Pädagogik

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Ulrich Voigt
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Pädagogik

Beitrag von Ulrich Voigt »

Die große Frage ist, ob und in welcher Form und in welchem Umfang Gedächtnissport und/oder Mnemotechnik an den Schulen Sinn macht.

Pädagogen, so kann man ohne Übertreibung sagen, halten sich hier nicht nur zurück, sondern sind negativ eingestellt. Das hat viele Gründe, darunter einen ernstzunehmenden: Gute Pädagogik zielt auf Kreativität, auf problemlösendes Denken, auf Verstehen. Was sollen ihr dabei der müllschluckende Gedächtnissportler oder der nichts-verstehende Mnemotechniker bedeuten? Gleichgültigkeit gegenüber dem Lernobjekt kennzeichnet ja geradezu den Gedächtnissport, beliebige, nämlich willkürliche Assoziation kennzeichnet wiederum die Mnemotechnik. Die Vorstellung, daß es ein besonderes Zeichen von Intelligenz sei, sich "irgendwas" schnell merken zu können (und zu wollen), oder sich Dinge merken zu können, die man gar nicht begriffen hat, muß dem Pädagogen ein Greuel sein.
Es hat also wenig Sinn, den Pädagogen brutal mit Gedächtnissport oder Mnemotechnik zu konfrontieren. Die "Erfolge", die man ihm zeigt, leuchten ihm nicht ein, bedeuten ihm nichts.
Eine alte Diskussion übrigens, die sich leicht bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen ließe. Ein zehnjähriger Bub, der alle Differentialgleichungen hinschreiben kann und gar nicht ahnt, was ein Differentialquotient ist, das ist eigentlich ein nutzloses und unappetitliches Monstrum, das man als verantwortungsvoller Pädagoge nicht wollen kann.
Wenn man also heutzutage nicht (wieder) in die alten Fallen laufen will, muß man sich meines Erachtens so positionieren, daß man die Grundziele guter Pädagogik voraussetzt und mit der neuen Technik vernetzt. Es muß so sein, daß Gedächtnissportler bzw. Mnemotechniker einen klaren Vorsprung für problemlösendes Denken und Verstehen von Sachverhalten besitzen. Sonst brauchen sie sich bei der Pädagogik gar nicht erst zu melden.
Ich bin nun allerdings der Meinung, daß Gedächtnissport und Mnemotechnik sehr wohl von pädagogischen Interesse sein können. Nur geht das nicht, wenn man Intelligenz mit Merkfähigkeit und Bildung mit Müllschlucken gleichsetzt. Vielmehr müßte man sich seitens der Gedächtnissportler und Mnemotechniker wirklich genau anschauen, was nun eigentlich sinnvoller Lerninhalt an Schulen ist, - und sich entsprechend aufbauen.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Re: Pädagogik

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Es muß so sein, daß Gedächtnissportler bzw. Mnemotechniker einen klaren Vorsprung für problemlösendes Denken und Verstehen von Sachverhalten besitzen.
Das ist übertrieben. Es genügt, wenn sie einen solchen Vorsprung vermitteln können.

U.V.
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ostfriese
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Beitrag von ostfriese »

Das kann ich - als Lehrer - alles nur unterstreichen. Es wird für die Mnemotechniker sogar besonders schwierig sein zu belegen, dass ihr Vorsprung wirklich eine Folge der praktizierten Methoden ist. Denn mein Eindruck ist, dass sich hier (Forum/Verein) doch ziemlich viele Leute tummeln, die aufgrund ihres Talents, sprich: ihrer ohnehin schon überdurchschnittlichen Geistes-Kapazität, auf dieses Thema gestoßen sind. Sie sind also von Natur aus schon gute Problemlöser.

Wenn ich nur mal an meine Fächer denke, Mathematik und Physik: Da sind praktisch alle Inhalte logisch verknüpft, so dass man fürs erfolgreiche Erlernen (also Anwendenkönnen) keine zusätzlichen Gedächtniskrücken braucht, sondern vielmehr über ein Arsenal an heuristischen Methoden und Algorithmen verfügen muss. Das beste Training hierfür ist schlicht das selbständige Lösen von Aufgaben mit richtig dosiertem Anspruchsniveau.

