich wollte mal in die Runde fragen, ob jemand von Euch den Seminar von Tom Freudenthal gemacht hat und mir erzählen kann wie der Centering Prozess funktioniert. Also: wie "centere" ich mich, wann und wofür, mit welchen Methoden/Mitteln.
Mich würde auch interessieren ob dieser wirklich so effektiv ist, wie in den Testimonials seiner HP gezeigt.
Überlege schon seit langem mal so einen Kurs zu machen, aber von Freunden und Verwandten möchte ich mir dafür kein Geld leihen, und selbst leisten kann ich es mir nicht.

Wäre jemand bereit, mir seine Errungenschaften von so einem teuren Seminar mitzuteilen? gerne auch über PN!

Vielen Dank für Eure Antworten

Der Molch
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Zum Preis habe ich nichts gefunden, aber das einzig weltbewegend Neue zu den Standardwerken/methoden die wir hier immer predigen, ist die marktschreiersche Anpreisung. Wenn du mal ein Manager bist mit viel Geld aber wenig Zeit, ist es vielleicht einen Gedanken wert.

Bin prinzipiell gegen teure Seminare. Die Kosten viel zu viel Geld, lieber ein paar Bücher mehr konsumieren. Ein Speedreading Buch alleine, ohne Seminar, wird dir ermöglichen schneller zu lesen als gut für dich ist!

Mindmaps sind ja nun echt ein alter Hut. Für kleine Stoffmengen mit nicht allzuvielen Details aber ganz viel Sinn sind Mindmaps sicherlich ganz nett, aber auf meiner Homepage habe ich mehrere Absätze geschrieben warum Mindmapping in vielen Situationen anderen Lerntechniken in Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit unterlegen ist.

Und du hast Recht wenn du die Kundenrezensionen auf Homepages mißtraust. Und wer viel Geld für Seminare verlangt, kann durchaus auch mal in Foren oder Blogs was nettes drüber schreiben.
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Der_Molch
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Beitrag von Der_Molch »

Hi DocTiger,

ich denke mit dieser Masche bekommen die eine Menge derer die tatsächlich für sowas das Geld locker sitzen haben! Habe ja auch zu den Themen ne Menge Literatur verschlungen, aber was mich halt interessiert ist, was das centering tatsächlich ausmacht. Es wird ja immer gehypt dass es dort um ein Methodenkonzept geht womit man sich positiv aufs Lernen einstellt.

Die Methoden wie MindMap und die paar PegMethoden, lightVersion BrainGym etc. die dort präsentiert werden sind auch nix neues mehr. Ich hoffte, dass vielleicht mehr hinter dem ganzen steckt. Mal was neues und nicht nur die alte SQ3R, die ich im übrigen trotzdem als sehr früchtetragend erachte.

Im schlimmsten Falle ist centering: Ich sitze vor den Büchern und sage mir selbst: "Ok du hast ganz prima tolle Methoden kennengelernt, mit speed reading kannst du jetzt ganz viel schaffen! Auf die Plätze, fertig, los ...."


Also liebe Forenmitglieder, die wissen was der centering Prozess ist, oder auch gerne Herr Freudenthal, wenn er sich denn hier rumtreibt.

Butter bei die Fische!



PS. Für die die SQ3R nicht kennen http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/take5/sq3r.htm
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Von Centering habe ich bislang nichts gehört. Aber sowas wie einen "Lernzustand" zu erreichen ist sicherlich praktisch. Dafür gibt es dann aber individuelle Selbsthypnose oder Meditationstechniken. Viele erreichen den auch einfach in dem sie das Buch aufschlagen....
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altbauer

Beitrag von altbauer »

Eine Freundin hat so ein Training einmal gemacht und festgestellt, dass das praktisch alles bekannte Methoden sind. Das centered bezieht sich auf die Konzentration und Emotion, die man beim Lernen einsetzen soll. Denke, der Effekt des Ganzen ist vor allem der, dass man recht viel Geld investieren muss und dann eher motiviert ist, da auch durchzuhalten. Zumindest hat mir das meine Freundin gesagt.
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the.enormous.crocodile
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Beitrag von the.enormous.crocodile »

Ich habe mir den Speed Reading Trainer von Tom Freudenthal zugelegt.

Ist ganz nett und meine Lesegeschwindigkeit hat sich verdoppelt. War allerdings durch ganz einfache Tricks möglich.

Finde aber dass er seine Produkte zu sehr "über den Klee lobt".

