Stangl Taller - Lerntechniken

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

altbauer

Beitrag von altbauer »

Dann wünsche ich euch viel Glück bei eurem Studium und den Prüfungen. Ihr habt ja so recht, wie ihr es angeht, und ihr werdet damit sicher Erfolg haben. Ihr seid natürlich viel klüger als wir, die wir im Berufleben stehen und unsere akademischen Ausbildungen waren natürlich ein Spaziergang gegen eure heutigen Studien. Wahrscheinlich sollte ich meine akademischen Grade bei Gelegenheit zurückgeben und mein Unternehmen einer wohltätigen Stiftung überschreiben, denn mein von mir auf Grund meines falschen Studiums aufgebauter Betrieb mit 400 Arbeitern und Angestellten war ja bloß Zufall und ich habe es wahrlich nicht verdient.
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Boris
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Beitrag von Boris »

Warum fühlst du dich denn so angegriffen?

Wenn du dein Studien- und Berufsleben so erfolgreich absolviert hast, ist das doch hervorragend und spricht dir niemand ab. Es geht doch um den am Anfang stehenden Kommentar in den hier diskutierten Arbeitsblättern.
Und da haben mehrere Nutzern die Meinung, dass es falsch ist und der Verfasser aus welchen Gründen auch immer Nutzen nicht erkennt.

Und wenn du, mit Bezug auf Stangl, schreibst
"Mir ist schon klar, was Stangl meint, dass nämlich solches massenweise getrichterte Faktenwissen in der Lebenspraxis ganz lustig ist, aber nicht wirklich bei einem Problem hilft, wo man Querverbindungen herstellen und Verfremden muss, um kreativ zu sein. Kreativität ist mit solchen Systemen IMHO unmöglich, denn da geht es nur um Input-Output bei Prüfungen, aber was nützt dir das bei einem kranken Kind in einem Armenviertel in Bogota."
musst du auch zur Kenntnis nehmen können, dass dies dem Studien- und Berufserfolg vieler Nutzer von hier widerspricht.

Ich habe mit Physik und Informatik zwei Fächer studiert, die sicher sehr stark auf Verständnis statt auf Prüfungswissen abzielt und konnte die Methoden trotzdem umfassend nutzen und hatte und habe damit großen Erfolg.

In jedem fordernden Beruf gibt es Dutzende Anwendungsmöglichkeiten der Methoden und daher ist es frustrierend für Leute die sich damit beschäftigen, wenn immer wieder Pädagogen oder andere ankommen und behaupten, dass seien eher Tricks und für die Praxis nicht benutzbar.

Die Methoden alleine werden ohne intelligentes Nachdenken über die Anwendbarkeit niemandem zum Superabschluss verhelfen, aber die Fähigkeit die Methoden anzuwenden ist meiner Erfahrung nach in ausnahmslos jedem Fach das man studieren kann von großem Nutzen. In einigen (Medizin, BWL) mehr, in anderen (Mathe) weniger. Aber immer von Nutzen.

Und das gleiche gilt im Berufsleben. Eher noch mehr als an der Uni.
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the.enormous.crocodile
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Beitrag von the.enormous.crocodile »

Dann wünsche ich euch viel Glück bei eurem Studium und den Prüfungen. Ihr habt ja so recht, wie ihr es angeht, und ihr werdet damit sicher Erfolg haben. Ihr seid natürlich viel klüger als wir, die wir im Berufleben stehen und unsere akademischen Ausbildungen waren natürlich ein Spaziergang gegen eure heutigen Studien. Wahrscheinlich sollte ich meine akademischen Grade bei Gelegenheit zurückgeben und mein Unternehmen einer wohltätigen Stiftung überschreiben, denn mein von mir auf Grund meines falschen Studiums aufgebauter Betrieb mit 400 Arbeitern und Angestellten war ja bloß Zufall und ich habe es wahrlich nicht verdient.
Mein Kommentar war auf die Medizin bezogen die in den letzten 20 Jahren mit Sicherheit enorm an Wissen dazu gewonnen hat. Ausserdem denke ich auch dass man zwischen verschiedenen Studien unterscheiden muss. Man kann ein Wirtschaftsstudium nicht mit einem Medizinstudium vergleichen. Ich meine jetzt nicht mehr oder weniger sondern der Stoff ist auch einfach anders.

