Anfänger mit Schädelbasisbruch möchte Hirn trainieren

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Subutex
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Anfänger mit Schädelbasisbruch möchte Hirn trainieren

Beitrag von Subutex »

Hey Leute,

ich bin zwar viel im Web unterwegs, wusste aber wirklich nicht, dass es ein Forum gibt, das sich mit Mnemotechniken, Gedächtnis etc beschäftigt. - Tolle Sache!
Es geht um folgendes:

Ich hatte vor einigen Jahren durch einen Unfall einen Schädelbasisbruch davongetragen und es gibt sehr viele Situationen in meinem Alltag wo ich merke, dass ich dadurch Defizite habe.
Durch den Unfall habe ich meinen Geruchssinn komplett verloren, habe ab und zu Epileptische Anfälle, aber was mich am meisten stört sind die Folgen auf mein Gedächtnis.
Ich habe wirklich seeeehr viele Erinnerungen aus meiner Vergangenheit komplett vergessen, was ich traurig finde, aber ich denke da kann ich nicht mehr so viel machen.
Wenn ich z.B. vor ca einem Jahr einmal einen Termin bei einem Arzt hatte und ihn dann 12 Monate später sehe, kann ich mich nicht mehr wirklich an ihn erinnern. Ich habe von vielen Sachen aus der Vergangenheit, nur ganz grobe Bruchstücke im Kopf. Das merke ich ganz besonders dann, wenn ich mit Freundin über etwas rede was vor längerer Zeit passiert ist.
Wenn ich ein Buch lese, passiert es nicht selten, dass ich nach einiger Zeit wirklich nur noch sehr wenig vom Inhalt wiedergeben kann.
Auch bei Gesprächen verliere ich öfters mal den Faden. Weiß zum Beispiel bei intensiveren Gesprächen nicht mehr genau was die Ursprüngliche Frage war bzw. Ich fange an etwas zu erzählen, und komme dann ein bisschen vom Thema ab und weiß eigentlich nicht mehr worauf ich hinaus wollte.
Es passiert auch häufig, dass ich, wenn ich Freunden etwas erzähle, es dann nochmal zum 2. mal erzähle, weil ich nicht mehr wirklich weiß, dass ich es schonmal erzählt habe. :(
Ich muss dazu sagen, dass ich ansonsten geistig wirklich topfit bin. Also ich laufe jetzt nicht halb dement hier durch die Gegend und vergesse morgen, dass ich hier nen Thread eröffnet habe. ;)

Ich möchte mich jetzt mehr mit Gedächtnistraining beschäftigen um mein Gehirn etwas mehr zu fordern.

Bisher habe ich mir von Christiane Steger - Warum fällt das Schaf vom Baum und von Tony Buzan - Kopftraining gekauft.
Warum fällt das Schaaf vom Baum habe ich bis zum Auditiven Training durch. Also das Auditive Training selbst habe ich noch nicht gemacht. Die Routentechnik und Die Geschichtstechnik funktionieren ganz gut, und ich überlege gerade das Master System mit den Zahlen von 0-99 zu erlernen. Bisher nutze ich die Techniken so, dass wenn mir im Alltag etwas einfällt, dass ich mir merken möchte, ich ein Bild in meinem Kopf erzeuge um mich dann daran zu erinnern.
Die Sache ist die: Mir geht es jetzt nicht wirklich darum, dass ich mir 20 Stellige Zahlen merken will oder so. Das ist nicht mein Ziel. Von daher weiß ich nicht, ob es sich für mich Lohnt, mir das Master System anzueignen. Was meint Ihr?

