Gehirnjogging in den Alltag integrieren?

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MartinM
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Gehirnjogging in den Alltag integrieren?

Beitrag von MartinM »

Hallo ihr,
ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen - bin schon lange auf der Suche nach Tipps und Ideen, wie man Gedächtnistraining und Gehirnjogging am besten in den Alltag integrieren kann. Kurz zu mir: Ich bin mittlerweile Mitte 50 und man merkt einfach, dass man sich nicht mehr so viele Sachen merken kann wie früher. Ich habe oft das Gefühl, dass ich den ganzen Tag nur unwichtige Dinge im Kopf habe und Elementares einfach immer öfter in Vergessenheit gerät. Ich habe schon sehr viel über Methoden zum Gedächtnistraining, Gehirnjogging etc. gelesen, die mir, glaube ich, auch weiterhelfen würden. Was mir aber unglaublich schwer fällt: Ausreichend Disziplin an den Tag zu legen, um regelmäßig zu üben.
Wie kann ich Gedächtnisübungen sinnvoll und zeitsparend in den Alltag integrieren? Habt ihr Tipps für mich, wie man sich selbst dazu bringen kann, regelmäßig zu trainieren? Vielleicht gibt es ja auch besonders zeitsparende oder besonders effektive Methoden, die ich noch gar nicht kenne.
Ich freue mich über jede Antwort!
Euer Martin
Zuletzt geändert von MartinM am Fr 31. Jan 2014, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
Horkas
Superbrain
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Registriert: Di 08. Nov 2011, 11:50
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Re: Umparken im Kopf: Gehirnjogging in den Alltag integriere

Beitrag von Horkas »

Hallo Martin,
dein Beitrag ist hier bei den Gedächtsniscracks falsch geparkt, gehört unter die Lerntechnik/Lernstrategie. (Kann der Admin vielleicht verschieben!!)

Als Erstes empfehle ich dir eine Liste mit 20 Garderobehaken, welche sich an Zahlbildern orientiert. Jedes Zahlbild ist entweder dem Bild der Zahl nachempfunden (etwa die Laterne, die aussieht wie eine Eins oder die Hand, bei der du sofort an fünf Finger denkst), als Symbol für die Zahl.

Ich mache dir folgenden Vorschlag für die Liste:
1 - Laterne
2 - Schwan (Hals wie eine 2)
3 - Kleeblatt
4 - Auto (vier Räder)
5 - Hand
6 - Würfel (6 Seiten)
7 - Zwerg
8 - Achterbahn
9 - Luftballon (mit herunter hängender Schnur)
10 - Zielscheibe
11 - Fußball
12 - Uhr
13 - Prinz (Dornröschen, 13. Fee, Prinz, der wachküsst)
14 - Blumenstrauß (14. Februar Valentinstag)
15 - Bibel (15. Jahrhundert Buchdruck)
16 - Teenager
17 - Kartenspiel (17 + 4)
18 - Führerschein
19 - Abendessen
20 - Tagesschau (Fernseher)

Du hast wohl schon ein wenig Ahnung von Gedächtnistraining. Außerdem bietet hier das Forum eine Menge grundlegende Information. Zuerst aber musst du die Liste so auswendig lernen wie einst das Kleine Einmaleins. Sie muss zuerst mal wie im Schlaf sitzen, dann kannst du sie nutzen. Daher kurz: Die Liste leistet im Alltag viele Dienste. Zum Beispiel anstelle des Einkaufszettels: Leg die "Bilder" der zu besorgenden Sachen der Reihe nach auf der Liste ab. Verbinde dabei Zahlbild und Gegenstand mit passenden Assoziationen. Eine kleine Geschichte mit den vier dazu gehörenden Zahlbildern hilft, die PIN-Nummer der Bankcard sicher im Gedächtnis zu haben, sich eine Autonummer sicher zu merken, ebenso Telefonnummern, Geburtstage usw. Zum Training kannst du die Fernsehnachrichten als willkommene "Vorlage" nutzen, indem du assoziativ die einzelnen Nachrichten nacheinander live mit den Zahlbildern verbindest. Die Tagesschau um acht hat mitunter 13 oder 14 einzelne Nachrichten. Hinterher kannst du dich prüfen, welche davon sicher haften geblieben sind. Machst du dir das zur täglichen Gewohnheit, wird sich dein Trainingsstand immer mehr verbessern, bis du schießlich alle Einzelheiten rekapitulieren kannst.

