Absolut keine Motivation

Themen in diesem neuen Unterforum sind Motivation und Ausdauer beim Lernen, aber auch was einen dabei hemmt. Wie kann man Visualisation trainieren und bringen Gehirngymnastik oder gar Gehirndoping etwas? Wer kennt gute Konzentrations- und Meditationsübungen?

Moderatoren: Hannes, Boris

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deadbolt
Foren-Neuling
Beiträge: 2
Registriert: So 13. Feb 2011, 13:20

Absolut keine Motivation

Beitrag von deadbolt »

Hi!

Also ich bin gerade im ersten Semester Uni und bekomm einfach nichts auf die Reihe. Ich mache meine Aufgaben am letzten Drücker und lerne einfach fast nichts.
In der Schule hab ich mir sehr leicht getan, konnte mit geringem Lernaufwand ein durchschnittliches Abi machen und ja. Da war ich aber auch schon ziemlich faul.
Jetz ist es helt so, dass ich schon ein bisschen Versagensangst habe. Ist ja doch schon eine Ausbildung, die das Leben bestimmt. Und ich will mein ganzes Leben auch nicht daran denken, dass ich meine Möglichkeiten nicht genutzt habe.
Leider ist es so, dass ich mich absolut garnicht zum Lernen bewegen kann. Teilweise ist es richtig schlimm. Ich denk an das Buch und dann dreht sich förmlich mein Magen um. Es ist so als würde in meinem Inneren was gegen das Lernen ankämpfen. Das brave Männchen auf der Schulter will aber nun endlich mal den Schweinehund besiegen und was aus dem Potenzial machen.
Hat jemand irgendeine Lösung? Lösungsansätze? Wie kann man das aufarbeiten? Gibt es tricks?

Bin für alles dankbar, lg deady
Pat
Superbrain
Beiträge: 780
Registriert: Mo 04. Apr 2005, 14:36

Beitrag von Pat »

Hallo,

der menschliche Geist arbeitet recht viel mit "Schwellen". Oft entsteht die Abneigung gegen das Lernen deshalb, weil man Lernen mit "langandauerndem, erschöpfendem Lernen" gleichsetzt. Zwingt man sich einmal, mehr zu lernen als man eigentlich will und bereit ist, dann entsteht schnell das nächste Mal ein starkes Gefühl der Abneigung.

Der erste Schritt muss also sein: Du musst für Dich selbst herausfinden, unterhalb welcher zeitlicher Grenze es für Dich akzeptabel ist, Dich hinzusetzen und zu lernen, und seien das nur 5 Minuten.

Viele lernen ohne feste zeitliche Grenze. Wenn sie dann aufhören, weil sie erschöpft und nicht mehr können, dann haben sie oft trotzdem das Gefühl, nicht genug gemacht zu haben. Die Freizeit kann nicht genossen werden, weil man nicht das Gefühl hat, sie sich wirklich verdient zu haben.

Der nächste Schritt muss also sein: Wenn Du dann mit diesen (ganz am Anfang z. B.) 5 Minuten fertig bist, dann musst Du Dir auch bewusst machen, dass Dein Lernen für diesen Tag wirklich abgeschlossen ist und alles Weitere freiwillig erfolgt.

Du könntest also aufhören und ein gutes Gewissen haben, weil Du einen Anfang gemacht hast. Falls Du noch weiter könntest, dann setzt Dir eine neue Grenze und achte sehr genau darauf, was noch geht. Vielleicht sind, weil Du noch am Anfang bist, 5 Minuten zu lang, dann machst Du 3. Hast Du das gemacht, dann bist Du wieder fertig für den Tag, du hast Deine Arbeit getan und kannst zufrieden sein. Sehr wichtig dabei ist, dass Du auf keinen Fall auch nur in die Nähe eines Gefühls kommst, dass es jetzt zuviel war oder zu belastend. Dann hat das Ganze nichts gebracht.

Nächster Tag: Wieder das Gleiche, hör mal in Dich hinein, ob vielleicht auch 10 Minuten ok wären. Wenn Du auch nur leichte Abneigung spürst, dann lass es auf jeden Fall, mach wieder 5 und dann schau weiter, vielleicht hast Du danach nochmal Lust weiterzumachen und setzt Dir dann 5 statt 3 Minuten, oder auch nicht.

