Was ist "verstehen"?

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Lesefaul
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Was ist "verstehen"?

Beitrag von Lesefaul »

Hallo,

es gibt Leute, die beschäftigen sich mit Lerntechniken, Mnemothechniken u.ä.

Mal ein kleines Beispiel.

(1)Es gibt das mechanische lernen, also ich weiß z.B. wie ich eine Matheaufgabe löse, die nach Schema F aufgebaut ist.

(2)Nun kommt eine andere Formulierung und schon weiß man nicht weiter.

Zu 1. Der mechanische Weg ist drin, durch Wiederholung.

Zu 2. Nicht verstanden, sonst könnte man diese Aufgabe auch lösen.

Doch was ist "verstehen"? Wann weiß ich, das ich was verstanden habe?

Ist auswendig lernen = verstehen?
Ich glaube nicht, nur gezielt wissen abrufen, aber verstanden hat man es unter Umständen auch nicht.

Wie "funktioniert" verstehen?
Gruß
--->Lesefaul

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Hannes
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Beitrag von Hannes »

Aus meiner Sicht bedeutet das Verstehen in dem vorgestellten Beispiel, dass du in der Lage bist zumindest logisch nachzuvollziehen wie man "auf die Lösung kommt". Es muss also klar sein warum auf Schritt 1 Schritt 2 folgt und welches Grundschema der Aufgabe zu Grunde liegt, bzw. im klaren darüber zu sein warum genau diese Lösung angewendet wird.

Kommt dann eine anders formulierte Aufgabe solte man sie trotzdem lösen können.

Ein Beispiel könnte eine Aufgabe zur Seiten -und Winkelberechnung eines rechtwinkligen Dreieckes sein. Wenn ich verstanden habe, wie hier der Satz des Pytagoras anzuwenden ist kann ich auch ähnliche Aufgaben lösen.

Dieses Verstehen ist in gewisser Hinsicht jedoch auch eine Sache des auswendig lernen. Wenn ich mch in einem Jahr zwar daran erinnere, dass es bei einer zu lösenden Aufgabe, bestimmte anzuwendenden Prinzipien gibt, diese jedoch nicht mehr weiß, kann ich die Aufgabe ohne Hiflsmittel nicht lösen. Selbst wenn ich einmal gewusst hätte auf welcher Basis diese Prinzipien stehen, könnte ich diese wiederum vergessen haben, obwohl ich den Sachverhalt einmal verstanden habe.

Das Verstandene muss also auch auswendig gelernt werden. Auf dessen Rücken kann man dann jedoch vieles ableiten, womit es vermieden werden kann ganze Lösungswege auswendig zu lernen.

Damit wird Verstandenes also zu nichts weiter als zu auswendig gelernten bzw. in "Fleisch und Blut übergegangenen" Prinzipien :?

Der Grund hierfür ist vielleicht die Unfähigkeit alles bis auf die tiefste Ebende zu verstehen. Wenn man z.B. jemanden fragt: Wie startet man ein Auto ? dann wird er dir Antworten, dass man den Schlüssel umdrehen müsse. Vielleicht hat er auch noch verstanden, dass damit der Motor gestartet wird und auch warum. Aber irgendwann gelangt er an seine Grenze und kann dass warum nicht mehr beantworten. Er muss also eine gewisse Basis einfach so hinnehmen (auswendig lernen).

Vielleicht beruht das einzige echte Verständnis was man haben kann auf der Einsicht in Dinge wie A=A. :roll: [/u]
Janko
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Re: Was ist "verstehen"?

Beitrag von Janko »

Lesefaul hat geschrieben:Ist auswendig lernen = verstehen?
Nach meiner Meinung gilt folgendes:
Bei einer Aufgabenlösung ist auswendig lernen das Einprägen des Lösungsweges.
Verstehen ist das Einprägen oder Begreifen von Prinzipien.
Das Einprägen ist hier das auswendig Lernen auf einer tieferen Ebene.
Das Begreifen ist hier das verstehen auf einer tieferen Ebene (aus welchen Prinzipien lassen sich diese Prinzipien bilden).

das könnte man dann bis zum Grund fortführen:
Vielleicht beruht das einzige echte Verständnis was man haben kann auf der Einsicht in Dinge wie A=A.
Ich denke, dass diese "Einsicht" entweder nur auf Erfahrung beruht oder aber sich bereits in unsere Gene eingehämmert hat. Es wäre also auch nichts anderes als auswendig lernen, weil man es hinnehmen müsste und es eher nicht begriffen werden kann. Beispielsweise basiert die "einfache" Logik auf dem Axiom, dass etwas wahr oder falsch sein kann... und darüber kann man sich ja lange streiten.
Damit wird Verstandenes also zu nichts weiter als zu auswendig gelerntem bzw. in "Fleisch und Blut übergegangenen" Prinzipien. Der Grund hierfür ist vielleicht die Unfähigkeit alles bis auf die tiefste Ebene zu verstehen.
Hm Angenommen man wäre dazu fähig (wie Descartes es sich wünscht), so ist es Unvorteilhaft. Erstens ist das auswendig Lernen doch immer noch eine tolle Abkürzung und zwar mit erstaunlichem Zeitvorteil ;)
Und Zweitens gibt es in der Mathematik nicht nur Sätze und Axiome, sondern auch Definitionen. Ich verstehe unter Definition nichts weiter als eine Möglichkeit um Schreibarbeit zu sparen. Und will man alle Ebenen verstehen müsste man alle vorkommenden Definitionen auswendig lernen.
Lesefaul
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Beitrag von Lesefaul »

Hallo,

Definitionen, tja, die sind schon ganz nützlich, aber sie nützen nichts, wenn man sie nicht anwenden kann.

Da stand ich dann und wusste auf einmal nichts mehr. ;-)

Schon ziemlich spannend, das Thema.
Gruß
--->Lesefaul

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