Nichtsdestoweniger interessiere ich mich durchaus für Forschungsergebnisse zum Thema Mnemotechnisches Lernen. Ich hatte mich auch schon für eines der auf der MemoryXL-Seite in Aussicht gestellten Lehrer-Seminare "vorangemeldet", habe bisher aber keine weitere Nachricht darüber erhalten, ob die wirklich je stattfinden werden.
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Flauwy
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Beitrag von Flauwy »

...mein Eindruck ist, dass sich hier (Forum/Verein) doch ziemlich viele Leute tummeln, die aufgrund ihres Talents, sprich: ihrer ohnehin schon überdurchschnittlichen Geistes-Kapazität, auf dieses Thema gestoßen sind. Sie sind also von Natur aus schon gute Problemlöser.
Jetzt wird es interessant. Wenn ich in der Schule auch nur Ansatzweise über Mnemotechnik verfügt hätte, dann hätten meine sogenannten "Pädagogen", von denen nicht einer je was von Pädagogik gehört hatte, nicht 15 Jahre gebraucht mir das Abitur-Wissen in den Kopf zu pressen.
Vokabeln lernen ist heute für mich nur noch ein Witz, damals war es Horror. Fakten lernen, egal für welches Fach lerne ich heute mit Hilfe der Mnemotechnik spielerisch und effizient, damals durch langes, demotivierendes Auswendiglernen. Während meines Bio-Studiums habe ich nur mit Mind-Maps und Mnemotechnik gearbeitet, was mir extrem geholfen hat. Hätte ich damals geahnt was in mir steckt, hätte ich wohl kaum behauptet ein schlechtes Gedächtnis zu haben, wovon ich jedoch überzeugt war.
Heute bin ich endlich in der Lage Freude am Lernen aufzubauen, mir selbstständig und freiwillig allgemeine und spezifische Bildung anzueignen. Und das mit einem ganz normal funktionierendem Gedächtnis, ohne besondere Begabungen dafür. Trotzdem merke ich mir jetzt mehr als 99 Prozent aller Menschen. Mnemotechnik macht's möglich.
Gute Pädagogik zielt auf Kreativität, auf problemlösendes Denken, auf Verstehen. Was sollen ihr dabei der müllschluckende Gedächtnissportler oder der nichts-verstehende Mnemotechniker bedeuten?
Ich möchte nicht polemisch erscheinen, aber seit wann wird in der Schule Kreativität gefördert (von Musik und Kunst vielleicht mal abgesehen)? Während meiner Schulzeit wurde Kreativität jedenfalls bereits im Keim erstickt, denn Kreativität ist die Erschaffung von etwas neuem, etwas unkonventionellem. Die meisten meiner Lehrer waren jedoch erzkonservativ und ließen sich in ihrem Konzept vom Lehren, um keinen Millimeter abbringen. Und selbst jene wenigen, die frisch von der Uni mit revolutionären Konzepten wie Mind-Mapping kamen, konnten uns Schüler nicht motivieren, diese Technik zu adaptieren und effektiv umzusetzen. Warum auch? Es hat uns ja nie einer gesagt, wie Mind-Maps funktionieren und wobei sie uns helfen.
Mnemotechnik hingegen erfordert Kreativität, die von mal zu mal besser, schneller und einfacher von der Hand geht. Und sie fördert nicht nur die Kreativität, sondern ebenfalls das Assoziationsvermögen, das logische Denken, sowie das Gedächtnis allgemein, selbst ohne Mnemotechnische Anwendung und das in beinahe extremen Maße.
Mit jedem Durchgang Speed Cards, werde ich sicherer und schneller in anderen Lern- und Merkprozessen. Und ein Schüler der sich selbst seine eigenen Eselsbrücken baut, ist an Kreativität wohl kaum noch zu übertreffen. Dieses fällt ihm definitiv leichter, durch das betreiben von Gedächtnissport, ist aber keine Vorraussetzung, die Mnemotechnik hingegen schon. Unter diesem Aspekt weigere ich mich hinzunehmen, als "Müllschluckend" bezeichnet zu werden, nur weil ich das gemerkte wieder vergessen will.
Und da ich weiß, das den meisten Schülern weniger das Verstehen, als das Behalten schwer fällt, weigere ich mich auch als "Nichts-Verstehend" bezeichnet zu werden.
Und daher meine Meinung: Mnemotechnik an die Schulen (am besten in die 1. Klasse), Gedächtnissport in freiwillige AGs und Wettbewerbe unter Schülern, um diese dafür zu motivieren.
Wird nur schwierig den deutschen Lehrapparat davon zu überzeugen, das er selbst in gewisser Hinsicht nochmal die Schulbank besuchen muß. :roll:

Ich stimme auf jeden Fall mit Herrn Voigt überein, das für die Schulpraxis die Mnemotechnik überarbeitet werden muß, um sie sinnvoll zu integrieren. Aber bereits jetzt ist sie ungemein hilfreich, für jeden Schüler, der sich ernsthaft mit ihr auseinander setzt.
Es ist Schade, das dieses fantastische Geschenk erst hübsch verpackt werden muß, um es den Lehrern schmackhaft zu machen.
daywalker
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Beitrag von daywalker »

