Vokabeln lernen!

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

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Boris
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Beitrag von Boris »

Die Kritik an der keyword-Methode kann ich teilweise nachvollziehen.
Wenn man alle Vokabeln stur danach lernt, ist das sicherlich nicht gut.
Vorhandenes Vorwissen aus anderen Fremdsprachenkenntnissen z.B. sollte man auf jeden Fall beim Vokabel lernen mit einbeziehen. Außerdem kann man sich viele Vokabeln auch so ohne keyword merken.

Ich lerne grade spanisch. Ich mache es dabei so, dass ich die Vokabeln zweimal normal durchlese und probiere sie mir zu merken und Analogien z.B. zum lateinischen oder englischen zu sehen. Wo diese Analogien die mir in den Sinn kommen falsch sind, das Wort also was anderes bedeutet, und die, die ich beim 2. Durchgang vergessen habe, lerne ich mit der keyword-Methode.
Ich komme damit beim Vokabel lernen sehr gut klar. Ich bin auf jeden Fall viel schneller als mit dem früheren Pauken beim Englisch oder Latein lernen in der Schule. Sehr viel sogar.

Nun kann das aber nicht das einzige sein! Das stimmt natürlich!
Deshalb habe ich als weiteren sehr wichtigen Punkt beim Vokabel lernen noch folgenden: Wenn ich die "Tagesration" Vokabeln drin habe, höre ich mir die Aussprache davon an. Es gibt ja zahlreiche Sprachlern-CDs, wo die Wörter dann von Muttersprachlern gesprochen werden. So vergesse ich auch die Aussprache beim lernen nicht.

Und neben dem Vokabel lernen muss man natürlich auch an die Grammatik denken. Hierfür benutze ich momentan gar keine Mnemotechniken sondern lerne diese "wie gewohnt". Ob es dafür gute Techniken gibt kann ich nicht beurteilen, da ich keine kenne.

Und
Zweitens bindet diese Methode mich ewig an meine Ausgangssprache. Das, was anfangs ein Vorteil ist, mutiert im Laufe der Zeit zu einem Hindernis und macht mich sozusagen zum ewigen Anfänger.
Das stimmt auch nicht. Ich kann die Schlüsselwörter ja aus allen Sprachen wählen. Wenn ich nun ein spanisches Wort habe, wo mir ein Schlüsselwort aus dem englischen zu einfällt, kann ich das ja auch nehmen, bin nicht an deutsche Wörter gebunden.
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Ulrich Voigt
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die Methode Weber-Rumpes

Beitrag von Ulrich Voigt »

Noch einmal erinnern möchte ich an die Methode Hugo Weber-Rumpes (1891) zum Erlernen grammatischer Regeln und ihrer Ausnahmen:
-Die Regeln drastisch vereinfachen;
-Die Ausnahmen per Mnemotechnik lernen.

Das setzt allerdings eine kundige Analyse der Sprache voraus, - und eben die Ersetzung der vorliegenden Grammatik durch eine mnemonische Grammatik.

Das war 1891 eine (meines Wissens) neue Idee, eine professionelle Strategie, die Weber-Rumpe für die französischen Genusregeln vollständig umgesetzt hat (dazu: Esels Welt S. 160-166).
Nachfolger hat Weber-Rumpe damit (soweit ich weiß) hinsichtlich des Sprachenlernens nicht gehabt.

Ich habe aber seine Strategie auf die Kalenderrechnung angewendet:
-Die vorliegenden mathematischen Formeln drastisch vereinfachen.
-Die Ausnahmen per Mnemotechnik lernen.

