Soroban vs andere Rechner

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wenzel
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Soroban vs andere Rechner

Beitrag von wenzel »

Ich finde es nötig, dass einmal grundsätzlich über Soroban diskutiert wird.
Im Folgendem schreibe ich Soroban und meine damit natürlich das Rechnen,
das sich am Soroban orientiert bzw. ihn imaginisiert.

Soroban wird im ostasiatischen Raum in Schulen gelehrt und viele großartige
Rechner, ich denke hier besonders an die unvergleichliche Frau Lee aus Südkorea,
haben mit dieser Art zu rechnen phantastische Rekorde aufgestellt.

Trotzdem ist mir Soroban zu limitiert.
Es ist eine kleine Rechenwelt, die von vielen Rechnern nicht verlassen werden kann
bzw. wenn, dann nur unter erheblichen Anstrengungen.

Ein Klasserechner muss alle Aufgaben bewältigen können,
egal wie sie formuliert oder aufgeschrieben werden.

Ein Urteil vorweg: Soroban, das Finger benötigt, ist für mich kein Kopfrechnen und
sollte auch nicht in ernsthaften Wettbewerben erlaubt sein.
Es macht nämlich keinen Unterschied, ob ich nun ein Zwischenergebnis
mit Stift notiere oder mir das mit den Fingern vor Augen halte.
Das ist nicht akzeptabel.
Sogar das Sehen halte ich für problematisch.
Kopfrechnen ist für mich Rechnen auf Zuruf,
möglichst auch mit geschlossenen Augen.

In Wettbewerben ist es eine unzulässige Bevorzugung von Soroban, wenn Aufgaben
in einer bestimmten Form gestellt werden z.B. 1234*5678 statt 12*34*56*78
oder sie in einem bestimmten Format aufgeschrieben werden z.B. 10 x 10stellige Zahlen
untereinander statt nebeneinander.
Wenn eine bestimmte Form oder ein Format eine Seite bevorzugt, wird dadurch logischerweise
die Seite benachteiligt, die aus dieser Darstellungsart keinen Nutzen ziehen
kann. Form und Format müssen für alle Rechner gleich schwierig sein.

10stellige Zahlen auszurechnen, die untereinander geschrieben sind, ist sowieso albern.
Mein Vater sagt immer, in "einer Weltmeisterschaft im Kopfrechnen dürfen keine Aufgaben
gestellt werden, die sogar ich noch lösen kann".
Tatsächlich schafft er 3 von 10 Aufgaben in der vorgegebenen Zeit, denn praktisch ist
es ja nur die Addition von 10 Einstelligen pro Spalte bzw. 11. Wenn man nicht gerade
zittrige Finger hat und in der Spalte verrutscht, ist das doch von jedem Durchschnittsrechner
machbar. Nebeneinander wird das schon erheblich schwieriger.
Irgendwie Hochstapelei, finde ich.
Als Anfänger 2011-2013 hab ich noch diese Additionen von links nach rechts gelöst, was mich
natürlich viel Zeit gekostet hat. Von rechts nach links lösen schien mir aber unanständig zu sein.

2 Achtstellige Zahlen miteinander multiplizieren,
ist für viele Soroban-Rechner ein Klacks.
3 x Dreistellige dagegen oft ein Problem bzw. kaum machbar.
Von 4 x Dreistelligen nicht zu reden.
Wie kann das sein, wenn doch mit viel weniger Zahlen gearbeitet
werden muss?

Dies zeigt, dass schon die Auswahl und Formulierung der Aufgabenstellung
in Wettbewerben manipulativ ist bzw. sein kann.

Es gibt Aufgaben, die Soroban Rechnern entgegenkommen bzw. ihnen maßgeschneidert sind,
umgekehrt gibt es aber keine Aufgaben, die Nicht-Soroban-Rechnern entgegenkommen.

Es gibt ganze Wettbewerbe wie z.B. die MEMORIAD, die nur für Soroban gemacht sind.
Die dürften eigentlich nicht Kopfrechenmeisterschaft heißen, sondern müssten sich
SOROBAN-Meisterschaften nennen.

Wer also die Aufgabenform und die Art, wie die Aufgabe aufgeschrieben ist, festlegt,
bestimmt damit schon fast, wer gewinnen kann bzw. wer eher nicht.

Das widerspricht mMn doch jedem fairen Wettbewerb.

Bitte schreibt doch mal, was ihr darüber denkt.

Der Test auf der MSO in London kam bisher meinem Ideal noch
am nächsten.
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