Periodensystem einprägen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Memorigisto
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Periodensystem einprägen

Beitrag von Memorigisto »

Hi,

ich arbeite zur Zeit an einem kleinen ca. für ein
Monat angesetztes "Projekt" um meinen Gedächnispalast
aufzubauen und mit Inhalt zu füllen. Um ein grundlegendes
"Bild-Vokabular" für Assoziationen aufzubauen.

Dabei habe ich mir gedacht ich beginne damit mir
mal das Periodensystem einzuprägen und jeden Tag
so drei Elemente zu lernen mit Name, Ordnungszahl,
Entdecker und Entdeckungsjahr.

Um mir die Zahlen zu merken verwende ich dabei
das gute alte "Pegs" System, ich arbeite also mit
einer Liste von Gegenständen, die ich Zahlen zugeordnet
habe und die benutze ich in Assoziationsketten um
größere Zahlen mir zu merken. Wie zB. 1920
19 ist dabei ein Fernseher und 20 ein Computer bei
mir und ich stelle mir vor, dass ein Fernseher auf einen
Computer fällt.

Der Gedächnispalast dient dann dazu die einzelnen Infos
abzurufen in dem ich zB. eine "Wasserstoff Reise" durch den
Palast unternehme um alle gespeicherten Infos zu Wasserstoff
abzurufen.

So, das war jetzt mal viel Text, hier nun meine eigentliche
Fragen:

Mir ist aufgefallen, dass ich mich oft wiederhole mit Assoziationen
beispielsweise, wenn ich mir öfters das Jahr 1801 merken will.
Ich verwende dann immer die gleichen Bilder und das präge ich mir
daher nicht so gut ein(ich langweile mich). Weis wer wie man das
verbessern könnte? Wie geht man mit der selben Information um?

Eine weitere Frage ist für mich, wie macht man am besten ein
"Inhaltsverzeichnis" der gesamten Informationen bezüglich einer
bestimmten Liste an gemerkten Daten? zB. will ich gerne alle
Elemente des Periodensystems der Reihe nach abrufen können,
ohne eines auszulassen und nicht wie bisher ich das Element
wissen muss, damit ich Informationen darüber abrufen zu können.
Oder ich will alle Elemente abrufen die zB. Alkalimetalle sind, usw.
Wie macht man also das am Besten, wenn irgendwer Ideen dazu
hat, wäre ich überglücklich.

Außerdem habe ich ein Problem damit mir Wörter einzuprägen,
zu denen ich keine sofortige Assoziation bekomme. Wie
zB. "Zirconium" oder "Tantal" benutzt ist es da am besten das
Wort in eine Zahl zu verwandeln mit dem Major-System oder
gibt es da einen besseren Weg?

Und zu guter letzt habe ich die Frage wie man es vermeidet
bei Lokis, die man schon einmal besucht hat und bei einer
neuen Assoziation "nochmal besucht"(man also überschneidende
Pfade hat) Informationen aus beiden Pfaden nicht verwechselt.
Ich verwechsel manchmal was ich mir gemerkt habe und will
das in Zukunft vermeiden, für Informationen bezüglich dem
wäre ich daher sehr dankbar.


Ich bin schon gespannt was für Lösungen diese Probleme haben :-)
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Zu dem Inhaltsverzeichnis: das Periodensystem sollte man am besten mit dem Mastersystem, oder einer indizierten, sehr gut verinnerlichten Route lernen (so hab ich es gemacht). Also steigt z.B Wasserstoff aus dem Tee auf (1=Tee im Mastersystem) oder auf dem ersten Routenpunkt der durchnummerierten, wahlfrei zugreifbaren Route explodiert die Hindenburg (die mit H2 gefüllt war).
Damit hat man die Ordnungszahlen. Um die Elemente in Gruppen einzuteilen, können Modifikatoren benutzt werden. So könnten z.B. alle Routenpunkte für Alkalimetalle mit Alkohol gereinigt worden sein. Zweite Möglichkeit: das Verzeichnis für Alkalimetalle bekommt eine eigene Route bzw. Routenabschnitt, auf dem dann die Ordnungszahlen (3, 11, 19, 37 etc.) abgelegt werden. Für sowas gibt es auch außerdem "herkömmliche" Eselsbrücken, für die Elemente der Hauptgruppe I, z.B. Herr Liebig Nagelt Kalt und Rabiat Cäsars Frau.