, damals war es Horror. Fakten lernen, egal für welches Fach lerne ich heute mit Hilfe der Mnemotechnik spielerisch und effizient, damals durch langes, demotivierendes Auswendiglernen. Während meines Bio-Studiums habe ich nur mit Mind-Maps und Mnemotechnik gearbeitet, was mir extrem geholfen hat. Hätte ich damals geahnt was in mir steckt, hätte ich wohl kaum behauptet ein schlechtes Gedächtnis zu haben, wovon ich jedoch überzeugt war.
Vokabeln lernen ist heute für mich nur noch ein Witz
Das würde mich wirklich mal interessieren wie du das machst. Warum nur noch ein Witz? Wie lernst du deine Vokabeln effektiv?

durch langes, demotivierendes Auswendiglernen
Und wie machst du es heutzutage?
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ostfriese
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Beitrag von ostfriese »

An Flauwy:

Offenbar hälst du Mnemotechniken für die Lösung aller Lernschwierigkeiten. Na dann mal ab an die Unis und ordentlich Werbung gemacht für eine Total-Reform der Lehrerausbildung.

Ein Zweifel bleibt für mich allerdings: Wenn Lernen für dich in der Schule nur Horror war, wärst du dann offen gewesen, dir von den blöden Lehrern so etwas wie Mnemotechniken beibringen zu lassen? Hättest du regelmäßig geübt??

Ich brauchte, um mir beim Vokabellernen Eselsbrücken zu bauen (oder überhaupt für kreative Denkleistungen), eigentlich keine Anleitungen. Und hätte für meinen Erfolg oder Misserfolg beim Lernen sowieso nie Andere verantwortlich gemacht.

Aber als Lehrer gewöhnt man sich allmählich daran, dass es außerhalb der Schulen Millionen begnadeter Pädagogen gibt, die alles viel besser könnten als wir Versager von Amtswegen. (Aus dem gleichen Grund will übrigens niemand Fußballbundestrainer werden...)
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Flauwy
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Beitrag von Flauwy »

Offenbar hälst du Mnemotechniken für die Lösung aller Lernschwierigkeiten.
Auf gar keinen Fall. Ich selbst habe ADHS, eine Teilleistungsstörung die es mir persönlich, aber auch meinen Lehrern nicht immer leicht gemacht hat. Eine frühe Begegnung mit Mnemotechnik hätte daran kaum was ändern können. Genausowenig würde Mnemotechnik Legsthenie oder Dyskalkulie heilen können.
Na dann mal ab an die Unis und ordentlich Werbung gemacht für eine Total-Reform der Lehrerausbildung.
Das wäre das Beste, richtig. Umfassende Kenntnisse auf dem Gebiet der Pädagogik, der Hirnforschung (worunter dann auch Mind-Mapping und Mnemotechnik fallen würden) und der Psychologie wären meiner Meinung ein Muß für jeden Lehrer. Der Lernstoff selbst kommt danach.
Ein Zweifel bleibt für mich allerdings: Wenn Lernen für dich in der Schule nur Horror war, wärst du dann offen gewesen, dir von den blöden Lehrern so etwas wie Mnemotechniken beibringen zu lassen?
Ihre sarkastische Bemerkung "blöder Lehrer" ist hier fehl am Platze, denn es geht mir gewiss nicht darum, Lehrer als blöd darzustellen, nur weil ich schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht habe. Es geht mir vielmehr um die Ausbildung eines Lehrers, den Lernstoff, sowie das mangelnde Einfühlungsvermögen von vielen Lehrern, auf die Probleme und Wünsche ihrer Schüler einzugehen. Dass das bei 30 Schülern pro Klasse schwer fällt sehe ich zwar gerne ein, ändert aber nichts an der Tatsache. Einigen wenigen Lehrern ist es immerhin gelungen uns zu motivieren (und ich spreche dabei nicht von mir allein, sondern von der ganzen Klassengemeinschaft). Und damit komme ich auch auf ihre Frage zurück, ob ich mir Mnemotechnik hätte beibringen lassen. Mit einem Satz wie: "Wollt ihr schneller und einfacher lernen können, um mehr Zeit für euch zu haben?", hätte man mich sofort motiviert. Und da ich selbst eine Lerngruppen namens Gekko (Gedächtnis-, Kreativitäts- und Konzentrationsgruppe) gegründet habe, die größtenteils aus Schülern besteht, die ich dafür motiviert habe, warum sollte es den Lehren dann nicht gelingen? Es kommt doch nur darauf an, den Schülern die Sache schmackhaft zu machen und sie von den Vorteilen, die ja auf der Hand liegen, zu überzeugen.
Hättest du regelmäßig geübt??
Wahrscheinlich hätte ich nicht soviel Zeit darin investiert wie jetzt, weil mir die Wettbewerbsherausforderung gefehlt hätte. Wenn aber die Mnemotechnik fest integriert werden würde, wäre das auch gar nicht mehr nötig, da man fast täglich damit konfrontiert werden würde. Vielleicht würde der Unterricht so gestaltet werden, das alle Schüler die Stunde von Anfang bis Ende im Kopf hätten, ohne sich auch nur einmal eine Eselsbrücke überlegt zu haben. Eine Stunden-Mind-Map voller Eselsbrücken, vom Lehrer oder von einem dritten erstellt, immer wieder verwertbar, erweiterbar, übersichtlich, bunt und schön. So entsteht Motivation. Ein bisschen Enthusiasmus vom Lehrer und der Schüler schwebt im Glück und hat mehr im Kopf, als nach einer Woche Standardunterricht. Dies ist sicher eine utopische Vorstellung, an der man jedoch arbeiten sollte.
Ich brauchte, um mir beim Vokabellernen Eselsbrücken zu bauen (oder überhaupt für kreative Denkleistungen), eigentlich keine
Anleitungen.
Das ist wunderbar und hat ihnen sicher sehr geholfen. Die meisten die ich kenne hätten eine Anleitung jedoch mit Gold aufgewogen.
Und hätte für meinen Erfolg oder Misserfolg beim Lernen sowieso nie Andere verantwortlich gemacht.
Sehr edel, aber Weltfremd, schließlich ist es nicht die Aufgabe des Schülers herauszufinden wie man lernt. Doch lernen lernen wird leider nicht gelehrt. Motivation muß aufgebaut und sollte nicht erwartet werden.