Intelligenz wird ja genau so definiert, dass man in der Lage ist, von den konkreten Fakten zu abstrahieren und sein Wissen auf Anderes, Neues zu übertragen - Intelligenz ist also schlicht das Herstellen von Querverbindungen.
Kann man Fakten durch verstehen auch reproduzieren ? Also wiedergeben ?

Das ist ein Irrtum - das eigenhändige Verfertigen der Karten ist bereits ein wesentlicher Teil des Lernprozesses - darum sind vorgefertigte Kartensätze, wie man sie z.B. in der Schule manchmal verwendet, nicht sinnvoll! Mach dich einmal gründlich über die Methode kundig, z-B. auf den Arbeitsblättern: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at ... rtei.shtml
Nochmals zu Karteikarten und Mnemotechnik. Für meine letzte Prüfung (Augenheilkunde) waren natürlich wieder viele Symptome zu lernen. Ich hab zuerst versucht diese mit Karteikarten zu verarbeiten. (ich hab Sebastian Leitners Buch Lernen lernen öfter durchgemacht)




Jetzt hab ich für 70 Krankheiten in der Augenheilkunde jeweils ca. 5 - 10 Symptome. Diese Stichpunkte ohne Mnemotechnik zu lernen würde bedeuten die Karteikarten einige male "umzuwälzen" und "wiederzukäuen" (glaube das sind Ausdrücke aus Leitners Buch).

Ich habe es zuerst so versucht bis ich mir dann dachte wozu das zig mal umzuwälzen. Die Liste ist einfach zu lange. Mit Hilfe der Mnemotechnik konnte ich mir mehr Symptome sicherer merken. Das ist natürlich nicht gleichbedeutend mit einer Zeiteinsparung denn ich musste ja Assoziationen zu meinen Routenpunkten herstellen.

Das Sehr gut für die Prüfung hat mich eine Frage gekostet die ich auf keiner Route hatte. Mir war leider ein Stichwort nicht eingefallen.

[/quote]
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the.enormous.crocodile
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Beitrag von the.enormous.crocodile »

Ich möchte noch mal auf einen wesentlichen Punkt eingehen um zu zeigen dass Mnemotechnik kein "Trick" sein kann und die Arbeitsblätter da eben falsch liegen.

Mein Hauptlernwerkzeug waren immer Karteikarten.

Wenn ich jetzt eine Krankheit auf 10 Karteikarten verarbeite und auf jeder stehen etwa 5 Stichwörter. Würde ich sie oft genug wiederholen wären sie irgendwann hoffentlich abgespeichert. Aber wo sind sie ? Ich habe keine Garantie sie abrufen zu können.

Seitdem ich Wissen auf Routen ablege WEIß ich wo mein Wissen ist. Also am Anfang der Lernphase. Später steht dann eh nur mehr das neu gelernte im Vordergrund.

Ich persönlich finde ja die Kombination Karteikarten und die Mnemotechnik perfekt. Leider ist aber der Aufwand die Karteikarten zu erstellen für mich zu hoch. Ich komme mit der vorhandenen Zeit nicht zurecht.

Was mir beim Lernen mit der Mnemotechnik aber niemand mehr nehmen kann ist das Wissen und Selbstvertrauen dass das Gelernte da ist.

Und das hatte ich früher nie.
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Der_Molch
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Beitrag von Der_Molch »

Ich bin zwar noch nicht lange im Mnemobusiness, aber was ich über das letzte Jahr sagen kann ist, dass ich beim Lernen für Physiologie und Biochemie erstmal stumpf das Faktenwissen gelernt habe (mit Routen). WzB die Stoffwechselwege des Energiestoffwechsels.
Für die Klausur musste ich alle Metabolite und dazugehörigen Enzyme aber vorallem die Regulationsmechanismen beherrschen.
Durch Mnemotechnik, lassen sich über die Routenmethode die knapp 300 Informationen (Enzymnamen+Stoffwechselprodukte) innerhalb kurzer Zeit einprägen und ich kann diese schnell ohne Unterlagen wiederhohlen. Der wichtigere Punkt ist aber (vielleicht wende ich Mnemotechnik auch falsch an), dass sich der Stoff innerhalb kurzer Zeit und 3-4 Wdh von der Route losgelöst als aktiver Stoff verwenden lässt. Wenn ich mir dann Prozesse ganzheitlich vorm inneren Auge vorstelle fällt es nicht schwer, die 300 Prozesse zu klassifizieren und Querverbindungen, oder Abgrenzungen selber feststellen zu können. Die Regulationsmechanismen müssen dann nicht mehr gelernt werden weil klar ist, wie die Zelle fungieren muss um jene Prozesse am Gang zu halten (und dass ist noch das einfachste Beispiel).