Indem Du immer genau darauf achtest, welche Zeiten für Dich akzeptabel sind und Du Dich auf keinen Fall dazu zwingst, erkämpfst Du Dir Stück für Stück einen zeitlichen Bereich, in dem Du problemlos lernst und mit dem Du keine negativen Gefühle verknüpfst.

Mit der Zeit kommt dann ein weiterer Aspekt des menschlichen Geistes ins Spiel, der viele Bereiche des Lebens bestimmt und hier auch greift: Gewöhnung und Gewohnheit, sozusagen ein "habit".

Mit jeder Lerneinheit, die Du für Dich selbst ansetzt und mit jeder vollkommen freiwilligen Erweiterung wächst auch die Gewöhnung an den zeitlichen Umfang. Nach kurzer Zeit sind dann 5 Minuten völlig normal, dann bald 10, 15, 30. Und jedes Mal danach musst Du Dir wieder bewusst machen, dass Du damit Dein Pensum für den Tag erledigt hast, mit Dir zufrieden sein kannst und das Recht hast, Dich zu entspannen.

Nach einiger Zeit wirst Du es durch konsequente Anwendung dieser Methode geschafft haben, Dich an einen gewissen Lernaufwand zu gewöhnen, ohne Dich je zum Lernen gezwungen zu haben. Wichtig dabei, dass Du die Grundsätze dabei immer einhältst:

1. Lerne immer nur so viel, wie es für Dich angenehm ist. Wenn bereits vorher ein unangenehmes Gefühl entsteht, wenn Du an die gesetzte Zeit denkst, dann nimm weniger. Senke die Schwelle.

2. Genieße den Tag, wenn Du mit Deiner selbstgesetzten Zeit fertig bist. Du hast es Dir verdient.

Die Methode mag zwar am Anfang langsam erscheinen, sie ist aber kumulativ, jedes unerzwungene Lernen des Vortags beeinflusst also Deine Gewohnheit, die sich so Stück für Stück aufbaut und sehr stabil wird. Es wird auch bald in größeren zeitlichen Schritten vorwärtsgehen (statt 3 h dann 3,5 h ist von einem Tag auf den nächsten auch möglich). Alle Leute, die ich kenne und die strikt danach vorgegangen sind, haben es ohne Zwang und Druck geschafft, ihren Lernrhythmus und ihr Lernpensum zu erhöhen. Dabei waren auch einige, die z. B. 4 Stunden gut lernen konnten, aber das Ziel hatten, z. B. 6 h zu lernen. Sie haben sich da langsam herangetastet und waren meist nach ca. 2 Wochen problemlos so weit.

Viel Erfolg!

Simon
deadbolt
Foren-Neuling
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Beitrag von deadbolt »

Super Antwort Simon, danke! Werde ich gleich probieren bzw starten!
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Julian
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Beitrag von Julian »

Sehr schöner Beitrag, werde ich auf jeden Fall auch tun!
Ansonsten kann ich Dir (deadbolt) noch empfehlen, folgende
Tipps gegen Versagensangst und Misserfolg zu beherzigen. ;)
Siehe http://www.brainboard.eu/phpbb/viewtopic.php?t=2194
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Mindman
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Beitrag von Mindman »

A propos Schwellen. Gut bewährt hat sich bei mir die Methode die Schwelle etwas herabzusetzen. D. h. den Aufwand mit dem Lernen anzufangen möglichst klein zu halten. Ich sage mir: Jetzt richtest du alles hin, damit du später irgendwann mit dem Lernen anfangen kannst. D. h. Buch rauslegen und aufschlagen, Unterlagen rauslegen und aufschlagen. Ganz wichtig dabei: innerlich sagen, dass du jetzt nicht anfangen musst und nur alles vorbereitest... du könntest anfangen, musst aber auf keinen Fall.
Das verringert bedeutend die Schwelle anzufangen und oft habe ich dann, im Wissen, dass ich ja nciht jetzt gleich anfangen muss, trotzdem Lust einfach anzufangen, wenn alles vorbereitet ist. Dann ist die Schwelle dazu nämlich sehr klein geworden.

Ich hoffe es ist verständlich geworden :) Hilft bei mir immer wieder.
Haben wir eine Gedächtnisförderung?
Und wenn ja - warum nicht?
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µBx
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Beitrag von µBx »

Mein Trick besteht immernoch darin mir einfach meinen Lernort zu visualisieren:
http://www.brainboard.eu/phpbb/viewtopic.php?t=2309
Grenzen existieren nur in unserem Kopf.
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