Im Endeffekt kommt sicher keine neue Methode vor. Selbstkritisch betrachtet (den ich bin da auch ein leichtes Opfer für teure neue Errungenschaften) sehe ich es so dass man gerne die Verantwortung ablegt und quasi auslagert.

Man kauft sich quasi etwas um teures Geld und das soll einen dann verbessern.

Aber viel wichtiger ist selber aktiv werden und gelesenes umzusetzen.

Würde auch besser in Bücher investieren und bewusster an sich selbst arbeiten.
altbauer

Beitrag von altbauer »

Wenn man das alles umsetzt, was auf einer meiner Lieblingsseiten zu dem Thema steht, dann kann man sich vermutlich diese Kurse ersparen: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNTECHNIK/ Richtet sich zwar hauptsächlich an Studenten, aber geht natürlich auch für Schüler und Erwachsene. Kommt auch immer wieder etwas Neues dazu! Dort steht auch was zum Schnelllesen! Eher sehr kritisch!
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

In der Einleitung zu meiner Lerntechnikinternetseite habe ich geschrieben, dass Lerntechnik mehr sein sollte als Floskeln. Werner Stangl's Arbeitsblätter sind für mich ein gutes Beispiel warum. Es geht schon los mit "Gerade zu Semesterbeginn sollte man...". Klar, da sind eine Menge interessanter Dinge beschrieben, aber ich denke er fällt etwas auf die Falle herein, dass mehr Zeit etwas bringen würde. Allgemein wird "Organisation" und "Struktur" beim Lernen zu wichtig genommen.
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altbauer

Beitrag von altbauer »

DocTiger hat geschrieben:Klar, da sind eine Menge interessanter Dinge beschrieben, aber ich denke er fällt etwas auf die Falle herein, dass mehr Zeit etwas bringen würde. Allgemein wird "Organisation" und "Struktur" beim Lernen zu wichtig genommen.
Hast du dir wirklich diese Seiten genau angeschaut? Das ist doch nur die Einleitung des Inhaltsverzeichnisses zu hunderten Seiten zum Thema Lerntechnik - außerdem beginnt Stangl mit der Motivation und nicht mit der Organisation, die natürlich auch irgendwann vorkommt. Ich lese das nicht als Floskel, denn die Seiten sind meines Wissens Grundlagen für seine einschlägigen Seminare zu dem Thema.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Naja solche Floskeln gibt es auf der ganzen Seite. Ich sage ja nicht dass die ganzen Seiten wertlos sind. Aber sie sind definitiv eine hochgradig anstrengende Lektüre.

Die ganzen theoretischen Informationen auf der Seite finde ich garnicht mal so schlecht, auch wenn sie fast niemandem nützen werden der ein Problem mit seiner Lernleistung hat.

Die allgemeinen Teile zum Thema Motivation, Organisation und Strukturierung nützen erfolgreichen Abiturienten glaube ich wenig. Die theoretische fundierten Grundlagen sind ja ganz nett. Aber die Strategie, Anfänger damit zu erschlagen, bevor man die eigentlich wirksamen Handlungsanweisungen bringt ist nicht unbedingt zielführend.

Die Locitechnik zum Beispiel (die auf der Seite durchaus angesprochen wird) bewirkt eine deutlich signifikantere Verbesserung als der ordentlichste Arbeitsplatz.
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altbauer

Beitrag von altbauer »

DocTiger hat geschrieben:Die Locitechnik zum Beispiel (die auf der Seite durchaus angesprochen wird) bewirkt eine deutlich signifikantere Verbesserung als der ordentlichste Arbeitsplatz.
"Angesprochen" ist gut: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at ... zial.shtml
Es wird ganz klar aufgezeigt, dass diese Methoden alle ihre Grenzen haben. Und wofür soll die Loci-Technik gut sein? Das sind doch nur Taschenspielertricks, die mit praktischem Lernen IMHO wenig zu tun haben!
Außerdem gibt es ja Stangls Seiten für die Studenten, wo du deine Handlungsanweisungen findest: http://studium.lerntipp.at/
Also für mich waren die Seiten nie anstrengend zu lesen, sondern sehr spannend. Ich denke, die sind direkt aus der Lehrpraxis entstanden und das merkt man ihnen an!
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Hm, gut dass ich diese Seite nicht kannte als ich gelernt habe, Memotechnik erfolgreich für hunderte Seiten medizinisches Wissen anzuwenden. Sonst hätte ich ja gewusst dass es nicht geht. Das wäre echt schade gewesen, so im Nachhinein.

