Memorieren von 4 Lehrjahren als Physiklaborant

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Antworten
Markus Rossé
Foren-Neuling
Beiträge: 6
Registriert: Mi 24. Mai 2006, 19:30

Memorieren von 4 Lehrjahren als Physiklaborant

Beitrag von Markus Rossé »

Hallo zusammen

Vielleicht stelle ich mich kurz vor. Ich heisse Markus Rossé und fange nach dem Sommer mein 4tes (letztes) Lehrjahr als Physiklaborant an. Etwa im Mai / Juni muss ich dann an die Abschlussprüfung, welche doch recht anspruchsvoll gestaltet ist. Mein Ziel ist es, den gesamten Schulstoff, welcher ich in den letzten drei Jahren gehabt habe (und den kommenden), auf eine dauerhafte weise zu memorieren.

Erfahrungen mit Mnemotechniken habe ich nicht viel. Ich habe viel darüber gelesen, doch ich besitze weder irgendwelche Routen, noch kann ich solche Zahlen / Bilder Tabellen auswendig. Ich habe eine eigene kleine Technik erfunden um Wortlisten zu merken, mehr aber auch nicht.

Um wieder auf mein Problem zurück zukommen. Am besten Liste ich mal die Fächer auf, die ich dann beherrschen muss bzw. die ich auf immer und ewig kennen möchte ;) :

* Elektrotechnik
* Physik
* Englisch
* Allgemeinbildung
* Technisches Zeichnen
* Mathematik
* Informatik
* Chemie
* Werkstoffkunde

Das Wissen dieser Fächer ist doch sehr unterschiedlich. Während man bei Elektrotechnik und Physik Zusammenhängendes Wissen, Theorien und Formeln kennen muss, sind beim Englisch eigentlich nur Wörter zu memorieren, im Technischen Zeichnen hingegen Normen und Toleranzen, Allgemeinbildung eher Rechtliches, bei Chemie Theorie mit Reaktionen und in Werkstoffkunde von Eigenschaften diverser Kunststoffe über Produktionsverfahren von Metallen.

Ich suche jetzt also nach einer Variante, wie ich alles möglichst exakt memorieren kann und auf jede Information ohne grosse Umwege zugreifen kann.

Und jetzt kommt ihr Profis ins Spiel ;) : Habt ihr irgend welche Vorschläge, wie ich das erreichen kann? Wie würdet ihr das machen?

Nochmals zum Verständniss: Ich mach das nicht nur wegen der Abschlussprüfung, mir macht es spass mich mit lernen zu beschäftigen (effektivem lernen) und ich möchte gern mehr mit meinem Hirn anstellen als es die meisten Leute machen (leider).

gruss, Markus

[edit]
Ich denke es gehört hier hin, da es ja um Mnemotechnik gehen sollte und nicht um normales lernen. Aber wenn nicht, dann ruhig verschieben ;)
Benutzeravatar
Boris
Administrator
Beiträge: 1746
Registriert: Mo 31. Mär 2003, 9:33
Wohnort: Kranenburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Boris »

Routenmethode ist für vieles davon sicher geeignet. Egal welche Techniken du nutzt, das langfristige kommt nur durch angemessene Wiederholungen. Ohne geht es nie langfristig.
slash7
Superbrain
Beiträge: 103
Registriert: Sa 10. Jun 2006, 16:38

Beitrag von slash7 »

mich würde deine eigene kleine Technik sehr interessieren.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Wie wäre es damit: A3 Blätter hernzunehmen und das Wichtigste und Wesentlichste eines Fachgebiets, das Du Dir merken möchtest, in penibelster, georndeter und schön bunter Weise zusammen zu fassen, aufzuzeichnen und festzuhalten?

Das wäre zumindest eine gute Vorstufe - und sicherlich kein Verlust. Je schöner die Blätter werden und je mehr Arbeit Du in sie steckst, um so wertvoller werden sie Dir werden.

Und ich bin mir sicher, dass Du immer wieder von ihnen zehren und profitieren kannst.

Klaus
Markus Rossé
Foren-Neuling
Beiträge: 6
Registriert: Mi 24. Mai 2006, 19:30

Beitrag von Markus Rossé »

So, jetzt muss ich auch mal antworten :)

Boris> Die Routenmethode lässt sich sicherlich verwenden um beispielsweise Vorgänge in Werkstoffkunde (Stahlherstellung) zu lernen. Ich werde mir mal darüber genauere Gedanken machen

Klaus Horsten> Vielen Dank. Diese Methode die du nennst benutze ich momentan schon, um für Prüfungen zu lernen (nur dasss ich es nicht penibelst schön mache ;) ).

slash7> "Meine" Methode geht folgendermassen (Meine weil ich noch nirgends davon gelesen habe, kann gut sein dass sie schon so existiert :) )

Sie beruht darauf, dass man sich gut Regeln/Systeme merken kann und nicht einzelne Fakten. Leider sind aber Fakten meist das, was wir lernen müssen, also haben wir ein Dilemma ;)

Meine Idee:

Ich nehme immer drei Fakten und bilde ein System oder eine Regel, wie ich mittels den ersten beiden Fakten auf die dritte komme. Dann kann ich den zweiten und den dritten Fakt nehmen und mit einer anderen Regel zum vierten Fakt kommen und so weiter.

