Lesen - Niederschreiben

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Kronos
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Lesen - Niederschreiben

Beitrag von Kronos »

hallo community,

mich beschäftigt mein lernverhalten schon seit geraumer zeit. und zwar deshalb weil ich nicht weiß, ob man dabei überhaupt von einem lernen sprechen kann, da ich mir so verdammt unsicher bin ob ich es verstanden habe. folgendes:

wenn ich ein kapitel lese und es nicht niederschreibe, habe ich immer das gefühl, dass ich mir nichts gemerkt habe.
lese ich ein kapitel und schreibe es sofort nieder, dann schreibe ich das kapitel bzw. die handlung darin alles wortwörtlich nieder - meist sehr detailreich und quasi "ungefiltert" (frage nicht was wichtig ist) dabei ist natürlich das buch zugeklappt um ja nicht in die versuchung zukommen hinzuschauen. wenn ich mir das niedergeschriebene in stichwörtern dann so ansehe, denke ich mir, ob ich das jetzt wirklich verstanden habe?!?oder kommt es rein aus KZG?
dabei denke ich mir immer auch ob ich unbewusst eine mindmap mache oder ich die kettenwortmethode verwende?! wo, wenn ein wort fehlt mein system zusammenbricht, was mir durchaus das eine oder mal passiert. oder bin ich schnelleser?

zu meinem wiederholungsrythmus muss ich sagen, dass ich nicht oft wiederhole, gut, weil ich dann iw faul bin den stoff, den ich am tag durchgemacht habe, der wiederum recht viel geworden ist, zu wiederholen. außerdem weiß ich nicht wann ich wiederholen soll. was ich gemerkt habe, dass ich am nächsten tag einiges wieder vergessen habe. auch iw logisch. soll ich abends vorm schlafengehen wiederholen?

bei stundenwiederholungen werde ich dann oft gefragt ob ich es auswendig gelernt habe, führe zu genau aus, bringe es nicht am punkt bzw. kann dann nicht gleich die frage beantworten. bzw. "bohrt" er nach, verlier ich das konzept und bin quasi hilflos. bin ich deshalb ein oder allgemein ein auswendiglerner?

mein leseverhalten bei "normalen" bücher ist so, dass ich mir alles bildlich vorstelle. zeitungen überfliege ich und weiß worums gegangen ist, bei fachbücher kann ich mir nichts bildlich vorstellen iw, ok vl.

vl. kann mir da jmd helfen bzw. mir das erörtern, ob das gut oder schlecht ist, wo das problem liegt, wie ich mich verbessern kann, bzw anders machen soll, da mich das beschäftigt. bin iw verwirrt.
Willwissen09
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Re: Lesen - Niederschreiben

Beitrag von Willwissen09 »

Hallo Kronos,

das Problem kenne ich.

Alles wortwörtlich "abzuschreiben" bringt nicht ganz was. Allerdings fallen mir bei machen Sätzen keine besseren Formulierungen ein.
Dann versuche ich den Satz etwas aufzuteilen.

Mitlerweile gehe ich her, wenn ich was lese, erstmal nur Adjektive und Verben anzustreichen. Dann versuche ich kurz danach mich mit Hilfe dieser Wörter an das ganze zu erinnern und wieder zu geben.

Als ganzes wird alles komplett in eine Mindmap eingetragen, XMind ist da sehr zu empfehlen, da intuitiv bedienbar.
Dann gehe ich her und halte einen virtuellen Vortrag, den ich am Computer aufnehme, anhand der Mindmap. Während der Autofahrt/Bahnfahrt habe ich dann halt immer etwas zum grinsen, wenn ich mir dann das Thema anhöre. ;-)

Erzähl mal, wie es mitlerweile bei Dir klappt.

