Lesehilfe: Wirklich schneller?
Lesehilfe: Wirklich schneller?
Hi,
wie schnell lest ihr eigentlich mit und ohne Lesehilfe
wie schnell lest ihr eigentlich mit und ohne Lesehilfe
Ich hatte gerade ein zweitägiges, sehr zu empfehlendes Speedreading-Seminar bei Markus Orschler von Ritterspeedreading beigewohnt.
Herr Orschler ging ausführlich auf die Vorteile des Lesens mit Stift ein. Zusammengefasst lauten diese:
- Bewegungsreiz
- biologischer Instinkt
- Kontrolle
- Konzentration
- Gewohnheitsbruch
Allein schon um das Copywright des Verfassers nicht einfach so weiterzugeben, würde es hier zu weit führen, die Punkte näher zu erklären. Ich kann aber versichern, dass die Gründe nachvollziehbar sind, in Übungen entsprechend umgesetzt wurden und mich seither zum Lesen mit dem Stift veranlassten.
Im Übrigen ist das Seminar über diesen einen Punkt hinaus sehr empfehlenswert.
Herr Orschler ging ausführlich auf die Vorteile des Lesens mit Stift ein. Zusammengefasst lauten diese:
- Bewegungsreiz
- biologischer Instinkt
- Kontrolle
- Konzentration
- Gewohnheitsbruch
Allein schon um das Copywright des Verfassers nicht einfach so weiterzugeben, würde es hier zu weit führen, die Punkte näher zu erklären. Ich kann aber versichern, dass die Gründe nachvollziehbar sind, in Übungen entsprechend umgesetzt wurden und mich seither zum Lesen mit dem Stift veranlassten.
Im Übrigen ist das Seminar über diesen einen Punkt hinaus sehr empfehlenswert.
Wegen des Bewegungsreizes und damit man nicht in der Zeile verrutscht, hat man ja auch in der Grundschule mit Lineal gelesen. Zumindest war das bei uns so. Bei Speedreading, so hab ichs gelesen, soll man ja dann aber beim Lesen ein nicht-durchsichtiges Lineal oder etwas anderes nicht-durchscheinendes Material über den gelesenen Textteil schieben und das immer schneller machen, damit man gezwungen ist, schneller zu lesen.
Wie viele nehmen denn immer an so einem Seminar teil? Werden dort dann auch Übungen gemacht?
Wie viele nehmen denn immer an so einem Seminar teil? Werden dort dann auch Übungen gemacht?
Bei diesem Seminar waren wir eine überschaubare Gruppe. Jeder konnte individuell seine Belange befriedigen, aber auch die Gruppen- und Partnerübungen waren auf sinnvolle Art möglich.
Natürlich werden dort Übungen gemacht. So kann der direkte Erfolg kontrolliert werden, evtl. Anfängerfehler schon im Grunde ausgemerzt werden.
Natürlich werden dort Übungen gemacht. So kann der direkte Erfolg kontrolliert werden, evtl. Anfängerfehler schon im Grunde ausgemerzt werden.
Achtung
Ich bin davon überzeugt, dass sich das Lesen beschleunigen lässt, wenn man immer noch seine Grundschultechnik verwendet.
Allerdings werde ich immer skeptisch, wenn die Aussagen zu den Möglichkeiten des Schnellesens zu pauschal und fantastisch werden. Wenn also der olle J.F. Kennedy hervorgekramt und behauptet wird, er habe 2000 Wörter in der Minute lesen, verstehen und lernen können.
Zu solchen Behauptungen sage ich, dass diese quatsch sind. Und dass sie schädlich sind.
2000 Wörter/Minute ... das ist bestenfalls eine Geschwindigkeit mit der der heutige Otto-Normal-Internetsurfer seine Webseiten scannt. Ein lernendes und verstehendes Lesen ist das garantiert nicht.
Meine Erfahrungen sehen so aus, dass es Sinn macht, sich pro Zeile (je nach Breite) 3 bis 4 Punkte zu suchen und mit den Augen der Reihe nach diese Punkte "abzuklappern"; gerne auch mit Lesehilfe. Das Lesen wird zielgerichteter und dadurch schneller. Wenn sich das Gehirn daran gewöhnt hat, kann es bis dahin auch das Text-Verstehen aufrecht erhalten (aber nicht "erhöhen").
Wie schnell du dann letztlich liest, hängt dann von dem Text und deinen Zielen ab. Einen einfachen Roman, den du einfach nur lesen und verstehen willst, wirst du damit sicher deutlich schneller lesen können. Ein naturwissenschaftliches Fachbuch, das du lesen, verstehen und lernen sollst wirst du damit sicher nicht schneller durcharbeiten (hier ist das Lernen das Nadelöhr und eher Mnemonik die beschleunigende Technik).
