hi Flauwy,
ich bin jetzt kein Experte oder so, versuche aber trotzdem mal meine Erfahrungen einzubringen.
Ein paar Tipps:
- Langsam und in kleinen Schritten beginnen, die dich erstmal kaum Überwindung kosten: z.B. wenn du Sport machen willst erstmal mit 1x die Woche 30 Min. oder so beginnen, dann erst nach ein paar Wochen steigern (selbst, wenn du das Gefühl hast schon vorher mehr machen zu müssen). Wenn du diese Routine etabliert hast stellt sich schonmal ein Erfolgsgefühl ein, dass dir hilft, auch über kleine Rückschläge hinwegzusehen. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist: du hast sozusagen eine Basis angelegt, auf die du in schwierigen Zeiten immer wieder zurückgreifen kannst! Du musst also nicht komplett aufhören, wenn die Zeit knapp wird oder du mal "aus dem Schritt" gekommen bist, sondern kannst wieder auf deine Basisroutine zurückkehren, bis du dich sicherer fühlst.
Ich habe mir z.B. als ich mit dem Gitarrespielen begonnen habe, gesagt, du übst jetzt erstmal jeden Tag mindestens 10 Minuten - und das hat dann auch geklappt (meistens habe ich verlängert, denn wenn man erstmal "über der Schwelle" ist kommt die Motivation von alleine). Wichtig ist, dass du dir eine feste Uhrzeit setzt, damit du dir die Zeit für deine Routine nehmen kannst und nicht irgendwelche Ausreden erfindest. Bei mir funktioniert eine leicht flexible Zeitsetzung am besten, also +/- 1 Std., denn meine Psyche ist in solchen Sachen sehr sensibel und fühlt sich schnell "geknechtet".
- Es ist ganz wichtig, sich zu fragen, warum man umbedingt diese eine Sache tun will, sonst verlierst du schnell die Motivation weil du deine Prioritäten anders setzt oder nach diversen Rückschlägen keinen Sinn mehr in deinem Vorhaben siehst. Überleg dir also genau (am besten mit hinreichend wissenschaftlichen Belegen), welche Vorteile dir x/y bringt und welche Ziele du damit verfolgst. In Einzelfällen kann es hilfreich sein, sich Teilziele zu setzen, um Erfolgserlebnisse zu induzieren und sich bei der Stange zu halten. Fortschritt ist zudem über längere Zeiträume schwer zu fassen, weshalb es in manchen Fällen auch Sinn macht, ein Tagebuch zu führen. Ich habe z.B. mal ein Bodybuilding Tagebuch geführt, in dem ich bei jeder Trainingseinheit dokumentiert hab, wieviel Wiederholungen ich geschafft habe. Da sieht man dann die kleinen Fortschritte, die man sonst übersehen würde weil man nur auf grobe Veränderungen schaut.
- Das mit der Lockerheit ist so ne Sache. Ne gute Freundin sagte mal zu mir "wenn du die Saite zu straff spannst, reißt sie dir, wenn du sie zu locker machst kannst du nicht auf ihr spielen". Also immer ein gesundes Mittelmaß finden, harter Drill funktioniert meist nur in Verbindung mit harten Sanktionen. Musst du selbst wissen, ob du aus dir eine seelenlose Maschine machen willst, die sich irgendwann selbst ausbrennt oder das Leben auch noch irgendwie Spass machen soll.

Wenn du natürlich mit Strikten Zeitplänen umgehen kannst (kann ja nur von mir ausgehen), dann um so besser! Ich glaube man kann das nur über lange Zeit für sich selbst herausfinden, wo das richtige Maß ist.
- Was die Rhythmen angeht ist das denke ich stark davon abhängig, was du tust und welche Ziele du dir selbst setzt. Im Kraftsport ist es soviel ich weiss sinnvoll, 1-2 Tage Pause zu machen, damit die Muskeln sich regenerieren können und somit nicht jeden Tag zu trainieren. Bei der Musik ist es zumindest bei mir so, dass ich nach einer Woche schnell wieder draussen bin, also um "warm" zu bleiben würde ich dann lieber häufiger aber nicht unbedingt lange Zeit am Stück spielen (je nach Lust und Laune natürlich, aber ohne zu viel Zwang, es sei denn du willst Profimusiker werden). Wichtig ist meiner Meinung nach, dass du dir für den Anfang nicht zu viel vornimmst, denn sonst verlierst du nach 2-3 Tagen wieder die Motivation. Wichtiger als schnell viel erreichen ist, das erreichte auch halten zu können.
Das wars erstmal von meiner Seite. Ich weiss nicht welche Routinen du ändern willst, ob du was neues lernen willst oder einfach nur morgens früher aufstehen oder nen anderen Weg zur Arbeit/Schule nehmen willst. Insofern kann das was ich hier schreibe natürlich auch vollkommen nutzlos für dich sein. Aber in diesen leichteren Fällen sehe ich auch nicht unbedingt eine große Schwierigkeit. Eine Möglichkeit wäre, wie schon erwähnt, immer mal wieder kleine Dinge anders zu machen. Also statt Kaffee mal Tee trinken, mal vom Bahnhof nachts nach Hause laufen als das Taxi zu nehmen, mal ein Buch über etwas lesen, für das man sich normalerweise nicht interessiert. Wenn du das regelmäßig machst und immer wieder dran denkst, fällt es nichtmehr so schwer, kleine Handlungsmuster zu verändern. Aber auch das ist wohl wieder von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt natürlich auch stark mit der individuell geprägten Psyche zusammen. Falls dir also eine Sache schwer fällt kann das also evtl. auch daran liegen, dass dir das geprägte Handlungsmuster ein Gefühl von Sicherheit gibt, da du irgendwie als Kind mal mit einer negativen Situation in diesem Zusammenhang konfrontiert wurdest. Aber diese psychischen Reaktionen sind dann eher von Fall zu Fall unterschiedlich und man kann keine allgemeinverbindlichen Ratschläge geben. Ich persönlich mag es, immer mal was anders zu machen oder immer mal neue Sachen auszuprobieren, auch über längere Zeit (oft braucht man dafür nichtmal Routinen, wenn man es locker angeht). So hat das Gehirn immer Abwechslung und das Leben macht mehr Spass, weil man nicht einseitig festgelegt ist und neugierig bleibt.