Es wäre schön während einer Klassenarbeit das Heft sich im Kopf vorstellen zu können!

Wer behauptet das? Eigentlich, sofern mir bekannt, geht die Wissenschaft bisher davon aus, dass es kein fotografisches Gedächtnis gibt – bin für neue Erkenntnisse aber immer offen.Tectum hat geschrieben:Es ist bekannt, dass es Menschen mit fotografischen Gedächtnissen gibt.
Ja, die gibt es, aber nur in speziellen Bereichen (z.B. Savants)Julian hat geschrieben: es gibt Menschen mit eidetischem Gedächtnis.
Ich sage nein, da die Transfereffekte ausbleiben. Ich habe noch nie davon gehört, dass z.B. Stephen Wiltshire andere Figuren, Bilder etc., außer die bildliche Reproduktion von Luftaufnahmen, exakt (fotografisch) aus dem Gedächtnis wiedergeben kann. Weiter konnte Kim Peek zwar die ganzen Telefonbücher der USA auswendig, sich jedoch nicht an Gesichter erinnern. Dies sind eben Inselbegabungen – ein fotografisches Gedächtnis würde sich auf alle Bereiche des Erinnerns erstrecken.Julian hat geschrieben:Ist es also kein fotografisches Gedächtnis, wenn man über London fliegt
und anschließend alles aus dem Gedächtnis abzeichnen kann???
Auch hierIn der Wissenschaft scheint es umstritten zu sein, ob es soetwas wie das photographische Gedächtnis überhaupt gibt. Der Scientific American schreibt:
You might expect that an individual who claims to still see a picture after it has been removed would be able to have a perfect memory of the original picture. After all, a perfect memory is what is usually implied by the commonly used phrase "photographic memory." As it turns out, however, the accuracy of many eidetic images is far from perfect. In fact, besides often being sketchy on some details, it is not unusual for eidetikers to alter visual details and even to invent some that were never in the original. This suggests that eidetic images are certainly not photographic in nature but instead are reconstructed from memory and can be influenced like other memories (both visual and nonvisual) by cognitive biases and expectations.
The vast majority of the people who have been identified as possessing eidetic imagery are children. The prevalence estimates of the ability among preadolescents range from about 2 percent to 10 percent. And it is an equal-opportunity phenomenon - there's no gender difference in who is likely to be an eidetiker. Although it is certainly controversial, some researchers also believe that eidetic imagery occurs more frequently in certain populations of the mentally retarded (specifically, in individuals whose retardation most likely stems from biological, rather than environmental, causes) and also among geriatric populations. With a few notable exceptions, however, most research has shown that virtually no adults seem to possess the ability to form eidetic images.
Zudem geht die einschlägige Fachliteratur davon aus, dass Shereshevskii seine Fähigkeiten in der Kindheit unbewusst „erlernt“ haben soll. Es wird berichtet er war anfangs (als Kind) fast erblindet, um sich Gegenstände, die Schrift - er lebte anscheinend auf dem Land/auf einem Bauernhof - besser einprägen zu können, soll er unbewusst ein System für exakte Reproduktion entwickelt haben. Er selbst weiß aber nicht wie er seine Fähigkeit einsetzt.Pat hat geschrieben:Shereshevskij, "S" von Luria, zähle da für mich nicht dazu, weil ihm die Fähigkeiten zum Verständnis abstrakter Zusammenhänge fehlte
(http://www.planet-wissen.de/alltag_gesu ... schung.jsp)In den 1920er Jahren untersuchte der russische Neuropsychologe Alexander Luria ein erstaunliches Gedächtnis: Der Zeitungsreporter Shereshevskii konnte sich in kürzester Zeit lange Listen von Wörtern, Zahlen und sinnlosen Silben einprägen. Später gab er diese fehlerfrei wieder. Einmal präsentierte man ihm eine mathematische Formel mit 30 Elementen. Er konnte sie sofort wiederholen - und das auch noch nach 15 Jahren.
Dies gelang Shereshevskii auf Grund einer intensiven bildlichen Vorstellungskraft, die Wissenschaftler als "Synästhesie" bezeichnen: Wörter riefen bei ihm visuelle Eindrücke hervor. Üblicherweise platzierte er wie die antiken Mnemotechniker jedes Bild gedanklich auf einer vertrauten Straße. Wollte er sich erinnern, lief er wiederum im Geiste die Straße entlang und sammelte die Bilder ein.
Interessant für die Forscher war vor allem, dass sein ausgezeichnetes Gedächtnis Shereshevskii auch viele Nachteile bescherte: Er konnte sich beispielsweise nicht gut auf die Bedeutung des Gesagten konzentrieren - seine Bilder hinderten ihn daran. Schwierigkeiten hatte er auch, Metaphern oder Poesie zu verstehen. Überhaupt konnte Shereshevskii, vollgestopft mit Details, nur schwer abstrahieren und Gemeinsamkeiten zwischen Ereignissen entdecken.
(http://www.mpg.de/449349/forschungsSchwerpunkt)Shereshevskii war offensichtlich nicht in der Lage, von den vielen Details in den Gesichtern zu abstrahieren.
Zumal, sofern Sinneseindrücke auch (dauerhaft) behalten werden, dies den Alltag unnötig verkomplizieren (:lol:) würde. Nein, ich will nicht wissen wie das Blatt bei meinem Waldspaziergang vor zwei Jahren genau beschaffen war.DocTiger hat geschrieben:Ich glaube ebenfalls nicht an fotographische Gedächtnisse. Warum sollten wir das auch brauchen?
Mich würde sehr interessieren, welche Untersuchungen du meinst!Pat hat geschrieben:Nach Untersuchungen gibt es nur sehr wenige Menschen, die sowohl bei der statischen,
detallierten Vorstellung von Objekten (Farbe, Textur) als auch bei der räumlichen Manipulation
und Veränderung von Objekten (Drehen, Biegen, Schieben, Positionierung im Raum) zum oberen Drittel gehören.