Bei der Behauptung, das Subvokalisieren sei für das Verstehen eines Textes nicht zwingend erforderlich, wäre ich sehr vorsichtig. Meine Beobachtung ist die, dass ich die Wörter nicht Wort-für-Wort von Anfrang bis Ende subvokalisieren muss. Allerdings höre ich die bedeutungstragenden Wörter nachwievor mit meinem inneren Ohr. Bei bekannten Phrasen und häufig zusammen auftretenden Wörtern "husche" ich schnell "drüber". Ich filtere gerne auch Meta-Kommunikation aus den Texten heraus und spare damit Zeit.
Allerdings werde ich immer skeptisch, wenn die Aussagen zu den Möglichkeiten des Schnellesens zu pauschal und fantastisch werden. Wenn also der olle J.F. Kennedy hervorgekramt und behauptet wird, er habe 2000 Wörter in der Minute lesen, verstehen und lernen können.
Zu solchen Behauptungen sage ich, dass diese quatsch sind. Und dass sie schädlich sind.
2000 Wörter/Minute ... das ist bestenfalls eine Geschwindigkeit mit der der heutige Otto-Normal-Internetsurfer seine Webseiten scannt. Ein lernendes und verstehendes Lesen ist das garantiert nicht.
Meine Erfahrungen sehen so aus, dass es Sinn macht, sich pro Zeile (je nach Breite) 3 bis 4 Punkte zu suchen und mit den Augen der Reihe nach diese Punkte "abzuklappern"; gerne auch mit Lesehilfe. Das Lesen wird zielgerichteter und dadurch schneller. Wenn sich das Gehirn daran gewöhnt hat, kann es bis dahin auch das Text-Verstehen aufrecht erhalten (aber nicht "erhöhen").
Wie schnell du dann letztlich liest, hängt dann von dem Text und deinen Zielen ab. Einen einfachen Roman, den du einfach nur lesen und verstehen willst, wirst du damit sicher deutlich schneller lesen können. Ein naturwissenschaftliches Fachbuch, das du lesen, verstehen und lernen sollst wirst du damit sicher nicht schneller durcharbeiten (hier ist das Lernen das Nadelöhr und eher Mnemonik die beschleunigende Technik).
Bei der Behauptung, das Subvokalisieren sei für das Verstehen eines Textes nicht zwingend erforderlich, wäre ich sehr vorsichtig. Meine Beobachtung ist die, dass ich die Wörter nicht Wort-für-Wort von Anfrang bis Ende subvokalisieren muss. Allerdings höre ich die bedeutungstragenden Wörter nachwievor mit meinem inneren Ohr. Bei bekannten Phrasen und häufig zusammen auftretenden Wörtern "husche" ich schnell "drüber". Ich filtere gerne auch Meta-Kommunikation aus den Texten heraus und spare damit Zeit.
Re: Achtung
Richtig.AndreasF hat geschrieben: Allerdings werde ich immer skeptisch, wenn die Aussagen zu den Möglichkeiten des Schnellesens zu pauschal und fantastisch werden. Wenn also der olle J.F. Kennedy hervorgekramt und behauptet wird, er habe 2000 Wörter in der Minute lesen, verstehen und lernen können.
Zu solchen Behauptungen sage ich, dass diese quatsch sind. Und dass sie schädlich sind.
1 bis 2 Punkte reichen aus. Zum Textverständnis: Vielleicht ist erhöhen die falsche Vokabel, aber wenn ich nach dem schnellen Lesen mehr im Kopf habe als nach dem langsamen, ist mehr Text in der Erinnerung vorhanden. Wie man das nennen mag, spielt m. E. keine Rolle.AndreasF hat geschrieben: Meine Erfahrungen sehen so aus, dass es Sinn macht, sich pro Zeile (je nach Breite) 3 bis 4 Punkte zu suchen und mit den Augen der Reihe nach diese Punkte "abzuklappern"; gerne auch mit Lesehilfe. Das Lesen wird zielgerichteter und dadurch schneller. Wenn sich das Gehirn daran gewöhnt hat, kann es bis dahin auch das Text-Verstehen aufrecht erhalten (aber nicht "erhöhen").