Ich sehe auch keinen Grund warum man das traditionelle Verständnis von Wiederholung nicht auch auf Memotechnik ausdehnen können sollte. Ja ok, vom theoretischen Standpunkt her könnte man meinen, die Lerntechniken hätten keinen Vorteil mehr "wenn man dann trotzdem wiederholen müsste".

In der Praxis zeigt sich das Gegenteil. Schnelle erstaunlich kurze Wiederholungen von Locilisten frischen den Stoff auf ein Niveau über 95% Detailerinnerung auf (Quoten darüber sind zunehmend schwerer zu messen). Ein "Timing" dieser Wiederholungen auf die Prüfung bleibt nicht erspart.

Dann mag man noch einwenden es bringe nichts, nur auf Prüfungen zu lernen. Da muss jeder selbst wissen ob er langfristig lernt oder jede Prüfung bestehen will. Selbst bei gezielt kurzfristigem Lernen mit den "Taschenspielertricks" konnte ich keine Beeinträchtigung der Langzeiterinnerung erkennen. Im Gegenteil.

Für Projekte in denen man den Stoff einige Wochen oder Monate parat halten will/muss, verändert sich der Wiederholungsplan. Mehr nicht.

Und was ist mit Jahren? Die Lernplanung kennt keine Jahre. Zuerst passen wir den Stoff ans Gehirn an. Dann passt das Gehirn sich an den Stoff an. Ein Zyklus, der für verschiedene Detailtiefen wiederholt wird, zum Beispiel in einer Facharztausbildung wenn ein Fach immer weiter vertieft wird.
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altbauer

Kommt wohl auf die Art des Stoffs und der Prüfung an!

Beitrag von altbauer »

Ich will mich mit Dir nicht streiten, aber in meinem Studium hätte ich mit der Loci-Technik wenig angefangen, denn da ging es um Fertigkeiten und die Anwendung meines Wissens auf Fallbeispiele. Das, was Listen waren, habe ich mir visuell mit Mindmaps aufbereitet und gerade aus der Linearität herausholen müssen, denn kein Prüfer hat von mir eine Aufzählung verlangt. Das wird bei deinem Studium halt anders gewesen sein. Stoff ist nicht gleich Stoff. Außerdem bin ich der Meinung wie Stangl, dass das entscheidende beim Lernen die Motivation ist! Das hat er sehr gut in seiner "Formel des Lernerfolgs" aufgeschlüsselt! Mir hat das damals die Augen geöffnet, denn ich habe nicht verstanden, warum ich soviel Zeit ins Lernen investiert hatte, ohne einen langfristigen Erfolg zu haben! Danach wusste ich es!
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Boris
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Beitrag von Boris »

Weicht jetzt zwar schon sehr vom eigentlichen Thema ab aber ich möchte DocTiger da schon sehr zustimmen:

Ich habe Physik und Informatik studiert und da wird praktisch nichts an auswendig gelerntem Wissen abgefragt. Trotzdem war die Loci Methode sehr hilfreich. Was Stangl zu anderen Themen schreibt ist sehr gut, aber bei der Mnemotechnik liegt er hart daneben. Man muss es eben gerade nicht regelmäßig üben, sondern kann es als Werkzeug benutzen, wann immer es nützlich ist.

Das als Taschenspielertrick abzutun ist komplett verfehlt. Ebenso diese nur für Aufzählungen zu sehen. Ich habe damit komplette Vorlesungen gelernt.

Gerade in den viel-studierten klassischen Fächern wie BWL, Jura, Medizin oder auch Mathematik finden sich Unmengen von Anwendungsmöglichkeiten.
altbauer

Beitrag von altbauer »

