Esels Welt - Kapitel 2: 1. Subkapitel (Fragen, Meinungen,..)
Verfasst: Fr 06. Jul 2007, 16:39
Anknüpfend an die im April begonnene und angekündigte Postingreihe von Konglomeraten aus Fragen, Meinungen u.ä. zu ausgesuchten Textpassagen des Buches „Esels Welt“ (Dr. Ulrich Voigt, Likanas Verlag), folgt heute sozusagen der zweite Teil mit dem Fokus auf das 1. Subkapitel des 2. Kapitels „Esels Brücken“.
Generell habe ich den betreffenden Textauszug per Seitenzahl und entsprechender Zeilenposition gekennzeichnet, wobei als Zeile auch Überschriften gelten und sich so die jeweils angeführte Zeilenzahl ergibt.
In Kursivdruck stehen bei den einzelnen Beitragspunkten die Zitate bzw. Stichworte, auf die nachfolgend jeweils Bezug genommen wird. Neben Ulrich Voigt im besonderen sind selbstredend alle User und Likanas- Leser zur Diskussion und natürlich auch zum Stellen weiterer, kapitelbezogener Fragen eingeladen.
Kapitel 2 Esels Brücken
1.Mnemotechnik
S.32 (Zeilen 12-14 von oben) Francis Bacon 'Pränotion – Emblem‘
Zum genaueren Verständnis der Baconschen Nomenklatur von Pränotion und Emblem werden die beiden Begriffe zunächst vermittels „Gebiet umschreiben“ für die Pränotion und „Objekt bezeichnen“ für das Emblem erklärt. In Anlehnung an S. 10 (Inhaltsverzeichnis Kapitel 2, 2.Subkapitel) werden einerseits Haken, Fächer, Garderoben, Tableaus und Apparate unter Pränotion subsumiert, andererseits repräsentiert lt. S.36 das Emblem die fertige Erinnerungsstütze B. Das „umschriebene Gebiet“ scheint also mit der Gesamtheit zusammengehöriger Haken/Fächer im Sinne einer bestimmten Garderobe, eines Tableaus oder Apparates gleichbedeutend zu sein, während das „bezeichnete Objekt“, wie bereits oben geschrieben, die konstruierte Gedächtnisstütze B ist. Ist diese Interpretation zutreffend oder liege ich da falsch?
Auf die seit dem 16. Jahrhundert gängige und bis heute gültige, kunsthistorische Emblem- Charakterisierung mittels der Dreiteilung aus Motto, Pictura und Subscriptio jedenfalls hatte Bacon im genannten Kontext , wie mir scheint, eher nicht rekurriert. Vielmehr dürfte die angelsächsische Bedeutung von „emblem“ als schlichter Allgemeinbegriff für allegorische und symbolische Bilder und Zeichen in Bacons Ausführungen federführend gewesen sein.(?)
S. 32 (Zeilen 25-26 von oben)
„Während Bacon vom Allgemeinen zum Besonderen konstruierte...“
Heißt das, das Allgemeine sei die Garderobe bzw. das Tableau oder der Apparat, hingegen das Besondere die Erinnerungsstütze B respektive die Eselsbrücke A-μ-B?
S.32 (Zeilen 18-19 von oben) Giordano Bruno „Prinzip der Bezeichnung“
Was genau verbirgt sich hinter diesem Prinzip?
S.32 (Zeilen 23-24 von oben) Gregor Reisch „locus, imago und ordo“
Hier wird im Zusammenhang mit ordo das erste Mal von Assoziation gesprochen. Ordo müsste dem Kontext zufolge also der auf S.45 eingeführten Esels Assoziation entsprechen, hier nämlich der Verbindung der einzelnen imagines innerhalb einer zurechtgelegten Route!? Trifft das zu?
1.1Spielregeln
S. 36 (Zeilen 2-4 von oben)
‚A-μ-B ist eine objektive Struktur bzw. ein Modell der universalen Spielregel der Mnemotechnik‘
Anstelle der Brücke ist folglich auch synonym z.B. ein Band vorstellbar mittels dessen zwei Elemente verbunden/zusammengeknotet werden, die dann eine Einheit bilden, dennoch aber, ähnlich den Brückenpfeilern, ihre individuelle Eigenständigkeit bewahren. Je nachdem wie das Band um die Elemente geschlungen wird (im oder gegen den Uhrzeigersinn respektive von welchem der beiden Elemente das Band seinen Anfang nimmt oder eben endet), so kann man ebenso die Brücke in zwei Richtungen beschreiten.