Zu den Assoziationen: das ist reine Übungssache, das von dir erwähnte Zirkonium ist bei mir ein Zirkus und Tantal ein mit Tannen bewaldetes Tal.

Zur Mehrfachbenutzung von Routenpunkten: die Zeit ist der entscheidende Faktor. Wenn man einen Tag wartet, ist es problemlos möglich eine Route erneut zu belegen.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Wie lange es dauert, bis man eine Liste neu benutzen kann, hängt von jedem selbst ab. Ich habe kein Problem, eine Route direkt zweimal hintereinander zu benutzen, aber nach ein paar mal wirds dann doch doof.

Andere können sich noch Tage nach einem Wettkampf an die meisten Verknüpfungen erinnern. Ich glaube aber schon dass man selbst dann einfach "überschreiben kann", schließlich haben diese Verknüpfungen eine Art "zuletzt geändert" Attribut, was sich bei mir etwas wie verschiedene Schichten anfühlt. Die oberste, deutlichste Schicht ist dann die Neueste.

Die Technik mit den Majorzahlen finde ich ganz gut. Ich würde es wohl so machen, dass ich die Namen mit jeweils einer Ordnungszahl eine Verknüpfung machen. Wenn mir dann die ganzen Details wirklich wichtig sind, würde ich sie auf Locilisten ablegen, und dann den Major-Code und den Elementnamen als Startpunkt verwenden wenn ich die Details abrufen will.

Praxiserprobt ist das aber nicht, weil ich für mich keinerlei Grund sehe das auswendigzulernen....
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Ich denke auch, dass die Zeiträume zwischen Neubelegungen sehr individuell sein können. Ich persönlich habe festgestellt, dass zwei möglichst disjunkte Themengebiete beim Ablegen auf Routenpunkte fast nie inteferieren, sehr wohl aber wenn es sich um ähnliche Gebiete handelt. Ich hatte das bei Thermodynamik und spezieller Relativitätstheorie ausprobiert, das Ergebnis war, dass ich beim rekapitulieren beide Komplexe gesehen habe, was nicht der erwünschte Effekt war, da zeitraubend.

Was die Nützlichkeit eines auswendiggelerntes Periodensystems betrifft, kann ich nur sagen, es beindruckt, kostet rund eine halbe Stunde zum Einprägen und ist durchaus geeignet Laien eindrucksvoll die Mächtigkeit des Instrumentenapparates der Mnemotechnik zu demonstrieren. Das Unterfüttern mit Siedetemperaturen, Ionisierungsenergie, spezifische Wärmekapazität, etc. halte ich hingegen auch für überflüssig, aber als Exerzitium sicherlich nicht nutzlos.
monet
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Beitrag von monet »

Hi,
DivineTraube hat geschrieben:sehr gut verinnerlichten Route lernen (so hab ich es gemacht)
so habe ich es auch gemacht und es hat wunderbar
funktioniert.
DivineTraube hat geschrieben:Zirkonium ist bei mir ein Zirkus
oder
ein "Zirkel". Das war mein Ansatz.
DivineTraube hat geschrieben:Herr Liebig Nagelt Kalt und Rabiat Cäsars Frau.
:twisted: aber auch nicht schlecht...

Wenn Du bei "Rhodium"bist, schlage ich dir "Rohdiamant" vor.

Gruß monet
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Mindman
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Beitrag von Mindman »

Hallo,

ich kann das Periodensystem nach der Ordnungszahl auswendig und habe das mit der Zuordnung zum zweistelligen Majorsystem gelernt.

Ich hatte auch mal die Idee, wie du, die ganzen Informationen jeweils noch an die Elemente anzuhängen. Dazu hatte ich die Idee einer "Gedächtnisstadt" der Elemente. Dort gibt es, in der Reihenfolge der Ordnungszahlen, für jedes Element ein extra Haus. Diese Häuser, sind, um sie äußerlich besser zu unterscheiden und innen unterschiedlicher zu machen, jeweils unterschiedlich und haben eine Form, die etwas mit dem jeweiligen Element zu tun hat. Beispielsweise das Haus für MAGnesium hat bei mir die Form eines Macintosh (Schreibweise g oder c ist ja egal). Oder Platin ist eben ein sehr PLATtes Haus, das Xenon-Haus sieht wie ein riesiges X aus.
Nach dem Erstellen (Ausdenken) der Häuser muss man sich eben eine Innenarchitektur mit Räumen, Möbeln usw. vorstellen/entwerfen. Hier kann man jetzt die verschiedenen Infos festmachen.