Ich selbst bin Freund von Querverbindungen weil ich sie suche, damit dass Lernen von Wissen für Multiple-Choice Klausuren, danach nicht für den Eimer ist. Denn wer dann verstanden hat vergisst nicht mehr, bzw. kann sich auch ohne Route die vergessenen Elemente wieder abrufen. Aber ich wäre nicht in der Lage Querverbindungen zu sehen, wenn ich keine Möglichkeit hätte riese Mengen an Stoff in mich reinzuprügeln.

Die Mnemotechnik hat meinem Studium enormen Auftrieb gegeben und sie führt zu beidem : sehr große Wissensaufnahme in kurzer Zeit
und zu größerem Verständnis (wenn man danach sucht), es gehört auch ein bisschen Eigeninitiative dazu und nicht nur Wissenskonsum.
altbauer

Beitrag von altbauer »

Liebe Freunde, ich rede nicht vom Lernen sondern vom Wissen parat haben nach 20 oder 30 Jahren. Soviele Routen könnte ich gar nicht vorbereiten und lernen, um nur das aufzunehmen, was ich durch Verständnis gelernt habe. Methoden lernen und der Transfer sind ganz andere Baustellen, aber für eure Bereiche mögt ihr schon Recht haben und ich wünsche euch viel Glück bei euren Prüfungen. BTW: Das Gehirn arbeitet nicht mit Routen und auch nicht mit Haken, Häusern und Zimmern und dgl. Aber ich werde euch nicht überzeugen, ihr werdet schon noch draufkommen. Und mir fehlt die Motivation dazu, denn ich frage eigentlich bei den meisten Dingen, ob es mir was bringt. Und das bringt mir nichts, das sagt mir meine Querverbindung. cu
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

sondern vom Wissen parat haben nach 20 oder 30 Jahren
Egal ob mit Routentechnik oder ohne, so langfristiges Wissen ohne Wiederholung kann man vergessen, egal wie gut und "tief" man etwas versteht. Das bedeutet aber nicht, dass man sich aller Wiederholungen bewusst ist. Man überschätzt aber gerne die eigene Erinnerungsquote in manchen Gebieten, weil wir für ein realistischeres Bild erinnern müssten was wir vergessen haben. Das was wir schon lange wissen und behalten haben, das wurde auch viel wiederholt. Sei es durch Anwendung oder sei es durch jahrelanges durch den Kopf gehen lassen. Diesen Luxus hat man vor Prüfungen normalerweise ja nicht.
Soviele Routen könnte ich gar nicht vorbereiten und lernen, um nur das aufzunehmen, was ich durch Verständnis gelernt habe
Das setzt voraus, dass man ein Themengebiet für immer auf einer Route ablegt. Das ist ein Mißverständnis. In effizienter Prüfungsvorbereitung lässt man nur ein Thema pro Prüfung am selben Platz, für die nächste Prüfung wird die Route "überschrieben", aber nicht das Wissen des Themas. Für langfristige Ziele wiederholt man die Route über einige Wochen und vergisst sie dann, denn das Thema sitzt da wo es wirklich hingehört: Im Langzeitgedächtnis.

Auch hier, wir lernen zuerst kurzfristig, denn wer die Prüfungen nicht besteht hat keine Gelegenheit, das Wissen langfristig anzuwenden. Ich gebe auch gerne zu, dass ich weit mehr als die Hälfte dessen was ich gelernt habe wieder vergessen musste, und zu einem nicht geringen Teil ist das sogar gut so. Was interessieren mich jetzt noch die Details der Zitronensäurekette?

Meiner Beobachtung nach gibt es viel Lerntechnik Literatur die aus alten Floskeln oder im Prinzip offensichtlichen "gesunden Menschenverstand" besteht. Das ist, leider, allenfalls etwas Motivation oder ein milder Tritt in den Hintern und verbessert die Methodik oder Fähigkeiten des Einzelnen nicht.