Gruß
Will
Horkas
Superbrain
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Re: Lesen - Niederschreiben

Beitrag von Horkas »

Kronos hat geschrieben:wenn ich ein kapitel lese und es nicht niederschreibe, habe ich immer das gefühl, dass ich mir nichts gemerkt habe.
Dieser Tage stand ein interessanter Artikel in SPIEGEL ONLINE, der sich zwar auf Oberstufenschüler und deren Lerntechniken bezieht, der aber viele Anregungen bietet, sich deinem Problem erfolgreich zu stellen:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 87672.html
Zu allen wirklichen Abenteuern gehört, dass man einen Schatz sucht.
David Loye
Volker
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Re: Lesen - Niederschreiben

Beitrag von Volker »

Kronos hat geschrieben:hallo community,

mich beschäftigt mein lernverhalten schon seit geraumer zeit. und zwar deshalb weil ich nicht weiß, ob man dabei überhaupt von einem lernen sprechen kann, da ich mir so verdammt unsicher bin ob ich es verstanden habe. folgendes:

wenn ich ein kapitel lese und es nicht niederschreibe, habe ich immer das gefühl, dass ich mir nichts gemerkt habe.
lese ich ein kapitel und schreibe es sofort nieder, dann schreibe ich das kapitel bzw. die handlung darin alles wortwörtlich nieder - meist sehr detailreich und quasi "ungefiltert" (frage nicht was wichtig ist) dabei ist natürlich das buch zugeklappt um ja nicht in die versuchung zukommen hinzuschauen. wenn ich mir das niedergeschriebene in stichwörtern dann so ansehe, denke ich mir, ob ich das jetzt wirklich verstanden habe?!?oder kommt es rein aus KZG?
dabei denke ich mir immer auch ob ich unbewusst eine mindmap mache oder ich die kettenwortmethode verwende?! wo, wenn ein wort fehlt mein system zusammenbricht, was mir durchaus das eine oder mal passiert. oder bin ich schnelleser?

zu meinem wiederholungsrythmus muss ich sagen, dass ich nicht oft wiederhole, gut, weil ich dann iw faul bin den stoff, den ich am tag durchgemacht habe, der wiederum recht viel geworden ist, zu wiederholen. außerdem weiß ich nicht wann ich wiederholen soll. was ich gemerkt habe, dass ich am nächsten tag einiges wieder vergessen habe. auch iw logisch. soll ich abends vorm schlafengehen wiederholen?

bei stundenwiederholungen werde ich dann oft gefragt ob ich es auswendig gelernt habe, führe zu genau aus, bringe es nicht am punkt bzw. kann dann nicht gleich die frage beantworten. bzw. "bohrt" er nach, verlier ich das konzept und bin quasi hilflos. bin ich deshalb ein oder allgemein ein auswendiglerner?

mein leseverhalten bei "normalen" bücher ist so, dass ich mir alles bildlich vorstelle. zeitungen überfliege ich und weiß worums gegangen ist, bei fachbücher kann ich mir nichts bildlich vorstellen iw, ok vl.

vl. kann mir da jmd helfen bzw. mir das erörtern, ob das gut oder schlecht ist, wo das problem liegt, wie ich mich verbessern kann, bzw anders machen soll, da mich das beschäftigt. bin iw verwirrt.
Viele Fragen. Fangen wir an mit der Frequenz, in der wiederholt werden sollte. Hier werden die meisten Fehler gemacht, selbst von Leuten, die viel Erfahrung mit Mnemotechnik haben. Denn auch Dinge, die man sich mit Mnemotechnik merkt, muss man zum Teil ab und zu wiederholen. Wenn man sehr viel Stoff hat, sollte man generell alles wiederholen, weil man sonst nicht weiß, ob das Merken funktioniert hat, bzw. man merkt zu spät, dass einem etwas nicht einfällt (erst in der Prüfung).

Wenn man Routen benutzt, ist das Wiederholen sehr einfach, weil man seine Route durchgeht und damit alles wiederholt.

Optimal ist das alles nicht. Man wiederholt zu viel, also Dinge, die man sich gut merken kann, dafür wiederholt man anderes, was man sich nicht gut merken kann (trotz Mnemotechnik) nicht oft genug. Meist wiederholt man auch nicht in den richtigen Zeitabständen. Was ist überhaupt der richtige Zeitabstand? Wann ist der richtige Zeitpunkt, an dem man wiederholt? Ganz einfach gesagt: Kurz bevor man es wieder vergisst! Aber das weiß man natürlich nicht.

Es gibt aus diesem Schlamassel m. W. nach nur einen wirklich guten Ausweg: Optimierte Wiederholung bzw. spaced repitition. Es gibt dazu zwei gute Programme: Zum einen das kostenlose Programm namens Mnemosyne und das Programm SuperMemo für 50 USD. Letzteres setze ich ein, weil es einfach grandios ist und viele Möglichkeiten bietet, vor allem die Antwort auf Deine Frage: Wie lerne ich am Besten aus Büchern? Die Antwort lautet Inkrementelles Lesen.