Dem stimme ich zu. Ich subvokalisiere, aber ebenfalls bröckchenweise.AndreasF hat geschrieben: Bei der Behauptung, das Subvokalisieren sei für das Verstehen eines Textes nicht zwingend erforderlich, wäre ich sehr vorsichtig. Meine Beobachtung ist die, dass ich die Wörter nicht Wort-für-Wort von Anfrang bis Ende subvokalisieren muss.
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Lesehilfe / Subvokalisieren
Die Lesehilfe bringt schon was, denn das Auge muss nicht mehr jedes Wort und jede Zeile neu suchen und fokussieren, sondern der Stift führt das Auge genau da hin, wo es sein soll. Das Auge reagiert sehr leicht auf Bewegung, wie man z.B. beim Tischtennisspielen merken wird. Da hat der Mann vom Ritter-Seminar völlig recht.
Ein Stift eignet sich etwas besser als das Lineal (ist meine Meinung).
Das Lineal gibt nur eine Zeile vor aber innerhalb der Zeile, muss das Auge mehr arbeiten. Je breiter das Buch, desto leichter verliert das Auge z.B. beim Blinzeln die richtige Stelle.
Daher sage ich: Stift / Finger sind meine Favoriten.
Ohne Lesehilfe wird man langsamer, aber wenn man gelernt hat die Wortrgruppen mit einem Blick zu erfassen, ist man auch schon schneller als ein normaler Leser - immerhin.
Das mit dem Subvokalisieren sehen manche viel zu eng:
Notwendig für das Verstehen ist es sicher nicht, denn ein Taub-Stummer kann auch nicht Subvokalisieren und versteht dennoch alles was geschrieben steht.
Hinderlich ist es auch nicht wirklich, denn es schadet ja nicht, wenn man auch auf akkustischem Weg die Kern!!-Infos nachbrabbelt.
Ein Problem ist es nur dann, wenn man der festen Überzeugung ist, dass man nur so schnell Lesen & Verstehen kann, wie man in der Lage ist mitzusprechen und sich dadurch immer auf dieses Tempo beschränkt.
Daher würde ich die innere Stimme eher ignorieren, als unbedingt zu versuchen sie abzustellen.
Ein Stift eignet sich etwas besser als das Lineal (ist meine Meinung).
Das Lineal gibt nur eine Zeile vor aber innerhalb der Zeile, muss das Auge mehr arbeiten. Je breiter das Buch, desto leichter verliert das Auge z.B. beim Blinzeln die richtige Stelle.
Daher sage ich: Stift / Finger sind meine Favoriten.
Ohne Lesehilfe wird man langsamer, aber wenn man gelernt hat die Wortrgruppen mit einem Blick zu erfassen, ist man auch schon schneller als ein normaler Leser - immerhin.
Das mit dem Subvokalisieren sehen manche viel zu eng:
Notwendig für das Verstehen ist es sicher nicht, denn ein Taub-Stummer kann auch nicht Subvokalisieren und versteht dennoch alles was geschrieben steht.
Hinderlich ist es auch nicht wirklich, denn es schadet ja nicht, wenn man auch auf akkustischem Weg die Kern!!-Infos nachbrabbelt.
Ein Problem ist es nur dann, wenn man der festen Überzeugung ist, dass man nur so schnell Lesen & Verstehen kann, wie man in der Lage ist mitzusprechen und sich dadurch immer auf dieses Tempo beschränkt.
Daher würde ich die innere Stimme eher ignorieren, als unbedingt zu versuchen sie abzustellen.
- Sokron
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Re:
Vielen Dank, Jens Seiler, für die Empfehlung von Ritter Speed ReadingCAIROS hat geschrieben:Ich hatte gerade ein zweitägiges, sehr zu empfehlendes Speedreading-Seminar bei Markus Orschler von Ritterspeedreading beigewohnt.
Herr Orschler ging ausführlich auf die Vorteile des Lesens mit Stift ein. Zusammengefasst lauten diese:
- Bewegungsreiz
- biologischer Instinkt
- Kontrolle
- Konzentration
- Gewohnheitsbruch
Allein schon um das Copywright des Verfassers nicht einfach so weiterzugeben, würde es hier zu weit führen, die Punkte näher zu erklären. Ich kann aber versichern, dass die Gründe nachvollziehbar sind, in Übungen entsprechend umgesetzt wurden und mich seither zum Lesen mit dem Stift veranlassten.
Im Übrigen ist das Seminar über diesen einen Punkt hinaus sehr empfehlenswert.

Ich kann die o.a. Punkte gerne erläutern:
- Kontrolle (des Tempos) und Gewohnheitsbruch (zum normalen Lesen) sind wohl selbst erklärend. Raus aus der Routine heißt es (gerade anfangs) auch im Speed Reading.