Es gibt keine "Querverweis"- oder "Verständnis"-orientierte Methodik, die Lernfähigkeit von Studenten zu verbessern. Mit Memotechnik erzielen wir Verbesserungen bei dem was zählt: Einzelnen konkret zu helfen.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
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Der_Molch
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Beitrag von Der_Molch »

Vereinfacht lassen sich die Gedächtnisbereiche in drei hierarchische Teile unterteilen:

Primär: Sensorische Speicher + Kurzzeitgedächtnis
Sekundär: Langzeitgedächtnis
Tertiär: Arbeitsgedächtnis

In das Arbeitsgedächtnis werden nur Inhalte vom Langzeitgedächtnis übernommen die Regelmäßig abgerufen werden, deren Wissen quasi allgegenwärtig im Kopf schwirrt. Bei allen anderen Langzeitgedächtnisinhalten, benötigen wir einen Auslöser und müssen länger darüber nachdenken.

Also alles was du nach 20-30 Jahren parat hast, ist entweder für dein alttägliches Leben :wink: notwendig, deinen Job oder ist dein Hobby!

Der Rest naja der ist zwar da aber nicht umbedingt ZZ abrufbereit.
DivineTraube
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Beitrag von DivineTraube »

altbauer hat geschrieben:BTW: Das Gehirn arbeitet nicht mit Routen und auch nicht mit Haken, Häusern und Zimmern und dgl.
Darüber habe ich schon oft nachgedacht und habe häufig meine eigenen kognitiven Verarbeitungsmuster untersucht. Und nach und nach ist mir eines bewusst geworden: Erinnerungen sind stets gekoppelt an eine Emotion und einen Ort, auch wenn man sich dessen nicht explizit bewusst ist. So habe ich nachdem ich eine Buch über Funktionentransformationen gelesen (und verstanden habe), was bewusst ohne Mnemotechnik geschah, festgestellt, dass auch staubtrockene, abstrakte und scheinbar gänzlich dekontextualisierte Informationen mit einem unbewusst assoziierten Ort verbunden waren. Zuerst erst war ich überzeugt davon, nur einer Täuschung anheim gefallen zu sein und eben zufällig gleichzeitig an besimmte Orte gedacht haben. Nachdem ich aber den gesamten Stoff im Kopf für mich referiert habe, sind immer wieder diese leichten Anklänge bestimmter Orte aufgetaucht, ohne das ein mir verständicher Bezug bestand. Das Differntiationstheorem für Fouriertransformationen tauchte merkwürdigerweise immer gekoppelt mit einem schwer zu verbalisierndem Bezug zu dem Grundriss meiner Grundschule auf. Ich weiß nicht ob andere Menschen ähnliche Erfahrungen und Eindrücke teilen, oder ob diese Eigenart schon immer eine andere Wahrnehmung und Erinnerung verursacht hat. Falls ich damit nicht allein auf weiter Flur stehe (ich konnte mir früher z.B. historische Daten scheinbar grundlos merken), dann ist das sicherlich ein Aspekt des Erinnerungsprozesses der einer genaueren Untersuchung bedarf.
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Andi
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Beitrag von Andi »

DocTiger hat geschrieben: Allein die Idee "Auswendiglernen schwächt das Verständnis", klingt zwar irgendwo nett und attraktiv, aber ich habe bislang nichts gesehen was darauf hindeutet.
Im Gegenteil. Ich fand immer, wenn ich wirklich intensiv ein Fach auswendiggelernt hatte, dann hatte ich auch das Gefühl recht viel davon verstanden zu haben.

