Routen imaginär vs. real

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Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Wodan
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Routen imaginär vs. real

Beitrag von Wodan »

Hallo!

Ich habe eine Frage bzgl. Routen bei der Loci-Technik.
Welche Routen verwendet ihr hauptsächlich: Routen, die es in der Realität gibt oder solche, die keinen Realitätsbezug haben? Und dann würde ich noch gerne wissen, warum ihr diese Art von Routen verwendet (Vor- und Nachteile)?

Bis jetzt hab ich hauptsächlich mit realen Routen gearbeitet, ich finde aber, dass es sehr mühsam ist, sich solche Routen zu erstellen. Meist hab ich keine Lust dazu, weshalb ich schon eine ganze Zeit bei vier Routen mit insgesamt 190 Punkten stehe. Außerdem muss ich die Routen ein paar Mal wiederholen, bis ich sie problemlos und ohne Zweifel (weil ich öfter auch Routen verbessere und damit verändere) durchgehen kann.

Hin und wieder hab ich es mit imaginären Routen versucht und das hat auch nicht schlecht funktioniert, wobei ich dann ein anderes System verwende. Ich kombiniere die Loci sozusagen mit der Geschichten-Technik. Ich denke mir einzelne Räume, pro Raum lege ich 9 Objekte ab und verbinde jedes Objekt mit dem danach kommenden. Das neunte Objekt eines Raumes (die Anordnung der Objekte in ihrer Reihenfolge im Raum ist dabei immer gleich) verbinde ich mit dem ersten des nächsten Raumes. Damit lässt sich theoretisch eine unendlich lange Kette erstellen. Das einzige Problem, dass mir bis jetzt bei dieser Technik aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass ich, wenn ich lange Routen habe, nicht einfach schnell einmal zu einem bestimmten Objekt irgendwo in der Route springen kann, um dieses noch einmal zu wiederholen, etc. Da musste ich meist einen Umweg über einen früheren oder (seltener) späteren Anhaltspunkt gehen.

Also, wie gesagt, ich würde gerne wissen, was ihr verwendet und warum?

Danke für die Antworten.
MUNDUS VULT DECIPI
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DocTiger
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von DocTiger »

Meiner Erfahrung nach ist es gut, möglichst viele Routen zu verwenden. Am Besten man macht sich möglichst wenig Mühe bei der Erstellung der Routen. Aber meistens läuft es doch eher so, dass man nur dann Routen neu macht, wenn die alten voll sind.

Fiktive Routen sind nicht so mein Ding. Ich hab damit experimentiert aber zumindest bei mir ist das sehr anstrengend und die Vorteile der Locitechnik gegenüber der Geschichtentechnik geht verloren. Zwischen fiktiven Routen und realen Routen liegen Computerspiele. Ich benutze mittlerweile gerne ein paar Routen die ich in Minecraft gebaut habe. Irgendwie fühlen sich diese Routen sehr real an.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
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Wodan
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Wodan »

Hat sonst jemand positive oder negative Erfahrungen mit imaginären Routen bzw. gibt es jemanden, der imaginäre Routen den realen vorzieht?
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Philodoof
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Philodoof »

Ich mache das von der Anwendungssituation abhängig. Zum Beispiel ist da die Frage, ob du vom Gedächtnissport sprichst oder vom Alltag.

Wenn ich mir im Alltag Dinge kurzfristig merken will, dann ist mir egal ob die Routen imaginär sind oder real. Wenn ich mir hingegen im Alltag Dinge längerfristig merken will verwende ich inzwischen ausschließlich imaginäre "Routen". Ich setze hier Routen bewusst in Anführungszeichen, denn es sind nicht so wiklich Routen die ich da verwende. ;) Ich baue spontan eine zur Information passende Welt und dehne diese in alle Richtungen aus. Teile davon können als Route gestrickt sein, wenn mal gerade eine Reihenfolge wichtig wird.

Im Gedächtnissport selbst ist es dann von den Disziplinen abhängig, was ich vorziehe. In den meisten Fällen sind es da die realen Routen, da ich mich dort zum einen schneller drin bewegen kann und weiterhin habe ich dort mehr Möglichkeiten was die Perspektiven anbelangt. Zumindest was reale Routen anbelangt die ich schon wirklich oft gesehen und begangen habe in der Realität. Diese ermöglichen mir beim Wiederholen, dann teilweise mehrere Informationen gleichzeitig zu wiederholen. Also z.B. kann ich dann das im Blumentopf steckende Fieberthermometer gleichzeitig absichern mit dem über der Heizung hängenden Flughund.
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Wodan
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Wodan »

Von der Anwendungssituation her meinte ich vor allem den Alltag und das Lernen auf der Universität.

