Loci-Methode und der Aufbau von "Grundwissen"

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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unkraut
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Loci-Methode und der Aufbau von "Grundwissen"

Beitrag von unkraut »

Hallo,

ich habe recht ausführlich in diesem Forum zum Thema "Loci-Technik" gestöbert, bin jedoch in Bezug auf einen Aspekt nicht wirklich fündig geworden. Ich bin Student und möchte diese Technik gerne für schriftliche und evtl. auch mündliche Prüfungen verwenden. Ich habe allerdings auch den Anspruch, im Verlauf meines Studiums nicht nur gute Noten zu schreiben, sondern mir das auf die Prüfungen gelernte Wissen auch langfristig anzueignen. Ich stelle mir also die Frage, ob ich - selbst wenn ich in der Prüfung alles perfekt auswendig reproduzieren kann - auch beispielsweise ein halbes Jahr nach der Prüfung dieses Wissen verfügbar habe. Dabei möchte ich dann aber natürlich ungern noch z.B. auf die Stationen meines Wegs zur Uni zurückgreifen müssen, um Inhalte abzurufen.

Ich habe bereits während der Schulzeit einige sehr positive Erfahrungen mit der Loci-Methode gemacht. Es gelang mir unglaublich schnell und gleichsam anstrengungslos, eine sehr große Anzahl von Stichpunkten auswendig zu lernen. Nach der Prüfung waren diese Listen dann aber auch genauso schnell wieder vergessen. Natürlich hätte ich meinen Routen wiederholen können und wüsste dann vmtl. jetzt immer noch alles, aber auf langfristige Sicht ist zum Wissensaufbau die Notwendigkeit, auf Routen als Abrufreize zurückzugreifen, doch nicht wirklich attraktiv? Vor allem vor dem Hintergrund, dass es ja außerhalb von Prüfungssituationen meist nicht darum geht, Stichpunkte lückenlos parat zu haben, sondern Zusammenhänge erkannt zu haben und Transferleistungen erbringen zu können. Ich gebe zu, dass auch bei "herkömmlichem" Auswendiglernen das Gelernte gefühlsmäßig schon sehr bald wieder komplett verschwunden ist, aber wäre das beim Lernen mit der Loci-Methode ohne Rückgriff auf die Routen denn nicht noch mehr der Fall?

Ich tue mich übrigens nicht schwer, den Stoff zu verstehen und ich bin ein sehr systematischer Lerner. Ich möchte mir den Stoff zunächst in Mind-Maps strukturieren und könnte dann Stichpunktlisten (mit typischerweise ca. 5 Punkten) auswendig lernen.

Herzlichen Gruß!
Horkas
Superbrain
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Re: Loci-Methode und der Aufbau von "Grundwissen"

Beitrag von Horkas »

unkraut hat geschrieben: Ich stelle mir also die Frage, ob ich - selbst wenn ich in der Prüfung alles perfekt auswendig reproduzieren kann - auch beispielsweise ein halbes Jahr nach der Prüfung dieses Wissen verfügbar habe. Dabei möchte ich dann aber natürlich ungern noch z.B. auf die Stationen meines Wegs zur Uni zurückgreifen müssen, um Inhalte abzurufen.
Es ist natürlich gerade der Reiz der LOCI-Methode, über die Erinnerung an die Routenpunkte wieder zum damit gelernten Inhalt zu finden. Es gibt natürlich auch anderes als den Weg zur Uni, das sich als LOCI-Route pflegen lässt, auch wenn der dank der täglichen Routine besonders intensiv in Erinnerung ist.
unkraut hat geschrieben:Ich habe bereits während der Schulzeit einige sehr positive Erfahrungen mit der Loci-Methode gemacht. Es gelang mir unglaublich schnell und gleichsam anstrengungslos, eine sehr große Anzahl von Stichpunkten auswendig zu lernen. Nach der Prüfung waren diese Listen dann aber auch genauso schnell wieder vergessen. Natürlich hätte ich meinen Routen wiederholen können und wüsste dann vmtl. jetzt immer noch alles, aber auf langfristige Sicht ist zum Wissensaufbau die Notwendigkeit, auf Routen als Abrufreize zurückzugreifen, doch nicht wirklich attraktiv? Vor allem vor dem Hintergrund, dass es ja außerhalb von Prüfungssituationen meist nicht darum geht, Stichpunkte lückenlos parat zu haben, sondern Zusammenhänge erkannt zu haben und Transferleistungen erbringen zu können. Ich gebe zu, dass auch bei "herkömmlichem" Auswendiglernen das Gelernte gefühlsmäßig schon sehr bald wieder komplett verschwunden ist, aber wäre das beim Lernen mit der Loci-Methode ohne Rückgriff auf die Routen denn nicht noch mehr der Fall?
Ich denke, dass die Lernerfahrungen mit LOCI stets sehr individuell sind. Die Qualität der Erinnerungsleistung hängt auch ab von der Qualität der Erarbeitung und des ersten Lernvorgangs. Ich merke mir wichtige Inhalte mit speziellen Routen, und da erschließt sich der Inhalt auch nach langer Zeit immer wieder über die Routenpunkte und die verbindenden Assoziationen. Beispielsweise merkte ich mir Frederic Vesters 13 Regeln aus der Lernbiologie vor vielen Jahren anhand der Regionalbahnstationen zwischen Müllheim (Baden) und Basel SBB. Bei Bad Bellingen denke ich stets an die Regel Altes mit Neuem zu verbinden. So ist es auch im alten ehemaligen Rheinfischerdorf und seiner Entwicklung zum modernen Heilbad. Oder bei Einmeldingen denke ich an das alte Scherzlied "Ein Loch ist im Eimer..." und habe die Assoziation zu Humor und Spaß. Voraussetzung ist die gute Bekanntheit der Route, sonst funktioniert auch die Erinnerung - zumal nach längerer Zeit - nicht.
unkraut hat geschrieben:Ich tue mich übrigens nicht schwer, den Stoff zu verstehen und ich bin ein sehr systematischer Lerner. Ich möchte mir den Stoff zunächst in Mind-Maps strukturieren und könnte dann Stichpunktlisten (mit typischerweise ca. 5 Punkten) auswendig lernen.
Vielleicht wäre - namentlich für einen systematischen Lerner - die Kombination von Mind Map und Schlüsselwortmethode hilfreich. Schlüsselworte für die Stichpunktlisten, die sich zu kleinen Storys verbinden lassen. Das würde ich jedenfalls mal probieren.
Zu allen wirklichen Abenteuern gehört, dass man einen Schatz sucht.
David Loye
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