Boris hat geschrieben:Gerade in den viel-studierten klassischen Fächern wie BWL, Jura, Medizin oder auch Mathematik finden sich Unmengen von Anwendungsmöglichkeiten.
Ich sag ja nicht, dass es keine Anwendungsmöglichkeiten gibt, nur wie soll ich etwa ein Fallbeispiel wie ein Video mit Hilfe der Loci-Technik analysieren? Oder einen Vergleich der Ansichten von Comenius und Salzmann in Bezug auf Unterrichtsgestaltung durchführen? Da müsste ich permanent zwischen drei Loci-Listen jonglieren: Die Comenius-Liste, die Salzmann-Liste und die Liste, wie man einen Vergleich von zwei Pädagogen vornimmt.
Für Schulstoff, den man linearisieren kann - was ich persönlich in vielen Fällen nicht für sinnvoll halte -, kann die Loci-Technik ja geeignet sein, aber auch da müsste ich soviele Loci-Sequenzen oder ganze Häuser wie in der mittelalterlichen Mnemonik haben, dass das Erlernen den Aufwand schlicht verdoppelt.
Außerdem widerspricht Linearisieren den Funktionen des menschlichen Gedächtnisses, das eben kein Tonbandgerät ist, sondern eher holografisch und räumlich arbeitet.
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Boris
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Beitrag von Boris »

altbauer hat geschrieben: Ich sag ja nicht, dass es keine Anwendungsmöglichkeiten gibt, nur wie soll ich etwa ein Fallbeispiel wie ein Video mit Hilfe der Loci-Technik analysieren?
Du analysierst nicht das Video mit der Loci-Methode sondern mit deiner Analysemethode. Und wie die geht, memorierst du mit der Loci-Methode.
Oder einen Vergleich der Ansichten von Comenius und Salzmann in Bezug auf Unterrichtsgestaltung durchführen? Da müsste ich permanent zwischen drei Loci-Listen jonglieren: Die Comenius-Liste, die Salzmann-Liste und die Liste, wie man einen Vergleich von zwei Pädagogen vornimmt.
Also das Wechseln zwischen den Listen stellt ja gerade kein Problem, sondern einen Vorteil dar. Du kennst ja die Locis sicher und hast daher überhaupt keine Probleme diese anzusprechen. Außerdem würde ich bei so einem Thema eh nicht viele Listen anlegen sondern eben die Liste "Unterrichtsgestaltung historisch" o.ä. Die Belegung der Routenpunkte erfolgt dann ja auch nicht minimalistisch, sondern mit einigen Kernaussagen, an die man dann weitere Inhalte anhängen kann.
Für Schulstoff, den man linearisieren kann - was ich persönlich in vielen Fällen nicht für sinnvoll halte -,
Das ist etwas, was ich gelegentlich von Lehrern höre und ein tiefes Missverständnis der Loci-Methode beinhaltet.

Auf einem Routenpunkt kann ich mehr als eine Information ablegen, ich kann Routenpunkte verknüpfen um Zusammenhänge zu finden, abzweigen, wechseln etc. Habe ich etwa ein Thema in einer Mind-Map aufgebaut, was ja gerade nicht linear ist, kann ich die Schlagworte auf den Ästen mit der Loci-Methode lernen.
kann die Loci-Technik ja geeignet sein, aber auch da müsste ich soviele Loci-Sequenzen oder ganze Häuser wie in der mittelalterlichen Mnemonik haben, dass das Erlernen den Aufwand schlicht verdoppelt.
Auch hier eine falsche Annahme die leider zuviele vom Nutzen der Methode abhält: "Ich habe mehr Aufwand". Nein, habe ich nicht. Zumindest nicht in Summe. Ich muss die Methode erstmal lernen ja, und einige Wege anlegen, richtig. Aber die Wege sind ja nicht mit einem Thema verbraucht und ich kann einzelne Routenpunkte weiter unterteilen bzw. auf jedem Routenpunkt ganze bildliche Geschichten abspielen lassen. Und wenn ich dadurch das Verknüpfen und Visualisieren übe, weil ich es gelegentlich anwende, wird es mir immer schneller von der Hand gehen. Durch die Verknüpfung mit gut bekannten Wegen spare ich mir zudem Wiederholaufwand, weil ich Dinge gleich länger behalte.

Der Denkfehler hier: Ich muss die Wege ja auch wiederholen, also muss ich mehr wiederholen. Nein: Die Wege kenne ich ja sicher und nutze aus, dass mein Gehirn diese problemlos als Ordnungsmethode nutzen kann: Durch die Vielzahl der zusätzlich verwendeten Verbindungen habe ich viel mehr Möglichkeiten den Inhalt "wiederzufinden". Und sobald ich den Inhalt habe, werden "automatisch" alle Verknüpfungen wiederholt und gefestigt.
Außerdem widerspricht Linearisieren den Funktionen des menschlichen Gedächtnisses, das eben kein Tonbandgerät ist, sondern eher holografisch und räumlich arbeitet.
Siehe oben. Ich linearisiere nur auf den ersten Blick. Da aber die Loci-Route nur auf dem Papier aufgelistet als lineare Wegpunktabfolge erscheint - in meinem Kopf aber eben nicht eine Liste sondern das Abbild eines vorhandenen Raums, wahrgenommen mit allen Sinnen und Dimensionen ist, ist es für das Gehirn super geeignet.
altbauer