Ich tendiere da in die gleiche Richtung. Wenn ich mir für die Uni oder ganz im Allgemeinen etwas langfristig merken will, mache ich mir lieber imaginäre Routen/ein imaginäres Gebilde. Die realen Routen verwende ich hauptsächlich für kurzfristige Sachen (Einkaufslisten, etc.). Mit Gedächtnissport hab ich mich noch nicht wirklich beschäftigt. Das kommt aber vielleicht noch.
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Philodoof
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Philodoof »

Ja, anscheinend gehst du da genauso vor wie ich. Durch die angepasste Umwelt und Schlüsselbilder (z.B. die Figur Tobi aus Naruto, wie er auf einem öligen Baum herumturnt, als Fixpunkt für Informationen zum Baumol-Tobin-Modell - passend dazu erstreckt es sich dann in eher waldlichem Anime-Gebiet) finde ich es normalerweise auch nicht so problematisch an der richtigen Stelle auf die Information zuzugreifen.
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Wodan
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Wodan »

@Philodoof:

Könntest du das mit dem spontan eine Welt bauen ein bisschen genauer erläutern? Ich finde, diese Technik klingt sehr interessant. Wie machst du das bspw., wenn du mehrere Infos in dieser Welt ablegen willst? Verwendest du dann trotzdem einen Weg oder einfach nur einzelne Orte ohne besondere Reihenfolge? Ohne Reihenfolge stelle ich mir das ziemlich schwer vor.
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Boris »

Mir persönlich fällt es schwerer mir eine imaginäre Route zu bauen als eine reale. Es dauert also am Anfang deutlich länger, bis ich sie gut genug kenne. Ab dem Zeitpunkt merke ich dann keinen wesentlichen Unterschied mehr. Gerade für langfristiges und sinnvolles Lernen also etwa an der Uni kann ich mir virtuelle Routen daher gut vorstellen, würde aber jedem erstmal empfehlen mehr als nur zwei oder drei reale Routen zu haben, um mit der Routenmethode an sich vertraut zu sein.
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Philodoof
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Re: Routen imaginär vs. real

Beitrag von Philodoof »

Wodan hat geschrieben:@Philodoof:

Könntest du das mit dem spontan eine Welt bauen ein bisschen genauer erläutern? Ich finde, diese Technik klingt sehr interessant. Wie machst du das bspw., wenn du mehrere Infos in dieser Welt ablegen willst? Verwendest du dann trotzdem einen Weg oder einfach nur einzelne Orte ohne besondere Reihenfolge? Ohne Reihenfolge stelle ich mir das ziemlich schwer vor.
Wie gesagt:
Philodoof hat geschrieben:Ich setze hier Routen bewusst in Anführungszeichen, denn es sind nicht so wiklich Routen die ich da verwende. ;) Ich baue spontan eine zur Information passende Welt und dehne diese in alle Richtungen aus. Teile davon können als Route gestrickt sein, wenn mal gerade eine Reihenfolge wichtig wird.
Also meistens ohne Reihenfolge und tendenziell wird eben in eine möglichst passende Richtung ausgedehnt, so dass thematisch verwandtes häufig in Nachbarschaft vorzufinden ist. Wobei die Nachbarschaft auch unterhalb, oder oberhalb sein kann. Dazu verändere ich dann teilweise die bisherige Landschaft. Z.B. könnte ein Baumstamm einen geheimen Aufzug enthalten, der nach unten fährt und eine Untertagewelt offenbart.

Wenn ich wie erwähnt Teile aus Routen stricke - genau dann habe ich einen Abschnitt mit richtiger Reihenfolge. Das verwende ich aber nur, wenn für einen Block von Informationen eine Reihenfolge wichtig wird. Z.B. "der Weg zum Goldstandard". Den habe in der betreffenden Landschaft in Form einer Schatzsuchgeschichte implementiert. Also innerhalb meines Gebildes eine klar nach Verlauf strukturierte "Minigeschichte" implementiert. :)
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