- Konzentration: erhöht sich durch die Aktivität der Bewegung sowie das visuelle "Ziehen" des Blicks durch den Stift
- der biologische Instinkt, der hier angesprochen wird, erhöht die Achtsamkeit, wenn ein Bewegungsreiz wahrgenommen wird. Das ist wohl noch aus den Jäger- und Sammlerzeiten in uns veranlagt, dass wir auf visuelle Bewegungen mit erhöhter Aufmerksamkeit reagieren.
Es sind kleine Effekte, die sich aufsummieren. Dazu kommt sowohl das Training der Blickspannweite, als auch das Gewöhnungstraining an das Tempo, für welches eine neuroplastische Anpassung vermutet werden kann.
Beste Grüße
Markus Orschler
Re: Lesehilfe: Wirklich schneller?
@Sokron: Was ist eine "neuroplastische Anpassung"? Es wäre nett, wenn Du es kurz erläutern könntest.
- Sokron
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Re: Lesehilfe: Wirklich schneller?
Damit beziehe ich mich auf den neuroplastischen Effekt, der beim Speed Reading Training zumindest stark vermutet wird (un ja, das ist ein ambivalent diskutiertes Thema). Neuroplastizität besagt meinem Verständnis nach, dass sich durch Stimulation bestimmter Gehirnzellverbände (Lernen, Üben, Wiederholen, Lesen, Machen usw.), diese dem Reiz anpassen und diesen zunehmend besser verarbeiten können. Durch Lesen mit einem deutlich überfordernden Tempo (kontrolliert z.B. durch die Lesehilfe und ein Metronom o.ä.), werden bestimmte Neuronencluster (Neuron = Gehirnzelle) durch den Reiz des überfordernden Schnelllesetrainings angeregt, sich besser zu vernetzen, quasi zu "tunen". Dies geschieht dadurch, dass sich mehr "Verästelungen" der Axone ("Informations-Sender" eines Neurons) und Dendriten ("Empfangsantennen") und damit einhergehend zusätzliche Synapsen (Kontaktstellen zwischen den Neuronen) ausbilden. Zudem siedeln sich im längeren Zeitverlauf neu gebildete Neuronen dort an (man spricht bei der Neubildung von Gehirnzellen von Neurogenese), die Myelinisierung der Neuriten (= "Isolierschicht" des Netzwerks) nimmt zu, wodurch sich die Verarbeitungsgeschwindigkeit und -qualität der visuell rezipierten Information erhöht. Aus dem schmalen einspurigen Trampelpfad wird quasi ein mehrspuriger Datenhighway. Mit der Zeit entsteht dadurch ein Gewöhnungseffekt, so dass du das schnellere Lesen nicht mehr als solches wahrnimmst. Ich freue mich jederzeit um fachkundige Ergänzungen, da ich kein Mediziner oder Biologe bin. Entsprechend bitte ich um Nachsicht und Korrektur, falls sich Ungenauigkeiten oder Fehler eingeschlichen haben.
- Boris
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Re: Lesehilfe: Wirklich schneller?
Das ausführlich zu erklären ist sicher auch schwierig 
Ich wollte nur kurz den "Warnhinweis" anbringen, du hast das aber ja auch selbst schon gesagt, dass dies für Schnelllesetraining noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde.

Ich wollte nur kurz den "Warnhinweis" anbringen, du hast das aber ja auch selbst schon gesagt, dass dies für Schnelllesetraining noch nicht wissenschaftlich untersucht wurde.
Re: Lesehilfe: Wirklich schneller?
Vielen Dank für die Infos
Ist sehr interessant und wird hoffentlich irgendwann einmal auch wissenschaftlich näher untersucht. Leider hat sich ja die Wissenschaft noch nicht allzuviel mit dem Schnelllesen befasst

Ist sehr interessant und wird hoffentlich irgendwann einmal auch wissenschaftlich näher untersucht. Leider hat sich ja die Wissenschaft noch nicht allzuviel mit dem Schnelllesen befasst

Re: Lesehilfe: Wirklich schneller?
was mich doch sehr wundert... Ist ja an sich ein hochinteressantes Thema, von dem was ich hier in dem Forum so zu lesen bekommeGunny hat geschrieben:Vielen Dank für die Infos![]()
Ist sehr interessant und wird hoffentlich irgendwann einmal auch wissenschaftlich näher untersucht. Leider hat sich ja die Wissenschaft noch nicht allzuviel mit dem Schnelllesen befasst