Mit meiner Kritik am Schulsystem, will ich niemanden persönlich angreifen und hoffe das keiner der Lehrer unter uns Brainboardern mir diesen Gedankenaustausch übel nimmt. :wink:
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Flauwy
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Beitrag von Flauwy »

An MacroX:

Mit "Witz" war weniger die effektive Technik gemeint, sondern hauptsächlich der psychologische Effekt. Früher habe ich schon Kopfschmerzen bekommen, wenn ich nur an Vokabeln lernen gedacht habe. Und damit meine ich echte physische Kopfschmerzen. Es war fürchterlich für mich, eine Stunde (meistens noch länger) für läppische 25 Vokabeln zu brauchen. Wie gesagt leide ich unter ADHS und meine erste Fremdsprache war Französisch. Das ist eine äußerst ungünstige Kombination für mich gewesen. :roll:
Heute gehe ich mit Spaß und der Gewissheit an die Sache, mir alles spielerisch merken zu können. Dazu verwende ich die hier allseits bekannte Key-Word-Methode, keine neuen, noch ausgefuchsteren Methoden. Leider. :cry:
Was ist eigentlich aus deinem 10.000 Englische Wörter Projekt geworden? Wäre toll, wenn du ein paar Erfahrungen preis gibst, da ich im August intensives Englisch-Training praktizieren werde (WMC läßt grüßen). Ein paar Tipps wären Klasse. :wink:
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ostfriese
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Beitrag von ostfriese »

An Flauwy:

Pardon, ich bin nicht nur hier Foren-Neuling, sondern dürfte in allen Foren dieser Welt zusammen vielleicht gerade mal zehn Beiträge hinterlassen haben. Und da habe ich mal frech geduzt, weil ich dachte, dass sei so Sitte.

Mit Ihrem zweiten Beitrag kann ich mich schon eher anfreunden. Natürlich wäre es wünschenswert, mit Schülern effektive Lerntechniken zu erarbeiten. Und ich habe ja oben bereits geschrieben, dass ich gern selbst an Fortbildungen teilnähme.

Es stimmt natürlich auch, dass Lehrer versuchen sollten, Schüler zum Lernen zu motivieren. Nur muss ich aus der Praxis sagen, dass dem eben gewisse Grenzen gesetzt sind. Jemandem, der ohnehin schon Schwierigkeiten in Mathe hat, ausgerechnet mitten in der Pubertät staubtrockene Termumformungsübungen schmackhaft zu machen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Da schlafen die Schüler sogar am Rechner ein ...

... womit ich sagen will: Schülern muss immer wieder bewusst gemacht werden, dass Lernen ein aktiver Prozess ist, und dass es nicht bedeutet, sich etwas eintrichtern zu lassen. Die in weiten Teilen der deutschen (!) Gesellschaft vorherrschende und für den PISA-Schock hauptverantwortliche passive Einstellung - "Ernähre mich, belehre mich, beschäftige mich" - muss endlich raus aus den Köpfen!!

