Ist das Niederschreiben für das Lernen nötig?

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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jeta
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Ist das Niederschreiben für das Lernen nötig?

Beitrag von jeta »

Schönen sonnigen Tag!

mein erster Post und direkt eine Frage :wink:

Ist es für das Lernen von Dingen nötig, es aufzuschreiben? So habe ich es früher immer getan und diese Sache wiederholt, wiederholt, wiederholt. Und wiederholt.

Seit ich aber auf diese Techniken hier gestoßen bin frage ich mich mit leichter Unsicherheit, ob das auch anders geht.

Jemand aus meiner Klasse in meiner Ausbildung hat folgendes Phänomen an den Tag gelegt: Am Tag der Klassenarbeit fing er 4 Stunde vorher an, die Klassenkameraden auszufragen, wie was wohl geht, da er sich 0 auf die Arbeit vorbereitet hatte. Wirklich, null!

Er presste wirklich alles aus uns heraus, stellte Fragen über Fragen und ging am Ende mit einer 2 aus der Arbeit heraus, fast als einziger! Das erstaunliche ist eben daran, das er vorher die Arm hat baumeln lassen und nur ulk trieb. Er hatte keine Ahnung, null, zero!. Wir fragten ihn dann ganz erstaunt, wie er das denn auf die Reihe bekommen hat und er erläuterte uns, dass er nach dem sog. Gedächtnispalast vorgegangen ist, dass er alles was wir ihm vorher erzählten, in Räume in einem Palast abgelegt hatte und sich alles bildlich und mit vielen Emotionen vorstellte.

Das war der Entschluss, mich auch mit der Materie zu beschäftigen. Ok, in einem anderen fachlichem Gebiet gab es letztens auch einen ziemlichen Wow-Effekt, was mein ganzes Denken komplett auf den Kopf gestellt wird. Einfach nur Wahnsinn!

Nun den, ich beschäftige mich in nächster Zeit mit sehr sehr, sehr viel Theorie und da stelle ich mir die Frage, ob das wirklich alles immer wieder wiederholt werden muss, durch schriftliches Schreiben? Diese LOCI-Methode zum Beispiel, hier stelle ich mir die Frage, ob man das nach der Zeit einfach wieder vergisst? Ich habe es probiert; da ich - wenn ich ein Theater besuche - sehr wenig behalte und mich dadurch sehr schwer im Nachhinein darüber unterhalten kann, habe ich während des Stücks viele Details der Schauspieler, der Bühne, der Statise in Emotionen umgewandelt, mir diese bildlich vorgestellt, Assoziationen gebildet und z. B. vor den Baum hier im Park gestellt und mir alle Kleinigkeiten der Schauspieler (glitzernde Kleider) wirklich genau eingeprägt. Unglaublich aber wahr, ich erinnere mich jetzt noch an viele Dinge aus dem Stück, zwar nur noch schwammig und verbesserungswürdig, aber durch diese Technik (eben viel Assoziieren, Emotionen, bildliche Vorstellung etc.) hat es schon viel gebracht, für den ersten Versuch.

Auf die Sache mit dem Schreiben bin ich jetzt gekommen, da ich einen Kurs für Musiktheorie an der Musikschule besuche und dort sehr viel Theorie auf mich zu kommt. Der Lehrer sagt: mach es immer und immer wieder (wiederholen und niederschreiben) bis es läuft. Ich sage aber, ich hoffe aber, dass ich es einfacher zustande bekomme. Da ich mich mit Musik sehr gerne beschäftige würde mir das auch wenig ausmachen, mich oft im Gedanken damit zu beschäftigen.

Nun die Frage, ob es auch wirklich funktioniert? Kann ich mich hier vollkommen auf mein Gehirn verlassen oder ist dieses Wiederholen wie in Schulzeiten ein MUSS?

Sicher, am Anfang muss man sich praktisch (schriftlich) damit beschäftigen, doch nach der Zeit, wie sieht es da aus?

Wirklich, ich habe so viel Theorie zu beackern, auch abseits der Musikschule wie in der Ausbildung und vielen anderen Bereichen (ich schlafe eigtl. nur zuhause, den Rest bin ich auf Tour und bilde mich weiter, so in etwa :wink: ) und das wäre eine enorme Erleichterung!