Alternativ kannst du auch zehn "Stationen" entlang deinem Körper als Ablageort für Einkaufssachen ablegen etwa so: 1. Fuß, 2. Knie, 3. Obderschenkel, 4. Hüfte, 5. Taille, 6. Brust, 7. Schulter, 8. Hals, 9. Mund, 10. Frisur. Es ist zweckmäßig, mindestens zwei solcher Systeme nebeneinander verfügbar zu haben. Die Körperliste eignet sich vorzüglich als "Einkaufszettel", den du immer dabei hast. Fällt dir eine Besorgung ein, leg sie auf den Fuß, die nächste aufs Knie usw. Immer zuverlässig mit möglichst leicht eingängigen Assoziationen verknüpft.

Viel Vergnügen und guten Erfolg!
Gruß
Horkas
Zu allen wirklichen Abenteuern gehört, dass man einen Schatz sucht.
David Loye
Malte
Superbrain
Beiträge: 282
Registriert: Di 27. Dez 2011, 15:19
Wohnort: Humptrup

Re: Umparken im Kopf: Gehirnjogging in den Alltag integriere

Beitrag von Malte »

Horkas hat geschrieben:
Ich mache dir folgenden Vorschlag für die Liste:
1 - Laterne
2 - Schwan (Hals wie eine 2)
3 - Kleeblatt
4 - Auto (vier Räder)
5 - Hand
6 - Würfel (6 Seiten)
7 - Zwerg
8 - Achterbahn
9 - Luftballon (mit herunter hängender Schnur)
10 - Zielscheibe
11 - Fußball
12 - Uhr
13 - Prinz (Dornröschen, 13. Fee, Prinz, der wachküsst)
14 - Blumenstrauß (14. Februar Valentinstag)
15 - Bibel (15. Jahrhundert Buchdruck)
16 - Teenager
17 - Kartenspiel (17 + 4)
18 - Führerschein
19 - Abendessen
20 - Tagesschau (Fernseher)
Fast identisch sind meine Bilder für den Bereich 1-20(001-020) in meinem Gedächtnissystem. Die Abweichungen hier als Alternative:

1: Baum(ein Stamm)
2: Fahrrad(2Räder)
3: Dreirad
...
9: Kegel
10: Bibel(10 Gebote)
...
12: Geist
13: schwarze Katze
14: Herz(aber selber Hintergrund wie Horkas)
15: Ritter
...

viele Grüße,
Malte
Frederica
Superbrain
Beiträge: 314
Registriert: Mi 24. Jun 2009, 14:53
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Re: Gehirnjogging in den Alltag integrieren?

Beitrag von Frederica »

Hallo Martin,
ich würde mit einer einfachen Körperroute oder Wohnzimmerroute anfangen.
Also ein Weg durch Dein Wohnzimmer oder von unten nach oben (oder umgekehrt) an Deinem Körper entlang: Füße, Knie, Hüfte, Hände, Ellenbogen, Brust, Schultern, Kinn, Mund, Schopf.

Dann würde ich mit Einkaufslisten und To-Do-Listen anfangen.
Also einen Einkaufszettel schreiben, aber in der Hosentasche lassen und dann die 13 Artikel an der Körperroute festmachen, am besten so, dass mit den Artikeln an Deinem Körper etwas passiert, z.B.

- Füße - Mich: Ein Milchkarton zerplatz auf Deinen Füßen und Du watest in Milch,

- Knie - Butter: Du versuchst, eine kalte Packung Butter zwischen Deinen Knien zu halten, aber die Butter schmilzt dabei und hinterlässt Fettflecke auf Deiner Hose.

- Hände: Mineralwasser: Du hältst eine Flasche Mineralwasser in den Händen, aber der Verschluss war undicht und es sprudelt kalt über Deine Hände.
(Später kann jede Hand, jeder Ellenbogen und jede Schulter einen einen Artikel/ Merk-Punkt bekommen).

usw.

Mit Einkaufslisten ist das recht einfach.

Später kommen dann To-Do-Listen dazu.

Dafür muss man die zu merkenden Punkte etwas umwandeln mittels Schlüsselwortmethode und - noch später - am besten Master(zahlen)system.

So kann man sich den Zahnarzttermin um 17 Uhr so merken, dass man in Gedanken eine Dogge (D-G = 17) mit einem Gebiss spielen lässt oder sieht, wie der Zahnarzt versucht, der Dogge ohne Betäubung einen Zahn zu ziehen etc.