Ansonsten können wir am Schulsystem rumreformieren, so viel wir wollen, ohne nennenswerte Effekte zu erzielen. Die tollen Finnen haben sich das Schulsystem der alten DDR zum Vorbild genommen. Ich kann niemanden daran hindern zu glauben, dass ihre Kinder deshalb so erfolgreich lernen. Doch bei einem Vortrag an unserer Schule hat uns ein Professor, dessen Frau Finnin und Lehrerin ist, diesbezügliche Illusionen genommen. Seine Analyse: Die Finnen wollen besser sein als der Rest (insbesondere als die Schweden), und dieser Antrieb zieht sich durch die ganze Gesellschaft. Leistungwille ist an finnischen Schulen kein Fremdwort, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Dass die Sache in Ihrem speziellen Fall (ADHS) etwas anders gelagert ist, räume ich gern ein. Hier besteht auch das größte Defizit in der heutigen Lehrerausbildung. Wie man sich gegenüber Schülern mit Teilleistungsschwächen, Aufmerksamkeitsstörungen oder Hochbegabung verhält, wird so gut wie gar nicht thematisiert und ist bestenfalls Inhalt von Zusatzausbildungen. Insofern ist Ihre Kritik völlig berechtigt.
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Flauwy
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Beitrag von Flauwy »

Es freut mich das wir uns in der Mitte treffen können.
Ich stimme zu, das es oft schwierig ist, den Schülern die richtige Motivation zu verschaffen. Ich selbst habe erst im Abitur die nötige Motivation aufgebaut, teils durch den besten Lehrer den ich je hatte, teils durch eigenes verändern meines Verhaltens.
Das gerade Mathe oft trocken und langweilig erscheint, weiß ich nur zu gut. Aber vielleicht ist es gerade dort nötig Alternativen zu finden, den Lernstoff spielerisch zu vermitteln. Denn in keinem Fach ist es so dramatisch wie in Mathe, den Anschluß zu verlieren. Alles baut in Mathe aufeinander auf. Wenn Wissenslücken entstehen, wird es rasend schnell zu einem Teufelskreis, selbst wenn man sich dann wieder bemüht.
Schülern muss immer wieder bewusst gemacht werden, dass Lernen ein aktiver Prozess ist, und dass es nicht bedeutet, sich etwas eintrichtern zu lassen.
Absolut richtig, doch wie stellt man das an? Nur zu sagen man lerne für sich selbst und fürs Leben und nicht für die Lehrer reicht nicht. Mit 13 will man einfach nicht einsehen wozu das alles gut sein soll. Deshalb muß man auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen. In Deutsch und in Englisch sollten moderne Romane gelesen werden, statt Jahrelang Goethe und Schiller. In Geschichte sollten parallelen zur heutigen Zeit gezogen werden. Mehr Gelder für Physik und Chemie, um Versuche durchführen. Und besonders Mathe sollte anschaulicher werden. Nützliche praktische Anwendungen z.B., spielerisches Lernen. Was ich damit sagen will ist: Laßt die Kinder Kinder sein und macht nicht aus ihnen Erwachsene bevor sie welche sind. Und Kinder wollen spielen, wollen Spaß haben, wollen ausprobieren, learning by doing.
Doch wenn ich an die Schule denke, sehe ich nur grau, langeweile, alte und frustrierte Lehrer und wenig interessantes. Dabei ist das, was gelehrt wird, alles andere als uninteressant. Heute wünschte ich, ich hätte in der Mittelstufe besser aufgepaßt, weil ich mich so um einen satten Happen Allgemeinbildung gebracht habe. Doch damals hat mich das alles nicht weiter interessiert. Dafür mache ich gewiß keinen Lehrer verantwortlich, aber enttäuscht bin ich dennoch von den meisten.
Leistungswille von Schülern zu erwarten ist ok, dafür sollte man ihnen aber auch mehr bieten, als das bis jetzt der Fall ist.

P.s. @ostfriese: Ich würde mich freuen, wenn wir uns duzen würden, da das viel persönlicher ist, als das förmliche Sie. Eigentlich habe ich bisher nur dich :wink: und Herrn Voigt gesiezt und das möglicherweise nur aus der alten Angewohnheit Lehrer zu siezen. Ich hoffe, das auch Herr Voigt damit einverstanden ist, ihn zu duzen, damit wir dieses Thema hinter uns hätten.
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ostfriese
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Beitrag von ostfriese »

Ich würde mich freuen, wenn wir uns duzen würden, da das viel persönlicher ist, als das förmliche Sie. Eigentlich habe ich bisher nur dich und Herrn Voigt gesiezt und das möglicherweise nur aus der alten Angewohnheit Lehrer zu siezen.
:wink: Ist ja witzig, so was Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. Herr Voigt ist also auch Lehrer? Gut, ab jetzt wieder du statt Sie.

Eine Bemerkung noch zu deinem letzten Beitrag: Es ist richtig, dass man von Kindern noch nicht die komplette Einsicht erwarten kann, dass sie für sich selbst lernen und nicht für andere (häufig stimmt das nicht einmal, und das spüren die Schüler natürlich). Aber es wird umso schwieriger, Kindern diese Einsicht zu vermitteln, je mehr "Vorbilder" rumlaufen, die immer zuerst mit dem Finger auf andere Leute zeigen, bevor sie vor ihrer eigenen Haustür kehren. Und wir Deutschen sind leider Steinwurf-Weltmeister im eigenen Glashaus...
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JanvK
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Beitrag von JanvK »