Etwas länger geworden, ich bedanke mich für's durchlesen.


schöne Grüße!
Phexx
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Beitrag von Phexx »

Hallo, willkommen an Bord.

coole Story vom Gedächtnispalastschüler. :)

Auf die Dauer wirst du den größten Teil der Inhalte vergessen.
Um dies zu verhindern, musst du ihn wiederholen.
Dafür ist ein Buch oder Aufschrieb praktisch.

In der Musiktheorie gibt es allerdings ziemlich viele Bücher.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Normal musst du wiederholen, außer du fragst das Ganze nur ein paar Stunden später ab. Auch beim Gedächtnispalast, den ich ehrlichgesagt für unpraktischer halte als andere Techniken. Und ich lerne damit wirklich mehr Stoff als du je vor dir haben wirst in einer Ausbildung.
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DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

DocTiger hat geschrieben:Und ich lerne damit wirklich mehr Stoff als du je vor dir haben wirst in einer Ausbildung.
Schnösel :lol:

Nun die Frage, ob es auch wirklich funktioniert? Kann ich mich hier vollkommen auf mein Gehirn verlassen oder ist dieses Wiederholen wie in Schulzeiten ein MUSS?
Wiederholen ist ein Muss. Aufschreiben nicht. Um ohne schriftlich Fixiertes auszukommen, muss man allerdings wiederholen. Und das erfordert Disziplin und Motivation. Und wenn dann der Stoff erstmal vergessen ist, dann gibt es keine Gedächtnisstütze, die in letzter Sekunde das angeeignete Wissen retten kann. Man sagt zwar: gebildet ist auch wer es einmal war, aber in einer Prüfungssituation ist das eher ein schwacher Trost. Es empfiehlt sich also entweder Notizen zu machen oder aus einem Buch zu lernen (um es im Ernstfall wieder heranziehen zu können (ich mag z.B. den Hempel und den dtv-Atlas Musik).

Ich muss jedoch zugeben, dass ich Notizen eigentlich nur in den seltensten Fällen mache und meist direkt die Routenmethode einsetze. Wenn ich allerdings über einen bestimmten Zeitraum maches nicht wieder abrufe / wiederhole, dann verschwindet es. Das ist aber oft auch ein Indikator für inaktives / unnützes Wissen.

Wichtig ist auch, dass durch die Mnemotechnik die Anzahl der notwendigen Wiederholugen drastisch gesenkt wird, so dass man kein Lernen durch Wiederholung betreibt, sondern die Anzahl der Wiederholungen auf niedrigstmögliches Maß reduziert.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Also ich habe schon versucht, Stoff von Vorlesungen ins Langzeitgedächtnis zu retten mit Hilfe der Routentechnik, also ohne aufschreiben oder nachschlagen. Es scheiterte meistens daran, dass ich nach Tagen oder Wochen aufgehört habe es zu wiederholen, und dann verblasst auch sowas. Daher ist es zeitlich effizienter, so etwas prüfungsnah zu wiederholen. Denn sowas komplett im Kopf zu behalten ist wie wenn ein Jongleur im Sekundentakt neue Bälle zugeworfen bekommt.

Der Hauptgrund warum ich nicht mitschreibe ist wohl eher dass es bessere "Skripte" gibt als ich sie on the fly erzeugen könnte. Manchmal ist das nicht der Fall.

Und hey, in 5 1/2 Jahren Studium lernt man eben mehr Kram als in drei Jahren Ausbildung, dass ist keine Übertreibung. Seht es eher so, dass ich die Techniken etwas weiter treibe als jemand, der sowas für eine Ausbildung macht es tun müsste.
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jeta
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Beitrag von jeta »

Danke für die Antworten.
Auf die Dauer wirst du den größten Teil der Inhalte vergessen.
Um dies zu verhindern, musst du ihn wiederholen.
Dafür ist ein Buch oder Aufschrieb praktisch.

