JAPANISCH lernen

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Koronbock
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JAPANISCH lernen

Beitrag von Koronbock »

Mit großem Interesse habe ich dieses Forum gefunden. Viele klasse Beiträge! Mich interessiert ein Spezialaspekt: Japanisch lernen.

Den Thread über "Chnesisch lernen" habe ich gelesen, es sind allerdings beim Japanischen einige Besonderheiten, deswegen dieser neue Thread.

Zu mir persönlich: Meine Frau ist Japanerin (ich weiß, da habe ich schon mal einen unfairen Vorteil). :lol:
Sprechen kann ich ganz gut (kann eine "normale" Unterhaltung führen, war auch 3 Jahre in Tokio).

Mich interessiert die Schrift bzw. die Zeichen. Ich habe sie zwar alle "gelernt", nämlich auf einer japanischen Sprachenschule in Tokio, nach der Methode: "Vogel friß (und zwar schnell) oder stirb".
Täglich etwa 12 neue Zeichen, was nach den ersten 300 oder so zu einem heillosen "Durcheinander" bzw. zu dem Effekt führte, dass für jedes neu gelernte Zeichen, mindestens eins vergessen wurde. :cry: Das Ende vom Lied: Die Zeichen habe ich praktisch alle vergessen.

Ich möchte jetzt also wieder neu anfangen und suche nach einem System, wie ich sinnvoll vorgehen kann. Ich kenne die Bücher von "James Heissig", der ja über jedes Kanji ein kleine mnemonische Geschichte verfasst hat. Habe damit angefangen, die Sache schien mir aber nicht systematisch genug.

Grundsätzlich halte ich die Methode "Geschichten zu Schriftzeichen assoziieren" für gut, aber nicht ausreichend. Im Unterschied zum Chinesischen gibt es im Japanischen für ein bestimtes Zeichen fast immer noch eine zweite oder dritte Aussprachemöglichkeit. Man braucht also zu einem Zeichen dreierlei:

1. eine oder mehrere "Aussprachen"
2. eine mnemonische Hilfe WIE das Zeichen geschrieben wird bzw. wie es aussieht.
3. die Bedeutung(en)
4. möglichst noch ein paar Beispiele, wie das Zeichen verwendet wird.

Würde mich freuen von Leuten zu hören, die zusätzliche Informationen über das sinnvolle Japanischlernen haben oder selbst Erfahrungen mit einem "System" gemacht haben.

Sore ja ne, (heißt soviel wie "tschüss")

Werner
Helmuth Alexander
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Beitrag von Helmuth Alexander »

Hallo Werner,

meine Frau ist auch Japanerin. Ich habe sie in Oxford kennen gelernt und war in den vergangenen zehn Jahren immer nur im Urlaub in Japan. Meine Frau spricht mit unserem Sohn japanisch. Deshalb verstehe ich ein bischen japanisch, kann mich aber weder auf japanisch unterhalten noch japanisch lesen (außer Hiragana und Katagana).

Ich habe vor ein paar Monaten mit Heisig angefangen. Erst Hiragana und Katagana und jetzt die Kanji.

Die 46 Hiragana und 46 Katagana habe ich auf Routenpunkten abgelegt. Hiragana auf einer Strassenseite, Katagana auf der anderen über eine Strecke von ca. 500 Metern.

Die ersten 50 Kanji habe ich auf gleiche Art gelernt. In jedem Nachbarhaus habe ich eine Lektion abgelegt. Bis zum vierten Haus bin ich gekommen. Dann dauerte mir das Lernen und Wiederholen zu lange:
- Neuen Routenpunkt finden
- Kanji lernen/auf dem Routenpunkt ablegen
- Neue Kanji lernen und die alten Kanji/alte Route wiederholen.

Inzwischen habe ich die Routenmethode aufgegeben und lerne die Kanji mit der Lernkartei. Mittlerweile habe ich 250 Kanji gelernt.

Ich habe im Forum und u.a. in Beiträgen von Herrn U. Voigt immer wieder von der Routenmethode beim Sprachenlernen gelesen, kann mir nun aber auf Grundlage meiner eigenen Erfahrung nicht vorstellen, dass diese Methode geeignet ist! Ich konnte zwar meine Frau beeindrucken, die überrascht war, dass ich aus dem Kopf 50 Kanji kann aber mehr auch nicht.