Das Routensystem hat den Vorteil, dass man in Gedanken die bekannte Route (anfangen wie gesagt mit bekannten Orten, also Körperroute oder Route durch bekannte Räume) durchgehen kann und so im Idealfall nichts vergisst, bzw. merkt, dass man etwas übersehen hat, wenn an einem Routenpunkt keine Merkhilfe auftaucht (am nächsten aber schon).

Visualisierungshilfen:

Bevor Du anfängst mit dem Benutzen von Routen, kannst Du die Schlüsselwortmethode bzw. das Visualisieren üben, indem Du Dinge visualisierst, die Du oft vergisst.
Bspw. den Haustürschlüssel überdimensional groß vor der Haustür siehst ("Schlüssel nicht vergessen"), Personen, die Du anrufen oder besuchen wolltest an bekannten Routenpunkten, an denen Du auch vorbei kommst, visualisierst (z.B. indem sie in Deine Jacke an der Garderobe schlüpfen oder auf Deinem Fahrersitz frech grinsend sitzen). Wenn Du mit den Leuten etwas bestimmtes vorhast oder besprechen willst, kannst Du das einbauen, z.B. wenn Du mit jemandem Minigolf spielen willst, kann der auf dem Fahrersitz mit dem Minigolfschläger die Windschutzscheibe zerschlagen - natürlich nur in Deiner Fantasie :P - usw.

Merkhilfen;
Die zu merkenden Begriffe sollten aktiv etwas tun, am besten "zerstört werden" oder etwas "zerstören", wie der Minigolfschläger die Windschutzscheibe.

Wichtig sind auch anfangs Disziplin, also jeden Tag etwas merken und langsam aufbauen.
Irgendwann wird es zur Routine, z.B. wenn man etwas braucht, das in seine Körperroute einzubauen und so gleich auf seinen "imaginären Einkaufszettel" zu schreiben.

Weiterführende Übungen könnten dann sein, die gelesenen oder gehörten Nachrichten in Grundzügen oder Details zu merken. Auch damit hat man täglich eine Übung vor sich.
Am wichtigsten ist auch hier anfangs die feste Überzeit, so dass man nicht das Merken/ Üben über andere Tagesaufgaben vergisst. :P


Und nimm Dir Zeit, um ein Bild zu visualisieren, wiederhole das, spüre es, wenn es geht, mit mehreren Sinnen (was siehst, hörst, fühlst und ggf. riechst Du?), forme ein Bild ganz aus, nicht nur in Grundzügen.

Nimm Dir abends oder morgens Zeit, die Routen/ Schlüsselwörter vom Vortag durchzugehen und - wenn das gut klappt - die Routen/ Schlüsselbegriffe der letzen Woche.
So gewöhnst Du Dich an regelmäßiges Abrufen und Erinnern.
Wenn Du etwas nicht erinnern kannst, überlege, woran das gelegen hat, ob z.B. das Bild nicht ausgeformt war oder durch etwas anderes gestört wurde.
Zur Sicherheit v.a. anfangs würde ich das zu Merkende zusätzlich aufschreiben, aber erst nachschlagen, wenn es wirklich wichtig ist oder Du nach längerem Nachdenken nicht darauf kommst.
Anfangs kann es helfen, die Merkhilfen mit aufzuschreiben, also auf welchen Routenpiunkt habe ich das gelegt und wie habe ich es "verschlüsselt". Z.B. im obigen Beispiel wäre das "Mit X Golf spielen": X auf Fahrersitz, Golfschläger zerschlägt Windschutzscheibe."

Was auch hilft: Bewusst auf etwas zu achten, also bewusst wahrzunehmen, was man sich merken will.
Du kommst an einem Obststand vorbei, riechst Orangen und überlegst, dass Du abends auch noch welche kaufen willst. Also bewusst den Orangengeruch wahrnehmen. Oft reicht das dann schon als Merkhilfe, vielleicht noch verbunden mit einem Bild, das Dich an den Abend erinnert, also die Abendnachrichten oder etwas, das Du abends immer tust (bevor die Läden schließen, natürlich :wink: ).

