als Sozialwissenschaftler fragt man sich, wie die Mnemotechniker eigentlich zur Mnemotechnik gekommen sind, d.h. was sind die individuellen Motive des einzelnen sich mit der Technik auseinander zu setzen. Um bei einer solche Fragestellung einigermaßen wissenschaftlich korrekt zu bleiben, muss man natürlich alle möglichen erklärenden Eigenschaften der entsprechenden Personen kennen, sofern sie relevant sind.
Ein subjektiver Eindruck, den ich beizeiten einmal gewann, war, dass künstlerisch-kreative Menschen (kkM) viel weniger Probleme haben ihr natürliches Gedächtnis zu benutzen, während mathematisch-naturwissenschaftlich denkende Menschen (mnM) viel eher das Problem haben Informationseinheiten "auswendig" zu lernen. Dem Entsprechend haben kkM viel weniger Anreize sich überhaupt die Frage zu stellen, wie sie ihr Gedächtnis verbessern können, während mnM große solche Anreize verspüren.
Wird diese relative Unfähigkeit vom Individuum als Defizit erkannt, führt sein logisch denkender Verstand ihn auf die Suche nach besseren Methoden und landet letzten Endes bei den Mnemotechniken.
Man könnte also die These aufstellen, dass mathematisch naturwissenschaftlich begabte Personen aufgrund der Begabung im logischen Bereich ein Defizit im anderen Bereich verspüren (ob objektiv oder nicht, aber relativ wohl durchaus) und dies kompensiert wird. Somit wird aus einem Talent-Defizit-Verhältnis ein Talent-Talent-Verhältnis beim mnM, während es beim Defizit-Talent-Verhältnis des kkM bleibt.
Die These, dass die Suche nach Methode etwas mit den "Ausprägungen" der verschiedenen Intelligenzen zu tun hat und das mnM eher nach Methoden suchen als kkM, wird auch durch folgende subjektive Eindrücke unterstützt: Ulrich Voigt ist nicht nur Historiker, sondern auch Mathematiker, Boris Konrad studiert meines Wissens nach E-Technik (?), Herr Carsten ist Chemiker, viele Mitglieder der Studi-Vz-Gruppe Mnemotechniker studieren technische Fächer, ebenso fällt mir auf, dass viele Menschen mit Programmierkenntnissen hier im Forum vertreten sind (falls diese einmal eine Mnemotechnik des Programmierens schreiben wollen, nur zu!).
By the way: ich abstrahiere gezielt auf zwei Ausprägungen, bin mir aber natürlich darüber im Klaren, dass eine solche idealtypische Einordnung nicht der Realität entspricht).
Diese rein hypothetische Frage ist natürlich frei jeglicher Relevanz für die Welt, aber es würde mich schon interessieren, wie ihr euch so seht?
- Seid ihr "von Haus aus", also vor dem Kennenlernen der Mnemotechnik, eher mathematisch begabt gewesen oder doch eher kreativ-künstlerisch?
- Habt ihr in der Schule Probleme beim Auswendig lernen gehabt? (vor Mnemotechnik)
- Wenn ja, hat euch das gestört?
- Wie genau seid ihr auf die Mnemotechnik aufmerksam geworden?
- Was glaubt ihr, warum einige Menschen anfangen sich mit Mnemotechnik zu beschäftigen?
cj