Der Grund dafür, daß Weber-Rumpe so ohne Echo blieb, lag nicht in der Schwäche seiner Idee, sondern allein im Unvermögen seiner Nachfolger.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Boris hat geschrieben:Ich komme damit beim Vokabel lernen sehr gut klar.
Ich glaube, wir liegen gar nicht so weit auseinander. Ich hatte ja gerade geschrieben, daß die keyword Methode gut geeignet ist, das normale Lernen zu unterstützen, nämlich bei den schwierigeren Vokabeln.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Re: die Methode Weber-Rumpes

Beitrag von Ulrich Voigt »

Ulrich Voigt hat geschrieben:-Die Ausnahmen per Mnemotechnik lernen.
Damit steht man also vor Tabellen mit Vokabeln, die bestimmten grammatischen Regeln als "Ausnahmen" zugeordnet sind.
Die Aufgabe besteht nicht mehr einfach darin, einzelne Vokabeln zu lernen, sondern Gruppen von Vokabeln. Die Aufgabe ist weiterhin die, die Sache so einzurichten, daß man die Zuordnung der Tabelle zu der betreffenden grammatikalischen Rubrik mit verankert.
Weber-Rumpe benutzte dafür eine Methode, die man heute (euphemisch) als Geschichtenmethode bezeichnet (ich nenne sie Fadenmethode): Er brachte die betreffenden Vokabeln in eine bestimmte Reihenfolge und konstruierte dann dazu eine "Geschichte". Das wird auch heute meist noch empfohlen (z.B. Sperber 1989).
Man findet diesen Ansatz in Esels Welt S. 159-166 ausführlich diskutiert und kritisiert: Meines Erachtens ist es bei dieser Art von Tabellenlernen nicht nötig, eine Reihenfolge zu verankern, man kann die Tabelle einfach als Menge auffassen (statt als Folge), wodurch erheblich bessere Geschichten gelingen. Das ist in Das Jahr in Kopf ausführlichst demonstriert, denn im Prinzip ist es ja gleich, ob ich eine Tabelle von Zahlen oder eine Tabelle von Vokabeln vor mir habe.
- Na ja, nicht ganz gleich, denn bei den Zahlen kann ich mit einer vorbereiteten Wortliste von pegwords arbeiten, ich kann also bei der Konstruktion der Geschichten beliebig Füllwörter hinzunehmen; bei den Vokabeln muß ich aber die Geschichten streng ohne jedes Füllwort aufbauen. In Esels Welt S. 163-166 habe ich vorgemacht, wie das geht. -
Meines Erachtens vergriff sich Weber-Rumpe hier schlicht in der Methode, und zwar einfach deshalb, weil er mit seinen mnemotechnischen Fertigkeiten für diese Situation nicht gut vorbereitet war. Immer beachten die Mnemotechniker die Reihenfolge, dafür haben sie ein ausgefeiltes Instrumentarium. Auf das Objekt "ungeordnete Menge von Informationen" sind sie nicht so richtig vorbereitet. Nun ja, Esels Welt ist eine mnemonische Arbeit mit der Absicht, genau für diesen Zweck eine Lanze zu brechen. (Wieder ein Grund mehr, die Mnemotechnik des 17. Jahrhunderts ernstzunehmen ...)
Mathematisch spricht man von Mengen, wenn die Reihenfolge in einem zusammengehörigen Plural von Objekten keine Rolle spielt. Ich habe diesen Begriff nicht übernommen, weil er mir zu farblos ist, sondern rede von Klumpen: Es kommt ja darauf an, die vorliegende Menge von Informationen in sich zu stabilisieren, ihre Elemente untereinander zu verbinden, zu vernetzen, eben mit einem Wort: zu verklumpen. Ich mache aus der Tabelle einen Klumpen, indem ich ihn sozusagen in ein Bild oder unter eine Geschichte bringe, so daß ich ihn am Ende als Singular empfinde und handhabe. Der Klumpen ist sozusagen die mnemotechnisch verarbeitete Menge (als Menge! Nicht als Sequenz!).