Wenn ich an "Kuh" denke muss das entsprechende Kanji sofort da sein -wie bei einer Lernkarte-. Ich darf dann nicht erst nachdenken müssen: "In welchem Haus und in welchem Eck habe ich das Kanji für Kuh abgelegt....?"

Ich zeichne meinen Lernfortschritt alle vier Wochen in Exel auf. Wenn ich im bisherigen Tempo weitermache, bin ich im August 2008 mit allen 2040 Kanji durch. Dann folgt der nächste Schritt: Die verschiedenen Aussprachen lernen.

Werner, hast Du mit Heisig weitergemacht? Welche Erfahrungen hast Du inzwischen mit dem Lernen der Kanji gesammelt?

Viele Grüße

Helmuth
Koronbock
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Beitrag von Koronbock »

Konnichi wa Helmuth San,

O-Genki desu ka ?

Ist ja schön, dass man hier einen "Mit-Japaner" trifft. Yookoso, Helmuth San!

Ja, das mit den "Routen" hatte ich mir auch überlegt, aber es sind einfach zu viele Zeichen! Und ja nicht nur ungefähr 2000 von denen, sondern für jedes Zeichen ja auch noch Aussprache(n), Bedeutung(en), Schreibweisen und gegebenenfalls Anwendungsbeispiele ("Kokugo").

Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mit dem Heisig nicht weitergemacht, sondern meine eigene Methode entwickelt. Sie basiert auf Karteikarten und dem folgenden Buch:

"Kanji Mnemonics, an introduction Manual for Learning Japanese Characters"
Autor: Robert Bodnaryk

Der hat alle Kanji nach "Mnemonics" gruppiert (in kleine Gruppen, so ungefähr 5 - 10 Zeichen), d. h. er hat sich Eselsbrücken zu den einzelnen Kanji gemacht und zwar nach der Schreibweise. Dazu gibt es Anwendungsbeispiele.

Bei mir kommt jedes Kanji eine Karteikarte (vorne das Kanji und die japanischen Kokugo, hinten: Eselsbrücke, englisch/deutsche Übersetzung, Anwendungsbeispiele.

Habe auf diese Weise jetzt ungefähr 500 Zeichen gelernt. Die Karten gehen in den üblichen KARTEIKASTEN und werden in 5 Fächer abgelegt und systematisch wiederholt ("Lernkartei").

Das geht ganz gut und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, die Kanji damit "im Griff zu haben". Nun, wir werden sehen.

Wo bist du denn beheimatet?

Ich wohne in Wiesbaden.

tschüss,
sore ja ne,
O-Genki-de

Werner
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Beitrag von DocTiger »

Also meine Erfahrung mit dem Sprachenlernen war immer, dass man viele Wiederholungen braucht und "Üben" muss, bis man einen wirklich aktiven Wortschatz hat.

Trotzdem ist die Routenmethode enorm hilfreich. Sie ist eine Lerntechnik und keine "Formulier" Technik. Um in einer Fremdsprache formulieren zu können, muss man mit möglichst vielen Wörtern vertraut sein, die im Sprachgefühl (eine Form von Langzeitgedächtnis) einsortiert sind.

Die Routenmethode ist ein Sprungbrett ins Langzeitgedächtnis. 100 Vokabeln lernen? Erst alle 100 Vokabeln auf eine Liste lernen, dann regelmäßig die Liste im Kopf durchgehen.