S.37 (ab Zeile 4 von oben) ‚Brücke – Modell‘
In meinen Augen sind die Brückenbauer einerseits und Modellbauer andererseits wie folgt metaphorisch zu charakterisieren:
Der Brückenbauer ist der vergnügte Kasperletheater- Regisseur während der Modellbauer sich als ernst(haft)er Theaterdrama- Regisseur versteht. Aber Vorsicht: Nicht ausschließlich die Dramainszenierung allein muss Tiefgang haben!
S. 38 (Zeilen 9-11 von oben)
„Unser Interesse richtet sich nicht auf den Inhalt,..., sondern auf das Konstrukt, das wir an ihn knüpfen.“
Ist hier mit Inhalt der Erinnerungsinhalt A gemeint und unter Konstrukt die Erinnerungsstütze B zu verstehen? Wenn nein, was genau meint Inhalt und vor allem Konstrukt?
Der Erinnerungsinhalt A
S.39 (Zeilen 3-6 von oben)
‚Mnemotechnik ist eine Technik aus zwei Komponenten: Ars memoriae und ars reminiscentiae.‘
Ist es zu gewagt und oberflächlich, wenn ich konstatiere:
Ars memoriae: Die Brücke A-μ-B wird von A in Richtung B begangen und damit A gelernt. (Lernen im Sinne von „Verankern eines Inhalts im Gedächtnis“, vgl. S. 38 Zeile 9 von unten)
Ars reminiscentiae: Die Brücke A-μ-B wird von B in Richtung A begangen und damit A wiedererinnert.
S.39 (Zeilen 6-9 von unten)
„Mnemotechnik ist also nur in einem sehr speziellen Sinne eine Technik, die hilft, Erinnerungen wachzurufen. Hier irrte sich Alsted (1610), indem er keinen Unterschied sehen wollte zwischen allgemeinem und mnemonischem Wiedererinnern,...“
Ist mit ‚speziellem Sinne‘ die mnemonische bzw. aristotelische Wiedererinnerung im Unterschied zur allgemeinen Erinnerung gemeint?
Prinzipiell erscheint es mir nomenklaturtechnisch durchaus günstig, allgemeines (passives) Erinnern als Erinnern und mnemonisches (aktives) Erinnern als Wiedererinnern festzulegen. (s. hierzu ausführlich 3. Subkapitel S.50-51)
S.39 (Zeilen 1-3 von unten)
„Ich unterscheide grundsätzlich zwischen Lerntechnik und der ihr untergeordneten Mnemotechnik. Das, was Alsted vertrat, war eine mnemonische Lerntechnik,...“
Mnemotechnik ist also, sofern ich das richtig interpretiere, eine Variante unter vielen Techniken auf dem Gebiet des Lernens. Wenn man Lernen allerdings mit „Verankern eines Inhalts im Gedächtnis“(s. S. 38 Zeile 9 von unten) gleichsetzt, also die ars memoriae sozusagen allein in den Fokus rückt, lässt man die ars reminiscentiae- Komponente vollends außer Acht und wird der Sache damit nicht mehr gerecht. Lernen müsste demzufolge dann weitreichender gefasst werden (im Vergleich zur oben genannten Lernen- „Definition“, s. S. 38 ), um Mnemotechnik in vollem Umfang darin ein- bzw. unterordnen zu können. Wenn Lerntechnik neben anderen die Mnemotechnik subsumiert („untergeordnet“), offenbart sich dann eine „mnemonische Lerntechnik“ nicht fast als Pleonasmus? Es stellt sich mir letztlich die Frage: Was zeichnet Alsteds Mnemotechnik aus und was fehlt ihr gewissermaßen?
Letztgenannte Frage bleibt bestehen, auch gesetzt den wahrscheinlichen Fall, dass ich mit meiner obigen „untergeordnet“- Interpretation falsch liege. Ich bitte mithin um nähere Erläuterung oder andere Interpretationen der zitierten Textpassage.