Meine Erfahrung: Für Prüfungen reicht Verständnis nicht, und selbst für mein auf den ersten Blick sehr "stumpfes" System ist eine kreative Herangehensweise und eine intensive Beschäftigung mit dem Stoff notwendig...
---> dem kann ich zustimmen. Ich studiere Wirtschaftswissenschaften und hier kommt man um das Auswendiglernen einfach nicht drumherum. Man nehme etwa das Kalkulationsschema, durch Verständnis ist Herleitung (fast) unmöglich. Ebenso Gesetzesstellen, kann ein Paragraph nicht zugeordnet werden ist es mit Verständnis nicht möglich diesen aufzufinden. Es gibt noch genügend andere Beispiele.
Oft ist Auswendiglernen die Basis zum Verständnis / Transfer. Außerdem spielte hier ebenfalls die „Tiefe der Verarbeitung“ eine Rolle. Lerne ich etwas auswendig UND verstehe ich es, ist die Behaltensleistung beträchtlich höher, als reines Verständnis ohne Detailwissen.
Nehme man z.B. einen Steuerberater der das „zu versteuernde Einkommen“ per Hand (ohne EDV-Unterstützung) berechnen muss und jeden Freibetrag, jede Freigrenze, jede Ausnahme im Gesetz nachschlagen bzw. den Paragraphen suchen müsste. Die Rechnung wolltest du, altbauer, bestimmt nicht bezahlen :wink: .
altbauer hat geschrieben: Wahrscheinlich sollte ich meine akademischen Grade bei Gelegenheit zurückgeben und mein Unternehmen einer wohltätigen Stiftung überschreiben, denn mein von mir auf Grund meines falschen Studiums aufgebauter Betrieb mit 400 Arbeitern und Angestellten war ja bloß Zufall und ich habe es wahrlich nicht verdient.
---> Nur du als Alleiniger schätzt dich, hier in diesem Thread, so ein. Dann wird es aller Voraussicht nach zutreffen :wink: :wink: .
altbauer hat geschrieben: Liebe Freunde, ich rede nicht vom Lernen sondern vom Wissen parat haben nach 20 oder 30 Jahren. Soviele Routen könnte ich gar nicht vorbereiten und lernen, um nur das aufzunehmen, was ich durch Verständnis gelernt habe. … Das Gehirn arbeitet nicht mit Routen und auch nicht mit Haken, Häusern und Zimmern und dgl.
---> Du wirst doch nicht behaupten du kannst dich in 20 oder 30 Jahren an pures Faktenwissen erinnern. Nehmen wir Zahlen, Messwerte, Größen, (auch evtl. Querverbindungen) … Mit Mnemotechnik und effizienter Wiederholung (von der man ziemlich wenig im Vergleich zum Verständnislernen benötigt) ist die Wahrscheinlichkeit des Erinnerns wesentlich höher. Nach deiner Argumentation wirst zwar im Nebel der Erinnerung waten, aber Detailwissenabruf wird schwer fallen. Von der Alltagstauglichkeit brauche ich kaum zu reden, spätestens wirst du, etwa als Kandidat bei „Wer wird Millionär?“ dankbar über die Techniken sein. Oder weißt du spontan das Geburtsjahr von Gregor Mendel.

Das Gehirn arbeitet assoziativ. Was sind Mnemotechniken? „Getunte“ Assoziationen!:D
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
Alfred Herrhausen (1930-1989), dt. Bankier
altbauer

Beitrag von altbauer »

DivineTraube hat geschrieben:Falls ich damit nicht allein auf weiter Flur stehe ...
Der Flur ist ja auch ein Ort - was verbindest du damit?
Es ist schön, dass du dir über dein Lernen Gedanken machst, aber das ist alles schon lange wissenschaftlich erforscht nd man kann ganz gut erklären, warum es zu solchen Assoziationen kommt. Natürlich werden beim Lernen Emotionen und Orte mitgelernt - drum stinkt den meisten ja die Schule so, dass sie alles vergessen, was sie dort gelernt haben. Dazu findest du bei Stangl auch die Erklärung, wie das funktioniert: http://schule.lerntipp.at/18/ Auch ein Experimennt wird dazu berichtet: http://schule.lerntipp.at/18/c.shtml
Das hat aber nicht wirklich was mit Mnemotechnik zu tun und der Methode der Orte - das ist eine andere Baustelle!
altbauer

Beitrag von altbauer »