Ich würde gerne folgendes verbessern:

- Bei längeren Gesprächen und Diskussionen noch wissen was der Ausgangspunkt war, bzw die Ausgangsfrage.
- Nach einem Gespräch oder einem Buch mehr vom Inhalt in meinem Kopf gespeichert haben. (Wenn möglich länger als ein paar Tage ;) )
- Allgemein daran arbeiten, dass ich Sachen die ich erlebt habe, besser und länger in meinem Gedächtnis gespeichert habe
- Ich möchte mir schneller und längere kleinere Details eines Gesprächs merken

Würdet ihr mir raten, dass Master System von Warum fällt das Schaf vom Baum zu lernen, und weiter in dem Buch zu arbeiten, oder bringt das für meine Wünsche eher wenig?
Tony Buzan - Kopftraining habe ich wie gesagt noch hier. Oder würdet Ihr mir zu einem ganz anderen Buch raten in meinem Fall?

Ich bin für jeden Ratschlag dankbar!

Viele Grüße

Chris
Frederica
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Registriert: Mi 24. Jun 2009, 14:53
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Re: Anfänger mit Schädelbasisbruch möchte Hirn trainieren

Beitrag von Frederica »

Hallo Subutex,
ganz ehrlich, ich denke, dass viele Deiner Punkte jedem anderen Menschen auch passieren.
Vielleicht bist Du jetzt besonders aufmerksam bzgl. Defiziten?

Ich erkenne einen Arzt, den ich nur einmal gesehen habe, nach einem Jahr auch nicht wieder, vor allem nicht, wenn ich ihn nicht in seiner Praxis treffe (oder es ein Zahnarzt war - den sieht man während der Behandlung ja kaum, weil man nach oben schaut :wink: ).
Im Gespräch den Faden verlieren: Wenn sich der Gespärchsverlauf sehr wandelt, kann das durchaus vorkommen. Bspw.: Ausgangsfrage: Was macht man nach einem Beinbruch? - Gesprächspartner erzählt von seinem Beinbruch während seines Schottlandaufenthaltes, ihr redet dann darüber, wo er genau war, wie die Kneipensituation war und am Ende seid Ihr bei Zoten über Besoffene. Wie war die Ausgangsfrage noch mal? :wink:

Ich würde Dir vor allem erst mal raten, Infos über Deine Vergangenheit zu sammeln. Vielleicht können Freunde und Verwandte Dir ihre Erinnerungen an für Dich wichtige Ereignisse mitteilen (am besten auch schriftlich zum Nachlesen), Fotos zeigen, Videos, wenn vorhanden.
Vielleicht haben Deine Eltern noch alte Materialien von Dir: Briefe, Schulhefte, Geburtstagsgrüße etc., aus denen Du Schlussfolgerungen über Deine Erlebnisse ziehen kannst.

Dein Thema lautet mMn aber v.a. Konzentration. Du kannst Dein Kurzzeitgedächtnis mit Übungen schulen, indem Du Dir verschiedenes bewusst merkst (Einkaufslisten, Nachrichten, Telefonnummern etc.) - dabei schulst Du auch Deine Konzentration.
Im Gespräch kann es helfen, immer mal wieder Sätze oder Wörter zu wiederholen, den Verkauf zusammenzufassen oder nachzufragen. Das ist gar nicht mal auffällig mit Sätzen wie "Du meinst also, dass...?", "Dann könnte man also sagen, dass ...", "Was meinst Du genau mit...?" oder etwas in der Art.

Ich denke, es dauert etwas, Mnemotechniken zu lernen und erst nach längerem Üben ist man in der Lage, die auf ein Gespräch etc. anzuwenden - also schnell und nebenbei.


Bzgl. Personen etc. helfen zwei Tricks: Namen würde man sich über Eselsbrücken merken, die man mit der Person verbindet, also Frau Hutter trägt einen Hut, der mit Butter beschmiert ist (H + (B)utter) usw.
Gesichter würde man eher wieder erkennen, indem man sich ein besonderes Merkmal merkt. Das finde ich allg. schwierig, aber man kann erst mal mit einfachen Sachen anfangen: Markante Brille, markante Frisur oder Haarfarbe, markante Gesten (oder gar keine Gestik), besonderes Lachen usw.