Es braucht einige Zeit, bis man Bilder formen und abrufen kann.
Dabei kann es helfen, das, was Du vor Dir hast (Deine Möbel, Deine Arbeitsgeräte, Deine Einkäufe, Deine Kleidung etc.) mal Dir (anzuschauen und) mit geschlossenen Augen bewusst vorzustellen.
Anfangs fehlen einem dabei viele Details oder man sieht nur eine verschwommene Farbe oder einen Prototyp. Nach einiger Übung schafft man es aber, sich die Dinge detaillierter vorzustellen.
Das hilft einem mMn auch dabei, sich Dinge vorzustellen, die man nicht vor sich hat/ genau kennt.

Unbedingt wenn es geht auch andere Sinne bzw. Eigenschaften einbauen: Geruch, Gewicht, evtl. Geschmack, Temperatur, Oberflächenstruktur, ob der Gegenstand feucht oder trocken ist usw.

Und eben: Eine Orange, die man gegen eine Wand wirft, die abprallt und dabei aufgerissen wird, so dass das Fruchtfleisch spritzt, merkt man sich eher als eine Orange, die bieder auf dem Tisch liegt.
Das kann man auch in die Körperroute mit einbauen, wo man dann vielleicht seine Finger in die Orange pickst als sie lediglich in der Hand zu halten.

Am besten ist ein Plan:
Täglich: Einmal etwas merken, einmal etwas abrufen (oder zweimal: Einmal, wenn man es braucht und zur Übung noch mal abends),

einmal eine Route/ Merkhilfe erstellen.

Am Wochenende entscheiden, was man sich für die Woche merken will, z.B. Termine, Aufgaben, Einkaufslisten, Fakten.
Diese schon mal grob auf die Wochentage verteilen (Montag: Einkaufsliste merken, Dienstag Termine merken, Mittwoch: Nachrichten merken etc.

Einen Tag in der Woche für Merkhilfen-Training reservieren: Wie kann man sich z.B. merken, dass man Montag zum Arzt muss? Indem man ein Symbol für Montag hat, z.B. den Mond, Mohn etc.
Im Vorfeld also immer, wenn Zeit ist (Warten an der Haltestelle, beim Arzt, vor der Kasse etc.) mal Schlüsselbegriffe für die Wochentage, Monate und anderer schwer fassbare, aber regelmäßig auftauchende Begriffe überlegen (und dazu gleich Merkhilfen).

So kommt man nach und nach rein und irgendwann fallen einem oft geübt Schritte deutlich leichter und man erstellt z.B. automatisch eine Einkaufsliste mit/ in Merkhilfen.

Als Einstiegsaufgabe
eignet sich aber das Visualisieren von Dingen, die man nicht vergessen sollte, also "Schwimmen gehen": Eine Wasserlache vor der Tür oder eine Welle, die in die Wohnung kommt, wenn man die Tür öffnet und die Badelatschen so unter die Tür geklemmt, dass man sie nicht öffnen kann (in Gedanken natürlich), der überdimensionale Schlüssel, den man mitnehmen wollte
LG
Frederica
Linzi
Foren-Neuling
Beiträge: 9
Registriert: Fr 14. Nov 2014, 9:52

Re: Gehirnjogging in den Alltag integrieren?

Beitrag von Linzi »

Die Listen sind wirklich toll für das Gedächtnistraining, kann ich auch sehr empfehlen.
Muna90
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 22
Registriert: Do 26. Mär 2015, 9:56

Re: Gehirnjogging in den Alltag integrieren?

Beitrag von Muna90 »

Mal ne andere Frage: Macht Ihr eigentlich auch nebenbei Sport, oder only Gehirnjogging? Ich war gestern seit langem mal wieder im Fußballtraining, und ich muss sagen am Fußball kann man echt Spaß haben! Bin jetzt nicht die Sportskanone, mach auch lieber "Gehirnjogging", aber das gestern hat echt Fun gebracht. Gute Abwechslung! Was macht Ihr so außer Gehirnjogging?
Captain Basil
Stammgast
Beiträge: 70
Registriert: So 15. Jun 2014, 10:21

Re: Gehirnjogging in den Alltag integrieren?

Beitrag von Captain Basil »

Nochwas zum "spielerisch" trainieren: Ich hab gestern wieder mit jemandem "Ich packe meinen Koffer" gespielt. Aber achtung, wenn beide (bzw alle) Mitspieler ein paar Mnemotricks kennen, kann das echt ermüden, da man ja immer alles wieder aufzählen muss, das dauert echt lange...
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