@ Andi70012
Ich fürchte, wir haben ein völlig unterschiedliches Bild davon, was Lernen im Zusammenhang mit Bildung bedeutet - du füllst Fakten in ein vorher erlerntes Schema und ich orientiere mich am Verstehen von Abläufen, an Sequenzen und nicht an irgendwelchen Haken, an denen ich einige Fakten aufhängen kann. Was nützt mir ein Haus mit medizinischen Fachbegriffen, wenn ich ein Haus aus Ziegeln baue?
Du bist vermutlich noch sehr jung und warst noch nicht vor praktische Probleme gestellt, die man nicht mit abgespeichertem Wissen lösen kann. BTW: Transfer hat nichts mit Verständnis zu tun, aber das kannst du ja auch bei Stangl nachlesen.
Und bei Wissensshows bin ich recht gut - zumindest wenn es nicht um aktuelle Popmusik geht. Da wundere ich mich immer wieder, wie wenig die heutige Generation an fundamentaler Bildung mitgekriegt hat.
Ehrlich gesagt, mir reicht es jetzt, gegen eine Gruppe zu argumentieren, die offensichtlich nur darauf gewartet hat, jemanden zu missionieren. Für mich ist die Sache beenet: ihr habt ja so recht!
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Natürlich werden beim Lernen Emotionen und Orte mitgelernt - drum stinkt den meisten ja die Schule so, dass sie alles vergessen, was sie dort gelernt haben.
Das find ich aber ein wenig arg vereinfacht. Das Modell der Vergessenskurve und der zeitliche Abstand erklären doch diesen Effekt viel besser und wir alle kennen das doch aus der Erfahrung, sogar in jeder Skalierung von Minuten bis Jahrzehnten. Ortswechsel dafür verantwortlich zu machen empfinde ich schon als ein wenig gewagt.

Auch das Experiment in der Form wie es da beschrieben wird überzeugt mich überhaupt nicht.
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altbauer

Beitrag von altbauer »

DocTiger hat geschrieben:Ortswechsel dafür verantwortlich zu machen empfinde ich schon als ein wenig gewagt.
Sorry, ich wollte zwar nichts mehr schreiben, aber an deiner Reaktion sehe ich, dass du meine Argumentation leider nicht verstanden hast! Da sind deine Mnemotechniken offensichtlich doch nicht so gut! Ein Tipp: Der Schulgeruch hat mit Emotionen zu tun ... Lies einfach in Ruhe und sorgfältig http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at ... cher.shtml - siehe Godden & Baddeley (1975)
Glaub mir, Stangl versteht mehr von den Dingen, die ihr hier diskutiert, als du dir träumen lässt! Und er konnte das auch noch vermitteln - er war ein hervorragender Lehrender! Na. vielleicht wendest du dich einmal an ihn selber, und lässt dir die Sachverhalte erklären. Aber der ist wahrscheinlich schon emeritiert ...
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Beitrag von DocTiger »

Die Argumentation habe ich in der Tat nicht verstanden. Inwiefern invalidieren Ortswechsel oder Geruchsassoziationen das sowohl praxisnahe als auch oft zitierte Modell der Vergessenskurve?

Ich will die Arbeit oder das Verständnis von Stangl nicht geringreden, für mich sind seine Arbeitsblätter zwar inspirierend, aber ich habe bislang wenig praxisrelevantes gefunden, oder irgendetwas was ich jemandem in den ersten paar Stunden erzählen wollen würde der mich fragt wie er besser lernen könnte.

Ich empfinde das Modell mit einem Langzeitgedächtnis als überholt. Dass zu sagen steht mir eigentlich als Nichtpädagoge nicht zu, aber meiner Erfahrung nach lässt sich Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis nicht für mich verständlich unterscheiden. Mag an meinem mangelnden Verständnis liegen, aber ich sehe nur eine definierte zeitliche Grenze zwischen Ultrakurzzeitgedächtnis und dem Rest. Ansonsten verhält sich die Überlebensdauer einer Information eher wie eine Wahrscheinlichkeitsverteilung. Welche bin ich mir noch nicht so sicher, aber ich tippe auf eine exponentiale Komponente wie in der Kurve des Vergessens.

Zwar sind die Leistungen der Gedächtnissportler "nur Tricks" und vielleicht nicht allesamt praxisrelevant, aber es handelt sich trotzdem um einen hochgradig zeiteffizienten und vollständigen Transfer von Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis heraus. Spätestens der Effekt, dass auch Tage nach einem solchen Wettkampf viele der Informationen abrufbar sind, bevor sie verblassen, ist nicht mehr mit dem Kurzzeit/Langzeitgedächtnis erklärbar.