Nach dem Schädelbasisbruch wirst Du aber doch sicher auch irgendeine Art von Nachsorge (k.A. ob man da etwas wie Physiotherapie macht?). An den behandelnden Experten würde ich mich jedenfalls auch wenden, der dürfte doch schon Erfahrungen haben und Dir gezielte Tipps geben können!

Natürlich lohnt sich das Einüben der Gedächtnistechniken, nur braucht man anfangs meist etwas länger Zeit und schafft es nicht, beim Gespräch etc. noch eine Route und Schlüsselbegriffe zu visualisieren.

LG und gute Besserung wünscht
Frederica
Horkas
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Registriert: Di 08. Nov 2011, 11:50
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Re: Anfänger mit Schädelbasisbruch möchte Hirn trainieren

Beitrag von Horkas »

Hallo Chris,

Frederica hat dir schon ein paar gute Hinweise gegeben.

Ich würde dir zusätzlich raten, das Gedächtnistraining mit Hilfe der Locitechnik und vielleicht auch zusätzlich des Master (Major) Systems ab sofort in den Alltag zu integrieren. Du hast sicher bereits eine "Liste" mit bis zu zwanzig Punkten, vielleicht gar eine Hunderterroute?

Du kannst am Radio die Nachrichten hören und dabei Punkt für Punkt der Reihe nach auf deine Liste "legen". Assoziationen binden dabei Orts-, Personennamen und Inhalte an den ersten, zweiten, dritten usw. Routenpunkt, wie du es schon mit dem Christiane-Stenger-Buch gelernt hast. Die stündlichen Nachrichten umfassen in der Regel fünf bis sechs verschiedene Inhalte. Wiederhole das Gehörte gleich im Anschluss. Zuerst kannst du dich vielleicht nicht alle Punkte erinnern. Spätestens am zweiten oder dritten Tag wird das einwandfrei funktionieren. Versprochen! Erinnere dich in einigen Stunden (bevor du neue Nachrichten hörst), was du bis dahin behalten hast. Auch hier wirst du deine Ergebnisse immer mehr verbessern.

Probiere es dann in gleicher Weise mit der 15-minütigen Tagesschau- oder Heute-Sendung. Da kommst du auf in der Regel 12 oder 13, manchmal 15 verschiedene Nachrichten, die du dir genauso einprägen kannst. Wiederhole auch hier im Anschluss und prüfe, wieviele Stationen du sicher benennen kannst. Das werden am Anfang vielleicht nur wenige sein. Nach ein paar Tagen aber wirst du bald auf nahe 100 Prozent kommen!

Es geht bei dieser Übung nicht um das Behalten im Langzeitgedächtnis, sondern um das Training der Fähigkeit, sich beliebige Inhalte zu merken, so lange man es braucht.

Gehst du im Alltag einkaufen? Mit Zettel? Versuchs mal mit der Liste: Inhalte assoziativ an die Stationen deiner Liste binden. Ich nehme dazu gerne die Körperliste, wie ich sie von Gregor Staub gelernt habe: 1-Fuß, 2-Knie, 3-Oberschenkel (Hosentasche) 4-Hüfte (Gesäßtasche) 5-Taille (Gürtel), 6-Brust (Herz), 7-Schulter, 8-Hals(Halskette), 9-Mund, 10-Frisur (Mütze, Hut). Bald wirst du dafür keinen Zettel mehr brauchen.
Zu allen wirklichen Abenteuern gehört, dass man einen Schatz sucht.
David Loye
Subutex
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Registriert: Do 23. Okt 2014, 18:49

Re: Anfänger mit Schädelbasisbruch möchte Hirn trainieren

Beitrag von Subutex »

Heyho,

erstmal vielen vielen Dank für eure Antworten!