Ich habe keine objektive Untersuchung darüber angestellt, aber mir scheint diese Arbeitsweise viel effizienter, als bloßes Vokabelpauken. Mein Erklärungsansatz: Wiederholungen, in denen die Information komplett aus dem Kopf "gezogen" wird, sind effizienter, da man bereits benutzte Assoziationen verstärkt.
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Helmuth Alexander
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Beitrag von Helmuth Alexander »

Ich habe in den vergangenen Monaten viel experimentiert. Schließlich bin ich doch wieder zurück zur Loci-Methode gekommen. Die Loci-Methode zwingt einfach zu klaren und örtlich abgegrenzten Bildern. Die "Sprungbrettfunktion" kann ich für mich bestätigen. Ich lerne täglich zehn neue Kanji und suche mir immer einen größeren Platz auf dem ich sie ablegen kann. Diese Plätze sind meist Kreuzungen oder sonstige markante Orte. Im Moment bin ich bei Kanji 1.000 von 2.042. Sollte ich es schaffen bis März 2008 alle 2042 Zeichen zu lernen, werde ich meine Erfahrungen hier veröffentlichen.
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Beitrag von DocTiger »

Ich benutze grad ein für mich neues Wiederholungsschema, um für eine Prüfung in ein paar Monaten "vorzulernen" da ich in der Zeit knapp vor der Prüfung eh schon genug um die Ohren habe.

1. Jeden Tag ein Thema von ein paar Seiten auf eine Lociliste ablegen und das Thema nie wieder lesen.
2. Jeden Tag einmal und nur einmal die Locilisten im Kopf wiederholen.
3. Wenn nach ein paar Tagen das Thema im Langzeitgedächtnis ist, wiederhole ich es nicht mehr, und "recycle" die Lociliste.
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Beitrag von Kevin »

Mmm, bist du sicher, dass du die Themen, dann nach 2-3 Monaten noch perfekt runterbetest? Meine Erfahrung mit dem Langzeitspeicher ist, dass der Stoff im Laufe der Zeit vom aktiven zum passiven Wissen übergeht bis er langsam ganz verblasst und nur noch eine grobe Ahnung vorhanden ist. Was nicht benutzt wird schmeißt das Gehirn raus, so wie eine Sprache die lange nicht gesprochen wird. Gott sei Dank läßt sich der zuvor gelernte Stoff deutlich schneller wiederholen.
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Beitrag von DocTiger »

Der Stoff wird ja benutzt bis er nicht mehr gebraucht wird. Nur eben nicht so häufig.

Ich arbeite mit dem System jetzt seit 10 Tage und ich kann schon sagen, dass mir bei den ersten Themen die Stichpunkte fast von alleine einfallen. Also bei manchen Sachen muss ich noch etwas graben aber ansonsten funktionierts...
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Kevin
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Beitrag von Kevin »

Die Methode kling interessant. Ich habe mit den üblichen Wiederholungszyklen (1. Wiederholung nach einer halben Stunde, 2. Wiederholung nach 1-2 Tagen, 3. Wiederholung nach ca. 1 Woche, 4. Wiederholung nach einem Monat,…) gute Erfahrungen gemacht. Wenn ich es danach nicht wiederhole sinkt das Wissen nach 4-8 Wochen ab bis nach einem halben Jahr kaum noch Detailwissen vorhanden ist. Für mündliche Prüfung habe ich den Stoff kurz vorher innerhalb einer Woche wiederholt. Mich würde interessieren wie gut bei deiner Methode der Stoff verankert wird, also wieviel Wissen nach 2-4 Monaten ohne Wiederholung noch vorhanden ist. Und wie wiederholst du den Lernstoff wenn du deine Route schon recycled hast (ohne Route, mit der ursprünglichen Route oder einer neuen Route)?
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Ich kann nicht sagen wie gut der Stoff verankert ist. Ich kann höchstens sagen, dass er bei mir einigermaßen gut verankert ist.

Das übliche Wiederholungsschema hat den Nachteil, die etwas effizienteren Techniken wie Route oder SEM³ auszubremsen. Man kann eben den Inhalt der Liste einmal lernen, direkt danach abrufen zum überprüfen, und am nächsten Tag alles wieder hervorholen. Dadurch ist es nicht so sinnvoll, so viele enge Wiederholungen zu machen.

Der Trick am Route recyclen ist, dass ich ja beim rezitieren den Text/Sachverhalt aus dem Skript reproduziere, und ich sozusagen einen kleinen Prüfungsvortrag halte. Das passiert nach einer Weile automatisch für das jeweilige Thema. Ich gehe davon aus, dass ich da nach zwei drei Monaten nicht mehr 100% von drauf habe, aber erheblich mehr als wenn ich neu anfangen müsste.
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