Noch schlimmer: Studenten reden von Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis, aber wie!! Die meisten Sätze die ich damit höre, lauten so wie "Ich habe halt kein gutes Langzeitgedächtnis!" Die einzigen mit einem guten Langzeitgedächtnis sind die Professoren, die Jahrzehnte lang diesen Stoff wiederholt haben und dann glauben, Verständnis erspart das stumpfe auswendiglernen.
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Beitrag von Pat »

Erinnerungen sind stets gekoppelt an eine Emotion und einen Ort, auch wenn man sich dessen nicht explizit bewusst ist.
Phantastisch. Es ist immer wieder großartig, Deine Posts zu lesen. Genau das Gleiche habe ich auch bereits vermutet. Die ortsbezogene Speicherung ist mit gewisser Wahrscheinlichkeit weit tiefer im Erinnerungsprozess verwurzelt als angenommen.

Ich hoffe nur, Du nimmst in Deinem kommenden Buch nicht zu viele meiner anderen Ideen vorweg :).
Pat
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Beitrag von Pat »

Die einzigen mit einem guten Langzeitgedächtnis sind die Professoren, die Jahrzehnte lang diesen Stoff wiederholt haben und dann glauben, Verständnis erspart das stumpfe auswendiglernen.
Treffend gesagt.

Ich denke, wir sollten diesen Thread nur noch partiell "füttern", bevorzugt mit Clupea harengus ruber.
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Andi
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Beitrag von Andi »

http://schule.lerntipp.at/18/c.shtml hat geschrieben: Die Abfrage erfolgte dann in dem Raum, in dem zuvor die "letzte Liste" - die Liste B - vorgelegt worden war. […]
Erwachsene kamen nach einem Raumwechsel bei Liste A zu einem schlechteren Ergebnis, zeigten jedoch ein verbessertes Resultat bei Liste B. […]
Während Viertklässler dasselbe Ergebnismuster aufwiesen wie die Erwachsenen, hatte der Raumwechsel bzw. die Veränderung der Lernumgebung bei Kindergartenkindern und Erstklässlern keinerlei Effekte auf die spätere Erinnerungsleistung
---> Dafür gibt es etliche Gründe: Liste B wurde im Gedächtnis, da kurz zuvor gelernt, besser behalten, da weniger Zeit gegenüber Liste A verstrichen ist. Wie schon lange bekannt, die Anfänge und Schlüsse einer Einprägphase werden besser behalten als etwa die „Mittelphase“ (z.B. bei Zahlen, Wörtern, etc.). Darum sollten auch (kurze) Pausen eingehalten werden, um diesen Effekt zu verringern.
Kindergartenkinder und Erstklässler könnten Informationen anders verarbeiten bzw. werten wie Viertklässler und Erwachsene. Außenreize (Gerüche, Bilder ...) und womöglich Änderung der psychischen Verfassung während dem Raumwechsel könnten div. Lerninhalte stören/verändern.
altbauer hat geschrieben: Ich fürchte, wir haben ein völlig unterschiedliches Bild davon, was Lernen im Zusammenhang mit Bildung bedeutet - du füllst Fakten in ein vorher erlerntes Schema und ich orientiere mich am Verstehen von Abläufen, an Sequenzen und nicht an irgendwelchen Haken, an denen ich einige Fakten aufhängen kann.
---> Hier stand nie das Thema Bildung zum Disput.
„Ich orientiere mich am Verstehen von Abläufen“ dazu gehört nun mal auch auswendig Gelerntes Faktenwissen als Basis zum Verständnis.
altbauer hat geschrieben: Du bist vermutlich noch sehr jung und warst noch nicht vor praktische Probleme gestellt, die man nicht mit abgespeichertem Wissen lösen kann.
---> sind nicht alltägliche Probleme praktische Probleme – Alter irrelevant? Fahre ich etwa schwarz (was ich nie machen würde :wink:) spielt Intuition eine Rolle. Auf was basiert Intuition - auf zuvor gelernten Heuristiken. Ich muss wissen, dass um 13.00 Uhr nie ein Schaffner kommt, diese Faustregeln ist durch wiederholende Erfahrung bestätigt (worden). Also ist gelernt: 13.00 Uhr niemals Schwarzfahren, da immer ein Zugbegleiter in der Bahn ist. Ein Großmeister im Schach projiziert seinen nächsten Zug aufgrund (unbewusster) Regeln, die er irgendwann einmal gelernt hat. Warum nicht, wenn immer irgendwie möglich, Mnemotechniken zu Hilfe nehmen, damit den „Erinnerungs-Pool“ stärken, um praktische Probleme (besser/leichter/schneller) zu lösen?
altbauer hat geschrieben: Transfer hat nichts mit Verständnis zu tun, aber das kannst du ja auch bei Stangl nachlesen
---> Bin da skeptisch. Wo steht das auf den Arbeitsblättern? Bitte nenne die Quelle. Danke.
DocTiger hat geschrieben: Die einzigen mit einem guten Langzeitgedächtnis sind die Professoren, die Jahrzehnte lang diesen Stoff wiederholt haben und dann glauben, Verständnis erspart das stumpfe auswendiglernen.
---> Ha, ha. Ist an jeder Uni wohl das gleiche. :D
„Die Leistungsfähigkeit des Hirns nimmt zu, je mehr man es in Anspruch nimmt.“
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Beitrag von altbauer »