Die Erinnerungsstütze B
Fortsetzung folgt...
Um den Thread nicht von Beginn an zu überfrachten, führe ich hier an gleicher Stelle das Posting fort, wenn obige Punkte „ausdiskutiert“ und geklärt sind.
Generell habe ich den betreffenden Textauszug per Seitenzahl und entsprechender Zeilenposition gekennzeichnet, wobei als Zeile auch Überschriften gelten und sich so die jeweils angeführte Zeilenzahl ergibt.
In Kursivdruck stehen bei den einzelnen Beitragspunkten die Zitate bzw. Stichworte, auf die nachfolgend jeweils Bezug genommen wird. Neben Ulrich Voigt im besonderen sind selbstredend alle User und Likanas- Leser zur Diskussion und natürlich auch zum Stellen weiterer, kapitelbezogener Fragen eingeladen.
Kapitel 2 Esels Brücken
1.Mnemotechnik
S.32 (Zeilen 12-14 von oben) Francis Bacon 'Pränotion – Emblem‘
Zum genaueren Verständnis der Baconschen Nomenklatur von Pränotion und Emblem werden die beiden Begriffe zunächst vermittels „Gebiet umschreiben“ für die Pränotion und „Objekt bezeichnen“ für das Emblem erklärt. In Anlehnung an S. 10 (Inhaltsverzeichnis Kapitel 2, 2.Subkapitel) werden einerseits Haken, Fächer, Garderoben, Tableaus und Apparate unter Pränotion subsumiert, andererseits repräsentiert lt. S.36 das Emblem die fertige Erinnerungsstütze B. Das „umschriebene Gebiet“ scheint also mit der Gesamtheit zusammengehöriger Haken/Fächer im Sinne einer bestimmten Garderobe, eines Tableaus oder Apparates gleichbedeutend zu sein, während das „bezeichnete Objekt“, wie bereits oben geschrieben, die konstruierte Gedächtnisstütze B ist. Ist diese Interpretation zutreffend oder liege ich da falsch?
Auf die seit dem 16. Jahrhundert gängige und bis heute gültige, kunsthistorische Emblem- Charakterisierung mittels der Dreiteilung aus Motto, Pictura und Subscriptio jedenfalls hatte Bacon im genannten Kontext , wie mir scheint, eher nicht rekurriert. Vielmehr dürfte die angelsächsische Bedeutung von „emblem“ als schlichter Allgemeinbegriff für allegorische und symbolische Bilder und Zeichen in Bacons Ausführungen federführend gewesen sein.(?)
S. 32 (Zeilen 25-26 von oben)
„Während Bacon vom Allgemeinen zum Besonderen konstruierte...“
Heißt das, das Allgemeine sei die Garderobe bzw. das Tableau oder der Apparat, hingegen das Besondere die Erinnerungsstütze B respektive die Eselsbrücke A-μ-B?
S.32 (Zeilen 18-19 von oben) Giordano Bruno „Prinzip der Bezeichnung“
Was genau verbirgt sich hinter diesem Prinzip?
S.32 (Zeilen 23-24 von oben) Gregor Reisch „locus, imago und ordo“
Hier wird im Zusammenhang mit ordo das erste Mal von Assoziation gesprochen. Ordo müsste dem Kontext zufolge also der auf S.45 eingeführten Esels Assoziation entsprechen, hier nämlich der Verbindung der einzelnen imagines innerhalb einer zurechtgelegten Route!? Trifft das zu?
1.1Spielregeln
S. 36 (Zeilen 2-4 von oben)
‚A-μ-B ist eine objektive Struktur bzw. ein Modell der universalen Spielregel der Mnemotechnik‘
Anstelle der Brücke ist folglich auch synonym z.B. ein Band vorstellbar mittels dessen zwei Elemente verbunden/zusammengeknotet werden, die dann eine Einheit bilden, dennoch aber, ähnlich den Brückenpfeilern, ihre individuelle Eigenständigkeit bewahren. Je nachdem wie das Band um die Elemente geschlungen wird (im oder gegen den Uhrzeigersinn respektive von welchem der beiden Elemente das Band seinen Anfang nimmt oder eben endet), so kann man ebenso die Brücke in zwei Richtungen beschreiten.