Und besonders Mathe sollte anschaulicher werden. Nützliche praktische Anwendungen z.B., spielerisches Lernen. Was ich damit sagen will ist: Laßt die Kinder Kinder sein und macht nicht aus ihnen Erwachsene bevor sie welche sind. Und Kinder wollen spielen, wollen Spaß haben, wollen ausprobieren, learning by doing.
Das ist für mich der wichtigste Punkt bei den Zahlen. Sie sind abstrakt und müssen mit Leben gefüllt werden, interessant für computer-ge(ver)-wöhnte Kinder gemacht werden. Ich habe mich vor einiger Zeit mit einer Grundschullehrerin unterhalten, um einmal zu erfahren, wie den Kindern heutzutage Zahlen und Mengen nahegebracht werden. Ich war schlicht geschockt. Derselbe Kasten mit Plättchen und Stäben mit entsprechender Wertigkeit wie schon zu meiner Grundschulzeit. Wie anschaulich ! Und sie war auch noch felsenfest davon überzeugt, dass diese Vorgehensweise das Non Plus Ultra darstellt. Dabei gibt es so viele anschauliche Alternativen. Doch wie will man Menschen überzeugen, die selbst mit Zahlen nichts anfangen können, weil sie für sie nur abstrakt sind. :cry:
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Beitrag von daywalker »

Und da habe ich mal frech geduzt, weil ich dachte, dass sei so Sitte.
Das ist auch Sitte. Ich weiß nicht, warum Flauwy da einwände hat. Übrigens herzlich Willkommen im Forum. :)
In Deutsch und in Englisch sollten moderne Romane gelesen werden, statt Jahrelang Goethe und Schiller
Ich bitte um etwas mehr Respekt vor diesen Schriftstellern! Diese Leute haben wirklich gute Literatur geschrieben und keine Trivialliteratur wie die Lebenswerke von manchem Prominenten. Es mag sein, dass manche Werke lebensfern für einen Schüler sind, aber dann sollte man eben diese Werke nicht in Klassen behandeln.
Laßt die Kinder Kinder sein und macht nicht aus ihnen Erwachsene bevor sie welche sind
Da hast du vollkommen recht. Das erinnert mich an einen Satz von Erich Kästner den ich an dieser Stelle gerne zitieren möchte: "Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, bleibt ein Mensch."
Doch wenn ich an die Schule denke, sehe ich nur grau, langeweile, alte und frustrierte Lehrer und wenig interessantes
Ich denke hier liegt wirklich ein Problem. Der Lehrerberuf neigt dazu nach Jahrzehnten bei Lehrern zu langweile zu führen. Jedenfalls ist das bei einigen vielen der Fall. Wenn schon die Lehrer gänzlich demotiviert sind, wie sollen dann erst die Schüler motiviert werden?

Heute wünschte ich, ich hätte in der Mittelstufe besser aufgepaßt, weil ich mich so um einen satten Happen Allgemeinbildung gebracht habe. Doch damals hat mich das alles nicht weiter interessiert. Dafür mache ich gewiß keinen Lehrer verantwortlich, aber enttäuscht bin ich dennoch von den meisten.
Wie wahr!

Und ich habe ja oben bereits geschrieben, dass ich gern selbst an Fortbildungen teilnähme.
Sehr löblich.
Da schlafen die Schüler sogar am Rechner ein ...
Manche Lehrer denken Schüler stehen auf Computer und wollen dadurch den Mathematik unterricht schmackhafter machen. Darauf stehen aber wirklich nur wenige. Ich persönlich finde das meistens langweilig. An dieser Stelle sei nochmal erwähnt, dass ich selbst Schüler eines Gymnasiums in Hessen in der 12. Klasse bin.

Leistungsbereitschaft ist ein gutes Stichwort. In meinem Jahrgang ist es so, dass viele Schüler perspektivlos sind, weil sie nicht wissen, was mal nach dem Abitur folgen wird. Sie wissen einfach nur wofür sie etwas lernen sollen. Bei mir sieht, dass anders aus. Ich weiß, dass ich einmal studieren möchte und deshalb einen gutes Abitur benötige.
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Flauwy
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Beitrag von Flauwy »