Beitrag von altbauer »

Boris hat geschrieben:Also das Wechseln zwischen den Listen stellt ja gerade kein Problem, sondern einen Vorteil dar. Du kennst ja die Locis sicher und hast daher überhaupt keine Probleme diese anzusprechen.
Mein Problem mit der Methode ist aber, dass ich für die Prüfung etwa die Ansichten von etwa 30-40 Pädagogen kennen muss, also brauche ich genau soviele Listen. Und wenn ich im nächsten Semester zusätzlich noch zwanzig dazu lernen muss, dann brauch ich 50-60.
Wieviele Loci-Listen hast du denn und wie lang sind denn die?
Ich hab die Methode ja auch einmal recht intensiv probiert und habe dann so etwa 6-8 (Körper, Frühstück machen bis zum alten Schulweg) gehabt, die ich aber dann bald aufgebraucht hatte. Und als ich die Wege dann mit etwas anderem besetzen wollte, hatte ich das Problem, dass nach ein paar Tagen die Listen durcheinandergekommen sind und ich bei der Bushaltestelle nicht mehr wusste, ob ich da an den Indianer denken musste, der dort angelehnt stand, oder das blaue Auto, das in die Station gekracht war. Ich habe offensichtlich ein zu gutes Gedächtnis ;-)
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

In der Praxis ist es effizienter, mehrere Themen auf eine Liste zu legen. Welche Themen, kann einen Sinn ergeben muss aber nicht. Das unterscheiden ist erstaunlich leicht, gerade wenn der Stoff einen Sinn ergibt.

Wenn es Ähnlichkeitshemmungen gibt, wie du sie beschreibst, kannst du eins von zwei Dingen machen: Die Locipunkte besser differenzieren oder die Listen mehr wiederholen. Beides wirkt.
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Der_Molch
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Beitrag von Der_Molch »

Wie ich sehe, hat meine Frage indirekt eine schwungvolle Diskussion ins Rollen gebracht, die recht weit ab von der eigentlichen Fragestellung ist. Allerdings muss ich allen Beteiligten mitteilen, dass ich ihre Positionen verstehen kann.

@altbauer, ich verwende die Locimethode noch nicht sehr lange, aber dennoch, konnte ich dadurch in Kombination mit der Schüsselwortmethode ca 400 Stoffwechselbeziehungen (Enzyme Edukte Produkte) des menschlichen Metabolismus in unter einer Woche lernen. Mit Aufwand von ca. 2-3h Arbeit pro Tag inkl. Wdh. Wenn ich keine der beiden Methoden angewandt hätte, sondern das gute alte Vokabelsystem, wär das so gelaufen wie letztes Semester, nämlich gar nicht. Bei mir zeigte sich nach häufiger wdh des Stoffes, dass dieser sich von der Route abgekoppelt behandeln und einfach wie normales Wissen abrufbar ist, völlig ohne Route.

Aber, der Grund warum ich diesen Thread aufs Board gestellt habe, war ja, dass vermeintlich fulminante Geheimnis des Centering Prozesses kennen zu lernen, um evtl. mich besser aufs Arbeiten einstimmen zu können. Aber nachdem was ich hier so höre, erfordert es wohl einige weiter 100 Links und Bücher zu durchstöbern, bis ich den heiligen Gral der Arbeitsmoral finden werde.

Ich schaue mal was Herr Robbins so schreibt. Sein Werk liegt schon auf dem Nachttisch. NLP hat mich sowieso schon interessiert. Vielleicht erfahren wir ja auch noch intessantes aus dem Nachbarthread über EMDR.

Wenn jemand bei Tömmi war, kann er es ja hier trotzdem mal kundtun was genau der Centering Prozess ist.

Vielen Dank für eure Antworten


P.S. den Speedreader habe ich auch. Der hat mir aber tatsächlich geholfen. Trotz des Wucherpreises von 57€ bin ich zufrieden den gekauft zu haben. Mittlerweile gibt es exakt die gleichen Übungen kostenlos auf Youtube!!!
Frederica
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Beitrag von Frederica »

altbauer hat geschrieben: Mein Problem mit der Methode ist aber, dass ich für die Prüfung etwa die Ansichten von etwa 30-40 Pädagogen kennen muss, also brauche ich genau soviele Listen. Und wenn ich im nächsten Semester zusätzlich noch zwanzig dazu lernen muss, dann brauch ich 50-60.