S.37 (ab Zeile 4 von oben) ‚Brücke – Modell‘
In meinen Augen sind die Brückenbauer einerseits und Modellbauer andererseits wie folgt metaphorisch zu charakterisieren:
Der Brückenbauer ist der vergnügte Kasperletheater- Regisseur während der Modellbauer sich als ernst(haft)er Theaterdrama- Regisseur versteht. Aber Vorsicht: Nicht ausschließlich die Dramainszenierung allein muss Tiefgang haben!

S. 38 (Zeilen 9-11 von oben)
„Unser Interesse richtet sich nicht auf den Inhalt,..., sondern auf das Konstrukt, das wir an ihn knüpfen.“
Ist hier mit Inhalt der Erinnerungsinhalt A gemeint und unter Konstrukt die Erinnerungsstütze B zu verstehen? Wenn nein, was genau meint Inhalt und vor allem Konstrukt?
Der Erinnerungsinhalt A
S.39 (Zeilen 3-6 von oben)
‚Mnemotechnik ist eine Technik aus zwei Komponenten: Ars memoriae und ars reminiscentiae.‘
Ist es zu gewagt und oberflächlich, wenn ich konstatiere:
Ars memoriae: Die Brücke A-μ-B wird von A in Richtung B begangen und damit A gelernt. (Lernen im Sinne von „Verankern eines Inhalts im Gedächtnis“, vgl. S. 38 Zeile 9 von unten)
Ars reminiscentiae: Die Brücke A-μ-B wird von B in Richtung A begangen und damit A wiedererinnert.
S.39 (Zeilen 6-9 von unten)
„Mnemotechnik ist also nur in einem sehr speziellen Sinne eine Technik, die hilft, Erinnerungen wachzurufen. Hier irrte sich Alsted (1610), indem er keinen Unterschied sehen wollte zwischen allgemeinem und mnemonischem Wiedererinnern,...“
Ist mit ‚speziellem Sinne‘ die mnemonische bzw. aristotelische Wiedererinnerung im Unterschied zur allgemeinen Erinnerung gemeint?
Prinzipiell erscheint es mir nomenklaturtechnisch durchaus günstig, allgemeines (passives) Erinnern als Erinnern und mnemonisches (aktives) Erinnern als Wiedererinnern festzulegen. (s. hierzu ausführlich 3. Subkapitel S.50-51)
S.39 (Zeilen 1-3 von unten)
„Ich unterscheide grundsätzlich zwischen Lerntechnik und der ihr untergeordneten Mnemotechnik. Das, was Alsted vertrat, war eine mnemonische Lerntechnik,...“
Mnemotechnik ist also, sofern ich das richtig interpretiere, eine Variante unter vielen Techniken auf dem Gebiet des Lernens. Wenn man Lernen allerdings mit „Verankern eines Inhalts im Gedächtnis“(s. S. 38 Zeile 9 von unten) gleichsetzt, also die ars memoriae sozusagen allein in den Fokus rückt, lässt man die ars reminiscentiae- Komponente vollends außer Acht und wird der Sache damit nicht mehr gerecht. Lernen müsste demzufolge dann weitreichender gefasst werden (im Vergleich zur oben genannten Lernen- „Definition“, s. S. 38 ), um Mnemotechnik in vollem Umfang darin ein- bzw. unterordnen zu können. Wenn Lerntechnik neben anderen die Mnemotechnik subsumiert („untergeordnet“), offenbart sich dann eine „mnemonische Lerntechnik“ nicht fast als Pleonasmus? Es stellt sich mir letztlich die Frage: Was zeichnet Alsteds Mnemotechnik aus und was fehlt ihr gewissermaßen?
Letztgenannte Frage bleibt bestehen, auch gesetzt den wahrscheinlichen Fall, dass ich mit meiner obigen „untergeordnet“- Interpretation falsch liege. Ich bitte mithin um nähere Erläuterung oder andere Interpretationen der zitierten Textpassage.
Die Erinnerungsstütze B
Fortsetzung folgt...

Um den Thread nicht von Beginn an zu überfrachten, führe ich hier an gleicher Stelle das Posting fort, wenn obige Punkte „ausdiskutiert“ und geklärt sind.