Ich bitte um etwas mehr Respekt vor diesen Schriftstellern! Diese Leute haben wirklich gute Literatur geschrieben und keine Trivialliteratur wie die Lebenswerke von manchem Prominenten.
Ich sage ja nicht das unsere größten Dichter nicht behandelt werden sollten, aber ich habe während der Schulzeit 4 Werke von Goethe gelesen und noch mehr Antike Dramen, nie aber Fantasy, Science-Fiction oder Historische Romane (was durchaus an einigen Schulen gelesen wird). Damit können sich Schüler doch auch viel besser identifizieren, als mit Ödipus oder Antigone, Götz von Berlichingen oder Faust. Und an Aussagekraft fehlt es modernen Romanen auf jeden Fall auch nicht. Was spricht also dagegen? Es gab zwar in der Tat einige wenige "modernere" Literatur, allerdings selten und dann leider kaum im Interesse der Schüler.
Der Lehrerberuf neigt dazu nach Jahrzehnten bei Lehrern zu langweile zu führen. Jedenfalls ist das bei einigen vielen der Fall. Wenn schon die Lehrer gänzlich demotiviert sind, wie sollen dann erst die Schüler motiviert werden?
Darin verbirgt sich ein Teufelskreis, durch den sowohl Lehrer, als auch Schüler im Laufe der Zeit immer demotivierter werden. Der Lehrer ist gestreßt von gelangweilten Schülern und baut immer mehr Frustration auf, die sich wiederum in seinem Unterricht niederschlägt. Ich gebe zu, dass es für einen Lehrer nicht leicht ist heutzutage, guten Unterricht zu machen. Aber es geht auch anders, wie die Ausnahme bestätigt.
Und da habe ich mal frech geduzt, weil ich dachte, dass sei so Sitte.
Das ist auch Sitte. Ich weiß nicht, warum Flauwy da einwände hat.
Also nur um das klar zu stellen: Ich habe mit keiner Silbe behauptet oder verlangt mich zu sietzen. Das war wohl ein Missverständnis, das bereits geklärt wurde. :roll:
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ostfriese
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Beitrag von ostfriese »

Vielleicht noch ein Wort zum Thema Langeweile.

Ihr habt es bestimmt gemerkt: Der eine findet Faust schon als Schüler großartig, der andere kann damit nix anfangen. Mancher lernt gern am Computer, den nächsten lockt das auch nicht, weil er womöglich eh schon den halben Tag davor sitzt.

Hinzu kommt noch das Problem, dass die Schüler aus den modernen Massenmedien optisch perfekt aufbereitetes Infotainment gewohnt sind. Da können die bescheiden ausgestatteten Schulen natürlich nicht mithalten.

Es wird sich immer irgendwer langweilen (oder das zumindest behaupten; es ist eben uncool, gegenüber Mitschülern den Eindruck gespannter Erwartung oder erquickten Amüsements zu machen), und sei es, weil er / sie einen schlechten Tag hat. Und natürlich ist aus dessen subjektiver Sicht der Lehrer schuld daran.

Abschließend ein Original-Beispiel aus dem Schulalltag: Eine Kollegin hat mit größtem Aufwand Material für eine einwöchige Gruppenarbeit in Französisch erstellt. Die meisten arbeiten auch eifrig. Einige aber beschweren sich, dass sie selbständig arbeiten sollen: "Wie soll´n wir´n das machen? Das is doch langweilig!" D.h., selbst da, wo die Spannung mit dem eigenen Engagement steht und fällt, machen sie noch die Lehrerin verantwortlich. An den z.T. wirklich überholungsbedürftigen Lehrplänen, an die wir uns nun mal zu halten haben (im Hinblick auf das Abitur), sind wir natürlich sowieso schuld.

Fazit aus meiner Sicht: Die notorisch Gelangweilten erreicht man mit kaum einer Unterrichtsform. Selbst bei Exkursionen und Projekten sind das noch diejenigen, die sich nicht mit dem Lerngegenstand beschäftigen, sondern irgendwelche Dönekens machen. Gottseidank sind sie an meiner Schule noch in der absoluten Minderheit. Wo sie die Szene erst beherrschen, da habt Ihr recht, werden sie frustrierte Lehrer "erzeugen", womit sich der beschriebene Teufelskreis dann fortsetzt...
Garnol
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Beitrag von Garnol »

Ich weiß das Thema ist alt aber...

Ich fand Mathe nie uninteressant nur zu langgezogen.
Das Problem in der Schule ist, das man den Stoff nicht im
richtigen Tempo für alle macht. Ich denke mit der Mnemotechnik
könnte man den abstand verringern. Ich habe mich in der Mittelstufe
so gelangweilt das ich nur noch alle 2 Stunden aufgepasst habe, und
trotzdem noch alles wichtige mit bekommen habe. Auch ein problem
an vielen Schulen sind völlig des motivierte Lehrer, die auch gar keine
Lust mehr haben irgend wem etwas verständlich rüber zubringen.
Das sind dann die Lehrer die wirklich nur für´s Geld in der Schule sitzen.
Ein Beispiel Chemie: Wir haben in einer Stunde so viel Stoff durchgenommen
das ich das in 5minuten durchgelesen und verstanden habe. Daher habe
ich auch oft Hausaufgaben in solchen Stunden erledigt. Der einzige
Unterricht der wirklich schnell geht ist meist der Sprachen unterricht.
Hier ist aber das problem das man oft Lücken in Vokabeln und
anderen Dingen hat, die man wahrscheinlich auch durch neuere
Lerntechinken besser schneller lernen könnte. Vielleicht währe es
praktisch wenn man zu einer Schule geht und fragt ob ein Lehrer
interesse hätte ein Seminar zu Mnemotechnik zunehmen und dann
eine AG aufbaut. Ich denke die Nachfrage wird groß sein.
Vielleicht könnte man einen vorläufigen Lehrerrabatt macht.
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Macht MemoryXl meines Wissens schon.
Garnol
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Beitrag von Garnol »

