Übungen zur Verbesserung der Beobachtungsfähigkeiten?

Alles was sonst nirgendwo hineinpasst, inkl. Feedback & Probleme, gehört hier rein.

Moderatoren: Hannes, Boris, Der Max, daywalker

Antworten
Erlkoenig
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 14
Registriert: Di 02. Aug 2011, 16:00

Übungen zur Verbesserung der Beobachtungsfähigkeiten?

Beitrag von Erlkoenig »

Mich haben schon immer fiktive Figuren mit besonders ausgeprägten Wahrnehmungsfähigkeiten fasziniert. D.h. Romanfiguren wie Sherlock Holmes oder die Hauptdarsteller von Serien wie "The Mentalist" und "Psych".
Ich habe vor kurzem in einem Freakonomics-Podcast von "Freakonomics"-Autor Stephen J. Dubner gehört, dass sein Vater mit ihm oft das Spiel "Powers of Observation" gespielt hat. D.h. er hat ihn aufgefordert, sich alle Details in einem Diner zu merken und hat ihn dann später nach den Details ausgefragt. (Die Geschichte beginnt im Podcast etwa bei Timecode 9:40.)
Gibt es irgendwelche Übungen außer dem relativ bekannten Kim-Spiel, mit dem man alleine die Beobachtungsfähgikeiten gezielt trainieren kann?
Mufabo
Stammgast
Beiträge: 67
Registriert: Di 19. Okt 2010, 17:37

Beitrag von Mufabo »

Hallo,

probier mal folgendes:

Schau irgendwo hin z.B. aus dem Fenster.
Versuch dir jedes Detail zu merken, das sich in deinem Blickfeld befindet
ohne die Augen zu bewegen. Schieße mit deinen Augen ein Foto!
Schließ die Augen und halte dabei das Bild fest- visualisiere das eben Gesehene.
Versuch dieses innere bild so genau und detailliert wie möglich zu
rekonstruieren.
Mach die Augen wieder auf und vergleiche dein inneres Bild mit dem Original.
Mit der Zeit werden deine inneren Bilder immer schärfer und detaillierter
Erlkoenig
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 14
Registriert: Di 02. Aug 2011, 16:00

Beitrag von Erlkoenig »

@Mufabo

Vielen Dank für die Idee. Leider ist die Szenerie, die ich aus meinen Fenstern sehe ziemlich statisch, weil ich in einer relativ ruhigen Gegend wohne. Hast Du noch andere Ideen?
Falls Du die Methode selbst mal ausprobiert hast, wie lange hat es bei Dir gedauert, bis Du erste Ergebnisse gesehen hast?
Benutzeravatar
Mindman
Superbrain
Beiträge: 492
Registriert: Mo 01. Mai 2006, 14:40
Wohnort: Baden-Baden
Kontaktdaten:

Beitrag von Mindman »

Gibt es irgendwelche Übungen außer dem relativ bekannten Kim-Spiel, mit dem man alleine die Beobachtungsfähgikeiten gezielt trainieren kann?
Es gibt zumindest ein paar grundlegende Techniken für Bilder. Du solltest eine Reihe von grundsätzlichen Merkmalen eines (unbeweglichen) Bildes durchgehen und dich bei jedem speziell kurz auf dieses konzentrieren. Merkmale sind z. B. Farben, Anzahlen von Gegenständen, Größe von Bildteilen, Aufteilung des gesamten Bildes (z. B. oben fast nur Himmel, alle Gegenstände im unteren rechten Eck, links eine große Wand und rechts viele kleine Dinge...), Kategorien von Gegenständen (Geschirr, Tiere, Pflanzen, Fahrzeuge). Indem du jedes dieser Merkmale für sich betrachtest, kannst du dir die Details besser merken.
Ich habe das bisher nur auf Bilder angewendet, ich kann mir aber vorstellen, dass das auch für reale Umgebungen funktioniert.
Haben wir eine Gedächtnisförderung?
Und wenn ja - warum nicht?
Mufabo
Stammgast
Beiträge: 67
Registriert: Di 19. Okt 2010, 17:37

Beitrag von Mufabo »

Das kannst du überall machen, in der Uni, Schule, im Büro, an einer roten
Ampel. Das Gesehene sollte so lange unverändert bleiben bis du alles
kontrollieren kannst, um sicher zu gehen, alles erfasst zu haben(wenige sek sollten reichen)
oder du suchst dir ein Szenario aus, das sich ständig verändert.
Z. B. eine belebte Fußgängerzone. Schau die Straße runter, "fotografier" sie in Gedanken und versuche wahrzunehmen wie das Bild sich verändert hat.
Also z.B. der Typ mit dem gelben Shirt steht jetzt an der Kreuzung und nicht
mehr neben der Sitzbank, die Frau im weißen Kleid hat sich ein Eis geholt.
Wichtig ist , dass du dich nicht nur auf das Zentrum deines Blickfeldes konzentrierst, sondern vor allem auch die Peripherie wahrnimmst
thomasteepe
Foren-Neuling
Beiträge: 8
Registriert: Mo 12. Apr 2010, 22:18
Wohnort: Stuttgart
Kontaktdaten:

Beobachten und Schlüsse ziehen

Beitrag von thomasteepe »

Meine Einschätzung: Die erzählten Fähigkeiten von Holmes & Co beruhen nur auf einer ersten Stufe auf der Genauigkeit und der Fülle von Beobachtungen.
Auf einer zweiten Stufe spielt die Fähigkeit, Schlüsse aus den Beobachtungen zu ziehen, eine zentrale Rolle.
(Lesehinweise dazu: "Holmesian Deduction" in der englischsprachigen Wikipedia. Außerdem lohnt es sich, im Projekt Gutenberg einige der Holmes-Geschichten nach "deduc" zu durchsuchen.)

Mein Tipp: In einer Fotosammlung wie flickr nach detailreichen Stadtszenen suchen (Suchbegriffe wie "Würzburg", "Rostock"), und dann zu Einzelheiten auf den Fotos die Fragen stellen "Welche Informationen liefert dieses Detail? Welche Schlüsse oder Vermutungen lassen sich ableiten?" Beispiele: Offenbar geschlossene Museen in Deutschland lassen auf eine Aufnahme an einem Montag schließen, üppig begrünte Fassaden machen eine Außenrenovierung in der jüngeren Vergangenheit unwahrscheinlich, Farbspuren auf Dachziegeln ermöglichen Vermutungen zur Wasserfestigkeit der Schornsteinfarbe etcetera. Für diesen Zweck sind Allerweltsfotos ergiebiger als polierte Postkartenmotive.

Ähnliches kann man mit Fotografien von Personen probieren, ich finde das jedoch schwieriger. Nach solchen Trockenübungen kann man versuchen, das auf den Alltag zu übertragen.
Antworten