@ Wo steht das auf den Arbeitsblättern?
Gib einfach in der Sitesuche in den Arbeitsblättern das Wort Transfer ein.
Oder in die Google-Suche "lerntransfer" - auch da findest du nach dem Wikipedia-Artikel Stangls Seite dazu.
Dass ihr da nach einer Quelle verlangt zeigt mir schön den Effekt eurer Mnemotechniken - Querdenken, bitte, quer!
@ Dafür gibt es etliche Gründe:
Denkst du, das wurde bei dem Experiment nicht berücksichtigt? Mach dich einmal über solche Experimente kundig - da muss man leider Fachliteratur lesen und verstehen ... Aber ihr habt ja eure Mnemotechnik dafür!
Und jetzt wirklich EOD - eure Argumente werden immer absurder bzw. gleichen einander in einem Punkt: ich habe recht, auch wenn mir ein anderer das Gegenteil beweist. Tschüss!
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

@altbauer: Nicht jeder der querdenkt hat automatisch deine Meinung. Ein paar deiner Ausdrücke klingen für mich rein subjektiv so als wäre jeder Widerspruch gegen deine, naja, zumindest nicht grade offenen Ansichten ein Beweis für unser mangelndes Verständnis oder gar Intelligenz.

Und das Ende einer Diskussion zu erklären direkt nach einem definitiv nicht mehr sachlichen Kommentar álà "Da sieht man was die Memotechnik bringt!" ist auch keine starke Leistung. Das klingt eher danach dass hier jemand das letzte Wort haben muss.

Die Diskussion "Hm, die Ergebnisse des Experiments lassen sich auch anders erklären" - "Nein, das wurde alles berücksichtigt/rauskorrigiert!" hatten wir ja letztens auch in Sachen transzendentaler Meditation. Hauptsache eine Aussage wurde mal in Journals veröffentlicht und schon wird sie gebogen bis sie quiekt.

Zwar wissen sich altbauer und Stangl anscheinend sehr weise über den Prozess des Lernens, aber sie müssten einem Medizinstudenten, der glaubt nicht genügend Fakten zu behalten, entweder sagen "versteh es besser" (eventuell noch komplizierter, aber doch leider nicht informativer als sich das eh schon jeder selbst denken kann), oder dass er den Studiengang wechseln muss, schließlich gibt es keine Methode und vor allem keinen Sinn darin, hunderte Seiten auswendig zu lernen ohne wirklich jede Querverbindung, Herleitung und Geschichte zu erforschen.

Übrigens: Wichtige, korrekte Querverbindungen haben gefälligst im Buch/Skript zu stehen!

Mit welcher Genauigkeit kann ein Autor mutmaßen nicht nur wie kreativ jeder einzelne Leser ist sondern auch welche der vielen möglichen Ideen er noch dazu haben könnte? Phantasie ist gut zum Lernen, aber bei der Prüfung oder in der Praxis behält man lieber seine Phantasie (also auch die Querverbindungen) für sich. Gerade in der Medizin ist ein Notfall keine gute Gelegenheit eigene Theorien auszuprobieren, sondern da muss abgespult werden was erprobt ist - selbst wenn man es als Anfänger bislang nur aus dem Buch kannte.
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