In der Musiktheorie gibt es allerdings ziemlich viele Bücher.
Ich möchte diese Dinge schon schriftlich fixiert haben bzw. selbst notieren; hier habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Mir geht es eher darum, durch Arbeit mit dem Gedächtnis effizienter zu lernen, als ich es durch stundenlanges, schriftliches wiederholen am Tisch mache.
Und ich lerne damit wirklich mehr Stoff als du je vor dir haben wirst in einer Ausbildung.
Hört sich doch gut an.

Durch die Geschichte aus meinem 1. Post und anderen Erfahrungsberichten kommt es für mich so rüber, als ob man hier sehr (!) viel Zeit einsparen kann; "Denken" und dadurch diese Sache wiederholen kann man ja immer zwischendurch machen. Sofern das stimmt stellt sich mir die Frage, warum sowas in der Schule nicht gelehrt wurde.

Wie sind hier eure Erfahrungen? :wink:
Und hey, in 5 1/2 Jahren Studium lernt man eben mehr Kram als in drei Jahren Ausbildung, dass ist keine Übertreibung. Seht es eher so, dass ich die Techniken etwas weiter treibe als jemand, der sowas für eine Ausbildung macht es tun müsste.
Da stimme ich dir zu.

Damit es richtig verstanden wird: Das man sich zuhause hinsetzt und die Sachen anfänglich durcharbeitet ist mir schon bewusst.

Also, ihr lernt vorrangig mit diesen Techniken und nutzt Notizen rein als Gedächtnisstütze, falls es mal bröckelt?


Grüße
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Also die meisten im Forum nutzen ihre eigenen Feinheiten. Ich benutze im Prinzip gar keine eigenen Notizen, weil es für die Prüfungen immer ein Skript oder Buch gibt was mich besser vorbereitet. Das hat Vorteile und Nachteile, In anderen Fächern oder Situationen mag es sehr katastrophal sein, wenn zum Beispiel Dozenten dem Stoff einen sehr sehr individuellen Spin geben ;-)

Ich benutze Memotechnik vor allem, um Prüfungsstoff nach der letzten Wiederholung ein oder zwei Tage komplett im Kopf zu haben.
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Frederica
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Beitrag von Frederica »

Die Frage ist, was man unter Aufschreiben versteht.
"Schöne" Aufzeichnungen, einen Ordner?

Wenn ich Mnemotechniken anwende, schreibe ich meine (noch mühsam konstruierten) "Brücken" oft stichwortartig auf.
Das mache ich ein paar mal sehr schnell (nicht am gleichen Tag); es ist eher ein Gekritzel, das dazu dient, die "Brücken" komplett zu vergegenwärtigen.

Bei kleineren Routen (15 min Referate etc.) merke ich mir aber durch Abschreiten der Route die Inhalte, ohne sie aufzuschreiben.

Mein Aufschreiben ist also nicht für die Ewigkeit oder gar für andere (benutzbar), sondern rein eine andere "Dimension" als nur das Visualisieren im Kopf: Ein Hizufügen der haptischen Dimension.

Für Faule, die nichts aufschreiben wollen und sich an all ihre memorierten Inhalte erinnern wollen & als Training empfehle ich ein Trainingsjournal:
Stichwortartig in einer Tabelle "Gelernten Stoff - "Erinnerungsbrücke vollständig - Stichwort" für Geschichtsdaten, Zahlen etc.; "Gelernten Stoff - wo wie abgelegte auf welcher Route - Stichwort als Erinnerungshilfe" für "Loci-Stoff"
So kann man sich vor der Klausur etc. noch einmal als Erinnerung die Stichworte ansehen und später alle gelernten Inhalte wiederholen und sammelt gleichzeitig "Brücken" also Ideen für Merkhilfen.

Zugegeben, ich habe das noch nicht für JEDE memorierte Information so aufgeschrieben, aber für die erfolgreich angewendeten schon, und die Idee ist auf jeden Fall in meinem Kopf; besser (einfacher) als alles schön in gegliedert aufzuschreiben ist es allemahl für mich, da diese Methode bei mir sehr schlecht funktionierte (zu faul, zu unübersichtlich :? ).

LG,
Frederica
venividivici
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Beitrag von venividivici »

Für mich ist es nützlich den entsprechenden Routenpunkt im Skript zu vermerken. Bei sehr viel Stoff weiß ich manchmal nicht mehr welches Thema in welche Route ist, nach der 2. oder 3. Wiederholung legt sich das dann aber.
j'aime l'arôme du femmes :D
jeta
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Beitrag von jeta »

Ich hatte es mir wohl zu leicht vorgestellt.