Soweit meine Idee. Leider hatte ich dann letztlich vor dem Examen nicht mehr die nötige Muße, um das ausreichend umzusetzen. Wenn du das aber machen willst, wäre ich sehr am Ergebnis interessiert. Besonders, wenn du das auch aufschreibst.

Viel Erfolg!

Gruß,
Mindman
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DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Das ist eine wirklich interessant Idee. Etwas ähnliches wollte ich schon seit langem ausprobieren und zwar folgendes: mir kam die Idee, dass man bestimmte generische Routenpunkt-Container (was für ein Wortungetüm!) verwenden könnte, da mir aufgefallen war, dass ich bestimmte Minirouten wunderbar auf anderen Routenpunkten ablegen und für jeden Routenpunkt anders belgen konnte. Beispiel: Ein Auto als Miniroute (Stoßstange, Motorhaube, etc.) habe ich jeweils auf zehn Routenpunkten abgelegt und mit Majorwörter befüllt, mit den erstaunlichen Ergebnis, dass es nicht zu Verwechslungen kam! Der Kontext (also die übergeordnete Route) scheint so mächtig zu sein, dass eine gleiche Anordnung der Unterscheidbarkeit keinen Abbruch tut.

Was man nun ausprobieren könnte wäre folgendes, man nimmt eine Route mit den Elementen und legt für jeden Routenpunkt eine solche Miniroute ab, in die man dann weitere Elementinformationen einhängen kann (Häufigkeit, Aussehen, Isotope, etc.). Man könnte auch einen kleinen Vorrat an Minirouten anlegen und diese im Rotationsverfahren verwenden (z.B. 1. Auto 2. Zelt 3. Laptop 4. Werkbank 5. Auto 6. ...). Ich könnte mir vorstellen, dass soetwas mit relativ wenig Aufwand durchführbar ist (verglichen mit dem Erstellen einer individuellen Route für jedes Element).
Ich glaube ich werde das für das PSE ausprobieren, mal sehen.
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Mindman
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Beitrag von Mindman »

Häuser für Elemente zu nehmen hat den Vorteil, dass man das Haus beliebig gestalten und auch vergrößern kann, wenn Not am Mann (oder der Frau) ist. Der Nachteil ist natürlich, dass es alles fiktiv und relativ unbestimmt ist. Bei einem Auto z. B. ist die Form und die verschiedenen Teile ja schon vorgegeben und fix, vielleicht würde man dann da weniger Gefahr laufen ein Teil zu überspringen. Wäre auszuprobieren.
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the.enormous.crocodile
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Beitrag von the.enormous.crocodile »

vielleicht hilft das auch. ich hab es mir noch nicht richtig selbst angesehen. stammt aus einem linktipp vom "denkreich blog".

http://www.periodicvideos.com/#
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Ich habe das ganze jetzt ausprobiert. Ich habe 10 Minirouten à 10 Punkte entworfen (Auto, Klavier, etc.) um mir für jedes Element 10 Informationen merken zu können, nämlich
1. Name
2. Gruppe/Periode
3. Masse
4. Schmelzpunkt
5. Siedepunkt
6. Dichte
7. Elektronegativität
8. Atomradius
9. Ionisierungsenergie
10. Häufigkeit in Erdkruste

Das habe ich für die ersten 20 Element bis Calcium getan und es ging ohne Probleme. Das einzige was ich als etwas herausfordernd ansehe, ist es mit den 10er-Potenzen und Einheiten richtig umzugehen. Bei Beherrschung eines 1000er-Major-Systems ist das jedoch eine Kleinigkeit, die nur gewisser Vorüberlegungen und Festlegungen bedarf. Wo vierstellige Zahlen nötig sind, benutze ich Routenpunktmodifikatoren, die majorkodiert sind (z.B. 2842, 2/n->nass, Fernglas (842) auf nassem (2) Routenpunkt).