Ich glaub ich erzähl mal ein paar lehrern davon. Danke für die Antwort
marion
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Beitrag von marion »

Nichtsdestoweniger interessiere ich mich durchaus für Forschungsergebnisse zum Thema Mnemotechnisches Lernen. Ich hatte mich auch schon für eines der auf der MemoryXL-Seite in Aussicht gestellten Lehrer-Seminare "vorangemeldet", habe bisher aber keine weitere Nachricht darüber erhalten, ob die wirklich je stattfinden werden.[/quote]



Hallo Ostfriese!
Ich habe vor einigen Tagen ein Gedächtnistrainingsseminar vor Pädagogen gehalten. Die Resonanz war sehr positiv. Über 80% waren sogar der Meinung, dass sich ihr Denken in Punkto Kreativität enorm verbessert hätte. Auch die Selbsttests sind nach den beiden Tagen wesentlich besser ausgefallen. Falls dich das Thema interessiert, kann ich dir gerne Infos und Unterlagen schicken. Einige Grundinfo findest du unter: www.schultheiss.at

Lg aus Österreich,
Marion
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Beitrag von Helmuth Alexander »

Ich bin der Ansicht, dass in der Schule zumindest folgende Grundlagen gelehrt werden sollten:

- Major-System oder ein anderes, gleichwertiges Zahlentransformationssystem
- Loci-Methode und eine Route über 25 Routenpunkte
- Für jede Zahl von 0 bis 99 ein Bild
- Methode des Mind-Mapping und des Brainstorming
- Ersatzwortmethode.

Dass diese Methoden in der Schule und im Studium unterstützen können behaupte ich ohne jeden Zweifel.

Ich habe die Mnemotechnik erst vor 18 Monaten über das Buch Erfolgsgedächtnis kennen gelernt. Schule und Studium habe ich auch ohne Mnemotechnik bewältigt aber ich bin mir sicher, dass es mit Mnemotechnik leichter gewesen wäre. Bis zu meinem Aha-Erlebnis mit dem Buch „Erfolgsgedächtnis“ habe ich bei Beiträgen zu Gedächtnissportlern im Fernsehen immer gedacht: Das sind Leute, die stundenlang nutzlose Dinge auswendig lernen und einfach gut trainiert haben, ähnlich wie ich während des Studiums stundenlang nutzlose Dinge auswendig gelernt hatte. Vermutlich denken so oder so ähnlich viele Lehrer und Menschen, die Lehrpläne verabschieden.

Ich bin der Ansicht, dass sich nur diejenigen Menschen gegenüber der Mnemotechnik ablehnend verhalten, die sich mit Mnemotechnik nicht oder nur oberflächlich beschäftigt haben. Wenn sich jedoch Insider (Menschen, die Methoden der Mnemotechnik beherrschen) der Mnemotechnik in der Pädagogik gegenüber ablehnend verhalten, so bin ich geneigt ihnen Missgunst zu unterstellen.

Mein Sohn ist sechs Jahre alt und wenn ich möchte, dass er sich neue Worte merkt, dann schlage ich ihm Ersatzworte vor: „Hüfingen! Das hört sich für mich an wie Hufe von einem Pferd....“. Bisher hat das bei ihm immer gut funktioniert.
Die Routenmethode konnte ich ihm bisher noch nicht richtig näher bringen. Wenn wir „ich packe meinen Koffer“ spielen, versuche ich ihn die Dinge immer nacheinander irgendwo ablegen zu lassen (z.B. im Restaurant oder zu Hause....). Würde ich nicht die Routenmethode anwenden, würde mein Sohn locker gewinnen - er kann sich bis zu 15 teilweise auch abstrakte Worte wie „Mut“ merken-. Aber durch die Routenmethode bin ich klar im Vorteil!

Mein Fazit:
Mnemotechnik in der Schule: eigentlich ein Muss. Das Hindernis: Das fehlerhafte Image der Mnemotechnik als eine Methode sinnlose Dinge zu lernen. Berichte in den Medien über Gedächtnismeisterschaften und Gedächtnisleistungen fördern dieses Image noch zusätzlich. Leistungen wie die von Herrn Voigt, Herrn Carsten und anderen können vermutlich nur von Insidern gewürdigt und als Ansporn verstanden werden. Lösung: ? Ich freue mich jedenfalls, dass es dieses Forum gibt, bleibe der Mnemotechnik erst mal treu und versuche meinem Sohn das Lernen zu erleichtern.

Gruß

Helmuth
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