Nein, so muss das nicht laufen!


Ich würde sagen, hier greift die Methode "Spickzettel".

Du erstellst Dir langfristig mehrere Routen, nennen wir sie "Übungsrouten" und "Anwendungsrouten".
Auf den Übungsrouten legst Du zum ersten Lernen deine Infos über die einzelnen Pädagogen ab.
Du kannst nach meiner Erfahrung durchaus auf eine Route nacheinander mehrere Pädagogen legen; jeder erhält dann am Anfang dern Route ein bestimmtes Symbol (z. B. Comenius: Komet).

Wenn Du das gemacht hast und Deine Übungsrouten im Kopf ein paar Mal durchgegangen bist (machen wir uns nichts vor: Für dauerhaftes Merken braucht man schon etwas Wiederholung!), legst Du die Schlüsselwörter aus dieser Route für die einzelnen Pädagogen auf Deine Anwendungsroute.
Oder :
Auf Deinen hoffentlich vielen kleinen Minirouten von ca. 20 Punkten.
An jedem Schlüsselwort, wie beim Spickzettel, hängen mehrere andere Informationen, die du evtl. wenn es denn sein muss von Deinen Pädagogen-Übungsrouten abrufen kannst, aber vielleicht auch schon so weist.

Mal ein profanes Beispiel:
Ich möchte mehrere Kuchen backen.
Im ersten Schritt lege ich auf meiner Übungsroute für jeden Kuchen das Rezept ab, mit dem entsprechenden Symbol (Schokomuffin: Muffin + Tafel Schokolade; Gugelhupf: hüfende Kugel usw.).
Dann gehe ich diese Routen durch, verscuhe, im Geiste die Schriite für die einzelnen Kuchen durch zu gehen und sehe, wo ich hängen bleibe.
Dann lege ich mir die Kuchen z. B. in der Reihenfolge, in der ich sie backen will, auf meine Anwendungsroute und da kommen jetzt NUR noch die Schwierigkeiten drauf, also z. B. Muffin+ Tafel Scoki + Glas Wasser, in dem eine Glühlampe schwimmt = bei Muffins Schüssel Wasser in den Ofen stellen; hüpfende Kugel + Nilpferd im Zoo, das in Rosinen badet (Master= 25 0 g Rosinen) und auf jedem unteren Zahn ein Ei balanciert (= 2 Eier).
Aber eben NUR die Schwierigkeiten
, den Rest weiß ich ja schon.

Alternativ könnte ich mir eben für jeden Kuchen, wenn die Reihenfolge wie bei der Prüfung spontan vorgegeben wird, eine Miniroute basteln (Küche, Badezimmer, Weg zum Auto, Innenraum Auto, Bowlingbahn, Mäntel in meiner Garderobe, Putzvorgang beim Pferd, um mal einige Möglichkeiten für Minirouten zu nennen) und dort nur die Symbole und eben die schwer zu merkenden Punkte oder die besonders wichtigen Punkte oder die, die man gern verwechselt, dort ablegen.

Übrigens:
wenn man Vorgänge nimmt, hat man wirklich viele Minirouten zur Verfügung (Zähneputzen, morgens Aufstehen, Auto volltanken, Joggingroute usw.
Bsp. "Zähneputzen":
Badezimmertürklinke - außen, Badezimmertür innen, Waschbecken, Zahnputzglas, Zahnpastatube, (Deckel der Zahnüpastatube) Zahnbürste, Wasserhahn, Wasserstrahl, Abfluss vom Waschbecken, Handtuch = 10 (11) Routenpunkte).
Man kann für alles, das man regelmäßig mit Gegenständen tut (singen etc. dürfte etwas schwiriger sein) eine Miniroute von 10 bis 30 Punkten erstellen; man denke nur ans Frühstücken, da sind es mindestens 30!;Wenn man sein ganzes "Morgenritual" nimmt und es evtl. unterteilt (= mehr Routen) hat man bestimmt ca. 70 bis 100 Punkte [man kann ja jeden Schritt, jedes Detail nehmen] oder z. B. 4 Routen mit 15 bis 20 Punkten).


LG,
Frederica
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