Das Konzept der Routen in Routen gefällt mir gut. Es bedarf zwar hoher Konzentration, um die umgebende und die Miniroute gleichzeitig zu visualisieren, es ist aber durchführbar. Die Inteferenzen bei Elementen mit gleicher Miniroute blieben weitesgehend aus, stark unterstützend wirken Drehung und veränderte Perspektive auf die Miniroute (z.B. könnte die Miniroute Auto einmal in der Frontal- und einmal in der Transversalebene abgelegt sein).
Ich werde das System für das vollständige PSE testen und die Geschwindigkeit analysieren, ich bin jedoch sehr zuversichtlich. Und es fühlt sich jetzt schon hervorragend an, ohne große Bedenkzeit den Schmelzpunkt von Bor nennen zu können. 2079°C!
Pat
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Registriert: Mo 04. Apr 2005, 14:36

Beitrag von Pat »

Hallo DivineTraube,

Deine Beiträge hier im Forum sind für mich oft die interessantesten.

Endlich mal ein Theoretiker, der sowohl den Ehrgeiz hat, echte Weiterentwicklungen zu versuchen, als auch die Ideen und die systematische Denkweise, um diese zu verwirklichen!

Deinen Beitrag zum Memorieren der Anordnungen auf einem Schachbrett fand ich bemerkenswert (hatte mir nahezu dasselbe - Schaffung einer Art Relief auf dem Brett zur besseren Unterscheidbarkeit einzelner Sektoren; also eine Art künstliche Karte, die dem Brett übergestülpt wird - auch vor ca. 2 Jahren einmal überlegt).

Die Idee mit der identischen Miniroute auf übergeordneten Routenpunkte ist sehr interessant und auch überraschend. Ich hätte das, ehrlich gesagt, wohl nicht als machbar in Erwägung gezogen.

Gefreut hat mich, dass Du Erfolge mit einer Änderung der Blickwinkel erzielt hast, das hatte ich mir vor einiger Zeit auch einmal notiert. Ich vermute schon länger, dass eine Veränderung des Blickwinkels (der räumlichen Gesamtanordnung) oft genug ist (jedenfalls ab einer gewissen "Veränderungsschwelle"), um dem Gehirn eine unterscheidbare Zuordnung des an sich gleichen Gegenstandes zu ermöglichen. Dass dann auf demselben Gegenstand andere Gegenstände verankert werden können, ist die logische Folge.

Ich bin davon überzeugt, dass man in Bezug auf die Effektivität und Ausrichtung der Methoden erst ganz am Anfang steht, insbesondere wenn man sich vor Augen hält, welche Vielzahl an Modifikationen des sehr einfachen Ort-Bild_Basissystems denkbar sind: Wie hier Routen in Routen, räumliche Drehungen und Verzerrungen, Verknüpfung mit farblichen und klanglichen Eindrücken, dreidimensionale Routen und deren zuverlässige Verankerung in einer Art Orientierungsmatrix (damit das Ganze noch vorstellbar bzw. nicht zu veränderbar bleibt), ...

Grüße

Simon
Phexx
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Registriert: Fr 23. Jan 2009, 5:45

Beitrag von Phexx »

wie visualisierst du die miniroute in der route?

Pat hat mal seinen Anbauprozess beschrieben, den benutze ich seit dem regelmäßig.

Mal angenommen auf meiner Route ist ein großer weißer tisch.
und da soll jetzt deine miniroute rein.

Machst du das dann alles in Miniatur? also ein ganz kleines auto usw und "zoomst" ?
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

Hallo Pat,

danke für die Blumen, es ist großartig zu erfahren, dass es Gleichgesinnte gibt!
Jetzt interessiert mich besonders, hast du deine Methode der Reliefbildung für das Brett schon ausprobiert? So eine neue Idee stellt ja meist einen nicht unerheblichen Aufwand in der Durchführung dar, immerhin geht es um Pionierarbeit.

Die Veränderung der Blickwinkel ist tatsächlich sehr interessant, den Traum von der Vermehrung von Routenpunkt, oder gar der Erzeugung nach mathematisch-geometrischen Gesetzmäßigkeiten hegt wohl jeder Mnemotechniker seit Giordano Bruno insgeheim noch immer. Und was mich betrifft, so bin ich nicht bereit zu glauben, dass es ausgeschlossen ist Routen verwechslungsfrei mehrfach zu belegen. Ich denke ich werde versuchen, eine kurze Route mehrfach und direkt hintereinander zu belegen und dabei die Randbedingungen und Perspektive ändern, um herausfinden wie bald sich Unsicherheiten bei der Zuordnung manifestieren.

