f.j.neffe hat geschrieben:Würdest Du Dir als Gehirn wünschen, von Dir mit Lerntechnik bearbeitet zu werden?
Ja, warum nicht.
Es gibt Menschen, die ohne zu üben intuitiv etwas können, wie schnell und "energiesparend" laufen, vor Publikum reden, schnell lesen, gut auswendig lernen können, gut Zusammenhänge herstellen können, sich Zahlen merken.
Andere können das nicht.
"Mit Lerntechnik bearbeitet zu werden" heißt ja hier nur, dass wir den anderen auch die Techniken eröffnen, die die "Begabten" von sich aus beherrschen (auch, wenn die vielleicht nicht exakt die Mnemotechniken benutzen, da sie es eben intuitiv können).
Was ist ein guter Lehrer?
Unter anderem ein Mensch, der genau solche Lernprozesse im Detail kennt und erklären und vermitteln kann!
Als ich Geige gespielt habe, hatte ich eine MItschüklerin, die sehr vieles intuitv erfasste.
Meine Lehrerin hat mir daraufhin sehr detailliert erklärt und gezeigt, wie ich bspw. das Vibrato spielen kann, was der Arm, die Hand, der Finger machen muss, wie ich die Geige dabei halte, wie ich das so übe, dass ich mich nicht überfordere und die einzelnen Elemente nach und nach einbaue.
Das hat mehr als ein halbes Jahr gedauert.
Meine Mitschülerin konnte das einfach so.
Aber nur eine Art.
Denn sie hatte es nicht bewusst gelernt, konnte es nur intuitiv, konnte es nicht verändern.
Ich auf der anderen Seite hätte es nie gelernt, wenn man mir nicht haarklein die einzelnen Schritte gezeigt hätte, gezeigt, wie ich genau ein Stück üben muss (dazu gibt es ein interessantes Buch: "Cello üben", in dem haarklein erklärt wird, was und wie man übt, um etwas - Sport, ein Musikstück .- perfekt beherrschen zu können).
Man hat mich also mit "Lerntechnik bearbeitet", oder, besser, mit die Lerntechnik zur Verfügung gestellt, um genauso gut werden zu können, wie diejenigen, die das intuitiv erfassten und AM ANFANG keine Lerntechnik brauchten.
ABER später würden sie die sehr wohl brauchen, wenn es so komplex wird, dass sie mit Intuition allein nicht mehr weiter kommen.
Auch für sie ist dann Lerntechnik, ein bewusster Weg zum später unbewussten Können, ein Segen.
Wenn ich Mnemotechnik einsetzte passiert mir oft folgendes:
Erst lerne ich mit mneotischen Hilfen/ Bildern, dann rufe ich den Stoff ab mit Hilfe der Bilder und später weiß ich nur noch den Stoff, die Bilder sind weg!
Also habe ich mit Hilfe der mnemotischen Bilder den Stoff verinnerlicht, die Bilder schleppe ich oft nicht mehr "als Ballast" mit mir rum (warum das passiert, weiß ich nicht).
Wenn Lerntechnik etwas Schlechtes ist, müssen wir uns auf diejenigen verlassen, die so begabt sind, dass sie etwas intuitv erfassen.
Davon kommen die meisten nur bis zu einem bestimmten mittelmäßigen Punkt.
Dann müss(t)en sie lernen, systematisch schnell und bewusst auch lreativ zu lernen und zu denken.
Dafür sind dann TEchniken von Vorteil, allein schon, um das Selbstvertrauen zu haben, die geforderte Menge ohne Intuition sofort bewältigen zu können.
Waurm sollten diese Techniken, wie "technik" allein ja nur Hilfsmittel wie etwa ein Computer, an sich schlecht sein?
Es kommt darauf an, wie und ob man sie nutzt, wie und ob sie einem helfen.
Und wenn sie einem helfen, über einen bestimmten Punkt hinaus bewusst "besser zu werden" (als das allein mit Potential, Begabung oder Intuition möglich ist) und damit auch systematisch besser zu werden (da das Ganze bewusst geschieht), warum sollten sie als negativ als "Bearbeitung" des Gehirns = Einschränkung seiner angeborenen Möglichkeiten?) angesehen werden?
Auch ein hochbegabter Sportler etwa muss üben, und das muss er bewusst können, um ein gewisses Level zu erreichen; warum sollte dies im intellektuellen Bereich eine Schande sein?
Ich sehe es als großes Geschenk, in einer Zeit zu leben, in der vieles, das früher nur intuitiv möglich war, so erforscht und erklärt wurde, dass man es auch als weniger oder nicht Begabter nachvollziehen und lernen/ schaffen/ erreichen kann (kreatives Denken, richtiges Trainieren, erfolgreiches Kommunizieren mit Mensch und Tier (etwa durch Körpersprachliche Signale), ein Instrument bis zu einem gewissen Level beherrschen, Bewegungen beim Sport erlernen (früher hieß es nur "Mach das nach!", heute kann man kleinste Bewegungen, Hilfen und Übungstipps vorgeben), sein Gedächtnis verbessern).
Das ist kein
Bearbeiten, sondern die Möglichkeit, sich etwas zu
erarbeiten, dass man eben nicht sofort intuitiv beherrscht!
LG
Frederica
P.S.
Allzu aggressive und offensichtliche Werbung schreckt m.E. eher ab!