Frederica:

Danke für deine Antwort! Du hast Recht vieles was ich geschrieben habe zum Thema "Vergesslichkeit" passiert auch anderen Menschen. Bei mir ist es aber einfach um ein vielfaches "stärker". Ich kann mit Freunden da ganz offen drüber reden, und ich bekomme da auch immer ehrliches Feedback. Es passiert leider immer und immer wieder, dass ich Sachen die ich ein paar Tage zuvor schon mal erzählt habe, nochmals erzähle.
Wenn ich etwas erzähle fange ich mittlerweile meine Sätze mit: "Ich weiß nicht ob ichs schon gesagt habe, aber..." an:-(
Also es hat wirklich nichts damit zu tun, dass ich besonders aufmerksam bezüglich meiner Vergesslichkeit bin.

Infos bezüglich meiner Vergangenheit hole ich mir natürlich von Freunden, Familie, Fotos etc. Ich kann damit leben, dass einiges an Erinnerung fehlt, aber ich möchte daran Arbeiten, dass es nicht so weiter geht.
Danke für die Tipps mit bestimmten Sachen merken und Sachen zusammenfassen! Werde ich versuchen im Alltag anzuwenden.

Das mit den Eselsbrücken,Geschichten,Routen versuche ich schon so oft wie es geht zu trainieren. Momentan lerne ich das Master System.
Ich habe das letzte mal mit einem Neurologen darüber gesprochen, mich aber nicht ernst genommen gefühlt. Er hat mir den Ratschlag gegeben, eine neue Sprache zu lernen, oder in einen VHS Kurs zu gehen. Klar, an sich ist das sinvoll. Allerdings hätte ich von einer Person die Jahrelang das Thema studiert hat etwas mehr erwartet.
Naja, bald habe ich erneut einen Termin bei einem anderen Neurologen. Mal sehen.


Horkas:

Dir auch Danke für deine Antwort!

Eine 20er Route habe ich, aber eine 100er Route?! :-) Da bin ich noch weit von entfernt.
Den Tipp mit dem Radio habe ich mal auf dem Weg zum Arzt versucht und es hat sogar ganz gut funktioniert.

Das Trainieren mit dem Master System bringt mir momentan im Alltag keine wirklichen Vorteile. Ich finde es aber dennoch sinvoll, weil ich merke wie sehr ich mich beim üben konzentrieren muss. Und laut Christiane Stenger werden beim Lernen ja beide Hirnhälften benutzt und dadurch neue Verbindungen erzeugt.

Ich hoffe, dass es mir dadurch irgendwann besser gelingt, zu wissen, ob ich etwas schon mal erzählt habe oder nicht. Und mir von Situationen und Erlebnissen zumindest fast so viele Details behalten zu können wie die meisten anderen es können.
Auch möchte ich demnächst wieder anfangen zu Arbeiten und evtl nächstes Jahr eine Ausbildung machen. Da habe ich natürlich Angst, dass mir mein Gedächtnis Probleme bereitet.
Ich kann mir vorstellen, dass es so klingt als wäre es die normale "Vergesslichkeit" aber leider ist das bei mir alles etwas anders.
In der nächsten Zeit werde ich erstmal weiter das Master System üben, und das neue Buch "Lassen Sie Ihr Hirn nicht unbeaufsichtigt" durchlesen.

Falls jemand noch Tipps, Links oder evtl gute Bücher die mein Problem betreffen parat hat, bin ich Dankbar!

edit: Wäre Auditives Training nicht etwas, was mir bei meinem Problem helfen könnte? Wenn ja, kann mir dazu jemand ein Buch, eine Homepage, oder sonstiges empfehlen? In Christiane Stengers Buch gibt es leider nur 2 Seiten darüber. Zitat: "Durch auditives Gedächtnistraining verbessern Sie vor allem Ihre Fähigkeit, konzentriert zuzuhören und sich an das Gehörte auch wieder zu erinnern."

LG

Chris
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