Mir ist letztens ein E-Book in die Hände gefallen welches propagiert (letztendlich auch der Grund für diesen Thread), dass man sich Musikstücke auf einfachste Weise einprägen kann, indem man die Übung am Klavier beispielsweise gleichzeitig im Gedächtnis nachspielt, wodurch sich die Lerngeschwindigkeit drastisch (!) erhöht und das stupide Üben auf einen Bruchteil der regulären Lernmethode (eben dieses stupide rauf und runterspielen) reduziert.

Gleichzeitig wurde auch angesprochen, sich für jede Kleinigkeit Assoziationen zu bilden, damit man die Partituren auswendig im Kopf gespeichert hat und jedes Stück mental nachspielen kann; das ist genau das, was Mozart zu einem Wunderkind gemacht hat.

Noch weiter wurde ausgeführt, dass der Autor dieses Buches sich alles, was ihm über den Weg läuft versucht zu merke. Wenn er jetzt beispielsweise Fußball spielt, bowlen geht oder essen geht, durch den Park spaziert oder einfach nur zur Arbeit fährt, ganz egal was; dass er sich versucht alles auf irgendeine Weise einzuprägen, um möglichst viele Verbindungen herzustellen und dass Verbindung im, sagen wir Bereich Sport auch in einer völlig anderen Thematik irgendwann zum Tragen kommt und sich als nützlich erweißt, obwohl das Thema komplett verschieden ist.

Wisst ihr, ich laufe auch neuerdings durch die Stadt und versuche mir, vieles einzuprägen, habe aber gleichzeitig den negativen Gedanken, dass dies mein Gehirn überfordert bzw. irgendwann ein großer Wulst herauskommt wenn ich alles "vermische". Wenn ich mir irgendeine Verbindung mit dem Hintergrund "großer Baum" (als Bild) vorstelle, das in der Stadt und mir dann ein Klavierstück durchlese und mir diese paar Takte eben wiederum mit dem Bild "großer Baum" vorstelle, was mir das dann im Endeffekt bringen mag, ob das dann nicht eher überfordert als nützlich ist.

Ich hatte jetzt auch meine ersten Theoriestunden und habe sofort damit begonnen, mir die Dinge assoziativ zu merken, mir "Eselbrücken" gebildet und es mir wirklich visuell vorgestellt. Früher habe ich den Leuten den Vogel gezeigt, heute kann ich kaum glauben wie gut das funktioniert.

Warum ich mir darüber so viele Gedanken mache? Ich habe vor meine Thematik später richtig gut zu machen und da möchte ich wirklich sicher sein, dass ich mir hier kein Kartenhaus aufbaue, welches nach und nach bröckelt weil sich die Verbindungen vernebeln und man vieles wieder vergisst oder sich vieles überlagert, weil die Assoziation (wie mit dem Baum) schon in x Bereichen genutzt wurde.

Naja, ich laufe durch die Stadt und denke mir: Die Zeit in der ich nichts mache, auf den Bus warte etc; diese Zeit kann ich doch theoretisch zum lernen nutzen, zum richtigen lernen, ohne ständig meine Blätter mitzutragen sondern just im Moment aus dem Kopf heraus zu lernen. Das ist mein eigentliches Ziel. Möglichst viel Zeit produktiv nutzen.


War gerade im Schreibfluss, pardon :D
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Das Gedächtnis ordnet sich selbst. Vergessen ist eine natürliche Funktion, und wir vergessen praktisch alle Informationen, die nicht ständig wiederholt.

Jedenfalls klingt das mit dem "Im Kopf nachspielen" nach einem Hinweis auf die Bedeutung der Vorstellungskraft. Ich finde ich merke mir wenn ich "eingehende Informationen" (visuell/Audio) nochmal im Geiste nachbaue als wenn ich sie nur versuche "aufzunehmen".
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jeta
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Beitrag von jeta »

Schönen Abend,

ich schreibe hier, hat ungefähr was damit zu tuen.