Mnemosyne und SuperMemo sind ähnlich wie die Karteikarten von Sebastian Leitner, nur in Software. Der Vorteil dieser (und ähnlicher Programme, wie z. B. Full Recall) ist, dass sie anhand der allgemeinen Vergessenskurve die Zeitabstände optimieren, in denen man lernt. Mit der Zeit lernt das Programm selbst, wie die individuelle Vergessenskurve aussieht und passt sich daran an. Man kann die Zahl der Wiederholungen und die Zeitabstände völlig dem Programm überlassen und muss sich nicht mehr darum kümmern!

Meine Methode ist, dass ich alles an Lernstoff in SuperMemo packe. Wenn ich merke, dass ich mir etwas schwer merken kann, dann setze ich Mnemotechnik ein und baue mir eine Brücke. Wenn ich nicht merke, dass ich mir etwas schwer merken kann, dann bemerkt SuperMemo das und macht mich darauf aufmerksam!

Zudem hat SuperMemo noch eine Funktion, die es sonst nirgends gibt: Man kann in dem Programm seine Schlafzeiten eintragen. Das sollte man in den Ferien machen, so dass man schlafen kann, wann man will, und ohne Wecker aufwacht. Dann ermittelt das Programm das Schlafbedürfnis - und aus der Erfahrung beim Wiederholen, wann die beste Tageszeit zum Lernen ist! Das ist übrigens meistens morgens.

Inkrementelles Lesen ist auch eine Spezialität von SuperMemo. Man kann es auch mit Mnemosyne hinbekommen, nur nicht so komfortabel. Der Trick ist, aus den Sätzen aus einem Buch, die man aufschreibt (in den Computer eingibt), eine Frage zu machen. Beispiel:

Albert Einstein veröffentlichte im Jahr 1905 seine spezielle Relativitätstheorie und 1916 seine allgemeine Relativitätstheorie.

Man markiert in SuperMemo die 1905 und drückt <Alt>+Z. Dann hat man einen Lückentext, der so aussieht:

Albert Einstein veröffentlichte im Jahr [...] seine spezielle Relativitätstheorie und 1916 seine allgemeine Relativitätstheorie.

Damit hat man eine Frage, die Antwort lautet "1905", was SuperMemo automatisch als Antwort eingetragen hat. Man wiederholt das (kopiert den oben kursiv geschriebenen Satz), fügt ihn hinzu, markiert "1916" und macht eine zweite Frage daraus. Eine dritte, in dem man "spezielle Relativitätstheorie" markiert etc. pp. Wenn ich mir nun nicht merken kann, dass die Antwort auf die erste Frage "1905" lautet, dann benutze ich das Majorsystem und baue mir eine Brücke. Für den Ausdruck "Relativitätstheorie" muss man natürlich etwas finden, was man sich visuell merken kann, z. B. zwei sich begegnende Eisenbahnzüge.

Nun muss man jeden Tag (möglichst) das Programm starten und lernen. Das kostet aber meist nicht viel Zeit, abhängig vom Lernstoff, und wenn das Programm sagt "Nothing more to learn", dann weiß man, das man genug gelernt hat und kann sich um andere Dinge kümmern!

Man muss nur lernen, sich beim Wiederholen völlig auf das Programm zu verlassen - das entscheidet, wie oft man wiederholt und wann man wiederholt. Nach einiger Zeit merkt man aber, dass das Programm das viel besser kann als man selbst.

MindMaps kann man auch in SuperMemo (oder Mnemosyne) stopfen. SuperMemo kann automatisch Artikel aus dem Internet (z. B. Wikipedia) übernehmen, und man kann sich mittels <Alt>+Z daraus Fragen basteln.

Ich schlage vor, Du probierst mal MnemoSyne aus, da dies nichts kostet außer einem bisschen Zeit.

Von SuperMemo gibt es auch ältere, kostenlose Programmversionen, die weniger können.

Meine eigene Lernmethode (Methode V) kombiniert im Prinzip verschiedene Lernmethoden, und Mnemotechnik und optimierte Wiederholung sind der Kern davon. MindMaps dienen dem Verstehen des Lernstoffs, die Entspannungstechnik dient der Selbstmotivation (eigentlich handelt es sich um Selbsthypnose ...) und dem Bekämpfen von Prüfungsstress, und das Wissensmanagement fügt das alles zusammen.
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