Hallo, zusammen!
Als einer der 300 "Neulinge", die im Anschluss an die ZDF-Show "Superhirn 2011" den Weg auf dieses Board gefunden haben, möchte auch ich kurz meinen "Senf" zu dieser Sendung dazu geben.
Auch ich fand die Show als Ganzes wirklich gelungen und die Leistungen
aller Kandidaten faszinierend. Ich würde zu den meisten Kritikpunkten, die StefanPochmann geäußert hat, anmerken wollen: Es macht keinen Sinn, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, denn so funktioniert Fernsehen auf diesem Sendeplatz!
So hört sich für die Fernsehleute (und wahrscheinlich auch die meisten Zuschauer) beispielsweise die Aussage der Kandidaten "Ich werde das Superhirn 2011, denn..." deutlich interessanter (weil provokanter) an, als beispielsweise "Ich möchte gerne das Superhirn 2011 werden, weil..."
Bei den Aussagen, die einzelne Kandidaten dann in der Sendung gemacht haben, muss zudem sicherlich berücksichtigt werden, dass die Aufregung in so einer Situation nicht gerade förderlich für das mehrmalige vorherige Durchdenken einer Antwort gewesen sein dürfte. Auch hier sind deshalb etwaige Ungereimtheiten nur menschlich und somit aus meiner Sicht zu entschuldigen, denn keiner der Kandidaten wird zu den Profis der Unterhaltungsbranche zu zählen sein...
Ich finde es ebenfalls schade, dass die Techniken, die einige Kandidaten für die Lösung ihrer Aufgaben verwendet haben, nicht näher erläutert wurden. So rücken sie (die Kandidaten) vermutlich wirklich in der allgemeinen Zuschauerwahrnehmung in die Nähe von Genies, deren Leistungen zwar bewundernswert, aber für "normale" Menschen auch in Ansätzen nicht nachvollziehbar sind. Das dürfte für die Verbreitung des Gedächtnissports wahrscheinlich eher behindern als fördern ...
Was wäre aber die Alternative gewesen? Alle angewandten Techniken ausführlich erklären und eventuell auch von Zuschauern ausprobieren lassen? Dann hätte die Show vermutlich "Raabsche Ausmaße" angenommen! Stattdessen weniger Kandidaten präsentieren? Dann wäre der Wettkampf um den Titel wohl weniger spannend gewesen. Weniger Promis einladen? Dann hätten möglicherweise deutlich weniger Zuschauer eingeschaltet ...
Insgesamt scheint es mir eine Gratwanderung zwischen der Fokussierung auf Quoten (und das ist es, was zumindest auf diesem Sendeplatz - 20.15 Uhr zwischen den Feiertagen - eine große Rolle gespielt haben dürfte) und der Information der Fernsehzuschauer zu sein, die mit dieser Sendung so schlecht nicht gelungen sein dürfte.
Für mich als Neuling in diesem Board stellt sich aber generell die Frage nach dem Nutzen, den das Beherrschen von Mnemotechniken im Alltag oder in der Schule haben kann. Lohnt es sich wirklich, Routen anzulegen, um Einkaufszettel unnötig zu machen oder Bilder für Zahlen auswendig zu lernen, um keine Geburtstage mehr zu vergessen? Welche Fakten sind für einen normalen Schüler leichter erlernbar, wenn entsprechende Techniken beherrscht werden? In welchem Verhältnis stehen dort Aufwand und Ertrag? Oder sind die Mnemotechniken (was ja auch nicht schlimm wäre) zuallererst ein Sport ähnlich dem Schachspielen, in dem das Gehirn und weniger der Körper trainiert wird?
Ich stelle mir diese Fragen, da ich als Lehrer an einer Grundschule in einem sozialen Brennpunkt, die zukünftig enger mit einer benachbarten Gesamtschule zusammenarbeiten will darüber nachdenke, ob die Einführung solcher Techniken an diesen beiden Schulen sinnvoll ist und wenn das der Fall sein könnte, wie ich am besten damit anfange? Gibt es ein Buch, dass mir jemand von euch empfehlen kann? Gibt es Erfahrungen, von denen ich profitieren kann? Ich wäre für alle Infos dankbar!
Zum Schluss noch meine Antwort auf die Frage von StefanPochmann:
Weiss jemand hier, wie Jule die Babies gelernt hat? Zumindest bei Namen koennte ich mir vorstellen, dass das auch ohne Mnemotechnik geht, wenn man nur vernarrt genug in die Kleinen ist und genug Zeit rein steckt. Geburtsdaten vielleicht auch.
Jule kennt und benutzt keine einzige der der hier im Board besprochenen Techniken, zumindest nicht bewusst. Sie kann auch auf Nachfragen hin nicht erklären, wie sie die Namen und Geburtsdaten lernt. Aus meiner Sicht (der zugegebenermaßen nicht unbedingt immer objektiven Sicht des Vaters) lässt sich ihre Leistung wohl am besten zum einen mit ihrer unglaublichen Begeisterung für Babys und zum anderen mit einer für mich nicht näher beschreibbaren Fähigkeit, Dinge in ihrem Gehirn abzuspeichern, erklären.
So freut sie sich beispielsweise auch jetzt - fast drei Wochen nach Aufzeichnung der Sendung - noch auf jede Ausgabe der "Mülheimer Woche", sieht sich darin mit verklärten Augen die "Wonneproppen-Babys" an, gibt dann Namen und Geburtsdaten in ihr Notebook ein und kann danach ca. 90% der bis zu 30 abgebildeten Babynamen und -geburtsdaten ohne einen weiteren Blick auf die Zeitungsseite fehlerfrei wiedergeben.
Der zeitliche Aufwand für die Vorbereitung auf die Sendung bestand dementsprechend zum größten Teil in der vielfältigen Beschäftigung mit den Wonneproppen-Babys und weniger im Auswendiglernen der entsprechenden Daten.
@Boris: Auch von mir ein "Dankeschön" für das Einstellen des "Superhirn-Videos" auf Youtube und die ergänzenden Erläuterungen auf deiner Website.