Prinzipiell halte ich es für ähnlich mächtige Prinzipien eine Route unter veränderter Perpektive zu belegen (z.B. einmal vorwärts, einmal rückwärts, einmal aus der Vogelperpektive) wie auch eine Belegung mit verändertem Erscheinungsbild des Routenpunktes (z.B. einmal klebrig, einmal nass, einmal schneebedeckt) vorzunehmen. Interessant ist in dieser Hinsicht auch, welchen Einfluss auf die Geschwindigkeit derlei Modifikationen mit sich bringen, immerhin sind sie mit einer zusätzlichen Assoziation behaftet, die das Gehirn aber womöglich ganz implizit knüpft.

@Phexx
Mal angenommen auf meiner Route ist ein großer weißer tisch.
und da soll jetzt deine miniroute rein.
Nehmen wir ruhig das Auto als Miniroute, in dem Fall würde ich mir vorstellen, dass ein Auto in den Tisch gerast ist (die Größe entsprechend skaliert), und die Tischplatte die Windschutzscheibe durchtrennt hat und in das Wageninnere ragt. Sobald ich dann etwas auf den Punkten des Autos ablege, vergegenwärtige ich mir sowohl den Tisch, die Umgebung des Tisches (wenn möglich den ganzen Raum) und dann den Minirouten-Punkt (z.B. die Motorhaube). Falls es sich anbietet, erscheint es mir besonders effektiv in die Assoziation die Minirouten-Punkt und Merkinhalt (sei es hier beispielsweise mal ein rohes Ei) verknüpft auch die Umgebung zu integrieren (so dass im Beispiel z.B. das Ei auf die Haube geschmettert wird und die Schalensplitter sowohl auf Tisch und Umgebung niederregnen).

Bei Benutzung der Minirouten habe ich festgestellt, dass das Ablegen länger dauert als bei nackten Routen, für zeitkritisches Memorieren würde ich es also nicht empfehlen. Für Inhalte, die für das Langzeitgedächtnis (da Terminiologie variiert - ich meine alles was man idealerweise nie wieder vergessen möchte) bestimmt sind, würde ich jedoch immerhin ein Ausprobieren dringend anraten. Zudem ist es ein interessante Option beim Lernen Lücken in einer Route zu lassen und diese in dynamischer Größe durch Minirouten zu füllen und so nachträglich Ergänzungen aufzunehmen.

Für das Konstruieren von Minirouten, habe ich z.B. auf ein Bildwörterbuch zurückgegriffen. Einen Schrank aus meinem Zimmer musste ich als Miniroute wieder verwerfen, da er zu komplex war und das gleichzeitige Visualisieren erschwert hat. Auch berühmte Gemälde, die ich mir in Routen verwandelt habe waren aufgrund ihrer Vielschichtigkeit, Größe, Perspektive und Komplexität nicht geeignet.

Dem Konzept der Miniroute sehr ähnlich ist eine Technik zum Memorieren abstrakter Informationen, die ich seit einiger Zeit sehr zufrieden benutze. Dabei stelle ich auf dem jeweiligen Routenpunkt ein weißes Whiteboard ab, auf dem ich dann gedanklich unter großerer Konzentration eine Zeichnung anfertige (z.B. zwei Gaußkurven deren Faltungsprodukt ich graphisch darstellen will). Anschließend trete ich (noch immer gedanklich) einen Schritt zurück bewundere das Gezeichnete und verinnerliche es so gut wie möglich.

Auch diese Technik muss ich unbedingt zum Ausprobieren empfehlen, die positive Überraschung wird glaube ich nicht ausbleiben.

Viele Grüße,
DivineTraube
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ich schlage ein verallgemeinertes Framework für Minirouten vor: Perspektivenänderung. Um auf einem Tisch eine Miniroute anzulegen, muss die "Kameraeinstellung" der Vorstellungskraft geändert werden. Im einfachsten Fall auf den Tisch hineingezoomt. Übrigens ist eine Vorstellung immer intesiver, wenn sich die Kamera bewegt und am Besten die Szene auch.

Alternative Zugänge zum Perspektivenwechsel: Stell dir vor du bist eine Ameise. Plötzlich ist ein nicht grade Zen-artig aufgeräumter Schreibtisch um 50 Wegpunkte reicher.
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