U.V.
Inno
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Beitrag von Inno »

Bei mir ist es so, dass ich mir eine lose Folge von Wörtern in durchnummerierter Folge schneller merken kann, ehe meine Phantasie sich eine möglichst beeindruckende Geschichte ersonnen hat. Außerdem, verliere ich bei der Geschichte einmal den Faden, ist es schwer auf das Nachfolgende zu kommen. Bei einer Sequenz hingegen kann ich das Loch überspringen und bei der nächsten Position weitermachen.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Inno hat geschrieben: ... verliere ich bei der Geschichte einmal den Faden, ...
Eine Geschichte, bei der ich den Faden verlieren kann, ist nichts anderes als eine Fadengeschichte. Hier wird eine Sequenz als Geschichte dargestellt. Ich nenne das Fadenmethode.
Ich habe aber von etwas ganz anderem gesprochen, nämlich von der Zerstörung der Sequenz und ihrer Ersetzung durch eine Menge. Das Problem "Faden" taucht dann in dieser Form nicht auf.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Beitrag von Ulrich Voigt »

Inno hat geschrieben:..., ehe meine Phantasie sich eine möglichst beeindruckende Geschichte ersonnen hat.
Eine Geschichte zu ersinnen erfordert in der Tat Zeit. Man unternimmt das aber auch nur dann, wenn man ein Objekt auf Dauer lernen möchte, z.B. eine Ausnahmetabelle für eine grammatische Regel. Geschwindigkeit ist ist in dem Zusammenhang ziemlich nebensächlich.

U.V.
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Ulrich Voigt
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Keyword-Methode

Beitrag von Ulrich Voigt »

Jörn Hauptmann, The Effects of the integrated Keyword Method on Vocabulary Retention and Motivation ist eine englischsprachige pädagogische Dissertation der Universität Leicester 2004.
Auf www.keyword-method.de ist der gesamte Text einzusehen.
  • Insgesamt kommt die Arbeit zu einer sachlich begründeten Botschaft an die Pädagogen, die Keyword-Methode ernstzunehmen.
    Das Literaturverzeichnis enthält eine ganze Reihe einschlägiger Untersuchungen.
    Die verarbeitete Literatur ist nur englisch- und deutschsprachig.
    Die Arbeit ist auf das Thema "Keyword-Methode im Schulunterricht" konzentriert und befaßt sich nicht mit Gedächtnissport.
U.V.
www.likanas.de
Ulysses
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Re: Vokabeln lernen!

Beitrag von Ulysses »

MacroX hat geschrieben:.....3. Vokabeln schreiben.....
Wofür das?

Die Schreibweise prägt man sich durch Schreiben ja erwiesenermaßen am Schlechtesten ein.
Garnol
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Zusammenfassung

Beitrag von Garnol »

Hi
das thema hier ist zwar schon älter,
aber hab ihr vielleicht mal eine Anleitung geschrieben
(ich hab mir jetzt nicht alle beiträge durch gelsen da es doch sehr viele sind),
da ich bei sprachen die größten probleme mit den vokabeln habe
z.b. in Latein.
Garnol
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Beitrag von Garnol »

??
hm ihr antwortet doch sonst so schnell.
Dann frag ich anders:
Wie kann ich jetzt am effektivsten vokabeln lernen ??
Ulysses
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Beitrag von Ulysses »

Schlüsselwortmethode
slash7
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Beitrag von slash7 »

also ich lerne vokabeln mit einem kartei-kartensystem.
da muss ich mir zwar jedes vokabel auf ein kärtchen schreiben, aber wenn man immer mitschreibt ists nicht allzu viel.

die vokabeln versuch ich dann in bildern zu zerlegen u dann mit der deutschen übersetzung zu verknüpfen,

Der einzige nachteil am kartei-kartensystem ist, wenn der Prof. die Vokabeln von Lektion 25-36 aufgibt, weiß ich vom kartei-kartensystem her nicht, welche das sind.
Wäre wenn ich jeden Tag Voks lernen würde allerdings auch kein Problem, aber leider mach ich das nicht. (Englisch, Franzö+Latein,)
Sicaine
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Beitrag von Sicaine »

Ich verwende einfach Langenscheidts Vokabeltrainer. Da kann man sich Vokabellisten auch ausm Netz ziehen und selbst welche machen(abc zu zahlen oder loci(hab ich mir schon gemacht :)). Fuer Englisch(meine gekaufte Version) beinhaltet eben auch ka 3k Vokabeln und zu jeder Vokabel auch noch ne Sounddatei. Man hoerts also auch.
FreeBrain
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Beitrag von FreeBrain »

Vokabeln per Vokabeltrainer / Karteikarten pauken bringt mir wenig. Wenn ich Glück habe kenne ich die Vokabeln in dem Moment, in dem ich den Vokabeltrainer / die Karteikarten vor mir habe.