Mir ist aufgefallen, dass dieses Auswendiglernen aus der Musik die ich schon weiter oben beschrieben habe im Grunde exakt das gleiche wie die Mnemo-Techniken sind:

- man bringt Takte mit Dingen aus der Musiktheorie in Verbindung "Das ist eine xzy-Melodie, hier haben wir den Akkord, das nennt man auch abc..." (Assoziationen)
- man prägt sich jedes Detail eines Stückes ein, gerne auch mit absurden Vorstellungen "Das Stück ist in der Tonart F geschrieben, vom Quintenzirkel befindet es sich gegen den Uhrzeigersinn links vom C-Dur" (dabei stellt man sich vor, wie ähnlich bei einer Uhr ein Zeiger von der 12 (C-Dur) zu der 11 (F-Dur) wechselt.
- vor dem Spielen stellt man sich dann schon vor, wie man auf dem Klavier spielt)

In der Literatur, in der genau dieses Auswendiglernen dringendst empfohlen wird - es soll das Lernen von Stücken ungleich schneller verbessern als einfach nur spielen - steht auch, dass man es sich auch im Alltag zur Angewohnheit machen soll, alles zu merken, da unser Gehirn unendlich viele (zumindest für unsere Lebensspanne) Informationen speichern kann aber nur durch beständiges Üben und assoziieren abrufbar gemacht werden kann.

Aus diesem Grund mache ich es mir auch zur Angewohnheit, aus allen Dingen die mir begegnen lebhafte Geschichten zu machen, um mir so Namen einzuprägen oder die Bäume am Wegrand zu zählen (naja).

Eine Frage hierbei ist: Wie absurd und abwegig können Geschichten und Vorstellungen sein? Teilweise sehe ich etwas und habe auf der Stelle eine Vorstellung im Kopf, die aber rein gar nichts mit der Sache direkt zu tuen hat. Beispiel: Ich sehe eine schmale Cola-Dose und denke augenblicklich an den Pariser Eifelturm, der Form wegen. Oder...

Also meine Frage ist, muss die Vorstellung irgendwas mit dem eigentlichen Objekt zu tuen haben, damit man sich daran erinnert? Mir fällt es wirklich sehr leicht, mir Dinge vorzustellen, die haben aber wirklich nichts mit der eigentlichen Sache zu tuen. Ich will z. B. irgendwas aus der Musiktheorie lernen und denke dann an fettige, triefende Pommes, alles ganz visuell vorgestellt, mit viel Übertreibung. (Das ist mir gerade einfach eingefallen). Ich verstehe nicht, wie das Gehirn von fettigen Pommes zu dem Thema der Musik kommen kann; ist das einfach eine Glaubenssache?

Oder Musikfolgen Auswendiglernen und daraus irgendwelche Eselsbrücken bauen, die wiederum nichts mit der Musik zu tuen haben. Mir ist einfach nicht klar, wie das Gehirn von einer völligen anderen Sache darauf kommt; es spielt Unsicherheit mit, klar, dass ich den Wulst wieder vergesse - vergessen ist natürlich, ich rede von der Zeitverschwendung für herzaubern der Eselsbrücken etc.

Ich hab also einen Takt als Beispiel mit den Notennamen f'' e'' d'' c'' d'' c'' ais'; jetzt Zimmere ich aus diesen Notennamen eine Geschichte, die mir ganz spontan einfällt; natürlich lebhaft, die aber eventuell nichts mit der Thematik Musik zu tuen hat; man bedenke, dass es später einige Stunden an Musik werden und es dann zu Wiederholungen kommen kann und dann gar mehrere Kompositionen untereinander vernetzt werden.