Ich gehe nun folgendermassen vor (Ich benutze das Beispiel von einer Wortliste):

Nehmen wir an, wir müssen die Reihenfolge Einkaufswagen / Elch / Mond / Zauberer / Kette lernen, wie geht das?

Ich überlege mir ein System, wie ich mittels Einkaufswagen und Elch zu Mond komme. Ganz einfach für mich: "Hast du schonmal auf der Erde irgendwo einen Elch gesehn, der einen Einkaufswagen vor sich her schiebt? Natürlich nicht, das gibts nur auf dem Mond". Ok, vielleicht nicht ganz kreativ, aber für mich reichts.
Jetzt schau ich mir Elch / Mond / Zauberer an. Wieder habe ich nur die beiden ersten und will auf das dritte kommen. Dazu stell ich mir folgendes vor:"Wie zum Teufel kommt ein Elch auf den Mond? Naja, das muss wohl ein Zauberer gewesen sein, der ihn da rauf gezaubert hat (oder hast du schonmal einen Elch in einem Spaceshuttle gesehn?)"
Weiter mit Mond / Zauberer / Kette: "Wieso sollte ein Zauberer auf dem Mond sein? Er wurde verbannt! könnte er sich aber nicht wieder zurück auf die Erde zaubern? Nein, denn er wurde mit einer magischen Kette an den Mond gekettet."

Ist nur ein Beispiel, ich hoffe, ihr versteht wie es geht. Wenn ich also die Wortkette wieder aufrufen will denke ich nur an Einkaufswagen und Elch. Sofort kommt mir den Mond in den Sinn (Regel siehe oben). Dann habe ich Elch und Mond, sofort kommt mir den Zauberer in den Sinn, dann die Kette, dann das Gewehr, dann den Kaktus, dann den Fotoaparat, dann den Kopierer usw. Genial daran ist auch, dass ich das ganze auch umkehren kann. Denke ich an den Zauberer und an die Kette und will zum Mond, dann kann ich wieder die gleiche Erklärung bringen wie vorher. Die Route kann also in beide Richtungen beliebig aufgerufen werden!

Jetzt könnte man sagen, naja, ist ja einfach eine Form von Geschichtenmethode - jein! Es ist wahr, dass ich ein Bild / Geschichte als Regel verwenden kann, um mich durch die Kette zu hangeln. Doch bring ich mal ein anderes Beispiel (Physik):

Es geht um Optik (Lichtbrechung):
Wie erstelle ich einen Zusammenhang zwischen optischen Medium, Einfallswinkel und Ausfallswinkel?

Jeder kennt die Szene, wenn man im Sommer (sehr heiss) in einem bestimmten Winkel (flacher) auf die Strasse schaut, dass es dann aussieht, als wäre es nass. Das hat damit zu tun, dass oberhalb der Strasse ein dünne Schicht von heisserer Luft ist als die Umgebungsluft. Wenn jetzt also das Licht von oben kommt (optisch dichteres Medium) und auf die heisse Luftschicht oberhalb der Strasse auftrifft (optisch dünneres Medium), dann wirkt das wie ein Spiegel. Folglich wird der Himmel gespiegelt (blau) und es sieht aus, als wäre der Boden nass.

Mit diesem Wissen (System) kann ich mir alles Ableiten was ich wissen muss.

Dieses Phänomen welches ich oben erklärt habe heisst Totalreflexion. Es trifft ein, wenn Licht von einem optisch dichteren Medium in optisch dünneres Medium kommt. Der Einfallswinkel muss kleiner sein als der Ausfallswinkel, weil wenn ich den Einfallswinkel immer grösser mache, kann der Ausfallswinkel nicht grösser werden als 90° (Wenn das zum ersten mal passiert spricht man von einem Grenzwinkel). Also muss der Rest des Lichtes reflextiert werden, weil nichts mehr gebrochen wird.

Und wenn ich das weiss, dann kann ich umkehren und sagen: Lichtweg von optisch dünnerem zu optisch Dichterem Medium: Einfallswinkel grösser Ausfallswinkel.

Ich schätze mal, dass die meisten keine Ahnung haben, von was ich jetzt geschrieben habe, aber für mich reicht es, dass ich dieses Wissen bis ans Lebensende behalten kann (denke ich ;) ).

Diese Methode kann man nun auf alle möglichen Themenbereiche ausweiten. Wichtig ist immer dass man die Fakten abstrahiert und ein System bildet, wie man vom einen zum anderen kommt.

Genau mit diesem System (und dem System, das Klaus Horsten erwähnt hat) werde ich jetzt versuchen meine Dinge zu lernen. Für weitere Vorschläge bin ich offen. Auch beantworte ich Fragen zu meinem System (Kritik dazu ist auch erwünscht :) )

gruss, Markus
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Markus Rossé hat geschrieben:Ich nehme immer drei Fakten und bilde ein System
Das ist formalisiert:

statt F1, F2, F3 -> S (F1, F2, F3)

F = Faktum
S = System

Das ist sicherlich ein gültiges Muster, das man in seinem Mnemo-Zauberkasten parat haben sollte. Dadurch verkleinert sich die Menge des Zumerkenden.

Klaus
Antworten