Praktisch anwendbar, also in unbekannten Texten oder Gesprächen sind sie allerdings kaum.

Mein Wunsch in Englisch besser zu werden ist nicht gefordert, sondern ein persönlicher Wunsch, dass hilft schon mal. Interesse und Motivation sind wichtig. Um so besser ich wurde, desto leichter fällt es mir jetzt auch noch mehr und noch schneller zu lernen.

Wenn ich jetzt Vokabeln lerne dann stelle ich mir einige Fragen.

Will ich das Wort von Englisch auf Deutsch übersetzen können? (ENG->DEU)

Will ich das Wort von Deutsch auf Englisch übersetzen können? DEU->ENG?)

Will ich das Wort in beide Richtungen übersetzen können? (DEU<->ENG?)

Will ich das Wort nur verstehen können? (P?)

Will ich das Wort aktiv anwenden können? (A?)

Ich akzeptiere die Fakten. Ich bin auch in der deutschen Sprachen nicht perfekt. Wenn ich in den Duden schaue, dann gibt es viele Worte die ich nicht kenne, da sie nur regional verwendet werden, Eigennamen sind oder zur Fachsprache gehören. Wieso sollte ich also im Englischen besser sein?

Auch ist es normal, dass jeder Mensch viel mehr Worte passiv verstehen kann als er im Alltag selbst aktiv produziert / produzieren kann.

Bei vielen Synonymen reicht es mir, wenn ich sie auf Englisch verstehen kann und ich ein Synonym als Ersatz bzw. eine passende Umschreibung dafür habe. Z.B. statt gibberish (Geschwafel) würde ich gossip/nonsense oder was auch immer der Situation passendes nehmen. Auch viele umgangssprachliche, regional begrenzte oder obszöne Sachen die nicht zu mir passen fallen da mit rein.

gibberish ist also in der Kategorie ENG->DEU und P, deshalb fragt mich der Vokabeltrainer auch nur für gibberish -> DEU und nicht andersherum. Reicht.

Um ein Wort im Zusammenhang zu wiederholen und zu üben google ich nach z.B. "courtesy example" in dem Fall gibt es bei wordnik.com viele Beispiele. Diese Seite bookmarke ich mir dann und sie kommt in einen speziellen Ordner nur für Vokabeln die ich gerade lerne. Dann lese ich zwei bis drei Beispiele und beim lesen muss ich sie mir ja auch vorstellen.

Zur Wiederholung rufe ich später alle Lesezeichen neu auf und lese die gleichen oder andere Beispiele. Sollte ich ein Wort vergessen haben, was selten vorkommt, dann markiere ich das Wort mit der Maus, mache Rechtsklick und drücke übersetzen (Firefox Addon Babbelfish). Das Wort wird dann unten eingeblendet ohne die Seite zu verlassen, sehr schnell und komfortabel.

Bild

gossip im Gegensatz dazu in Schublade DEU<->ENG und A.

Um ein Wort aktiv anwenden zu können suche/erstelle ich Beispielsätze. Diese spreche ich laut. Bei den Beispielsätzen stelle ich mir vor, wie ich sie später in der Realität zu verschiedenen Anlässen anwenden kann. So wird es gut vernetzt, das klappt super und ist dann auch abrufbereit.

Was ich auch sehr empfehlen kann ich lernen mit Körpereinsatz. Beispiel: rejoice (jubeln), dabei stellt man sich wirklich hin und bewegt die arme und stellt sich vor man würde jubeln und sagt dabei immer wieder das Wort. Das hat mich 30 Sekunden gekostet und das Wort wurde sofort eingespeichert, noch Tage später konnte ich mich an diese Aktion erinnern. Ist aber wohl besser, wenn man so etwas alleine macht um nicht eingewiesen zu werden. ;)
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