Nochmal zusammengefasst:

- Ist es in Ordnung, wenn das Auswendig zu Lernende mit den Assoziationen NICHTS gemein hat, solange die Geschichte absurd und mit vielen Emotionen geschieht?
- Reicht es wirklich schon, sich Dinge kurz lebhaft vorzustellen, damit diese behalten werden? Natürlich werden diese Dinge 10, 100 bis 1000sende Male wiederholt! (vor jedem Spielen wird das zu Spielende im Kopf gespielt)
- Ist es sinnvoll, sich so viel es geht im Alltag zu lernen, um dieses Wissen dann woanders (hier: Musik) nutzen zu können? Ist das sinnvoll, um das Gedächtnis zu trainieren, auch wenn die Vorstellungen nur kurz sind

Noch eine andere Frage zu Routen
- Reicht es, wenn man eine Route zweimal abgegangen ist oder sich Objekte dort nach der Zeit verändern? Also, ich gehe durch eine Gasse in der Stadt und merke mir dort die antike Lampe, hier den Blumenkorb, dort den Gulli-Deckel, hier das Fahrrad (welches morgen dort evtl. nicht mehr steht), da die gelb leuchtende Tür, dort die Döner-Bude... Ist sowas schon (mit ein paar mehr Orten zum ablegen) schon für eine Route geeignet?

Wundervoller Weise kann ich mich heute noch an eine belegte Route wage erinnern, obwohl das doch schon sehr abstrakt und schon über einen Monat her war, als ich mir diese belegt habe (und auch nur 1 x wiederholt habe). Ich hatte etwas (eher Tätigkeiten) auf diese Punkte gelegt (das war, weil es Tätigkeiten waren und keine Objekte ziemlich anstrengend aber sehr interessant) und dazu mein Zimmer als Route benutzt, welches heute fast komplett anders aussieht und diese Route demnach real nicht mehr vorhanden ist, deshalb auch die Frage. Die Route ist demnach nur noch in meinem Kopf vorhanden; ist es trotzdem sinnvoll, sie zu nutzen und mein "neues" Zimmer erneut, also als weitere Route zu nutzen? Somit hätte ich ja eine "Parallel-Universum-Route" :wink:

Es ist für mich eine völlig neue Art zu lernen, deshalb die vielen Fragen, ich bin zugegebenermaßen skeptisch, bzw. ist mein Hirn das, pardon ;-)

Ach, noch eine Frage...

Ich wollte jetzt italienisch lernen; wenn ich mir einen italienischen Liedtext durchlese (und anhöre; meist Oper-Arien) und mir Vokabeln raussuche und mir dadurch irgendwelche Geschichten baue, ist das effizient wenn das nur wenige Sekunden braucht um diese Geschichten zu basteln (oder Herleitungen). Teilweise habe ich sogar aus einer italienischen Vokabel englische in die Geschichte gebaut um so Ähnlichkeiten herzustellen:

disegnare -> designer are -> Designers are tolle Zeichner. Das scheint abwegig, aber durch die Visualisierung die ich dabei vollziehe (ein Designer schwingt eine Pinsel... etc.) konnte ich mir das seit heute Morgen merken (zugegeben are ist nicht sehr gut vorstellbar und bereitete Schwierigkeiten). Nunja, ich habe am Tag sehr wenig Zeit mich intensiv mit Vokabeln und solches zu beschäftigen, deshalb die Frage; ich verfahre hier nach der Devise: Lieber eine seltsame Geschichte die ich mir für einen Tag merke und irgendwas für die Zukunft in anderen Bereichen zu gebrauchen ist und mein Hirn trainieren als nichts zu tuen.



Ich danke für das Lesen :D
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Die meisten Fragen musst du dir selbst beantworten durch ausprobieren.

Niemand kann sich vom Prinzip der Vergessenskurve lösen, egal durch welche Technik. Wiederholung bleibt zentral, aber nur du selbst kannst abschätzen wie lange du etwas behälst wenn du es auf eine bestimmte Weise gelernt hast. Du musst selbst ein Gefühl für dein Gedächtnis und deinen Stoff bekommen, um bestimmte Erinnerungserfolge garantieren zu können.

Neue Routen solltest du nicht definieren wenn du an dem jeweiligen Ort bist. Zwar kannst du dir solche Orte mal genauer ansehen, aber ich habe das Gefühl die brauchbaren Locipunkte werden gespeichert ohne dass man dran denkt. Das macht der Orientierungssinn automatisch.

Später, wenn du woanders bist, dann versuchst du die Punkte zu finden an die du dich erinnern kannst. Manche machen jetzt den Fehler, sich mehr Punkte einprägen zu wollen, als sie automatisch behalten würden. Gute Punkte sind aber gerade dadurch definiert, dass man sich gut dran erinnert.
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