Hat man sowas also jetzt auch schon definiert...ich denke, dass Sensibilität nicht nur in 2 bis 3 Ausprägungen vorkommt, sondern dass es extrem viele verschiedene Niveaus von Sensibilität gibt. Ich weiß nicht ob ich der Definition nach schon als hochsensibel gelte, vermutlich nicht, aber ich denke schon, dass ich zumindest auffallend sensibler auf Reize reagiere als der Durchschnitt. Auf jeden Fall habe ich ziemliche Probleme mit dem Halten der Konzentration und dem Umgang von Reizen. Ich kann mich nach Fredericas Abgrenzung in der "Und dann gibt es leider auch Menschen..." eigentlich ganz gut wiederentdecken.
1 Beispiel aus dem Alltag:
-ich lasse beim Autofahren das Radio meistens aus oder mache es zumindest sehr leise, da mir aus Erfahrung die Gefahr droht, dass ich nicht das Radio ausblende, sondern die Straße und meine Konzentration auf die Musik überschwappt. Aber auch darüber hinaus habe ich große Schwierigkeiten mit dem Autofahren und ich mache das daher nur selten und vor allem vermeide ich es möglichst alleine im Auto neue Strecken zu fahren, weil ich mich schnell von den vielen Anforderungen überfordert fühle. Also orientieren und gleichzeitig Fahren finde ich sehr sehr anspruchsvoll. Allein zu meinen Problemen beim Autofahren könnte ich noch viel mehr schreiben...
1 Beispiel aus dem Gedächtnissport:
- habe das kürzlich erst an einer anderen Stelle erwähnt: man darf sich nicht davon täuschen lassen, dass ich im Gegensatz zu anderen keinen Ohrschutz trage, um mich so vor Geräuschkulissen abzuschirmen. Ich habe sowas ausprobiert und musste feststellen, dass mich so ein Ding viel mehr ablenkt als mögliche Störgeräusche. Ich empfinde damit einen leichten Druck im Kopf, wie z.B. wenn man einen Berg hochfährt und sich die Höhenlage ändert. Der wirkt besonders ablenkend, weil es eine seltene Wahrnehmung ist und sie einfach eben schon aus dem eigenen Inneren entspringt. Auch die Berührung des Schützers empfinde ich als störend. Die Geräuschkulisse bei Gedächtniswettkämpfen ist da weit weniger schlimm. Das sind meist Geräusche mit denen ich relativ gut zurechtkomme. Speed Cards ist typischerweise eine Herausforderungen, aber da geht es nicht nur mir so, da klagen auch andere Sportler über Mitstreiter die zu laut auf dem Stopper hauen. Ansonsten: Blättergeraschel o.ä, das geht eigentlich. Mich stört es aber sehr wenn bei anderen Wettstreitern irgendwelche Stoppuhren oder was auch immer plötzlich piepsen. Für mich sind das nicht nur Piepstöne, da kommen mitunter noch Emotionen hoch, die ich sonst beim Weckerklingeln im frühen Morgen verspüre...und das bringt mich dann schon mehr aus dem Tritt.
Je mehr ich mich unter anderen Menschen befinden, desto mehr versuche ich mich natürlich zusammenzureißen und mir nicht so viel anmerken zu lassen. Das macht es aber auch erschöpfender.
Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber ich denke das bisherige sollte einen Eindruck vermitteln, oder?
Ich würde auf keinen Fall sagen, dass ich mehr wahrnehme als die meisten Menschen. Was ich sagen würde hingegen, ist, dass ich viel weniger Reize auf einmal vertragen kann als der Durchschnitt. Und so schirme ich mich von vielem ab und nehme dann weniger wahr.
Ich empfinde es, so wie es bei mir ist, definitiv mehr als nachteilhaft denn als vorteilhaft. Aber das ist ja abseits des Gedächtnissports nicht anders.
Der einzige Vorteil, der vielleicht damit zusammenhängt und mir bewusst ist, ist dass ich wohl ziemlich kreativ sein kann, was Phantasien/Ideen angeht(nicht im handwerklichen Sinne) - aber das kann ich im Gedächtnisport viel zu wenig einbringen. Anfangs habe ich es noch sehr eingebracht, aber je schneller ich wurde, desto mehr wurden kreative Bilder von minimalistischen Automatismen abgelöst. Wenn ich wirklich kreativ bin, dauert es viel länger und lenkt ab. Das ist nicht effizient genug.
